Enigma-Walzen

Enigma-Walzen
Der Walzensatz der ENIGMA I besteht aus drei rotierenden Walzen und der Umkehrwalze B (links)

Im Zweiten Weltkrieg benutzte die deutsche Wehrmacht zur Verschlüsselung ihres geheimen Nachrichtenverkehrs die Rotor-Schlüsselmaschine ENIGMA. Das Herzstück der Maschine stellt ein Walzensatz dar, der aus einer Eintrittswalze (ETW), modellabhängig drei oder vier während des Verschlüsselungsvorgangs sich drehenden Walzen (Rotoren) sowie einer Umkehrwalze (UKW) besteht. Walzen und Umkehrwalze wurden in der Regel nach Vorgabe einer (damals) geheimen „Schlüsseltafel“ aus einem etwas größeren Sortiment ausgewählt und in die Maschine eingesetzt.

Entscheidend für die kryptographische Sicherheit der Maschine gegen unbefugte Entzifferung war die Geheimhaltung der inneren Verdrahtung der Walzen.

Inhaltsverzeichnis

Walzenverdrahtung

Die Walzen der an die Schweiz gelieferten ENIGMA K hatten eine besondere Verdrahtung
Die ENIGMA T („Tirpitz“) verfügt über eine setzbare UKW

Die folgende Tabelle listet die interne Verdrahtung der Walzen der unterschiedlichen Modelle der Schlüsselmaschine ENIGMA auf (Abkürzungen: ETW = Eintrittswalze, UKW = Umkehrwalze). Beim Modellnamen ist zusätzlich der Deckname wie „Rocket“ (deutsch: „Rakete“ nach der Dampflokomotive The Rocket ) oder „Shark“ (deutsch: „Hai“) angegeben, den die britischen Codeknacker in Bletchley Park dem deutschen Verschlüsselungsverfahren gaben.

Walzenverdrahtung
Walze ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ Einführungsdatum Modellname
I (C) [DMTWSILRUYQNKFEJCAZBPGXOHV] 1924 Kommerzielle Enigma A und B
II (C) [HQZGPJTMOBLNCIFDYAWVEUSRXL] 1924 Kommerzielle Enigma A und B
III (C) [UQNTLSZFMREHDPLKIBVYGJCWGA] 1924 Kommerzielle Enigma A und B
Walze ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ Einführungsdatum Modellname
ETW (D) JWULCMNOHPQZYXIRADKEGVBTSF Kommerzielle Enigma D
I (D) LPGSZMHAEOQKVXRFYBUTNICJDW Kommerzielle Enigma D
II (D) SLVGBTFXJQOHEWIRZYAMKPCNDU Kommerzielle Enigma D
III (D) CJGDPSHKTURAWZXFMYNQOBVLIE Kommerzielle Enigma D
UKW (D) IMETCGFRAYSQBZXWLHKDVUPOJN Kommerzielle Enigma D
Walze ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ Einführungsdatum Modellname
ETW QWERTZUIOASDFGHJKPYXCVBNML 7. Februar 1941 -
I JGDQOXUSCAMIFRVTPNEWKBLZYH 7. Februar 1941 Reichsbahn („Rocket“)
II NTZPSFBOKMWRCJDIVLAEYUXHGQ 7. Februar 1941 Reichsbahn („Rocket“)
III JVIUBHTCDYAKEQZPOSGXNRMWFL 7. Februar 1941 Reichsbahn („Rocket“)
UKW QYHOGNECVPUZTFDJAXWMKISRBL 7. Februar 1941 Reichsbahn („Rocket“)
Walze ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ Einführungsdatum Modellname
ETW ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ 1930 Enigma I
I EKMFLGDQVZNTOWYHXUSPAIBRCJ 1930 Enigma I
II AJDKSIRUXBLHWTMCQGZNPYFVOE 1930 Enigma I
III BDFHJLCPRTXVZNYEIWGAKMUSQO 1930 Enigma I
IV ESOVPZJAYQUIRHXLNFTGKDCMWB 15. Dezember 1938 M3 (Heer)
V VZBRGITYUPSDNHLXAWMJQOFECK 15. Dezember 1938 M3 (Heer)
VI JPGVOUMFYQBENHZRDKASXLICTW 1939 M3 und M4 der Kriegsmarine (Feb. 1942)
VII NZJHGRCXMYSWBOUFAIVLPEKQDT 1939 M3 und M4 der Kriegsmarine (Feb. 1942)
VIII FKQHTLXOCBJSPDZRAMEWNIUYGV 1939 M3 und M4 der Kriegsmarine (Feb. 1942)
UKW A EJMZALYXVBWFCRQUONTSPIKHGD
UKW B YRUHQSLDPXNGOKMIEBFZCWVJAT 2. November 1937
UKW C FVPJIAOYEDRZXWGCTKUQSBNMHL 1940/41
Walze ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ Einführungsdatum Modellname
ETW ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ M4 („Shark“)
Beta LEYJVCNIXWPBQMDRTAKZGFUHOS 1. Februar 1942 M4 („Shark“)
Gamma FSOKANUERHMBTIYCWLQPZXVGJD 1. Juli 1943 M4 („Shark“)
UKW B „dünn“ ENKQAUYWJICOPBLMDXZVFTHRGS 1. Februar 1942 M4 („Shark“)
UKW C „dünn“ RDOBJNTKVEHMLFCWZAXGYIPSUQ 1. Juli 1943 M4 („Shark“)
Walze ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ Einführungsdatum Modellname
ETW (K) QWERTZUIOASDFGHJKPYXCVBNML Februar 1939 Schweizer K-Modell
I (K) PEZUOHXSCVFMTBGLRINQJWAYDK Februar 1939 Schweizer K-Modell
II (K) ZOUESYDKFWPCIQXHMVBLGNJRAT Februar 1939 Schweizer K-Modell
III (K) EHRVXGAOBQUSIMZFLYNWKTPDJC Februar 1939 Schweizer K-Modell
UKW (K) IMETCGFRAYSQBZXWLHKDVUPOJN Februar 1939 Schweizer K-Modell
Walze ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ Einführungsdatum Modellname
ETW (T) KZROUQHYAIGBLWVSTDXFPNMCJE 1943 Tirpitz
I (T) KPTYUELOCVGRFQDANJMBSWHZXI 1943 Tirpitz
II (T) UPHZLWEQMTDJXCAKSOIGVBYFNR 1943 Tirpitz
III (T) QUDLYRFEKONVZAXWHMGPJBSICT 1943 Tirpitz
IV (T) CIWTBKXNRESPFLYDAGVHQUOJZM 1943 Tirpitz
V (T) UAXGISNJBVERDYLFZWTPCKOHMQ 1943 Tirpitz
VI (T) XFUZGALVHCNYSEWQTDMRBKPIOJ 1943 Tirpitz
VII (T) BJVFTXPLNAYOZIKWGDQERUCHSM 1943 Tirpitz
VIII (T) YMTPNZHWKODAJXELUQVGCBISFR 1943 Tirpitz
UKW (T) GEKPBTAUMOCNILJDXZYFHWVQSR 1943 Tirpitz
Walze ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ Einführungsdatum Modellname
ETW (G) QWERTZUIOASDFGHJKPYXCVBNML Abwehr (G)
I (G) DMTWSILRUYQNKFEJCAZBPGXOHV Abwehr (G)
II (G) HQZGPJTMOBLNCIFDYAWVEUSRKX Abwehr (G)
III (G) UQNTLSZFMREHDPXKIBVYGJCWOA Abwehr (G)
UKW (G) RULQMZJSYGOCETKWDAHNBXPVIF Abwehr (G)

Übertragskerben

Walzensatz: Links unten ist eine Übertragskerbe zu erkennen

Abhängig von der Position der Übertragskerbe, die sich bei den verschiedenen Walzen an unterschiedlichen Stellen befindet, dreht sich die im Walzensatz jeweils links benachbarte Walze genau dann um eine Position weiter (Walzenübertrag), wenn im Walzenfenster der rechts davon befindlichen Walze ein ganz bestimmter Buchstabe erscheint. Für die Walzen I bis V hatten sich die Codeknacker in Bletchley Park den (sprachlich unsinnigen) Merkspruch „Royal Flags Wave Kings Above“ gebildet, der in dieser Reihenfolge den jeweiligen Buchstaben nennt, der stets im Sichtfenster erscheint, nachdem ein Übertrag auf die nächste Walze erfolgt ist.

Übertragskerben
Walze Übertragskerbe Übertrag
I Q Der Übertrag erfolgt, wenn diese Walze sich von Q auf R fortdreht
II E Der Übertrag erfolgt, wenn diese Walze sich von E auf F fortdreht
III V Der Übertrag erfolgt, wenn diese Walze sich von V auf W fortdreht
IV J Der Übertrag erfolgt, wenn diese Walze sich von J auf K fortdreht
V Z Der Übertrag erfolgt, wenn diese Walze sich von Z auf A fortdreht
VI, VII, VIII Z+M Der Übertrag geschieht beim Übergang von Z auf A und von M auf N
ENIGMA-T („Tirpitz“) Der Übertrag erfolgt beim Übergang vom angegebenen auf den alphabetisch darauf folgenden Buchstaben
I (T) E,K,Q,W,Z 5 Übertragskerben
II (T) F,L,R,W,Z 5 Übertragskerben
III (T) E,K,Q,W,Z 5 Übertragskerben
IV (T) F,L,R,W,Z 5 Übertragskerben
V (T) C,F,K,R,Y 5 Übertragskerben
VI (T) E,I,M,Q,X 5 Übertragskerben
VII (T) C,F,K,R,Y 5 Übertragskerben
VIII (T) E,I,M,Q,X 5 Übertragskerben
Abwehr-ENIGMA (G) Der Übertrag erfolgt beim Übergang vom angegebenen auf den alphabetisch darauf folgenden Buchstaben
I (G) A,B,C,E,F,G,I,K,L,O,P,Q,S,U,V,W,Z 17 Übertragskerben
II (G) A,C,D,F,G,H,K,M,N,Q,S,T,V,Y,Z 15 Übertragskerben
III (G) A,E,F,H,K,M,N,R,U,W,X 11 Übertragskerben

Siehe auch

Literatur

Weblinks


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