- Engelbergbasistunnel
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Als Engelbergtunnel werden die Autobahntunnel Alter Engelbergtunnel und sein Nachfolgebauwerk, der Engelbergbasistunnel bezeichnet. Beide unterqueren im Zuge der Autobahn 81 Stuttgart–Heilbronn östlich von Leonberg den Engelberg.
Inhaltsverzeichnis
Alter Engelbergtunnel
Der erste Engelbergtunnel wurde am 5. November 1938 nach einer Bauzeit von drei Jahren dem Verkehr übergeben. Er war Teil der Reichsautobahn-Strecke 39. Mit einer Länge von 318 m und zwei Röhren war er der erste Autobahntunnel Deutschlands.[1]
Während des Zweiten Weltkriegs diente er ab 1944 als Fabrik der Messerschmitt AG. Aus dem KZ Natzweiler-Struthof im Elsass nach Leonberg herangeführte Zwangsarbeiter montierten in zwölf- bis achtzehnstündigen Schichten Flugzeugtragflächen für die Me 262. Zu diesem Zweck wurde eine Zwischendecke eingezogen, um die Produktionsfläche auf 11.000 m² zu vergrößern. Von den etwa 3.000 Zwangsarbeitern des KZ Leonberg starben 374. Kurz vor Kriegsende wurden die Maschinen demontiert und die Röhren gesprengt.
Von 1946 bis 1950 wurde die erste Röhre wiederhergestellt, 1960 und 1961 die zweite.
Nach der Inbetriebnahme des Nachfolgebauwerks sind vorerst das westliche Südportal und die Weströhre des alten Tunnels erhalten geblieben. Während die Oströhre vollständig mit Abraum des Tunnelneubaus verfüllt wurde, übertrug der Bund die Weströhre der Stadt Leonberg, die sich die Option für eine Umgehungsstraße durch den Tunnel offen halten wollte. Das westliche Südportal wurde in eine Stätte zum Gedenken an das Konzentrationslager einbezogen, alle anderen Portale wurden mit Erdreich bedeckt. Der alte Autobahnabschnitt wurde renaturiert.
Nachdem im Oktober 2004 durch das Regierungspräsidium Stuttgart Bedenken an der Stabilität des Tunnelgewölbes laut wurden, wurden im Mai 2006 beide Röhren für eine Begutachtung geöffnet. Da Fachleute den beiden Tunnels eine mangelnde Stabilität bescheinigten, wurde am 8. Oktober 2007 mit den Bauarbeiten zur kompletten Verfüllung und Verpressung des alten Engelbergtunnels begonnen. Ein rund 20 m langes Teilstück der Weströhre am Südportal soll als Teil der Gedenkstätte erhalten bleiben. Die Kosten hierfür betragen voraussichtlich rund 1 Mio. €, die Arbeiten wurden im Frühjahr 2008 beendet.[2][3][4]
Engelbergbasistunnel
Der alte Tunnel mit je zwei Fahrstreifen (ohne Standspur) war seit längerem ein Hindernis insbesondere für den Schwerlastverkehr. Das Problem war weniger die Zweispurigkeit, sondern die Steigung der Zufahrtsrampen. Auf der rechten Spur der Nordrampe mit einer Steigung von sechs Prozent stauten sich permanent die LKWs bzw. krochen hinter langsamen Fahrzeugen bergauf. 1999 wurde er ersetzt durch die erste Röhre des neuen dreispurigen Engelbergbasistunnel, dessen Zufahrten praktisch ebenerdig sind und zudem wie die dreispurige A81 bis Heilbronn über eine Standspur verfügen. Die beiden Tunnelröhren sind jeweils 2.530 Meter lang. Tunnelsender bewirken, dass Empfang von Radio und Mobilfunk gewährleistet bleibt.
Das Projekt kostete einschließlich einer Kostensteigerung von 40 % etwa 435 Mio. € und wurde privat vorfinanziert. Das Land Baden-Württemberg wird inklusive Zinsen 720 Mio. € zurückzahlen müssen. Die hohen Kosten für dieses Finanzierungsmodell und die hieraus resultierenden Einschränkungen für andere Bauvorhaben haben viel Kritik hervorgerufen.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Leonberger Kreiszeitung vom 7., 10. und 16. November 2007
- ↑ Agenda 21 Leonberg: Stadt will die alten Tunnels doch schließen
- ↑ Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Baden-Württemberg vom 3. Mai 2006
- ↑ Stuttgarter Nachrichten vom 5. Oktober 2007
48.8036111111119.0381944444445Koordinaten: 48° 48′ 13″ N, 9° 2′ 18″ O
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