- Enkulturation
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Unter Enkulturation, einem Lehnwort aus dem Englischen ("in eine Kultur einbinden") versteht man den Teil des Sozialisationsprozesses, der das unmerkliche Hereinwachsen in die jeweilige eigene Kultur vom zunächst neutralen und kulturfreien Neugeborenen bis hin zum kulturell integrierten Erwachsenen bewirkt. Enkulturation beinhaltet die automatische, nicht durch intentionale Erziehung gesteuerte Verinnerlichung einer Kultur und das bewusste geplante Hineinwachsen in Form der Erziehung als Enkulturationshilfe und grenzt sich somit von der Akkulturation ab.
Der englische Ethnologe Nigel Barley vergleicht das Ergebnis der Enkulturation, die eigene Kulturhaftigkeit, mit unseren Füßen:
„Wir sehen sie nicht, weil sie genau unter unsern Bierbauch sind und wir gewohnt sind, die Welt ohne sie zu betrachten. Wenn wir sie überhaupt wahrnehmen, sehen wir sie als Teil der Welt. Die Kultur der anderen indes ist, wie die Füße unter ihren Bierbäuchen, offenkundig und bietet sich für unvoreingenommene und langwierige Forschungen und Vergleiche an.[1]“
– Nigel Barley
Die Unmerklichkeit und Unreflektiertheit des Kulturerwerbs und die nur im Kontrast zu anderen, fremden Kulturen erfahrbare eigene Kulturhaftigkeit führen häufig dazu, die eigene Kultur für normal, natürlich oder gottgegeben zu halten. Interkulturelles Lernen, Auslandserfahrungen, multi-kulturelle Begegnungen sind daher wichtige Ansätze und Möglichkeiten, Kultur-Zentriertheit, Ethnozentrismus, Rassismus und Nationalismus entgegenzuwirken.
Siehe auch
Literatur
- Werner Schiffauer (Hsg), Gerd Baumann (Hsg), Riva Kastoryano (Hsg), Steven Vertovec (Hsg): Civil Enculturation: Nation-state, Schools And Ethnic Difference in Four European Countries. Berghahn Books 2006. ISBN 1-57181-595-3 (engl.)
- Göran Therborn: Die Gesellschaften Europas 1945-2000. Ein soziologischer Vergleich, Campus Verlag, Frankfurt/New York, 2000 (s. Teil IV: Enkulturationen, S. 236-314)
Einzelnachweise
- ↑ Nigel Barley: Traurige Insulaner. Als Ethnologe bei den Engländern. Stuttgart 1999, S. 9, ISBN 3-423-12664-7.
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