Endovenöse Radiofrequenztherapie

Endovenöse Radiofrequenztherapie

Die endovenöse Radiofrequenztherapie ist eine minimal-invasive bzw. operationsersetzende Methode zur Behandlung von Krampfadern.

Inhaltsverzeichnis

Vorgehen

Die Methode ist ähnlich der endovenösen Lasertherapie. Die gewollte Schädigung der krankhaften Vene geschieht hier durch Anwendung von Wärme mittels Radiowellen. Hierzu wird im Bereich des Unterschenkels eine Punktion der Haut durchgeführt. Es wird eine Sonde (2-3 mm) in die Stammvene eingebracht und nach oben bis in die Leiste bzw. die Kniekehle vorgeschoben. Ist die Sonde auf diese Weise platziert, wird am oberen Ende der Sonde, die jetzt in der Vene liegt, die Radiowellen-Energie auf die Venenwand appliziert. Die Radiowellen erhitzten die Innenwand der Krampfader auf ca. 120 °C und verschließen sie. Beim Zurückziehen der Sonde durch die Stammvene von oben nach unten wird die Krampfader innerlich erhitzt und schrumpft. Der gesamte Vorgang dauert etwa drei Minuten.

Die behandelte Vene verklebt nach der Behandlung, wodurch sich die Vene verschließt und der krankhafte Rückfluss des venösen Blutes (Reflux) vermieden wird. Die verschlossene Vene verhärtet sich zunächst, bildet sich im Verlauf einiger Monate komplett zurück und wird vom Körper abgebaut. Die endovenöse Radiofrequenztherapie wird ambulant unter lokaler Anästhesie durchgeführt. Normalerweise kann der Patient seine gewohnte Tätigkeit unmittelbar nach dem Eingriff wieder aufnehmen.

Geschichte

Die endovenöse Radiofrequenztherapie wurde ursprünglich von A. C. Sztankay praktiziert und 1984 publiziert. Die elektrische Verödung der Krampfadern wurde mit Hilfe von diathermischem Hochfrequenzstrom an gut selektiertem Patientengut durchgeführt. Bei 90 Prozent der so behandelten Patienten wurde ein gutes Resultat erzielt. Der besondere Vorteil der Methode liegt in der völligen Entleerung der Vene, die die Stichinzisionen überflüssig machen und in der Komplikationsfreiheit der Prozedur.

Dagegen entsteht bei der chemischen Behandlung in der Vene als Reaktion auf das gespritzte Mittel eine Endothelreizung, eine sterile Phlebitis. Das im Lumen geronnene Blut („intravariköses Hämatom“) lagert in der Venenwand im perivenösen Bindegewebe Hämosiderin ein. Die durch die Ablagerung entstehende Hämosiderose kann eine auffallende Verfärbung der Haut verursachen. Diese Hämosiderose geht später in eine echte Pigmentablagerung über. Bei chemischen Verfahren sind Komplikationen möglich (Allergie, anaphylaktischer Schock, Gewebsinfiltration, -induration, bis hin zur Gewebsnekrose, Ulkus etc.). In extremen Umständen kann es auch zur Thrombose der tiefen Beinvenen oder Beckenvenen kommen.

Um diese Komplikationen zu vermeiden, wurde eine neue Methode entwickelt: die elektrische Verödung der Varizen. Dieses Vorgehen basiert auf der blutstillenden Wirkung des Hochfrequenzstromes. Eine in die zu verödende variköse Vene geführte Kanüle dient - nach schonender Isolierung der Haut - als Arbeitselektrode. Die breite neutrale Platte schließt den Stromkreis. Die intravasale Elektrode überträgt den Strom auf die Strömung und auf das Endothel. Das perivenöse Gewebe wird fast überhaupt nicht durchströmt, da das Blut(auch als Elektrolytlösung) - im Gegensatz zum perivenösen Bindegewebe den kleinsten elektrischen Widerstand leistet. Wir benützen eine Spezialkanüle,deren Schaft isoliert ist, nur an der Spitze metallisch, welche keinen elektrischen Kontakt mit der Haut und Unterhaut erlaubt. Beim Einschalten des Stromes kann der Patient dennoch Wärme verspüren; es empfiehlt sich daher, die Umgebung der Kanüle mit Anästhestika subkutan zu infiltrieren,unmittelbar nach der erfolgten Venenpunktion. Elektroverödung nicht bei Schrittmacherträgern.

Die endovenöse Radiofrequenztherapie wurde seit 1998 von dem kalifornischen Hersteller VNUS Medical Technologies, Inc unter dem Namen VNUS-Closure vermarktet. Etwa 2007 wurde sie von VNUS aufgrund der extrem langen Behandlungsdauer wieder verlassen und durch eine rein thermische Methode mit einem schlauchförmigen Heizdraht, der Closure-Fast-Methode ersetzt. Eine weiterentwickelte echte endovenöse Radiofrequenztherapie (RFITT) bietet seit Mitte 2007 die Firma Celon (100-prozentige Tochter von Olympus Medical) an. Diese Methode ist sehr schnell, erhitzt die Innenwände der Krampfadern nur auf niedrigere Temperaturen bis ca. 90 °C und ist daher sehr schonend und fast schmerzfrei für den Patienten. Es kommt auch zu fast keinen postoperativen Schmerzen mehr.

Quellen

  • Ärztliche Praxis: Die Zeitung des Arztes in Klinik und Praxis. XXXVI. Jahrgang, Nr. 94 (Seiten 2829/2830) vom 24. November 1984.
  • J. C. Ragg: Vergleich von Radiowelle und 810nm-Laser in der V. saphena desselben Patienten. Wiener Medizinische Wochenschrift, Suppl. 123/10, Abstracts Venalpina IV

Weblinks

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