- Emirat Tiflis
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Kartlien (georgisch ქართლი/Kartli) ist eine historische Region Georgiens. Sie umfasst die heutigen georgischen Verwaltungsregionen Kwemo Kartlien (Nieder-Kartlien), Mzcheta-Mtianeti, Schida Kartlien (Inner-Kartlien), Tiflis und damit auch Südossetien.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Antike
In der Antike gehörte Kartlien zur Peripherie verschiedener Großreiche wie das von Urartu, den Assyrer und der Perser. Ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. gehörte es zum ostgeorgischen Staat Iberien. Dieser wurde 66 v. Chr. römischer Klientelstaat. Ab dem 3. Jahrhundert war Iberien immer wieder an den Kriegen zwischen Rom und Persien beteiligt, weshalb auch Kartlien mehrfach die Oberhoheit wechselte. Zuletzt war es mit ganz Iberien byzantinischer Vasall, bevor es von den Arabern erobert wurde.
Arabische Eroberung und Selbstständigkeit
Mitte des 7. Jahrhunderts wurde Iberien arabischer Vasall. Obwohl es kurzzeitig seine Selbstständigkeit zurückerlangen konnte und zwischen Byzanz und den Arabern umstritten war, konnte es sich nie längere Zeit von der Oberherrschaft des Kalifats befreien, da die Araber häufig Heereszüge nach Georgien unternahmen. Auch die Chasaren fielen mehrfach über den Kaukasus ein. 764 eroberten sie Tiflis.
Der Erismtawari in Tiflis, der die Zentralgewalt ausüben sollte, wurde durch den von den Arabern eingesetzten Emir und die ständigen Einfälle, die die Fürsten stärkten, immer schwächer. Als sein Amt zu Beginn des 9. Jahrhunderts von den Arabern abgeschafft wurde, lösten sich nach und nach viele Fürstentümer vom Emirat. Zuerst gingen Kachetien, Heretien und Tao-Klardsheti verloren, später auch Inner-Kartlien. Innerhalb Georgiens war das Emirat Tiflis daher sehr geschwächt.
Ab den 40er Jahren des 9. Jahrhunderts verstärkten sich die Unabhängigkeitsbestrebungen des Emirats gegenüber den Arabern. Dabei wurde es auch wieder von einigen Fürstentümern unterstützt, bosonders von Kachetien. So konnte sich Kartlien von dem Emirat lösen, stellte es doch sonst für Kachetien keine militärische Gefahr dar. Andere Staaten stellten sich gegen Kartlien, so konnte Tao-Klardsheti nach einem Krieg an der Seite des Kalifats 842 Inner-Kartlien für sich beanspruchen. Es fiel in den 60er Jahren an Egrisi-Abchasien. Etwa 10 Jahre bis 904 war es in der Hand dortiger Feudalherren und im Süden armenisch, wurde dann wieder abchasisch, kurzzeitig arabisch und auch Teil Tao-Klarshetiens. 924 wurde Inner-Kartlien erneut von den Abchasen besetzt.
908-914 unternahm der arabische Emir Abul-Kasim nochmals einen Kriegszug nach Georgien, bei dem Kartli schwer verwüstet wurde. In der Folgezeit gelang es Kachetien, sich kleinere Gebiete von Kartlien einzuverleiben. Kartlien beziehungsweise das Emirat von Tiflis war daraufhin nur noch ein kleiner Staat zwischen größeren, rivalisierenden Fürstentümern und Königreichen. Es bestand nur noch aus der Umgebung der Stadt Tiflis, der Nieder-Kartlien und dem Oberlauf der Kura. Die Emire von Rustawi und Dmanisi galten als Untergebene des kartlischen Emirs. Inner-Kartlien bald auch wieder von Egrisi-Abchasien unabhängig und hatte einen eigenen Eristawi.
Vereinigung Georgiens
In der zweiten Hälfte verschärfte sich erneut der Kampf um Kartlien, das als Kernland für die Vereinigung Georgiens wichtig war. Daher bat der Eristawi von Inner-Kartlien, Ioane Maruschisde, den König von Tao Dawit III. Inner-Kartlien zu besetzen oder es seinem Sohn Gagrat III.zu übereignen. Daraufhin besetzte jener Inner-Kartlien und Bagrat III. wurde König von Kartlien und bald darauf König des vereinigten Königreichs Georgien.
Das Emirat wurde daraufhin mehr und mehr von den umgebenden christlichen Staaten eingeschnürt. Zwar hatte Tiflis seine Bedeutung als Handelszentrum nicht verloren, war militärisch allen seinen Nachbarn unterlegen. 1068 verbündeten sich die Armenier, Kachetier, Seldschuken und das Emirat gegen das georgische Königreich. Nach einem gescheiterten Heereszug deren vereinigter Armee nach Westgeorgien zogen sie sich über Kartlien zurück. Dabei entzog der seldschukische Heerführer dem Emiren ihren Besitz und übergab ihn Fadlon, dem Herrscher von Gadlon. Bagrat IV. marschierte daraufhin gegen Tiflis, besiegte Fadlon und setzte den Emir wieder ein, der danach sein Vasall wurde. Die Seldschuken wurden so größtenteils aus Georgien herausgehalten.
Nach mehreren militärischen Niederlagen kam jedoch nach 1080 jedes Jahr die Türken nach Georgien, um ihre Vieh zu weiden und zu plündern, dies betraf auch Kartlien. Auch nachdem der georgische König 1083 kapitulierte, zogen die Türken weiter plündernd durchs Land. Die Wirtschaft und Verwaltung brach weitgehend zusammen. Das Emirat gewann dadurch mehr Selbstständigkeit zurück, verlor aber Nieder-Kartlien an die Seldschuken. Erst mit König Dawit IV. besserte sich die Lage. Er vermochte durch Ausnutzen der Schwäche der Seldschuken nach dem ersten Kreuzzug Inner-Kartlien ganz wieder zurückerobern. 1110 gelang es den Georgiern, auch große Teile des Emirats von Tiflis einzunehmen, bis auf das östliche Nieder-Kartlien. 1115 bis 1125 konnte auch der Rest Kartliens mit dem Königreich Georgien vereinigt werden.
Mongolische Eroberung
Nachdem die Mongolen im Winter 1220 überraschend von der Wolga nach Süden zogen, streiften sie das erste Mal Georgien und besiegten ein Heer von 10000 Mann, hielten sich aber nicht länger auf. 1221 drangen sie bis Tiflis vor, blieben aber wieder nicht in Georgien, jedoch fiel Tiflis 1226 an die Choresmier, die es nach einer Rückeroberung 1227 erneut einnahmen. 1231 fielen die Mongolen erneut in Georgien ein und eroberten auch Kartlien. Von 1386 bis 1402 gehörte Kartlien zum zentralasiatischen Reich Timur Langs.
Unabhängigkeit und russische Annexion
Im 15. Jahrhundert wurde Kartlien erneut unabhängig. Es litt in der Folgezeit oft unter persischen Invasionen. Das änderte sich auch nach der Vereinigung mit Kachetien 1762 nicht. 1795 marschierten die Perser unter Schah Aga Mohammed Khan (georgisch Aga Mohammed Chan Irakli) in Georgien ein. Nach der Schlacht von Krtsanisi eroberte er Kartlien und verschleppte 22.000 Menschen in die Sklaverei.
1783 schloss Kartlien-Kachetien einen Schutzvertrag mit Russland. 1801 wurde Kartlien-Kachetien per Dekret des Zaren annektiert und sein Königshaus entthront. Es wurde Teil des Gouvernements Tiflis (russisch: Tiflisskaja Gubernija).
20. Jahrhundert
Von 1918 bis 1921 gehörte Kartlien zur Demokratischen Republik Georgien, von 1922 bis 1936 zur Transkaukasische SFSR und von 1936 bis 1991 der Georgischen SSR 1936-1991. Seit 1991 ist es Teil des Staates Georgien.
Literatur
- Gertrud Pätsch (Hrsg.): Das Leben Kartlis. Eine Chronik aus Georgien. 300 – 1200. Dietrich, Leipzig 1985
- Constantine B. Lerner (Hrsg.): The wellspring of Georgian historiography : the early medieval historical chronicle The conversion of Kartli and The life of St. Nino, Bennett & Bloom, London 2004, ISBN 1-898948-65-8
- Roin Metreveli: David der Erbauer. Tbilisi 1990, ISBN 5-505-01428-3
- Ronald Grigor Suny: The Making of the Georgian Nation. I.B. Tauris & Co Ltd Publishers, London 1989, ISBN 1-85043-120-5
- David M. Lang: The last years of the Georgian monarchy: 1658-1832. Columbia University Press, New York 1957
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