- Ensanche
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Die moderne Planstadt Eixample ([əˈʃamplə], katalanisch für Erweiterung) ist ein Stadtteil Barcelonas, welcher für seine quadratischen Häuserblocks mit den abgeschrägten Ecken (Chaflanes) und den vielen modernistischen Bauten bekannt ist.
Entstehungsgeschichte
Mitte des 19. Jahrhunderts machen die Enge der immer noch von Mauern umgebenen Stadt Barcelona und eine Welle von Immigranten die Lebensverhältnisse der Bewohner unerträglich. Die Missstände werden von verschiedenen Wissenschaftlern und Politikern angeprangert, der Abriss der längst obsolet erscheinenden Stadtmauern und eine den Erkenntnissen der Zeit angepasste Erweiterung und der Umbau der bestehenden Stadtviertel gefordert.
Auch die Zentralregierung in Madrid und die Stadtverwaltung Barcelonas erkennen die Notwendigkeit des Eingreifens und verständigen sich auf den Bau einer Stadterweiterung Richtung Collserola. Der katalanische Architekt und Baumeister Ildefons Cerdà stellt 1855 ein erstes Planwerk dazu in Madrid vor. Dieser schafft es 1859 eine staatliche Genehmigung für sein Projekt des Eixample zu erhalten, die 1860 endgültig offiziell bestätigt wird. Somit ist zwar die physische Struktur der Erweiterung Barcelonas festgelegt, aber im Bemühen Madrids, mit der Stadtverwaltung Barcelonas zu einem Einverständnis über die Planung und Ausführung zu kommen, werden viele der Vorschläge Cerdàs hinsichtlich Gestaltung, Nutzung und ökonomischer Verwertung der Parzellen und Gebäude in der praktischen Umsetzung nicht mehr berücksichtigt.
Cerdàs „Plano de los Alrededores de la Ciudad de Barcelona y Proyecto de su Reforma y Ensanche“ (Plan der Umgebung der Stadt Barcelona und Projekt zu ihrer Sanierung und Erweiterung) sieht einmal die rasterförmige Erweiterung der Stadt in Richtung der Berge unter Eingemeindung mehrerer kleiner Dörfer vor. Die quadratischen Blocks mit abgeschrägten Ecken haben eine Kantenlänge von 113 m und werden unterteilt von 20 m breiten Straßen. Vorgesehen sind vier Magistralen, die eine Breite von 50 m haben sollen: die Gran Via, die das Eixample horizontal teilt und die beiden Flussbereiche des Llobregat und Besòs miteinander verbindet; die Avinguda Diagonal, die eine diagonale Verbindung von den Bergen des Collserola kommend bis zum Meer schafft; die Avinguda Meridiana, die senkrecht zur Diagonal den Nordosten erschließt und in ihrer Verlängerung bis zum Hafen führt; und schließlich die Achse der Avinguda Paral·lel, die entlang des Fußes von Montjuïc und in etwa parallel zur Diagonal den nordwestlichen Teil des Eixample an das alte Zentrum anbindet.
Die alten Stadtviertel sollen ebenfalls erneuert werden, u.a. durch die Anlage neuer Straßen, die Breschen in die vorhandenen Strukturen schlagen. Die Vernetzung des Eixample mit der Altstadt bleibt in dem Entwurf problematisch und wird später vom – im Wettbewerb um den besten Entwurf zur Stadterweiterung noch unterlegenen – Stadtarchitekten Rovira i Trias durch einen Ringboulevard mit mehreren Plätzen gelöst.
Die Blocks in Cerdàs Konzept sollen nur an maximal zwei Seiten, bis höchstens 50 Prozent und bis zu fünf Stockwerken (d.h. bis zu einer Höhe von 16 m) bebaut werden, in ihrer Mitte sieht er Grünflächen vor. Als Bebauungsformen für Wohnblocks schlägt er zwei Varianten vor: eine Bebauung in Form eines L, wobei jeweils vier Blocks ein größeres Ensemble mit einem großen Park zwischen ihnen bilden; eine Bebauung mit zwei parallelen Gebäuden und einer zu beiden Seiten offenen Freifläche. Einzelne Blocks hält er für Parks, öffentliche Gebäude und Infrastruktureinrichtungen frei, allerdings weist Cerdà keine Bereiche für Industrie und Gewerbe aus.
Ökonomisch begründet er seinen Plan mit der Möglichkeit des preiswerten Erwerbs von Agrarland und schlägt eine Beteiligung der privaten Bauherren an den Erschließungskosten vor, außerdem forscht er auch in Richtung Standardisierung von Bauteilen, um die Konstruktionskosten senken zu können.
Seine Idee einer großzügigen, luft- und lichtdurchlässigen, grünen Stadt wird allerdings von Anfang an nicht umgesetzt, Bodenspekulation führt zu viel höheren Bebauungsdichten als vorgesehen, die grünen Innenhöfe bleiben Vision. Bei den Einwohnern Barcelonas ist die Stadterweiterung wegen ihrer geraden Linien und ihrer Gleichförmigkeit zunächst wenig geschätzt, und in Europa orientieren sich die Städtebauer eher an den Umgestaltungen, die Georges Haussmann in Paris durchführte.
Bekannte Gebäude dieses Viertels sind die Casa Milà und die Casa Batlló am Passeig de Gràcia von Antoni Gaudí. Sie gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.
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