Enkaustik

Enkaustik
Mumienporträt
Punisches Ei von Villaricos
Ein spontanes Werk mit 2 Wachsen und einem Maleisen
Diese Enkaustik-Arbeiten wurden ausschließlich mit dem Maleisen und der Heißluftpistole gemacht. Es ging dabei um Experimente mit Farbverläufen.

Die Enkaustik ist eine künstlerische Maltechnik, bei der in Wachs gebundene Farbpigmente heiß auf den Maluntergrund aufgetragen werden. Die Technik hat eine deutlich längere Tradition als die der Ölmalerei. Sie erlebte ihre Blütezeit in der Kunst der griechisch-römischen Antike. In der Vorstellung der Künstler wurden die eigenen materialisierten Gedanken mit Feuer unvergänglich auf der Malfläche eingebrannt.

Auch das Wort Enkaustik wird bereits seit mehr als zweieinhalb Jahrtausenden verwendet und leitet sich von dem griechischen Wort enkauston, "eingebrannt", ab, dieses wiederum von enkaio, "einbrennen".

Während heute elektrisch geheizte Malgeräte verwendet werden, wurden in der griechischen Antike entweder kalte Farben mit heißen Spachteln, den über glühenden Kohlenbecken erhitzten „cauteria“, aufgetragen und anschließend durch Hitzeeinstrahlung (durch glühendes Eisen) eingebrannt oder heißflüssig auf Stein, Holz oder Elfenbein aufgebracht. Als Wachse wurden geschmolzenes Bienenwachs mit oder ohne Zusatz von trocknendem Öl (Nussöl) verwendet, die Farbpigmente wurden zumeist importiert aus Ägypten und dem Sudan.

Die Enkaustik war in ihrer Handhabung für die damaligen Künstler eine sehr aufwendige Technik, jedoch ermöglichte gerade sie die Blüte der antiken griechischen Malerei. In der Spätantike wurde sie von anderen Maltechniken abgelöst und geriet etwa im 6. Jahrhundert n. Chr. in Vergessenheit. Erhalten geblieben sind die berühmten ägyptischen Mumienporträts, die noch heute eine einmalige Leuchtkraft und Frische zeigen. Auch einige wenige sehr alte christliche Ikonen in Enkaustik-Technik sind erhalten geblieben, beispielsweise im Katharinenkloster auf dem Sinai oder die Maria Advocata in Rom. Die meisten enkaustisch gemalten Ikonen dagegen fielen dem Bilderstreit zum Opfer. In späterer Zeit wurde für Ikonen Eitempera statt Enkaustik verwendet. Hervorragende Zeugnisse der Enkaustik sind die berühmten ägyptischen Mumienporträts im Britischen Museum in London und dem Ägyptischen Museum in Kairo, Wandmalereien in Pompeji und in der Neuen Pinakothek in München. Selbst an der Trajanssäule in Rom wurden Spuren von Enkaustik entdeckt.

Erst das wieder aufgeflammte Interesse der frühen Neuzeit an antiker Kunst und antiken Kulturen weckte die Aufmerksamkeit der Künstler und Forscher für diese lang vergessene Maltechnik. Da die Ölbilder der alten Meister unweigerlich durch Abdunkeln und Schwundrisse verloren zu gehen drohen, war man geradezu fasziniert von der Langlebigkeit der Enkaustik-Gemälde. Zahlreiche Forscher versuchten, aus den wenigen erhaltenen literarischen Quellen das Geheimnis der Wachstechnik zu lüften. Heftige Meinungsverschiedenheiten entstanden - dabei rankten sich die Diskussionen um das legendäre Punische Wachs, welches jedoch nicht zwingend das Bindemittel der antiken Enkaustik gewesen sein muss. Letztendlich wird die Enkaustik-Kunst nie mehr richtig erforscht werden können, zu sehr ist sie im Dunkel der Vergangenheit verschwunden. Geheimnisvoll klingt die alte Rezeptur, nach der das sagenumwobene Wachs im Meerwasser gekocht wurde und anschließend der Einwirkung von Sonne und Mond ausgesetzt. Durch das Auskochen des Bienenwachses in Salzwasser wird das Wachs von nahezu allen im natürlichen Bienenwachs enthaltenen Verunreinigungen befreit, wodurch es zum einen härter, aber auch spröder wird. Dieser Entzug nicht wachsener Bestandteile bewirkt zum anderen ein Bleichen des Wachses.

Im 20. Jahrhundert haben international bedeutende Künstler wie Jasper Johns, Fernando Leal Audirac, Christine Hahn, Robert Geveke,Martin Assig oder Norimichi Akagi mit Enkaustik Werke geschaffen.

Weblinks

 Commons: Enkaustik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Working with Encaustic wax paintings (images and text, in English).

Literatur

  • C. Heinrich Wunderlich: Enkaustische Maltechniken. Ein Versuch zur Rekonstruktion anhand von Quellen. Restauro 2/2000, München, S. 110-115.

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