- 1860
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Dai-Kalender (Vietnam) 1222/23 (Jahreswechsel April) Iranischer Kalender 1238/39 (um den 21. März) Islamischer Kalender 1276/77 (19./20. Juli) Jüdischer Kalender 5620/21 (16./17. September) Koptischer Kalender 1576/77 (10./11. September) Malayalam-Kalender 1035/36 Rumi-Kalender (Osmanisches Reich) 1275/76 (1. März) Seleukidische Ära Babylon: 2170/71 (Jahreswechsel April) Syrien: 2171/72 (Jahreswechsel Oktober)
Das Jahr 1860 wird zum entscheidenden Jahr des italienischen Risorgimento. Nachdem es schon in den Jahren zuvor zu vergeblichen Einigungsversuchen auf der italienischen Halbinsel gekommen ist, schifft sich am 5. Mai der sogenannte „Zug der Tausend“ unter der Führung von Giuseppe Garibaldi in Quarto bei Genua in Richtung Sizilien ein. Garibaldis Truppen, genannt „Rothemden“, besiegen in mehreren Schlachten die Truppen des Königreichs Neapel und dringen dabei immer weiter nach Norden vor. Am 26. Oktober trifft Garibaldi schließlich in der Nähe von Neapel auf Viktor Emanuel II., den König von Piemont-Sardinien, nachdem dieser bereits große Teile des bisherigen Kirchenstaats annektiert hat. In diesem Treffen verzichtet Garibaldi zugunsten Viktor Emanuels auf die Macht im neuen Staat Italien.
In den Vereinigten Staaten zeichnet sich eine gegenteilige Entwicklung ab. Bei der Präsidentschaftswahl wird nach der Spaltung der Demokratischen Partei mit Abraham Lincoln erstmals ein Republikaner zum Präsidenten gewählt. Obwohl Lincoln im Wahlkampf immer betont hat, die Entscheidung über die Sklaverei sei Sache der Einzelstaaten, wird er als entschiedener Gegner der Sklaverei wahrgenommen und ist für die sklavenhaltenden Südstaaten aus diesem Grund nicht als Präsident der Vereinigten Staaten akzeptabel. Bereits am 20. Dezember erklärt South Carolina als erster Bundesstaat seinen Austritt aus der Union. Im folgenden Jahr bricht dann der Sezessionskrieg aus.
Auch in mehreren lateinamerikanischen Ländern finden Bürgerkriege oder bürgerkriegsähnliche Kampfhandlungen statt. Während sie sich in Mexiko und Ecuador jedoch bereits ihrem Ende nähern, brechen sie in anderen Ländern wie Venezuela oder Kolumbien erst los.
China unterliegt im Zweiten Opiumkrieg nach vier Jahren den europäischen Mächten und muss die Pekinger Konvention ratifizieren, einen Ungleichen Vertrag, in dem den Siegern zahlreiche Vergünstigungen eingeräumt werden. Nach der Einnahme Pekings werden zahlreiche chinesische Kulturgüter von den Europäern zerstört. Der Spanisch-Marokkanische Krieg um die spanischen Besitzungen im Norden Afrikas wird fortgeführt und endet schließlich mit einem entscheidenden Sieg der Spanier. Und in Australien kommt es zwischen der Expedition von Burke und Wills und John McDouall Stuart zu einem Wettlauf beim Versuch, den Kontinent von Süden nach Norden zu durchqueren.
Ereignisse
Siehe auch: Kategorie:1860Politik und Weltgeschehen
Risorgimento in Italien
Zu Beginn des Jahres 1860 befindet sich Italien nach wie vor in einem Zustand der politischen Zersplitterung. Im Süden der Halbinsel befindet sich das Königreich beider Sizilien, das seit 1816 aus der Insel Sizilien und dem ehemaligen Königreich Neapel besteht und von Franz II., einem Abkömmling einer Seitenlinie des Hauses Bourbon, beherrscht wird. Nördlich davon liegt der Kirchenstaat unter der Herrschaft von Papst Pius IX., der im Vorjahr die italienische Einigung in einer Enzyklika scharf kritisiert hat. Der Norden Italiens besteht aus mehreren Herzogtümern, die sich trotz der Niederlage der Österreicher im Sardinischen Krieg zum Großteil immer noch in habsburgischer Hand befinden. Nur die Lombardei konnte nach dem Frieden von Zürich für das Königreich Sardinien-Piemont gewonnen werden.
Auf Betreiben des Ministerpräsidenten von Sardinien-Piemont, Graf Camillo Benso von Cavour, werden im März Volksabstimmungen im Großherzogtum Toskana, dem Herzogtum Modena, dem Herzogtum Parma, in Piacenza, Bologna und weiteren Gebieten der Emilia-Romagna über den Anschluss an das Königreich Sardinien abgehalten, die alle - wohl auch, weil nur bestimmte Bevölkerungsteile zur Abstimmung zugelassen sind - zugunsten eines Anschlusses an das Haus Savoyen unter Viktor Emanuel II. ausgehen. Der französische Kaiser Napoleon III. anerkennt die Ergebnisse, wofür er von Sardinien im Vertrag von Turin Savoyen und die Grafschaft Nizza übertragen bekommt.
Erzürnt über diese Vorgangsweise, den Verkauf seiner Heimatstadt Nizza an Frankreich und den zögerlich-pragmatischen Zugang Cavours beschließt der Republikaner Giuseppe Garibaldi, die italienische Einigung selbst in die Hand zu nehmen. Am 5. Mai schifft sich - von Sardinien und Großbritannien heimlich unterstützt - unter seiner Führung in Quarto al Mare bei Genua der sogenannte „Zug der Tausend“, wegen ihrer Uniformierung auch „Rothemden“ genannt, in Richtung Sizilien ein, mit dem Ziel, die Einheit Italiens zu erkämpfen. Der genuesische Stadtteil wird später zu Ehren dieses Ereignisses in Quarto dei Mille umbenannt. Mit den beiden von der sardinischen Regierung gecharterten Handelsschiffen Lombardo und der Piemonte fahren sie zunächst nach Talamone und Porto Santo Stefano in der Toskana, wo sie Proviant, Waffen und Kohle erhalten und auf diese Weise auch der neapolitanischen Flotte ausweichen. Am 11. Mai landen die Rothemden schließlich unter dem Schutz zweier britischer Kriegsschiffe nahe der westsizilianischen Stadt Marsala, um Palermo auf dem Weg durch das Landesinnere zu erreichen. Bereits in den ersten Tagen erhält Garibaldis Truppe Zulauf zahlreicher sizilianischer Aufständischer, die seit April die Herrschaft Franz' II. und der Bourbonen im Königreich bekämpfen.
Früher als erhofft treffen Garibaldis Einheiten auf die bourbonische Armee. Bei Calatafimi Segesta, einem Ort nahe der westsizilianischen Provinzhauptstadt Trapani, werden sie von Aufklärungseinheiten entdeckt und von General Landi am 15. Mai zur Schlacht gestellt. In der Schlacht von Calatafimi geraten die „Rothemden“ an den Rand einer Niederlage, und Garibaldis General Nino Bixio macht bereits den Vorschlag, sich zurückzuziehen, was Garibaldi jedoch mit den berühmten Worten „No, Nino, qui si fa l'Italia o si muore.“ („Nein, Nino, hier machen wir Italien oder wir sterben hier.“) ablehnt. Der Sieg Garibaldis ist letztlich zu einem guten Teil der Tatsache zu danken, dass Landi sowohl die Entschlossenheit der „Rothemden“ als auch Garibaldis strategische Fähigkeiten unterschätzt, der auf jahrelange Erfahrungen in diversen südamerikanischen Freiheitskriegen zurückgreifen kann.
Garibaldis Kämpfer sind nach dem Sieg zu erschöpft, um den fliehenden Gegner zu verfolgen, aber der Weg nach Palermo ist frei. Nach kleineren Gefechten zieht Garibaldi Anfang Juni in der Stadt ein. Auf dem Weg erhält er weiteren Zulauf sowohl von Aufständischen als auch von Abenteurern aus anderen Ländern. Unter anderem nehmen der Photograph Gustave Le Gray und der Schriftsteller Alexandre Dumas der Ältere an Garibaldis Zug auf Palermo teil. Kurz nach dem Einmarsch Garibaldis in Palermo erscheint am 7. Juni erstmals die Tageszeitung Giornale officiale di Sicilia, heute eine der ältesten Tageszeitungen Italiens. Am 20. Juli kommt es schließlich zu einem letzten Gefecht bei Milazzo in der Nähe von Messina. Durch seinen Sieg kann Garibaldi Sizilien gänzlich unter seine Kontrolle bekommen.
Genau einen Monat später, am 20. August setzt der mittlerweile auf das Zehnfache angewachsene „Zug der Tausend“ aufs italienische Festland über. Die königlichen Truppen setzen seinem Vormarsch nach Norden nur halbherzigen Widerstand entgegen. Am 7. September zieht Giuseppe Garibaldi unter dem Jubel der Bevölkerung in Neapel ein. König Franz II. zieht sich auf die Festung Gaeta zurück, wo er sich auf eine Entscheidungsschlacht vorbereitet.
In Turin werden die Entwicklungen im Süden der Halbinsel mit zwiespältigen Gefühlen betrachtet, denn Garibaldis Erfolge gefährden die Führungsrolle Piemont-Sardiniens beim italienischen Einigungsprozess. König Viktor Emanuel II. entscheidet sich schließlich, selbst aktiv zu werden und schickt das piemontesische Heer nach Süden, um Garibaldi „beizustehen“. Nachdem sich Ministerpräsident Cavour bei Napoleon III. rückversichert hat, dass Frankreich bei einem Angriff auf den Kirchenstaat nicht intervenieren werde, sofern Rom selbst nicht angegriffen werde, marschiert das Heer unter General Enrico Cialdini in den Marken und Umbrien ein.
Am 18. September siegt die piemontesische Armee in der Schlacht von Castelfidardo entscheidend über die päpstlichen Truppen unter dem Kommando des französischen Generals Louis Juchault de Lamoricière. Der Sieg ebnet den Weg für eine Vereinigung des Königreiches Piemont-Sardinien mit dem Königreich Neapel. In Ancona ergeben sich am 29. September die letzten Truppen de Lamoricières den piemontesischen Streitkräften, was eine Annexion großer Teile des Kirchenstaates nach sich zieht. Papst Pius IX. verbleibt nur mehr das alte Kerngebiet Latium des Patrimonium Petri als Besitz.
Nach einem Gefecht bei Capua am 19. September, bei dem Garibaldis General Wilhelm Rüstow siegreich bleibt, treffen schließlich am 1. Oktober beim Fluss Volturno rund 24.000 Rothemden auf eine fast doppelt so große Armee des Königreichs Neapel. Mit der Niederlage in der entscheidenden Schlacht am Volturno ist das Schicksal von Franz II. als König beider Sizilien endgültig besiegelt. In der Festung Gaeta kann er sich zwar noch einige Monate halten, im Februar 1861 unterzeichnet er jedoch die Kapitulation und geht ins Exil nach Rom.
Am 21. Oktober wird im Königreich beider Sizilien ein Plebiszit abgehalten, in dem sich eine überwältigende Mehrheit für einen Anschluss an das Königreich Sardinien-Piemont ausspricht. Giuseppe Garibaldi tritt daraufhin von seinem Machtanspruch und dem Wunsch nach Gründung einer Republik zurück. Am 26. Oktober kommt es in Teano bei Neapel zum Treffen zwischen Giuseppe Garibaldi und Viktor Emanuel II., in dem Garibaldi Viktor Emanuel als König von Italien anspricht.
Savoyerhandel zwischen der Schweiz und Frankreich
Zwischen der Schweiz und Kaiser Napoleon III. von Frankreich kommt es zum sogenannten Savoyerhandel: Anfang des Jahres führt der Schweizer Gesandte in Paris, Johann Konrad Kern, Gespräche mit dem Ziel einer Angliederung Hochsavoyens an die Schweiz. Dabei teilt der französischen Außenminister ihm mit, „der Kaiser werde im Falle der noch sehr zweifelhaften Annexion, der eine Abstimmung der Savoyarden vorangehen müsse, aus Sympathie für die Schweiz sich ein Vergnügen machen, ihr Chablais und Faucigny als eigenes Territorium zu überlassen.“
Jakob Stämpfli, einflussreiches Mitglied im Bundesrat und Vorsitzender des Schweizer Militärdepartements, misstraut dieser Erklärung jedoch, insistiert auf schriftlichen Garantien und entfacht zur gleichen Zeit eine Kampagne, die sich für die militärische Besetzung und Annexion Hochsavoyens stark macht. Auf dem radikalen Flügel der Liberalen findet er damit großen Widerhall, wobei auch Stimmen laut werden, die Schweizerische Neutralität als „Relikt der Restauration“ aufzugeben, doch ist die Bereitschaft der Bevölkerung, es auf einen Krieg ankommen zu lassen, viel geringer als im vorangegangenen Neuenburgerhandel der Jahre 1856 und 1857, wo eine allgemeine Volksbewegung zur militärischen Abwehr der preußischen Interventionsdrohung stattgefunden hat.
Friedrich Frey-Herosé, als Vertreter der liberal-radikalen Fraktion in den Bundesrat gewählt und seit dem 1. Januar zum zweiten Mal nach 1854 Bundespräsident der Schweiz, gerät trotzdem im Laufe des Jahres durch seine zunächst nur in vertraulichen Gesprächen geäußerte Überzeugung politisch unter Druck, die Schweiz dürfe sich bei der Frage der Abtretung Savoyens an Frankreich nicht einmischen, auch wenn ein territorialer Anspruch rechtlich begründbar sei. Im Dezember schafft Frey-Herosé die Wiederwahl nur äußerst knapp.
Am 24. März tritt König Viktor Emanuel II. von Piemont-Sardinien im Vertrag von Turin Savoyen und die Grafschaft Nizza an Frankreich ab. Daraufhin verlangt Stämpfli von der Bundesversammlung Vollmacht für die Regierung, der französischen Okkupation durch den Einmarsch in Hochsavoyen zuvorzukommen. Die Versammlung entscheidet dagegen und stimmt für den Antrag der gemässigt-liberalen Politiker Alfred Escher und Jakob Dubs, Berichterstatter der zur Klärung der Rechtsfragen eingesetzten Kommission. Dieser Antrag erklärte die diplomatischen Mittel für nicht erschöpft und verpflichtet die Regierung auf weitere Verhandlungen. Im weiteren Fortgang der Krise kommt es am 30. März zu einem Zwischenfall, als 150 Freischärler, Genfer und Savoyarden, ein Dampfboot kapern und damit in Evian landen. Sie werden von regulärem schweizerischem Militär umgehend zurück eskortiert.
Napoleon III. veranstaltet am 22. April das angekündigte Plebiszit, bei welchem Hochsavoyen eine Freihandelszone mit der Schweiz in Aussicht gestellt wird. Angesichts dieser Aussicht und der ohnehin vollendeten Tatsachen stimmen die Wahlberechtigten (volljährige Männer) weit überwiegend für den Anschluss an Frankreich. Die annektierten Gebiete werden zum Département Alpes-Maritimes zusammengefasst, das in diesen Grenzen noch heute besteht.
Kaisertum Österreich
Kaiser Franz Joseph I. erlässt am 20. Oktober das Oktoberdiplom in Form eines Manifests für das Kaisertum Österreich. Das unter der Federführung des neuen liberalen Ministerpräsidenten Anton von Schmerling entstandene Gesetz beinhaltet die Grundzüge einer neuen Verfassung, mit der die Staatsform einer konstitutionellen Monarchie eingeführt wird. Es wird ein Reichsrat mit 100 Mitgliedern geschaffen, der in finanz- und wirtschaftspolitischen Fragen beratende Funktion, in legislativer Hinsicht jedoch nur eine geringe Bedeutung haben soll. Damit kehrt Franz Joseph I. erstmals vom System des Neoabsolutismus ab, der mit dem Silvesterpatent 1851 deklariert worden ist. Die Außen- und die Kriegspolitik bleibt jedoch weiterhin in der alleinigen Entscheidungskompetenz des Kaisers. Der Kompromiss zwischen den zentralistischen Tendenzen der deutschsprachigen Bevölkerung und den föderalistischen Bestrebungen der übrigen Nationalitäten kann allerdings weder die Deutschliberalen noch die Magyaren im Reichsrat zufriedenstellen, weshalb es schon vier Monate später zu einer Revision des Oktoberdiploms durch das Februarpatent kommt.
Preußen
Preußischer Verfassungskonflikt
In Preußen beginnt der Konflikt um die Verfassung des Jahres 1848: Regent Wilhelm und sein neuer Kriegsminister Albrecht Graf von Roon legen einen Plan zur Reorganisation der preußischen Armee vor. Es sollen statt wie bisher 40.000 Mann jährlich 65.000 Rekruten eingezogen werden, die Zahl der aktiven Regimenter soll zugleich um 39 Infanterie- und 10 Kavallerie-Regimenter erhöht werden. Das Friedensheer käme damit auf 200.000 statt bisher 140.000 Mann. Die aktive Dienstzeit, die nach dem Gesetz drei Jahre beträgt und die in den Jahren zuvor stillschweigend auf zwei Jahre begrenzt worden ist, soll auf den alten Stand erhöht werden. Zugleich will der Kriegsminister die Rüstung Preußens nicht mehr auf die Landwehr stützen, sondern auf ein stehendes Heer, weil die Landwehr sich nicht bewährt habe und nicht mehr zeitgemäß sei. Im ersten Jahr soll für diese Reform ein Betrag von neun Millionen Reichstalern zur Verfügung gestellt werden.
Das von den Liberalen um Georg von Vincke dominierte preußische Abgeordnetenhaus, das als Mitinhaber des Budgetrechts auch über den Militäretat entscheidungsbefugt ist, will hingegen die allgemeine Wehrpflicht auch formell auf zwei Jahre begrenzen, die Schwächung der Landwehr verhindern und die für die Reform zu bewilligenden Gelder im ersten Budgetjahr von neun auf zwei Millionen Taler verringern. Trotzdem bewilligt das Abgeordnetenhaus für das erste Jahr dieser Reform neun Millionen Taler provisorisch.
Festung Jülich
Nachdem im Vorjahr die Schleifung der Festung Jülich beschlossen worden ist, erfolgt entschiedener Widerstand durch die Bürger der Stadt, die zu einem nicht unerheblichen Teil ihr Auskommen dem Unterhalt der Festungswerke und den Aufträgen durch die Garnison verdanken. Die Bürgerschaft reichte Petitionen bei Regent Wilhelm ein, die um Erhalt der Festung oder doch zumindest der Garnison bitten. Darauf bleibt Jülich Garnisonsstadt, und es wird eine Unteroffiziersvorschule eingerichtet, die in der Zitadelle Quartier nimmt. Im September führt das preußische Heer in Jülich eine große Belagerungsübung durch, bei der neue Geschütze und Gewehre sowie neue Angriffsverfahren erprobt werden. Dabei wird die Zitadelle beschädigt, sie bleibt aber erhalten, während die Außenwerke und die Stadtbefestigung in den folgenden Jahren abgerissen werden.
Russland
Im Auftrag von Zar Alexander II. gründet Generalgouverneur Nikolai Nikolajewitsch Murawjow-Amurski am 2. Juli einen Marinestützpunkt für die Kaiserlich Russische Marine an der Pazifikküste in Ostsibirien. Damit soll die Macht des Russischen Reiches im Fernen Osten nach den Gebietsgewinnen im Vertrag von Aigun 1858 gefestigt und Russlands Stellung im Konflikt um Asien mit den anderen europäischen Mächten gestärkt werden. Die Stadt erhält den Namen Wladiwostok (Beherrsche den Osten).
Osmanisches Reich
Montenegro
Danilo I., seit 1851 Fürst von Montenegro wird am 13. August von Todor Kadić ermordet. Da Danilo keine Nachkommen hat, wird Nikola, Sohn des früheren Fürstbischofs von Montenegro, Petar II. Petrović-Njegoš, Nachfolger seines ermordeten Onkels. Die Thronfolge zwingt den Neunzehnjährigen, seine westeuropäische Ausbildung am Pariser Lycee Louis le Grand, die er als erstes Mitglied seiner Dynastie erhalten hat, abzubrechen und nach Montenegro zurückzukehren. Im Herbst heiratet Nikola I. Milena Vukotić, Tochter des Vojvoden Petar Vukotić und dessen Gemahlin Jelena Vojvodić.
Serbien
Mihailo Obrenović wird nach dem Tod seines Vaters Miloš Obrenović zum zweiten Mal Fürst von Serbien nachdem er 1842 aus dem Land fliehen musste.
Syrien
Blutige Unruhen zwischen christlichen Maroniten und muslimischen Drusen in der syrischen Stadt Damaskus gipfeln am 9. Juli in einem Massaker im christlichen Stadtteil durch aufgewiegelte Muslime. Die osmanischen Behörden unternehmen nichts, um das Blutvergießen zu verhindern, und leisten den Angreifern sogar indirekte Hilfe. Den Gewalttaten, die sich auch auf den folgenden Tag erstrecken, fallen insgesamt etwa 6.000 Personen zum Opfer. Durch den Einsatz des ehemaligen algerischen Freiheitskämpfers Abd el-Kader, der sich nach seiner Freilassung durch Frankreich in Syrien niedergelassen hat, können zahlreiche Christen gerettet werden, wofür er von Napoleon III. mit dem Großkreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet wird. Auf den Druck Frankreichs, der Schutzmacht der Maroniten, wird der Libanon in der Folge organisatorisch von Syrien abgetrennt. Der Gouverneur des Libanon muss dabei immer ein Christ sein, der selbst nicht aus dem Libanon kommt. Die Einsetzung bedarf der Zustimmung der europäischen Mächte, während die Autonomie des Libanon von einer internationalen Kommission überwacht wird.
Jerusalem
In der Stadt Jerusalem, die traditionell in vier Viertel für Juden, Muslime, Christen und Armenier aufgeteilt ist, erfolgt aufgrund zunehmender Einwanderung der Bau des ersten jüdischen Viertels außerhalb der Stadtmauern.
Spanisch-Marokkanischer Krieg
Der im Vorjahr ausgebrochene Spanisch-Marokkanische Krieg um eine Erweiterung der spanischen Besitzungen in Nordafrika tritt in seine entscheidende Phase: Nach vielen kleinen, aber sehr blutigen Gefechten besetzen spanische Truppen unter Führung von Ministerpräsident Leopoldo O’Donnell am 4. Februar die marokkanische Stadt Tétouan und nach einer westlich von Tétouan erlittenen entscheidenden Niederlage bitten die Marokkaner am 23. März um Waffenstillstand. Im bis zum 25. April ausgehandelten Frieden von Tetuan einigen sich beide Kriegsparteien auf eine von Marokko zu leistende Entschädigung. Die Stadt Tétouan wird zum spanischen Faustpfand dafür. Leopoldo O’Donnell erhält in der Folge von der spanischen Königin Isabella II. den Titel Herzog von Tétouan für seine Leistungen in diesem Krieg.
Nach der Niederlage beginnt Sultan Sidi Muhammad IV. mit dem Versuch einer Modernisierung der marokkanischen Armee und dem Ausbau der Befestigungsanlagen. Diese Maßnahmen richten sich auch gegen die unruhigen Stammesverbände der Beduinen und Berber, die die Landbevölkerung sowie die Städte immer wieder bedrohen. Die Bevölkerung in den Städten an der Atlantikküste wächst in den nächsten Jahren schnell an, da die Städte sich wegen der größeren Sicherheit schnell zu Wirtschaftszentren entwickeln.
Carlos Luis de Borbón, als Carlos VI. Thronprätendent der Carlisten in Spanien, versucht im April die vermeintliche Gunst der Stunde zu nutzen, da das Gros des spanischen Heers in Marokko gebunden ist, und landet zusammen mit seinem jüngsten Bruder Ferdinand und dem Befehlshaber der Balearen namens Ortega in Sant Carles de la Ràpita nahe Tortosa, um die Macht an sich zu reißen. Allerdings zeigt sich kaum ein Anhänger und seine Soldaten verweigern sich seinen Befehlen. Während sein Begleiter Ortega nach der Festnahme der beiden am 22. April erschossen wird, kann Carlos sein Leben durch förmlichen Verzicht auf seine Thronrechte zugunsten Isabellas retten, ein Verzicht, den er nach seiner Freilassung am 15. Juni sofort wieder zurücknimmt. Seine Abdankung führt jedoch zu einer ernsthaften Krise des Carlismus, weil damit die Prätendentenrolle seinem liberalen Bruder Juan (III.) Carlos zufällt, der den carlistischen Idealen kritisch gegenübersteht. Und durch den Widerruf hat die Bewegung in der Folge zwei konkurrierende Prätendenten.
Lateinamerika
Der Bürgerkrieg in Mexiko zwischen Liberalen und Konservativen, der 1858 nach der Wahl Benito Juárez' zum Präsidenten begonnen hat, wird unvermindert fortgeführt, doch beginnt sich die Waage zugunsten der liberalen Unterstützer des Präsidenten zu neigen. General Miguel Miramón, der im Vorjahr von den Konservativen zum Gegenpräsidenten ernannt worden ist, wird am 22. Dezember bei Calpulalpam von den Liberalen unter Jesús González Ortega geschlagen und muss ins Ausland fliehen. Die liberale Armee marschiert auf Mexiko-Stadt zu, das sie Ende des Jahre erreicht. Einer von Juarez' Kämpfern, die sich besonders auszeichnen, ist Oberstleutnant Porfirio Díaz, der in diesem Jahr zum Oberst befördert wird.
Der Abenteurer und frühere Präsident von Nicaragua, William Walker, der von dort im Jahr 1857 vertrieben worden ist, versucht neuerlich, die Macht in dem mittelamerikanischen Staat an sich zu reißen. Als im Großbritannien verweigert, auf der Insel Roatan anzulanden und Britisch-Honduras als Operationsbasis für seinen Eroberungsfeldzug zu benutzen, besetzt er am 6. August die honduranische Stadt Trujillo im Handstreich. Von dort aus dringt er - sowohl von honduranischen Truppen als auch von britischen Einheiten verfolgt - ins Landesinnere vor. In mehreren kleineren Scharmützeln können sich seine Söldner zwar behaupten, Walker selbst wird aber in einem Gefecht bei La Ceiba verletzt. Anfang September ergibt er sich einer britischen Marineeinheit unter Kapitän Nowell Salmon. Von diesem wird er an die honduranischen Behörden ausgeliefert, die ihn vor einem Kriegsgericht zum Tode verurteilen. Am 12. September wird William Walker durch ein Erschießungskommando hingerichtet.
In Costa Rica werden im April Präsidentschaftswahlen abgehalten, die José María Montealegre Fernández für sich entscheidet, der sich im Vorjahr an die Macht geputscht hat. Der abgesetzte frühere Präsident Juan Rafael Mora Porras, dessen Verwandter Manuel Mora Fernández als Kandidat der Opposition unterlegen ist, versucht daraufhin von El Salvador aus, durch einen Gegenputsch neuerlich an die Macht zu kommen. Im September geht er bei Puntarenas an Land, doch die erwartete Volkserhebung zu seinen Gunsten bleibt aus. Die Moranistas werden wenige Tage später von Montealegres Truppen bei La Angostura geschlagen, Mora gefangen genommen und am 30. September standrechtlich erschossen.
Im Rahmen der „Nationalen Krise“ Ecuadors verbündet sich der konservative Politiker Gabriel García Moreno mit seinem früheren Feind, Ex-Präsident Juan José Flores, und beginnt am 27. Mai eine Offensive von Guaranda aus gegen die verfassungsgemässe Regierung von Präsident Guillermo Franco Herrera. Sie richtet sich gegen Babahoyo und Guayaquil, wo Francos Truppen konzentriert sind. Im August wird Franco bei Babahoyo geschlagen, am 24. September nehmen die Truppen von García Moreno und Flores schließlich Guayaquil ein. Franco flieht nach Peru. Am 26. September proklamiert Moreno als provisorisches Staatsoberhaupt eine neue Flagge für Ecuador, die sich wieder an den Farben des früheren Großkolumbien orientiert.
Auch in anderen lateinamerikanischen Staaten wie Venezuela und der Granada-Konföderation, dem späteren Kolumbien, beginnen 1860 oder kurz davor Bürgerkriege. Die Regierung Manuel Montt Torres in Chile reagiert auf die zahlreichen Aufstände gegen die Zentralgewalt mit einem Gesetz, das im Falle eines Aufruhrs die Beteiligten nicht nur für die Schäden an privatem und öffentlichem Eigentum, sondern auch für die öffentlichen Aufwendungen zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung haftbar macht. Zudem entzieht ein weiteres Gesetz Soldaten und Polizisten das aktive Wahlrecht.
Santiago Derqui, bisher Ministerpräsident der Provinz Córdoba, löst am 5. März Justo José de Urquiza als verfassungsgemäßer Präsident von Argentinien ab. Urquiza wird zum Oberbefehlshaber von Armee und Flotte ernannt. Er hat sich mit einem Aufstand unter Bartolomé Mitre, dem Gouverneur der erst im Vorjahr nach der Schlacht von Cepeda in die argentinische Föderation eingegliederten Provinz Buenos Aires, auseinanderzusetzen.
Der französische Rechtsanwalt und Abenteurer Orélie Antoine de Tounens gründet am 17. November gemeinsam mit dem Volk der Mapuche das Königreich von Araukanien und Patagonien an der Südspitze des amerikanischen Kontinents. Dazu kreiert er eine eigene Flagge und Nationalhymne und lässt sogar Münzen prägen. Seine Unabhängigkeitserklärung wird von der chilenischen Zeitung El Mercurio am 29. Dezember in Auszügen abgedruckt. Doch bei seinem Versuch einer diplomatischen Anerkennung wird er von der chilenischen Regierung ebenso ignoriert wie von den Behörden seines Heimatlandes Frankreich.
Vereinigte Staaten von Amerika
Der Kongress der Vereinigten Staaten setzt am 5. März einen Ausschuss ein, der Korruption innerhalb des Kabinetts von Präsident James Buchanan untersuchen soll. Vorsitzender des Ausschusses ist der Republikaner John Covode, ein erklärter Gegner Buchanans. Der Bericht des Ausschusses liegt im Juni vor und wirft ein äußerst schlechtes Licht auf Buchanans Regierung. Er wird mehrfach kopiert und von den Republikanern in der folgenden Präsidentschaftswahl als Wahlkampfmaterial verwendet, obwohl James Buchanan bei der Wahl - wie schon bei seiner Antrittsrede 1857 angekündigt - gar nicht antritt.
Der United States Census des Jahres 1860 ergibt eine Bevölkerungsanzahl von 31.443.321, fast 4 Millionen davon Sklaven. Das bedeutet einen Bevölkerungszuwachs von mehr als 35% seit der letzten Volkszählung im Jahre 1850.
Die Demokratische Partei hält in Charleston, South Carolina, die Democratic National Convention ab, bei der der demokratische Präsidentschaftskandidat gewählt werden soll. Bei dieser Convention kommt es zum Eklat und zur Spaltung der Partei in zwei Flügel. Die Mehrheit der Delegierten wählt zwar den gemäßigt sklavereikritischen Senator Stephen A. Douglas aus Illinois zum Präsidentschaftskandidaten; die Demokraten aus den Südstaaten verweigern ihm jedoch die Anerkennung und verlassen den Sitzungssaal, um wenig später in Baltimore, Maryland, den amtierenden Vizepräsidenten John C. Breckinridge, einen eindeutigen Sklavereibefürworter, als Gegenkandidaten zu nominieren. Für die Republikaner tritt Abraham Lincoln an, der sich auf der Republican National Convention am 18. Mai überraschend gegen den Favoriten William H. Seward durchsetzen kann und für den während des Wahlkampfes der Schlager Lincoln and Liberty komponiert wird. Eine vierte Partei ist die Constitutional Union Party, eine Plattform ehemaliger, gemäßigter Whigs, die sich weder den Republikanern noch einem der Flügel der Demokraten anschließen wollen. Ihr Kandidat ist John Bell.
Bei der Wahl am 6. November wird auf Grund der Zersplitterung der Demokraten der Kandidat der Republikaner Abraham Lincoln zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt, obwohl er nur die Nordstaaten für sich gewinnen kann, eine Entwicklung, die sich schon vor der Wahl abgezeichnet hat. Der zusammen mit ihm gewählte Vizepräsident ist Hannibal Hamlin. Lincoln hat in der Frage der Sklaverei zwar immer wieder betont, die Entscheidung darüber sei Sache der Einzelstaaten, trotzdem haben die sklavenhaltenden Südstaaten von Anfang an deutlich gemacht, dass sie einen Präsidenten Lincoln nicht akzeptieren werden. In den vier Monaten zwischen der Wahl Lincolns und seinem Amtsantritt am 4. März kommt es zu einem Machtvakuum, da die scheidenden Regierung Buchanan keine entscheidenden Schritte setzt, um eine Sezession der Südstaaten zu verhindern. Im Dezember treten mehrere mit den Südstaaten sympathisierende Mitglieder aus Buchanans Kabinett zurück.
Am 18. Dezember unternimmt Senator John J. Crittenden aus Kentucky einen letzten Versuch, mit dem Crittenden-Kompromiss die Südstaaten davon abzuhalten, sich von den Vereinigten Staaten loszusagen. Der Kompromiss soll sechs Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten hinzufügen. Diese Amendments sollen den Missouri-Kompromiss, welcher die Sklaverei südlich der 36°30’-Linie erlaubt, so erweitern, dass er bis zum Pazifik, also außerhalb der damaligen Grenzen der Vereinigten Staaten, gelten würde. Außerdem verbietet der Kompromiss dem Kongress, die Sklaverei abzuschaffen. Obwohl viele südliche Abgeordnete dem Kompromiss zustimmen, wird er jedoch nie verwirklicht. Nur zwei Tage später, am 20. Dezember, erklärt South Carolina als erster Bundesstaat seinen Austritt aus der Union.
Westliche Territorien
Der provisorischen Regierung des im Vorjahr gegründeten Jefferson-Territoriums unter dem demokratischen Gouverneur Robert Williamson Steele ist es im Laufe des Jahres nicht gelungen, eine gesetzliche Bestätigung durch die Regierung oder den Kongress in Washington zu erhalten. Steele versucht daraufhin zu einer Einigung mit dem Kansas-Territorium zu gelangen und schlägt am 7. August eine Zusammenlegung der beiden Territorien vor. Doch die Regierung des Kansas-Territoriums ist nicht bereit, mit dem Jefferson-Territorium zu verhandeln, dessen Regierung von ihr - wenn auch demokratisch gewählt - als illegal angesehen wird. Inzwischen geht der 1858 begonnene Pike's Peak Goldrausch weiter, auch wenn im Laufe des Jahres immer mehr Goldsucher die Region um den Pike's Peak enttäuscht verlassen. Eine Folge des Goldrausches ist eine Volksabstimmung, nach der am 13. November die Hauptstadt des Territoriums von Denver in die erst im Vorjahr gegründete Stadt Golden verlegt wird.
Zweiter Opiumkrieg in China
Nach mehrjährigem Krieg versammeln sich die französischen und britisch-indischen Truppen unter James Hope Grant in Hongkong. Die Streitmacht besteht aus 11.000 Briten/Indern und 6.700 Franzosen und landet am 1. August in der Nähe von Pei Tang. Am 21. August nimmt sie erfolgreich die Festungen von Dagu ein. Am 26. September erreichen die Truppen Peking und nehmen die Stadt bis zum 6. Oktober ein. Die Truppen verwüsten später den Sommerpalast und den Alten Sommerpalast. (siehe auch unter Kultur)
Der Vertrag von Tianjin von 1858 wird nach der Beendigung des Zweiten Opiumkrieges um die Pekinger Konvention erweitert und in dieser Form von Kaiser Xianfeng am 18. Oktober ratifiziert. Mit diesem „Ungleichen Vertrag“ erhalten Großbritannien, Frankreich, Russland und die USA das Recht, in Peking - bis dahin eine geschlossene Stadt - Botschaften zu eröffnen. Der Opiumhandel wird legalisiert und Christen bekommen das Recht, die chinesische Bevölkerung zu missionieren sowie Eigentum zu besitzen.
Japan
Ii Naosuke, Daimyō von Hikone und Tairō des Tokugawa-Shōgunats in Japan, der sich zahlreiche Feinde durch die sogenannte Ansei-Säuberung der vergangenen Jahre gemacht hat, bei der er hochrangige politische Gegner beseitigen hat lassen, wird am 24. März beim Verlassen der Burg Edo von 18 Samurai ermordet. Mit diesem als Sakuradamon-Vorfall bekannten Anschlag wird die zentrale Machtfigur des Shōgunats getötet, das sich von diesem Schlag nicht wieder erholt. Die Edo-Zeit neigt sich dem Ende zu.
In der Folge des Anschlags auf den Tairō kommt es zu einer Welle von Übergriffen der Tennō-Loyalisten auf Beamte des Shōgunats in ganz Japan. Der junge Shōgun Tokugawa Iemochi und die Shōgunatsverwaltung sind von dem Anschlag völlig überrascht und versuchen, die Ereignisse zu vertuschen. Iis Tod wird erst Monate später verkündet. Später werden Iis Attentäter bei einer Generalamnestie begnadigt.
Kambodscha
Der französische Forschungsreisende Henri Mouhot erreicht auf seiner zweiten Reise im Januar die Stadt Angkor, wo er einen Reisebericht verfasst und zahlreiche Zeichnungen und Skizzen - vor allem von den Tempelanlagen wie Angkor Wat - anfertigt. Von der späteren Kolonialmacht Frankreich wird in den folgenden Jahren der Mythos von der „Entdeckung Angkors durch Mouhot“ gepflegt.
Der 26jährige Norodom wird nach dem Tod seines Vaters Ang Duong König von Kambodscha, das zu diesem Zeitpunkt sowohl von Vietnam als auch von Siam besetzt ist. Der neue Herrscher, der in der siamesischen Zone aufgewachsen ist, kann jedoch vorläufig nicht gekrönt werden, weil Siam die Herausgabe der Regalien verweigert.
Australien
- 21. Januar: John McDouall Stuart kehrt mit seinem Team von seinem erfolglosen Versuch zurück, den Kontinent von Süden nach Norden zu durchqueren.
- Am 2. März verlässt Stuart mit zwei weiteren Personen neuerlich Chambers Creek auf dem Weg ins Zentrum des Kontinents.
- 22. April: Stuarts Expedition erreicht den Punkt, den er als das Zentrum Australiens berechnet hat. Den zwei Meilen entfernten Berg nennt er nach seinem Mentor Charles Sturt Central Mount Sturt. Wenige Monate später kehren die drei krank und hungrig von ihrer Expedition zurück.
- 20. August: Unter den Augen von rund 15.000 Schaulustigen beginnt in Melbourne die Expedition von Burke und Wills. Robert O’Hara Burke und William John Wills wollen Australien von Süden nach Norden durchqueren. Die Expedition ist die am besten ausgerüstete Expedition der Geschichte Australiens.
- 11. November: Die Expedition erreicht Cooper Creek und plant, bis zum Herbstbeginn März 1861 zu bleiben. Burke bricht am 16. Dezember jedoch frühzeitig wieder auf.
- 29. November: John McDouall Stuart startet mit sieben Männern und 30 Pferden von Adelaide aus zu einem neuerlichen Versuch der Durchquerung Australiens von Süden nach Norden. Aufgrund von Erkrankungen der Pferde müssen sie jedoch bis zum Ende des Jahres in Chambers Creek warten, bis sie tatsächlich aufbrechen können.
- November/Dezember: Beginn der Lambing Flat Riots während des Goldrauschs in Kiandra, New South Wales.
Historische Karten und Ansichten des Jahres 1860
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Washington, Bauarbeiten am Kapitol
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Rua da Glória, São Paulo
Wirtschaft
Handel
Nach den positiven Erfahrungen mit der Abschaffung der Corn Laws vor zehn Jahren können die Anhänger des Manchesterliberalismus einen weiteren Erfolg verbuchen. Großbritannien und Frankreich schließen ein Freihandelsabkommen, mit dem alleine in Großbritannien über 300 Zollgesetze fallen. Der von dem englischen Unternehmer Richard Cobden und dem französischen Ökonomen Michel Chevalier ausgearbeiteten Cobden-Vertrag sieht im Handel zwischen den beiden Ländern insbesondere das Meistbegünstigungsprinzip vor. In den folgenden Jahren treten auch der Deutsche Zollverein sowie die Länder Belgien, Italien und die Schweiz dem Vertrag bei.
Ab 1860 wird auf der britischen Insel Ceylon der Kaffeeanbau von Teeplantagen abgelöst. Dadurch wird der internationale Teehandel zunehmend unabhängig von China.
Die 1811 von Friedrich Krupp gegründete Krupp Gussstahlfabrik beginnt mit dem Verkauf von Stahlkanonen. Nachdem die vor zwei Jahren entwickelten Hinterlader-Kanonen nur geringen Anklang gefunden haben, gelingt unter der Leitung von Friedrichs Sohn Alfred Krupp im April der Verkauf von 312 Sechspfünder-Vorderladern an die preußische Armee. Die Umsätze aus Waffenverkäufen werden in den nächsten Jahren rasch gesteigert.
Unternehmensgründungen
Im Schweizer Jura werden in diesem Jahr zwei Uhrenmanufakturen gegründet: Der Uhrmacher Edouard Heuer gründet in Saint-Imier die Uhrenmanufaktur Heuer und Louis-Ulysse Chopard gründet in Sonvilier die Uhrenmanufaktur Chopard. Beide Firmen haben noch heute ihren Sitz in der Schweiz. Auch in Florenz gründet Giovanni Panerai an der Ponte alle Grazie einen Uhrenhandel.
In Wien wird die Versicherungs-Gesellschaft Österreichischer Phönix gegründet. Sie entwickelt sich rasch zu einem der bedeutendsten Versicherungsunternehmen in der Habsburgermonarchie, und ist später europaweit und sogar in den Vereinigten Staaten tätig.
Der Pony-Express
Auf Initiative von William Hepburn Russell nimmt am 3. April in den USA der Pony-Express zur Postzustellung seinen Betrieb auf. Die Route verläuft von St. Joseph/Missouri nach Sacramento/Kalifornien über eine Distanz von 3.200 km. Ungefähr alle 15 bis 20 km steht eine Zwischenstation. Die Postboten sind zu Pferd unterwegs. Auf Grund seines Stafettensystems ist der Pony-Express sehr schnell. Jeder Kurier wird nach maximal 300 km ausgewechselt. Er führt etwa 10 kg Eilpost mit sich, die er in lediglich zwei Minuten dem nächsten Reiter übergeben muss. Für die gesamte Strecke werden etwa 75 Ponys und 40 Reiter benötigt, die nach zehn Tagen am Ziel sind. Der Pony-Express umfasst 153 Zwischenstationen, 80 Kuriere, 500 Pferde sowie 200 Pferdepfleger. Da die Arbeit nicht ungefährlich ist, werden vornehmlich junge, ungebundene Männer angestellt, die nicht älter als 18 Jahre und nicht mehr als 60 kg wiegen, oftmals Waisen. Der größte Teil des Ritts geht durch feindliches Indianerterritorium. Immer wieder muss der Betrieb aufgrund von Angriffen zwischenzeitlich eingestellt werden. Das Unternehmen, das bereits 1861 endgültig eingestellt wird, ist ein finanzielles Desaster, entwickelt sich jedoch zu einem nationalen Mythos.
Verkehr
Die Tenderlokomotive Natal, die die Natal Railway bei der britischen Firma Carrett, Marshall & Co in Leeds bestellt hat, trifft im Mai in Durban ein und wird gleich vor Ort montiert. Die Eröffnung der ersten Eisenbahnstrecke im Süden Afrikas in der Provinz Natal erfolgt dann am 26. Juni. Die Bahnstrecke zwischen dem Stadtzentrum von Durban und den Schiffsanlegestellen an einer Point genannten Landzunge wird in Normalspur geführt und befördert sowohl Güter als auch Personen. Die Strecke ist etwa zwei Meilen (3,2 km) lang.
In den Vereinigten Staaten und den dazugehörigen Territorien hat sich die Länge des Schienennetzes der Eisenbahnen in den Jahren seit 1850 von 9.021 Meilen auf 30.626 Meilen erhöht. Es gibt Überlegungen für eine erste transkontinentale Eisenbahn, um die neuen Staaten Kalifornien und Oregon an der Westküste mit dem Osten zu verbinden, doch vorläufig scheitern diese noch an der Uneinigkeit im Kongress.
Die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen eröffnen am 7. Mai beziehungsweise am 1. August die beiden letzten Teilstücke der Bayerischen Maximiliansbahn von Neu-Ulm nach Salzburg. Der Bau der 83,7 km langen Strecke hat mit dem bayerischen Gesetz vom 4. Mai 1851 begonnen. Teil der Strecke ist auch die von der München-Augsburger Eisenbahn-Gesellschaft erbaute und 1840 eröffnete Bahnstrecke München–Augsburg. Namensgeber ist König Maximilian II. Joseph. Eine weitere der in diesem Jahr in Deutschland fertiggestellten Eisenbahnstrecken ist die Homburger Bahn, eine 18 Kilometer lange Eisenbahnstrecke von Frankfurt am Main nach Homburg vor der Höhe, die die bisherige Pferdeomnibuslinie ablöst. Der Bau nach den Plänen des bekannten Eisenbahningenieurs Edmund Heusinger von Waldegg, der erst Ende des Vorjahres genehmigt worden ist, geht sehr schnell vonstatten, schon am 10. September fahren die ersten Personenzüge. Der Güterverkehr folgt ab dem 6. Oktober.
Am 1. Dezember erhält außerdem Meißen im Königreich Sachsen mit einer von der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie erbauten Zweigbahn von Coswig aus eine Anbindung an die Leipzig-Dresdner Eisenbahn. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Kutschfahrten von Meißen nach Dresden die zeitlich und finanziell bessere Alternative. Der Bahnhof Meißen als Ende der Stichstrecke ist zunächst ein Kopfbahnhof, jedoch befindet sich das Empfangsgebäude in Seitenlage, damit eine geplante Weiterführung der Strecke über die Elbe in Richtung Triebischtal ohne größere bauliche Veränderungen möglich ist. Im Empfangsgebäude befinden sich Fahrkarten- und Gepäckschalter, Diensträume, ein Wartesaal mit Restaurant und Hausknechttrinkstube sowie - aufgrund der ungeheizten Wagen - im Winter eine Wärmflaschenausleihe. Neben dem Empfangsgebäude umfasst der Bahnhof zur Eröffnung einen kleinen Wagenschuppen, Wasserstation und einen Güterschuppen.
In Österreich hat sich der Staat aus dem Eisenbahnbau zurückgezogen und fördert neuerlich private Eisenbahngesellschaften. Insgesamt betrachtet bringt die zweite Privatbahnphase ein umfangreiches Netzwachstum mit sich. Allerdings gehen Private keine volkswirtschaftlich sinnvolle Projekte an, die riskant, teuer oder betriebswirtschaftlich uninteressant sind. Die beiden wichtigsten 1860 fertiggestellten Bahnstrecken sind die von der Kaiserin Elisabeth-Bahn errichtete Westbahn von Wien bis Salzburg mit Verbindung zur Bayerischen Maximiliansbahn, sowie die von Carl Ritter von Ghega erbaute Verbindungsstrecke zwischen den Wiener Bahnhöfen, deren größte Herausforderung die Verbindungsbahnbrücke ist, die nach mehreren nicht bestandenen Belastungstests erst am 2. September - nach Ghegas Tod - dem Verkehr übergeben werden kann.
Sueskanal
Ferdinand de Lesseps schließt als Vertreter der Ende des Vorjahres gegründeten Compagnie universelle du canal maritime de Suez am 6. August mit Muhammad Said, Khedive von Ägypten, eine Finanzierungsvereinbarung für den Bau des Sueskanals. Darin wird, nachdem die Aktienzeichnung in den letzten Jahren in Frankreich und Europa sehr schleppend gegangen ist, die Übernahme von 177.642 Aktien (rund 44,4% des Kapitals) durch den Vizekönig formal geregelt, wobei die bereits aufgerufenen 20% des Aktienbetrages im Wesentlichen durch Schuldverschreibungen und die restlichen 80% in den Jahren 1867 bis 1875 bezahlt werden sollen.
Wissenschaft und Technik
Afrikaforschung
Nachdem er mehrere Jahre als Feldscher in französischen Diensten in Französisch-Nordafrika verbracht hat, verlässt der deutsche Abenteurer Gerhard Rohlfs die Fremdenlegion. Als muslimischer Wanderarzt verkleidet, beginnt er eine Reise durch das heutige Algerien Richtung Marokko, um Sultan Sidi Muhammad IV. seine Unterstützung bei den geplanten Modernisierungsmaßnahmen anzubieten.
Theodor von Heuglin, österreichischer Konsulatssekretär in Khartum, der sich mit seinem Reisebericht Reisen in Nordostafrika bereits einen Namen gemacht hat, wird von August Petermann und Heinrich Barth zum Leiter einer Expedition ernannt, die das Schicksal des verschollenen Afrikaforschers Eduard Vogel aufklären soll. Weitere Teilnehmer dieser Expedition sind Hermann Steudner und Werner Munzinger. Alexandria ist Ausgangspunkt für die Reise nach Wadai, wo Vogel 1855 verschollen ist.
Der Brite John Hanning Speke, der nach eigener Überzeugung vor zwei Jahren die Quelle des Nils gefunden hat, begibt sich gemeinsam mit James Augustus Grant von Sansibar aus auf eine neuerliche Expedition zum Victoriasee, die drei Jahre dauern wird.
Auch der Deutsche Karl Moritz von Beurmann begibt sich auf eine Forschungsreise zum Nil: Von Ägypten aus folgt er dem Lauf des Nils aufwärts bis Korosko in Nubien. Der Franzose Guillaume Lejean und die Italiener Carlo Piaggia und Orazio Antinori befahren den Weißen Nil bis Gondokoro und danach den Bahr al-Ghazal.
Karl Klaus von der Deckens erste große Expedition durch Ostafrika führt in zum Malawisee. Sein Ziel, gemeinsam mit dem Geographen Albrecht Roscher Ost-Afrika zu erschließen, wird aber durch die Erkrankung und spätere Ermordung Roschers verhindert. Der Schwede Karl Johan Andersson erreicht auf der Suche nach dem Kunene als erster Europäer den Okavango.
Astronomie
Der Astronom und Mathematiker Urbain Le Verrier, auf Basis von dessen Berechnungen vor einigen Jahren bereits der Planet Neptun entdeckt werden konnte, vertritt in einer Vorlesung in Paris am 2. Januar die begründete Meinung, dass es einen von ihm Vulkan genannten Planeten innerhalb der Merkur-Bahn geben müsse. Damit sei die Bahnstörung des Merkur bei seiner Bahn um die Sonne zu erklären. Es beginnt daraufhin eine intensive Suche nach dem neuen Planeten durch Astronomen, bei der es zu zahlreichen Fehlalarmen und Verwechslungen kommt. Erst mehr als 50 Jahre später kann Albert Einstein die Apsidendrehung Merkurs auf andere Ursachen zurückführen.
Der Mathematiker und Astronom Karl Christian Bruhns wird Direktor der Sternwarte Leipzig auf der Pleißenburg. Da die von der Universität Leipzig betriebene alte Sternwarte auf Grund der dichten Bebauung ihrer eigentlichen Bestimmung nicht mehr gerecht werden kann, wird nach seinen Plänen mit dem Bau einer neuen Sternwarte im Johannistal begonnen, die im folgenden Jahr fertiggestellt wird.
Liste der 1860 entdeckten Asteroiden
Nr. und Name Durchmesser
(km)Datum der Entdeckung Entdecker (58) Concordia 93,4 24. März Karl Theodor Robert Luther (59) Elpis 164,8 12. September Jean Chacornac (60) Echo 60,2 14. September James Ferguson (61) Danaë 82,0 9. September Hermann Mayer Salomon Goldschmidt (62) Erato 95,4 14. September Otto Lesser und Wilhelm Foerster Biologie und Paläontologie
Darwins Evolutionstheorie
Das Ende des Vorjahres von Charles Darwin herausgegebene Werk The Origin of Species und die darin beschriebene Evolutionstheorie führen zu schweren Kontroversen auf wissenschaftlicher und religiöser Ebene. Insbesondere Darwins Theorie der natürlichen Selektion ruft Gegner und Unterstützer Darwins auf den Plan. Am 30. Juni diskutieren vor der British Association for the Advancement of Science in Oxford – in Abwesenheit des Autors – der anglikanische Bischof Samuel Wilberforce, ein erklärter Gegner Darwins, und der Biologe Thomas Henry Huxley, ein alter Freund Darwins und Befürworter seiner Theorien, über Darwins Werk. An der Seite des Bischofs findet sich unter anderem Robert FitzRoy, der sich, obwohl jahrelang Kajütengenosse Darwins auf der HMS Beagle, unter Berufung auf die Bibel zu einem überzeugten Gegner der Evolutionstheorie gewandelt hat. Huxley wird von dem Botaniker Joseph Dalton Hooker unterstützt. Dass sich Huxley in dieser öffentlichen Debatte auch über das Infinite-Monkey-Theorem äußert, ist mit großer Wahrscheinlichkeit in den Bereich der Legendenbildung zu verweisen. Beide Seiten beanspruchen im Anschluss den Sieg in der Debatte für sich. In den Augen der Öffentlichkeit waren die Verteidiger von Darwins Theorie überzeugender.
Der deutsche Geologe und Paläontologe Heinrich Georg Bronn gibt im gleichen Jahr eine Übersetzung von Darwins Werk unter dem Titel Über die Entstehung der Arten im Thier- und Pflanzen-Reich durch natürliche Züchtung, oder Erhaltung der vollkommensten Rassen im Kampfe um's Daseyn heraus, in der er allerdings Veränderungen und „Reinigungen“ vornimmt.
Der „Urvogel“
Im Solnhofener Plattenkalk im Gemeindesteinbruch Solnhofen wird der Abdruck einer einzelnen Feder eines „Urvogels“ entdeckt. Der Archosaurier erhält bei seiner Erstbeschreibung durch den Frankfurter Wirbeltier-Paläontologen Hermann von Meyer ein Jahr später den Gattungsnamen Archaeopteryx.
Chemie
Auf Initiative von Friedrich August Kekule, Charles Adolphe Wurtz und Karl Weltzien findet vom 3. bis zum 5. September im Ständehaus in Karlsruhe der Karlsruher Kongress statt, die erste internationale Fachtagung für Chemie weltweit. Themen sind die Nomenklatur chemischer Verbindungen und deren formelhafte Darstellung sowie die Frage nach den Atom- und Molekulargewichten chemischer Verbindungen. 127 Chemiker aus Europa und Übersee nehmen an der Tagung teil, darunter berühmte Namen wie Robert Bunsen, Adolf von Baeyer, Emil Erlenmeyer, Hermann von Fehling, Carl Remigius Fresenius, Hermann Kopp, Friedrich Konrad Beilstein, Jean-Baptiste Boussingault, Jean-Baptiste Dumas, Stanislao Cannizzaro, Dmitri Iwanowitsch Mendelejew und Lothar Meyer. Wenn auch durchgreifende Ergebnisse ausbleiben, kann der Karlsruher Chemikerkongress doch als das wichtigste Ereignis in der Geschichte der Chemie im 19. Jahrhundert gelten. Das Zusammentreffen so vieler Chemiker aus dem In- und Ausland wirkt katalytisch auf die weitere Entwicklung der theoretischen Chemie.
Dem deutschen Chemiker Albert Niemann gelingt in Göttingen die Isolation einer kristallinen Substanz aus Cocablättern, die mit der Novara-Expedition im Vorjahr nach Europa gekommen sind. Er gibt dem Alkaloid den Namen Kokain. Bei genaueren Untersuchungen stellt er unter anderem fest, dass es bei 89 °C schmilzt und bei weiterem Erhitzen in Salz- und Benzoesäure sowie Methanol und Ekgonin zerfällt.
Der britische Unternehmer Frederick Walton erhält ein Patent auf die Herstellung von Linoxin, ein Stoffgemisch, das durch oxidative Polymerisierung von Leinöl entsteht. 1863 gelingt Walton daraus die Herstellung von Linoleum.
Medizin und Krankenpflege
Am 24. Juni wird im Londoner St Thomas’ Hospital die von Florence Nightingale mit Mitteln des Nightingale Funds gegründete Nightingale School of Nursing mit 15 Auszubildenden im Alter zwischen 25 und 35 Jahren eröffnet. Grundsätzlich sieht das heute als Nightingalesches System bezeichnete Ausbildungsmodell vor, dass die Ausbildung von Berufsanfängerinnen durch erfahrene Pflegekräfte und nicht durch Ärzte erfolgen soll. Eine umfangreiche theoretische Ausbildung mit anschließenden Examen hält Nightingale für wenig zielführend, da aus ihrer Sicht Prüfungen nur ein Test des Erinnerungsvermögens sind und nichts über die Leistung einer Pflegerin auf der Station aussagt. Ihr Ausbildungsmodell legt den Schwerpunkt auf Hygiene. Dabei spielt auch eine Rolle, dass Nightingale eine Anhängerin der Miasmentheorie ist. Sauberkeit, richtige Lüftung und angemessene Ernährung heilen ihrer Ansicht nach die meisten Krankheiten. Die Ausbildung ist nicht konfessionell gebunden, die ausbildende Pflegeleiterin soll aber auf die charakterliche Bildung und moralische Festigung der zukünftigen Pflegerinnen Wert legen.
Bereits im Januar ist das auf Anregung von Edwin Chadwick von Nightingale geschriebene Krankenpflegebuch Notes on Nursing: What It is and What It is Not (Anmerkungen zur Krankenpflege: Was Krankenpflege ist und was Krankenpflege nicht ist) erschienen, das sie für einen Personenkreis verfasste, die zu Hause Kranke zu versorgen haben. Noch im selben Jahr überarbeitet sie das Buch und veröffentlicht Fassungen, die sich an unterschiedliche Personenkreise richten. Eine Fassung erhält ergänzende Hinweise für professionelle Pflegerinnen. In den folgenden Jahren erscheinen zahlreiche Versionen und Übersetzungen des Werkes. Das Nightingalesche System revolutioniert in der Folge die bislang von überwiegend katholischen religiösen Institutionen dominierte Krankenpflege und stellt einen wesentlichen Teil der viktorianischen Pflegereform dar.
Theoretische Physik
James Clerk Maxwell veröffentlicht seine Geschwindigkeitsverteilungsfunktion im Philosophical Magazine (4) 19 (1860), 22. Sie beschreibt die Verteilung des Betrags der Teilchengeschwindigkeiten in einem idealen Gas. Die Theorie, wonach sich in einem idealen Gas nicht alle Gasteilchen mit der gleichen Geschwindigkeit bewegen, sondern statistisch verteilt mit verschiedenen Geschwindigkeiten, wird von Ludwig Boltzmann in späterer Folge noch verfeinert. Maxwell erhält im gleichen Jahr „für seine Forschungen über die Zusammensetzung der Farben und andere Beiträge zur Optik“ die Rumford-Medaille verliehen.
Technische Erfindungen
Der belgische Erfinder Étienne Lenoir führt am 23. Januar in Paris vor etwas 20 Personen den im Vorjahr von ihm erfundenen ersten brauchbaren Gasmotor vor. Am nächsten Tag erhält er ein Patent auf seine Erfindung, auf dessen Basis der Pariser Industrielle Marinoni zunächst einige wenige derartige Maschinen produziert.
Auf einem von Édouard-Léon Scott de Martinville drei Jahre zuvor konstruierten Phonautographen gelingt eine Tonaufzeichnung: Am 9. April wird das französische Volks- und Kinderlied Au clair de la lune aufgenommen, 17 Jahre vor der Erfindung des Phonographen durch Thomas Alva Edison. Es handelt sich um die inzwischen älteste erhaltene Tonaufnahme.
Am 28. Mai meldet der Pfarrer Henry Moule sein Dry Earth Closet zum Patent an. Die Komposttoilette, die er nach der Choleraepidemie 1854 und dem „Großen Gestank“ von 1858 in London entwickelt hat, soll den Geruch menschlicher Ausscheidungen reduzieren, die hygienischen Verhältnisse verbessern und dabei gleichzeitig für den Garten nutzbar gemacht werden.
Der florentiner Erfinder Antonio Meucci stellt ein von ihm entwickeltes Fernsprechgerät vor. Er hat es für seine Frau entwickelt, die wegen eines rheumatischen Leidens ihr Zimmer nicht mehr verlassen kann.
Schiffsbau
Nach mehr als eineinhalbjähriger Bauzeit wird am 29. Dezember die HMS Warrior, das erste ozeantaugliche Panzerschiff mit eisernem Rumpf, vom Stapel gelassen.
Sie wurde von der britischen Royal Navy als Gegenmaßnahme zum von Henri Dupuy de Lôme konstruierten französischen Panzerschiff La Gloire gebaut, die im August in Dienst gestellt worden ist. Durch ihren 4,5 Zoll dicken geschmiedeten Eisengürtel ist die HMS Warrior praktisch unverwundbar für die Geschosse der zur Zeit ihres Baus gebräuchlichen Schiffsartillerie. Um die Sinksicherheit noch weiter zu verbessern, ist der Rumpf in 92 wasserdichte Abteilungen unterteilt und besitzt unterhalb von Maschinenanlage und Munitionsräumen einen Doppelboden. Wegen der rasanten Entwicklung in der Marinetechnologie ist sie jedoch innerhalb von nur zehn Jahren bereits wieder veraltet.
Beim Stapellauf der HMS Warrior bei den Themse-Eisenwerken in London ist es so kalt, dass das Schiff an der Slipanlage festfriert. Es handelt sich um den kältesten Winter seit 50 Jahren.
Kultur und Gesellschaft
Kultur 3. März Die 1. Serenade von Johannes Brahms wird uraufgeführt. 7. Mai Die komische Oper Rita ou Le mari battu von Gaetano Donizetti wird postum uraufgeführt. Mai Die Mitglieder des Londoner Hogarth Club eröffnen ihre erste gemeinsam Ausstellung. 16. Mai Das Viktoriatheater in Magdeburg wird mit dem Stück Eine Nacht in Berlin eröffnet. 22. Juli Der Zoologische Garten Köln wird gegründet. 24. September Die Gesellschaft für Salzburger Landeskunde wird gegründet. 1. Oktober Die Großherzoglich-Sächsische Kunstschule Weimar wird gegründet. 6. - 18. Oktober Felice Beato photographiert den Alten und den Neuen Sommerpalast in Peking. 12. November Der Dianabad-Saal in Wien-Leopoldstadt wird eröffnet. 26. November Jacques Offenbachs Ballett-Pantomime Le Papillon wird uraufgeführt. 1. Dezember Charles Dickens veröffentlicht den ersten Teil des Bildungsromans Great Expectations. 13. Dezember Das Bayernlied von Konrad Max Kunz wird von der Bürgersängerzunft erstmals aufgeführt. Chinesische Kulturgüter
Felice Beato photographiert nach der Einnahme Pekings im Zweiten Opiumkrieg durch die Briten und Franzosen vom 6. Oktober bis zum 18. Oktober den Alten und den Neuen Sommerpalast und dokumentiert damit vor der Zerstörung beider Bauwerke deren Kulturschätze für die Nachwelt. Im Zuge der Plünderungen durch die Europäer werden neben Kunstschätzen aller Art auch jene kostbaren Uhren geraubt, die König Georg III. dem chinesischen Kaiser Qianlong durch die Macartney-Mission 1793 als Geschenk übersandt hat, die von diesem aber als „Tribut“ eines unterwürfigen Volkes gedeutet worden sind. Außerdem werden fünf Pekinesen-Hunde erbeutet, die bis dahin nur dem Herrscherhaus vorbehalten waren. Sie werden zu Stammeltern der europäischen Pekinesen.
Bildende Kunst
Während des so genannten „Silbernen Zeitalters von Weimar“ gründet Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach die Großherzoglich-Sächsische Kunstschule Weimar. Diese Bildungseinrichtung künstlerischer Ausrichtung geht auf die Initiative des Malers Stanislaus von Kalckreuth zurück, der dementsprechend bei der Eröffnungsfeier am 1. Oktober offiziell mit der Leitung des Instituts betraut wird. Von Beginn an können namhafte Künstler der Zeit als Lehrer für die neue Schule gewonnen werden, unter ihnen Arnold Böcklin, Arthur von Ramberg, Carl Hummel, Franz von Lenbach und Johann Wilhelm Cordes. In den folgenden Jahren wird hier die Strömung der Weimarer Malerei entwickelt.
Der französische Maler Édouard Manet malt mit Öl auf Leinwand die beiden Bilder Portrait der Eltern und Der spanische Sänger, die er beide im nächsten Jahr beim Salon de Paris einreicht und von diesem ausgestellt werden.
Der 1858 von Mitgliedern der früheren Präraffaelitischen Bruderschaft gegründete Hogarth Club in London hat im Mai seine erste gemeinsame Ausstellung in den neuen Räumlichkeiten in 6 Waterloo Place. Doch noch im gleichen Jahr kommt es - wegen stilistischer Fragen, aber vor allem über die Art und Weise, wie der Club geführt werden soll - zu Streitigkeiten unter den Mitgliedern, die schon im folgenden Jahr zur Auflösung des Clubs führen werden.
Der Salzburger Maler Josef Mayburger malt das Gemälde Das Klausentor von der Stadtseite, eines der beiden Salzburger Stadttore.
Anselm Feuerbach, seit 1857 Mitglied des Deutschen Künstlervereins in Rom, lernt Anna Risi kennen, genannt Nanna. Die Frau eines römischen Schusters wird sein Modell und seine Geliebte. Damit beginnt die Serie von Feuerbachs berühmten Nanna-Bildnissen.
Der Münchener Maler Carl Spitzweg malt um 1860 eines seiner bekanntesten Bilder. Das Werk Der abgefangene Liebesbrief zählt zu seinen so genannten „Pointenbildern“. Auch die etwa gleichzeitig entstandenen Bilder Der ewige Hochzeiter und Institutsspaziergang gehören in diese Kategorie. Um das Jahr 1860 beginnt Spitzweg aber auch mit dem Erstellen kleiner Landschaftsbilder und Idyllen, die er oft auf den Brettchen seiner Zigarrenkisten malt, wie zum Beispiel die Landschaft im Ammergau.
Statt wie von seinen Eltern gewünscht in der École des Beaux-Arts zu studieren, tritt der 19-jährige Claude Monet in die freie Malschule Académie Suisse ein, in der er sich vor allem mit Figurenstudien beschäftigt. Monet besucht in dieser Zeit Ausstellungen der Maler der Schule von Barbizon, einer 1830 gegründeten Künstlerkolonie, die die Malerei im Stil des Realismus propagiert. Außerdem hält er sich oft in der Brasserie des Martyrs auf, die ein Treffpunkt vieler moderner Künstler und Autoren ist. Sein Vater entzieht ihm in der Folge die finanzielle Unterstützung.
Literatur
Deutschsprachige Literatur
Der Dichter und Herausgeber Berthold Auerbach schreibt einen Brief an seinen Freund Gottfried Keller in der Schweiz mit einer Bitte um „etwas kurzes Abgerundetes“ zu „einem Schweizer Thema“ für seinen regelmäßig in Leipzig erscheinenden Deutschen Volkskalender. Keller, der gerade damit begonnen hat, weitere Geschichten für einen zweiten Teil von Die Leute von Seldwyla zu verfassen, schickt ihm wenig später das Manuskript Das Fähnlein der sieben Freunde. Die Novelle, die etwas gekürzt unter dem leicht abgeänderten Namen Das Fähnlein der sieben Aufrechten erscheint und bei Verleger und Publikum Begeisterung hervorruft, wird sofort von der Berner Tageszeitung Der Bund nachgedruckt. Sie begründet Kellers Ruhm als Nationaldichter der Schweiz, ohne jedoch vorläufig etwas an seiner prekären finanziellen Situation zu ändern.
Das 1808 von Heinrich von Kleist verfasste Drama Die Hermannsschlacht wird - fast fünfzig Jahre nach dem Tod des Autors - in einer überarbeiteten Fassung in Breslau uraufgeführt. Dem Stück ist in den nächsten Jahren kein großer Erfolg beschieden.
Russische Literatur
Fjodor Michailowitsch Dostojewski veröffentlicht in St. Petersburg das Prosawerk Aufzeichnungen aus einem Totenhaus, an dem er seit 1856 gearbeitet hat. Darin schildert er in einer losen Folge von Szenen und Beschreibungen das Leben in einem sibirischen Gefängnislager anhand eigener Erfahrungen während der Zeit seiner Verbannung von 1849 bis 1853. Das Werk ist der Stadt Semipalatinsk gewidmet, dem Ort seiner Verbannung.
Der russische Schriftsteller Iwan Sergejewitsch Turgenew verfasst im Exil in Deutschland mehrere Werke, darunter die Romane Am Vorabend (Nakanune) und Erste Liebe (Pervaja ljubov).
Das Theaterstück Gewitter (Groza) des russischen Dramatikers Alexander Nikolajewitsch Ostrowski wird uraufgeführt.
Sonstige Werke
- 1. Dezember: In der Zeitschrift All the Year Round veröffentlicht Charles Dickens den ersten Teil seines Bildungsromans Great Expectations.
- Der niederländische Schriftsteller Eduard Douwes Dekker veröffentlicht unter dem Pseudonym Multatuli den Roman Max Havelaar.
- Die englische Schriftstellerin Mary Ann Evans veröffentlicht unter dem Pseudonym George Eliot den siebenteiligen Roman The Mill on the Floss.
Musik und Theater
- 7. Februar: In Warschau wird die Oper Hrabina (Die Gräfin) von Stanislaw Moniuszko uraufgeführt.
- 18. Februar: In Paris findet die Uraufführung der Oper Philémon et Baucis von Charles Gounod statt.
- 3. März: In Hannover wird die 1. Serenade von Johannes Brahms uraufgeführt.
- 7. Mai: Die bereits 1841 entstandene komische Oper Rita ou Le mari battu von Gaetano Donizetti wird postum an der Opéra-Comique in Paris uraufgeführt. Das im Original französische Libretto stammt von Gustave Vaëz. Die Titelrolle wird von Caroline Lefèbvre Faure gesungen.
- 3. August: Die Uraufführung der komischen Oper La Colombe von Charles Gounod erfolgt in Baden-Baden.
- 26. November: An der Pariser Oper wird Jacques Offenbachs Ballett-Pantomime Le Papillon in der Choreographie der bekannten Tänzerin Marie Taglioni uraufgeführt. Die Aufführung gerät zu einem Triumph, was auch dem Können der jungen Ballerina Emma Livry zu danken ist.
- 6. Dezember: Die Uraufführung der Oper Bianca or The Bravo's Bride von Michael William Balfe findet im Covent Garden in London statt.
Sonstiges
Das Musée des beaux-arts de Montréal (Montreal Museum of Fine Arts) in Montreal wird gegründet. Das im Quartier du Musée an der Golden Square Mile gelegene Museum ist damit Kanadas ältestes Kunstmuseum. Das von rund 500.000 Menschen jährlich besuchte Museum ist gleichzeitig auch das größte Museum des Landes.
Auf Initiative von Gemeinderat Franz Valentin Zillner wird am 24. September die Gesellschaft für Salzburger Landeskunde gegründet. Die Gründungsmitglieder sind ausnahmslos honorige Bürger der Stadt Salzburg, darunter der Maler Georg Pezolt und der Arzt Anton Eleutherius Sauter. In der konstituierenden Sitzung vom 30. September wird Bürgermeister Heinrich von Mertens zum ersten Vorstand gewählt. Laut Satzung „setzt sich die Gesellschaft für die Beförderung der Kunde vom Lande Salzburg und seinen Bewohnern mit Rücksicht auf Gegenwart und Vergangenheit ein.“
Der junge und weitgehend unbekannte Architekt Charles Garnier gewinnt überraschend den Architekturwettbewerb für den Bau der neuen Pariser Oper. Der 15 Jahre dauernde Bau an der Opéra Garnier wird sein Lebenswerk.
Um das 1843 wieder eröffnete Dianabad in Wien-Leopoldstadt auch in der badefreien Wintersaison nutzbar zu machen, wird das Schwimmbecken abgedeckt und die Schwimmhalle als Konzert- und Ballsaal dekoriert. Im am 12. November eröffneten Dianabad-Saal debütieren in den folgenden Jahren unter anderem Eduard Strauß und Carl Michael Ziehrer, und der von Johann Strauß (Sohn) komponierte Walzer An der schönen blauen Donau hat hier seine triumphale Uraufführung.
Nach jahrelangen Bemühungen von Baronin Bertha von Marenholtz-Bülow wird das Verbot von Kindergärten in Preußen wieder aufgehoben. Die von Friedrich Fröbel entwickelte Institution ist im Jahr 1851 unter der Federführung von Kultusminister Karl Otto von Raumer „wegen atheistischer Tendenzen“ verboten worden.
Konrad Max Kunz komponiert das Bayernlied. Mit dem Text des Lehrers und Publizisten Michael Öchsner wird es am 15. Dezember von der Münchener Bürger-Sänger-Zunft, zu diesem Zeitpunkt die wichtigste Laienvereinigung zur Pflege von Gesang und Musik im Königreich Bayern, erstmals präsentiert. Das Stück wird bald zu einem beliebten Volkslied. Knapp hundert Jahre später wird das Lied mit einem leicht abgewandelten Text als Bayernhymne zur offiziellen Hymne des Freistaats Bayern erhoben.
Im November einigen sich Senat und Bürgerschaft der Stadt Hamburg auf die gänzliche Aufhebung der Torsperre zum 31. Dezember. Die Torsperre hat im Laufe des 19. Jahrhunderts sukzessive den Torschluss in Hamburg abgelöst. Ab 1861 sind alle Hamburger Stadttore durchgehend frei passierbar. In der Silvesternacht zieht eine unzählbare Menschenmenge durch die geöffneten Tore, um sich an der neuen Errungenschaft zu erfreuen.
Religion
Papst Pius IX. erklärt in der Enzyklika Nullis certe verbis vom 19. Januar die „Notwendigkeit für eine staatliche Souveränität“ des Kirchenstaates. Bezug nehmend auf seine Enzyklika Qui nuper vom Vorjahr, in der er die revolutionäre Bewegung in Italien kritisiert hat, bringt er seine Freude und sein Lob zum Ausdruck, er bedankt sich „für die erwiesene Treue und Bereitschaft“ und bezeichnet diese als „bewundernswerte Loyalität“. Auf den von Napoleon III. eingebrachten Vorschlag, dass der Kirchenstaat auf alle territorialen und herrschaftlichen Ansprüche verzichten solle, könne man nach Meinung des Papstes absolut nicht eingehen. Denn dann würde man auch die staatsbürgerliche Souveränität aufgeben.
Die Hauptsynagoge in der Judengasse in Frankfurt am Main wird eingeweiht. Sie ist nach den Vorgängerbauten von 1462 und 1711 die dritte Synagoge an dieser Stelle und entwickelt sich zum Zentrum des Reformjudentums in Frankfurt. Die Festrede bei der Einweihung am 23. März hält der Rabbiner Leopold Stein in Anwesenheit der beiden Bürgermeister und des Senats der Freien Stadt Frankfurt. Darin betont er, dass die neue Synagoge ein Symbol für die Verbundenheit der israelitischen Gemeinde mit der alten Religion und die Zugehörigkeit zur deutschen Nation sei. Aufgrund dieser Rede kommy es zu einem Eklat im Gemeindevorstand.
Katastrophen
Der Passagierdampfer Hungarian der kanadisch-britischen Allan Line wird am 19. Februar vor Sable Island an der Küste von Nova Scotia in einem Schneesturm gegen die Klippen geworfen und sitzt auf Grund. Aufgrund des Sturms können keine Retter zu dem Schiff vordringen. Gegen 03.00 Uhr morgens am 20. Februar werden noch Lichter und Menschen auf dem Schiff gesehen, aber gegen 10.00 Uhr sinkt das Schiff in den hohen Wellen. Der Sturm legt sich erst sechs Tage später, bei der darauf folgenden Suche werden keine Überlebenden mehr gefunden. Alle 205 Passagiere und Besatzungsmitglieder kommen ums Leben. Es handelt sich um eines der schwersten Schiffsunglücke jener Gegend, die als „Graveyard of the Atlantic“ („Friedhof des Atlantiks“) bekannt ist. Ein kieloben treibendes Rettungsboot wird kurze Zeit später in den Hafen der Küstengemeinde Port La Tour gespült. Auch die Reste anderer geborstener Boote werden gefunden. Über die Telegraphenstation in Barrington verbreitet sich die Neuigkeit von der Havarie sehr schnell. Das Unglück findet einen breiten Niederschlag in der britischen und kanadischen Presse und wirft ein schlechtes Licht auf die Allen Line, die erst drei Monate zuvor ihr Dampfschiff Indian verloren hat, wobei 27 Menschen ums Leben gekommen sind.
Am 7. September um 23:30 Uhr legt der Raddampfer Lady Elgin in Chicago ab, um den Michigansee Richtung Milwaukee zu überqueren. An Bord befinden sich großteils Mitglieder des Irish Union Guard, einem Zusammenschluss irischer Einwanderer aus Milwaukee, die einer Rede des Senators von Illinois, Stephen A. Douglas, zur im November stattfindenden Präsidentschaftswahl beigewohnt haben. Es herrschen sturmartige Winde und hoher Wellengang sowie heftiger Regen, was die Sicht stark beeinträchtigt. Gegen 02.30 Uhr nachts wird die hell erleuchtete und weithin sichtbare Lady Elgin sieben bis neun Meilen vom Ufer entfernt von dem Schoner Augusta gerammt. Die Augusta ist unbeleuchtet und kann daher nicht rechtzeitig auf der Brücke der Lady Elgin ausgemacht werden. Der Bug des mit seiner Holzfracht vollkommen überladenen Seglers bohrt sich in die Backbordseite des Dampfers direkt vor dem Seitenrad. Er bleibt einen Moment lang stecken, aber durch die Vorwärtsbewegung der Lady Elgin löst sich die Augusta wieder aus dem klaffenden Leck. Nach dem Zusammenstoß glaubt man an Bord der Augusta, die Lady Elgin hätte ihre Fahrt unbeeinträchtigt fortgesetzt. Da das Segelschiff beschädigt ist, versucht man, so schnell wie möglich Chicago zu erreichen. Die Lady Elgin kentert jedoch nur 20 Minuten nach dem Unfall und versinkt schnell. Über 400 Menschen kommen durch das bis heute schwerste Schiffsunglück auf den Großen Seen ums Leben. Die Zahl der Überlebenden wird zwischen 98 und 155 angegeben. Dem zweiten Offizier der Augusta, George Budge, der zum Zeitpunkt der Kollision das Schiff geführt hat, wird in der Folge die Schuld an der Katastrophe gegeben, während der Kapitän des Schiffes, Darius Nelson Malott, freigesprochen wird.
Kleinere Unglücksfälle sind in den Unterartikeln von Katastrophe aufgeführt.
Sport
Sport - Chronologie 17. April In Farnborough findet ein illegaler Boxkampf mit bloßen Fäusten statt. 1. Mai In Travemünde wird der Turnverein MTV Travemünde gegründet. 17. Mai In München wird der 1849 verbotene Turnverein neu gegründet. 26. Mai In Fürth wird ein Turnverein gegründet. 16.-19. Juni In Coburg wird das erste Deutsche Turnfest abgehalten. 15. Juli Erstmals seit dem Verbot 1849 wird wieder ein Feldbergfest abgehalten. 17. Juli In Hagen wird die Hagener Turnerschaft gegründet. 28. Juli In Marburg wird ein Turnverein gegründet. 8. August Der Grande Casse im Vanoise-Massiv wird erstmals bestiegen. 9. August Der Schweizer Bergführer Melchior Anderegg besteigt als erster Mensch den Alphubel. 17. August In Stralsund wird der Turn- und Sport-Verein Stralsund gegründet. 27. August Melchior Anderegg besteigt als erster Mensch das Blüemlisalphorn. 4. September Der Gran Paradiso in den Grajischen Alpen wird erstmals bestiegen. 17. Oktober In Prestwick wird The Open Championship im Golf ins Leben gerufen. 20. Oktober In Rosenheim wird eine Turnerfeuerwehr gegründet. 9. November Der Turnverein der Cigarrenarbeiter Hanau wird gegründet. Turnen, Fußball und Cricket
Nachdem der am 15. Juli 1848 gegründete Münchner Turnverein bereits ein Jahr später wegen „republikanischer Umtriebe“ verboten worden ist, wird er am 17. Mai von Ludwig Schitler, Max Deiglmaier, Franz Pfeifer, Joseph Böcklein und Johann Lautenhammer neu gegründet, offiziell unter der Bezeichnung „Verein zur körperlichen Ausbildung“, um dem Turnverein seinen politischen Beigeschmack für die Behörden zu nehmen. Der heutige TSV 1860 München ist hauptsächlich für seine 1899 gegründete Fußballabteilung bekannt. Auch in vielen anderen deutschen Städten werden im Laufe des Jahres Turnvereine (neu) gegründet, die in der Regel nur für Männer zugänglich sind.
In Coburg wird am 16. Juni das erste Deutsche Turnfest eröffnet, eine viertägige Zusammenkunft aller deutschen Turner. Diese Veranstaltung wird in unregelmäßigen Abständen an wechselnden Orten bis heute durchgeführt. Ein Monat später, am 15. Juli, wird auf dem Großen Feldberg im Taunus auch wieder ein Feldbergfest abgehalten. Dieses älteste Bergturnfest Deutschlands ist im Jahr 1849 von den Behörden verboten worden. Die Turnfeste haben ursprünglich nicht nur einen sportlichen Hintergrund. Im Geiste des 1852 verstorbenen „Turnvaters“ Friedrich Ludwig Jahn sollen alle Turner immer nach der Einheit Deutschlands streben. In diesem Sinn sind die Turnfeste auch politische Veranstaltungen.
In Preußen kommt es zum sogenannten „Barrenstreit“. Die Königliche Central-Turnanstalt unter Direktor Hugo Rothstein schafft das Gerätturnen an den Schulen ab und ersetzt es durch die von Pehr Henrik Ling entworfene Schwedische Gymnastik. Die Anhänger von Turnvater Jahn, allen voran Carl Philipp Euler, der in diesem Jahr Mitglied der Turnanstalt wird, bekämpfen diese Maßnahme vehement und fordern insbesondere die Wiedereinführung von Reck und Barren. Beide Seiten werden von zahlreichen ärztlichen und akademischen Gutachten unterstützt.
Englische Studenten, die an Privatschulen in Lausanne in der Schweiz studieren, gründen den vermutlich ersten Fußballklub im Kontinentaleuropa, den Lausanne Football and Cricket Club. Da das Regelwerk zum Assoziationsfußball erst 1863 entstehen wird, ist unklar, welche Form von Fußball zu diesem Zeitpunkt in Lausanne gespielt wird.
Golf
In Prestwick, Schottland, wird The Open Championship, das älteste, heute noch gespielte Golfturnier ins Leben gerufen. Die Idee einer offenen Meisterschaft auf jährlich wechselnden Kursen ist erstmals 1856 aufgetaucht. Mangels Unterstützung aus anderen Clubs wagt Prestwick jedoch den Start allein. Am 17. Oktober werden die ersten vom Earl of Eglinton und Oberst James Fairlie durchgeführten Titelkämpfe ausgetragen. Die acht führenden Spieler der Zeit spielen an einem Tag drei Runden des 12-Loch-Platzes in Prestwick. Willie Park Sr. gewinnt mit 174 Schlägen den ersten Titel. Er darf den Championship-Gürtel für ein Jahr behalten, Preisgeld wird keines ausbezahlt.
Boxen
Am 17. April kommt es bei Farnborough, Hampshire, zu einem Aufsehen erregenden, illegalen Boxkampf nach den London Prize Ring Rules mit bloßen Fäusten zwischen dem 33-jährigen, inoffiziellen englischen Schwergewichtsmeister Thomas Sayers und dem sieben Jahre jüngeren, dazu größeren und schwereren Amerikaner John Carmel Heenan. Nach insgesamt 37 Runden in ca. 140 Minuten stürmen Zuschauer den Ring, der Kampf wird als unentschieden gewertet – beide erhalten einen Gürtel, aber nur Heenan nennt sich in der Folge Boxweltmeister bzw. englischer Meister im Schwergewicht. Im Folgejahr wird daraufhin der Anti Prize Fight Act erlassen, der diese Veranstaltungen praktisch beendet, sehr zum Bedauern auch höherer englischer Gesellschaftsschichten.
Skilauf
Der Norweger Sondre Norheim aus Morgedal in der Provinz Telemark springt bei einer regionalen Skilaufveranstaltung angeblich 30,5 Meter weit. Er verwendet für den Skisprungbewerb eine eigens von ihm entworfene Bindung, die die Gefahr des Verlust eines Skis während der Fahrt reduziert, und springt in einer von ihm entwickelten Technik. Die Weite, die allerdings unbestätigt bleibt, wird in den folgenden 33 Jahren nicht übertroffen.
Bergsteigen
Folgende Berge wurden 1860 zum ersten Mal bestiegen:
Name des Berges Höhe
(m)Region Datum der Erstbesteigung Erstbesteiger Grande Casse 3.855 Vanoise-Massiv, Grajische Alpen 8. August William Mathews / Michel Croz und E. Favre Alphubel 4.206 Walliser Alpen 9. August Führer Melchior Anderegg und Peter Perren mit T.W. Hinchliff und Leslie Stephen Blüemlisalphorn 3.664 Berner Alpen 27. August Führer Melchior Anderegg, Fritz Ogi und P. Simond mit Robert Liveing, Leslie Stephen und J.K. Stone Gran Paradiso 4.061 Aostatal, Grajische Alpen 4. September Michel-Clément Payot, Jean Tairraz, John Jeremy Cowell, W. Dundas Geboren
Januar
- 1. Januar: Michele Lega, italienischer römisch-katholischer Kardinal († 1935)
- 6. Januar: Raoul Gunsbourg, rumänischer Operndirektor, Schriftsteller und Komponist († 1955)
- 9. Januar: Laura Valborg Aulin, schwedische Pianistin und Komponistin († 1928)
- 10. Januar: Stanyarne Wilson, US-amerikanischer Politiker († 1928)
- 17. Januar: Douglas Hyde, irischer Dichter († 1949)
- 22. Januar: Aennchen Schumacher, „Lindenwirtin“ in Bad Godesberg († 1935)
- 26. Januar: Harry M. Daugherty, US-amerikanischer Politiker († 1941)
- 29. Januar: Anton Tschechow, russischer Schriftsteller und Dramatiker († 1904)
- 29. Januar: William Robertson, 1. Baronet, Chef des Imperialen Generalstabs und britischer Feldmarschall († 1933)
Februar
- 2. Februar: August Gutzmer, deutscher Mathematiker († 1924)
- 3. Februar: Friedrich Koepp, deutscher Altphilologe und Archäologe († 1944)
- 3. Februar: Otto Schmeil, deutscher Botaniker, Pädagoge und Fachbuchautor († 1942)
- 6. Februar: Bruno Wille, deutscher Prediger, Philosoph, Journalist und Schriftsteller († 1928)
- 14. Februar: Eugen Schiffer, deutscher Jurist und Politiker († 1954)
- 18. Februar: Anders Zorn, schwedischer Maler, Grafiker und Bildhauer († 1920)
- 20. Februar: Matyáš Lerch, tschechischer Mathematiker († 1922)
- 21. Februar: Dora Hohlfeld, deutsche Dichterin († 1931)
- 21. Februar: Karel Matěj Čapek-Chod, tschechischer Journalist und Schriftsteller († 1927)
- 23. Februar: Margarethe von Bülow, deutsche Schriftstellerin († 1884)
- 24. Februar: Emil Rumpf, deutscher Maler und Illustrator († 1948)
- 24. Februar: Frank W. Rollins, US-amerikanischer Politiker († 1915)
- 29. Februar: Herman Hollerith, US-amerikanischer Unternehmer, Ingenieur und Erfinder († 1929)
März
- 8. März: James A. Hemenway, US-amerikanischer Politiker († 1923)
- 11. März: Emil Ertl, österreichischer Dichter und Schriftsteller († 1935)
- 12. März: William Cabell Bruce, US-amerikanischer Politiker († 1946)
- 13. März: Charles N. Haskell, US-amerikanischer Politiker († 1933)
- 13. März: Hugo Wolf, österreichischer Komponist († 1903)
- 15. März: Beryl F. Carroll, US-amerikanischer Politiker († 1939)
- 16. März: Sidonie Werner, deutsche Frauenrechtlerin († 1932)
- 18. März: Josephine Wessely, österreichische Schauspielerin († 1887)
- 19. März: William Jennings Bryan, US-amerikanischer Politiker († 1925)
- 20. März: Alfred Gercke, deutscher Altphilologe († 1922)
- 22. März: Otto Barblan, schweizerischer Komponist, Organist und Musikpädagoge († 1943)
- 25. März: Friedrich Naumann, deutscher Politiker und Theologe († 1919)
- 29. März: Carl Hering, US-amerikanischer Ingenieur († 1926)
- 30. März: Johann Heinrich Lahmann, deutscher Arzt und Naturheiler († 1905)
April
- 2. April: George S. Nixon, US-amerikanischer Politiker († 1912)
- 4. April: Marie Villinger, eine der führenden Frauen der Schweizer Arbeiterinnenbewegung († 1946)
- 6. April: René Lalique, französischer Unternehmer, Firmengründer, Schmuck- und Glaskünstler († 1945)
- 6. April: Carl Miller, deutscher Kommunalpolitiker (Magdeburg) († 1930)
- 6. April: Friedrich Stolz, deutscher Chemiker († 1936)
- 7. April: Rudolf Nováček, tschechischer Komponist und Dirigent († 1929)
- 9. April: Philipp Franck, deutscher Maler († 1944)
- 13. April: James Ensor, belgischer Maler und Zeichner († 1949)
- 17. April: Friedrich Uhlhorn, deutscher evangelischer Theologe und Kirchenhistoriker († 1937)
- 18. April: Andreas Heinrich Voigt, deutscher Mathematiker und Volkswirtschaftler († 1940)
- 20. April: Ludwig Gattermann, deutscher Chemiker († 1920)
- 20. April: Pieter Jelles Troelstra, niederländischer Politiker und Dichter († 1930)
- 23. April: Otto Walkhoff, deutscher Zahnarzt, Pionier der Röntgen-Zahndiagnostik († 1934)
- 24. April: Gerhard Janensch, deutscher Bildhauer und Medailleur († 1933)
- 27. April: Franz Winkelmeier, Österreicher, seinerzeit größter Mensch der Welt († 1887)
- 29. April: Fritz Beindorff, deutscher Unternehmer († 1944)
Mai
- 2. Mai: William Bayliss, britischer Physiologe († 1924)
- 2. Mai: Theodor Herzl, österreichischer Schriftsteller, Publizist und Politiker († 1904)
- 2. Mai: D’Arcy Wentworth Thompson, britischer Mathematiker und Zoologe († 1948)
- 3. Mai: John Scott Haldane, englischer Physiologe († 1936)
- 3. Mai: Vito Volterra, italienischer Mathematiker und Physiker († 1940)
- 4. Mai: Hans Groß, deutscher Ballonfahrer und Luftschiffkonstrukteur († 1924)
- 4. Mai: Emil Nikolaus von Reznicek, österreichischer Komponist († 1945)
- 5. Mai: James Aloysius O’Gorman, US-amerikanischer Jurist und Politiker († 1943)
- 8. Mai: Gregorio Aglipay, philippinischer katholischer Geistlicher, Bischof († 1940)
- 9. Mai: John L. McLaurin, US-amerikanischer Politiker († 1934)
- 13. Mai: Paul Guenther, deutsch-US-amerikanischer Industrieller († 1932)
- 13. Mai: Karl August Tavaststjerna, finnischer Schriftsteller schwedischer Sprache († 1898)
- 15. Mai: Ernst Wasserzieher, deutscher Etymologe († 1927)
- 17. Mai: Austin Lane Crothers, US-amerikanischer Politiker († 1912)
- 17. Mai: Nataly von Eschstruth, deutsche Schriftstellerin († 1939)
- 20. Mai: Eduard Buchner, deutscher Chemiker († 1917)
- 21. Mai: Willem Einthoven, niederländischer Arzt und Nobelpreisträger († 1927)
- 24. Mai: Walter Kern, deutscher Architekt und Regierungsbaumeister († 1918)
- 25. Mai: James McKeen Cattell, US-amerikanischer Psychologe († 1944)
- 25. Mai: Bruno Louis Schaefer, deutscher Jurist und Senator in Hamburg († 1945)
- 26. Mai: Max von Stetten, deutscher Offizier († 1925)
- 27. Mai: Margrethe Munthe, norwegische Schriftstellerin († 1931)
- 29. Mai: Isaac Albéniz, spanischer Komponist und Pianist († 1909)
- 31. Mai: Walter Sickert, englischer Maler († 1942)
Juni
- 4. Juni: Friedrich Schmidt-Ott, deutscher Wissenschaftsorganisator († 1956)
- 7. Juni: Hanns Fechner, deutscher Maler und Schriftsteller († 1931)
- 7. Juni: Fritz Herbert, SPD-Reichstagsabgeordneter für Pommern, Konsumgenossenschafter († 1925)
- 10. Juni: Lucien Hillemacher, französischer Komponist († 1909)
- 11. Juni: Gustav Ruhland, deutscher Nationalökonom († 1914)
- 22. Juni: Wilhelm Schneidewind, deutscher Agrikulturchemiker († 1931)
- 25. Juni: Gustave Charpentier, französischer Komponist († 1956)
Juli
- 1. Juli: Carl Paal, deutsch-österreichischer Chemiker († 1935)
- 3. Juli: Charlotte Perkins Gilman, US-amerikanische feministische Autorin († 1935)
- 3. Juli: Hubert Work, US-amerikanischer Politiker († 1942)
- 5. Juli: Albert Döderlein, deutscher Frauenarzt († 1941)
- 7. Juli: Abraham Cahan, US-amerikanischer Journalist, Publizist und Schriftsteller († 1951)
- 7. Juli: Gustav Mahler, österreichischer Dirigent und Komponist († 1911)
- 7. Juli: Karl Prinz von Ratibor und Corvey, deutscher Jurist und Politiker († 1931)
- 11. Juli: Friedrich Oltmanns, deutscher Botaniker († 1945)
- 14. Juli: Alfred Metcalf Jackson, US-amerikanischer Politiker († 1924)
- 14. Juli: Owen Wister, US-amerikanischer Schriftsteller († 1938)
- 15. Juli: Friedrich Andersen, deutscher evangelischer Theologe († 1940)
- 16. Juli: Otto Jespersen, dänischer Sprachwissenschaftler († 1943)
- 17. Juli: Otto Lummer, deutscher Physiker († 1925)
- 17. Juli: Clara Viebig, deutsche Erzählerin († 1952)
- 20. Juli: Johannes Walther, deutscher Geologe und Paläontologe († 1937)
- 23. Juli: Adolf Schmidt, deutscher Geophysiker († 1944)
- 24. Juli: Alfons Maria Mucha, tschechischer Plakatkünstler († 1939)
- 28. Juli: Elias M. Ammons, US-amerikanischer Politiker († 1925)
- 28. Juli: Anastasia Michailowna Romanowa, Großherzogin von Mecklenburg (* 1922)
August
- 5. August: Oswald Wirth, Ministerialbibliothekar in Paris und Schriftsteller († 1943)
- 10. August: Sergei Sasonow, russischer Diplomat († 1927)
- 11. August: Arthur von Weinberg, deutscher Chemiker und Ehrenbürger von Frankfurt am Main († 1943)
- 12. August: Klara Hitler, Mutter von Adolf Hitler († 1907)
- 13. August: Annie Oakley, US-amerikanische Scharfschützin und Kunstschützin († 1926)
- 14. August: Ernest Thompson Seton, britischer Autor und Mitbegründer der US-Pfadfinderbewegung († 1946)
- 15. August: Max von Oppenheim, deutscher Diplomat und Archäologe († 1946)
- 20. August: Raymond Poincaré, französischer Staatsmann und Politiker († 1934)
- 20. August: Henry T. Rainey, US-amerikanischer Politiker († 1934)
- 21. August: Ludwig Wahrmund, österreichischer Jurist († 1932)
- 22. August: Gustaf Fröding, schwedischer Lyriker († 1911)
- 22. August: Paul Nipkow, deutscher Techniker († 1940)
- 22. August: Alfred Ploetz, deutscher Arzt und Rassenkundler († 1940)
- 30. August: Isaak Lewitan, russischer Maler des Realismus († 1900)
- 30. August: Richard Küch, deutscher Chemiker und Physiker († 1915)
- 31. August: Karl Emil Scherz, deutscher Architekt und Ortschronist († 1945)
September
- 6. September: Jane Addams, US-amerikanische Feministin, Friedensnobelpreisträgerin († 1935)
- 6. September: Axel Holst, norwegischer Arzt († 1931)
- 7. September: Grandma Moses, US-amerikanische Malerin († 1961)
- 7. September: Charles Frederick Scott, US-amerikanischer Politiker († 1938)
- 9. September: Franz Nissl, deutscher Neurologe und Psychiater († 1919)
- 10. September: Marianne von Werefkin, russisch-schweizerische Malerin († 1938)
- 13. September: John Pershing, US-amerikanischer Soldat und General († 1948)
- 18. September: William Gordon Brantley, US-amerikanischer Politiker († 1934)
- 20. September: James Gillett, US-amerikanischer Politiker († 1937)
- 21. September: Gustav Leutelt, sudetendeutscher Dichter und Schriftsteller († 1947)
- 22. September: Willi Cuno, erster Oberbürgermeister der Stadt Hagen († 1951)
- 24. September: Camilla Jellinek , österreichisch-deutsche Frauenrechtlerin und Juristin († 1940)
Oktober
- 1. Oktober: Matthew Linn Bruce, US-amerikanischer Politiker († 1936)
- 2. Oktober: Hans Arnold deutscher Bildhauer († 1913)
- 3. Oktober: Annie Horniman, englische Theaterleiterin und Okkultistin († 1937)
- 3. Oktober: Franz Renz, deutscher katholischer Theologe († 1916)
- 4. Oktober: Homer Albert Norris, US-amerikanischer Organist, Komponist und Musikwissenschaftler († 1920)
- 8. Oktober: Felix Woyrsch, deutscher Komponist und Musikdirektor († 1944)
- 11. Oktober: Alexander C. Mitchell, US-amerikanischer Politiker († 1911)
- 12. Oktober: John G. Sargent, US-amerikanischer Politiker († 1939)
- 12. Oktober: Elmer Ambrose Sperry, US-amerikanischer Erfinder und Geschäftsmann († 1930)
- 13. Oktober: Montagu Allan, kanadischer Bankier, Schiffseigner und Sportförderer († 1951)
- 20. Oktober: Wilhelm Bode, deutscher evangelischer Pfarrer, Genossenschaftsgründer, Naturschützer, als Heidepastor bekannt († 1927)
- 28. Oktober: Hugo Preuß, deutscher Jurist und Vater der Weimarer Verfassung († 1925)
- 31. Oktober: Andrew Volstead, US-amerikanischer Politiker († 1947)
November
- 1. November: Boies Penrose, US-amerikanischer Politiker († 1921)
- 1. November: Ernst Stöhr, österreichischer Maler, Dichter und Musiker († 1917)
- 6. November: Ignacy Jan Paderewski, polnischer Musiker und Politiker († 1941)
- 7. November: Fletcher D. Proctor, US-amerikanischer Politiker († 1911)
- 14. November: Alexis-Armand Charost, Erzbischof von Rennes und Kardinal († 1930)
- 16. November: Jesse H. Metcalf, US-amerikanischer Politiker († 1942)
- 19. November: Franklin E. Brooks, US-amerikanischer Politiker († 1916)
- 23. November: Hjalmar Branting, schwedischer Politiker und Premierminister († 1925)
- 24. November: Herman Webster Mudgett, US-amerikanischer Serienmörder († 1896)
- 29. November: Hanns Hörbiger, österreichischer Ingenieur († 1931)
- 29. November: Pietro La Fontaine, Patriarch von Venedig und Kardinal († 1935)
- 30. November: William La Follette, US-amerikanischer Politiker († 1934)
Dezember
- 3. Dezember: John Bassett Moore, US-amerikanischer Jurist und Diplomat († 1947)
- 3. Dezember: Wilhelm Sievers, deutscher Geograph und Forschungsreisender († 1921)
- 5. Dezember: Hugo Gaudig, deutscher Reformpädagoge und Schulleiter († 1923)
- 7. Dezember: Joseph Cook, australischer Politiker und Premierminister († 1947)
- 8. Dezember: Edmund H. Hinshaw, US-amerikanischer Politiker († 1932)
- 10. Dezember: Anna Croissant-Rust, deutsche Schriftstellerin († 1943)
- 10. Dezember: Wilhelm Sander, deutscher Architekt († 1930)
- 15. Dezember: Niels Ryberg Finsen, dänischer Arzt und Nobelpreisträger († 1904)
- 18. Dezember: Edward MacDowell, US-amerikanischer Komponist und Pianist († 1908)
- 21. Dezember: Henrietta Szold, US-amerikanische Erzieherin, Aktivistin des frühen Zionismus († 1945)
- 22. Dezember: Richard Hanitsch, deutscher Museumskurator († 1940)
- 22. Dezember: Edward C. Stokes, US-amerikanischer Politiker († 1942)
- 26. Dezember: Alexander von Fielitz, deutscher Komponist († 1930)
- 27. Dezember: William Bates, US-amerikanischer Augenarzt († 1931)
Genaues Geburtsdatum unbekannt
- Koharik Schirinian, armenische Schauspielerin
- Francisco Soñé, dominikanischer Komponist, Musikpädagoge, Dirigent und Klarinettist († 1949)
Geburtstage von Persönlichkeiten aus dem Sport finden sich unter dieser Rubrik im Artikel Sportjahr 1860.
Gestorben
Erstes Halbjahr
- 5. Januar: Johannes Nepomuk Neumann, aus Böhmen stammender Bischof von Philadelphia (* 1811)
- 8. Januar: John Nelson, US-amerikanischer Jurist und Politiker (* 1791)
- 9. Januar: Karl Rudolf Brommy, deutscher Admiral (* 1804)
- 17. Januar: Friedrich Georg Wieck, deutscher technologischer Schriftsteller und Industrieller (* 1800)
- 17. Januar: János Bolyai, ungarischer Mathematiker (* 1802)
- 17. Januar: Narcisse Girard, französischer Dirigent (* 1798)
- 21. Januar: Ludwig Benjamin Henz, deutscher Eisenbahningenieur (* 1798)
- 22. Januar: Elisha Haley, US-amerikanischer Politiker (* 1776)
- 26. Januar: Wilhelmine Schröder-Devrient, deutsche Opernsängerin (Sopran) (* 1804)
- 29. Januar: Ernst Moritz Arndt, deutscher Gelehrter und nationaler Dichter (* 1769)
- 29. Januar: Stéphanie de Beauharnais, badische Großherzogin (* 1789)
- 29. Januar: Henry D. Gilpin, US-amerikanischer Jurist und Politiker (* 1801)
- 7. Februar: Samuel Stevens, US-amerikanischer Politiker (* 1778)
- 1. März: Honoré-Charles Reille, französischer General, Marschall und Pair von Frankreich (* 1775)
- 6. März: Justus Johann Friedrich Dotzauer, deutscher Cellist und Komponist (* 1783)
- 14. März: Carl von Ghega, österreichischer Ingenieur und Erbauer der Semmeringbahn von Gloggnitz bis Mürzzuschlag (* 1802)
- 14. März: Lilburn Boggs, US-amerikanischer Politiker (* 1796)
- 18. März: William Henry Bissell, US-amerikanischer Politiker (* 1811)
- 19. März: Albrecht Roscher, deutscher Geograph und Afrikaforscher (* 1836)
- 23. März: Francisco Ruiz Tagle, chilenischer Präsident (* vor 1790)
- 6. April: James Kirke Paulding, US-amerikanischer Schriftsteller und Politiker (* 1778)
- 16. April: Bartolomeo Borghesi, italienischer Inschriftenforscher (* 1781)
- 25. April: John S. Robinson, US-amerikanischer Politiker (* 1804)
- 26. April: António José Severim de Noronha, portugiesischer General und Politiker (* 1792)
- 27. April: Johann Ulrich Himbsel, deutscher Baurat (* 1787)
- 30. April: Franz Christian Naunyn, deutscher Jurist und Oberbürgermeister (* 1799)
- 5. Mai: Nikolaus Nack, deutscher Kaufmann und Politiker (* 1786)
- 14. Mai: Ludwig Bechstein, deutscher Schriftsteller, Bibliothekar und Archivar (* 1801)
- 20. Mai: William Butterworth Bayley, britischer interimistischer Generalgouverneur von Fort William (* 1781)
- 21. Mai: Phineas Gage, US-amerikanischer Eisenbahnvorarbeiter (* 1823)
- 21. Mai: Johannes Frederik Fröhlich, dänischer Komponist (* 1806)
- 22. Mai: William C. Preston, US-amerikanischer Politiker (* 1794)
- 2. Juni: Leopold von Orlich, deutscher Offizier und Schriftsteller (* 1804)
- 5. Juni: Samuel D. Ingham, US-amerikanischer Politiker (* 1779)
- 12. Juni: August Thieme, deutscher Dichter (* 1780)
- 18. Juni: Friedrich Wilhelm von Bismarck, deutscher Generalleutnant und Militärschriftsteller (* 1783)
- 24. Juni: Jérôme Bonaparte, Bruder von Napoléon Bonaparte (* 1784)
- 25. Juni: Johann Heinrich Horstmann, deutscher Politiker (* 1795)
- 29. Juni: Thomas Addison, englischer Mediziner (* 1793)
Zweites Halbjahr
- 1. Juli: Charles Goodyear, US-amerikanischer Chemiker und Ingenieur (* 1800)
- 10. Juli: John Henry Lumpkin, US-amerikanischer Politiker (* 1812)
- 1. August: John S. Wells, US-amerikanischer Politiker (* 1803)
- 9. August: Ignaz Heinrich von Wessenberg, deutscher Theologe (* 1774)
- 25. August: Johan Ludvig Heiberg, dänischer Dichter und Kritiker (* 1791)
- 11. September: Friedrich Ludwig Keller, schweizerischer und preußischer Jurist und Politiker (* 1799)
- 21. September: Arthur Schopenhauer, deutscher Philosoph (* 1788)
- 25. September: Carl Friedrich Zöllner, deutscher Komponist (* 1800)
- 24. Oktober: Élie, Herzog von Decazes und Glücksberg, französischer Staatsmann (* 1788)
- 31. Oktober: Thomas Cochrane, britischer Politiker und Freiheitskämpfer (* 1775)
- 25. Oktober: James Capen Adams, US- amerikanischer Dompteur(*1807)
- 31. Oktober: Joseph Kornhäusel, österreichischer Architekt (* 1782)
- 19. November: Delazon Smith, US-amerikanischer Politiker (* 1816)
- 25. November: Paul Wilhelm von Württemberg, deutscher Naturforscher und Entdecker (* 1797)
- 3. Dezember: William A. Palmer, US-amerikanischer Politiker (* 1781)
- 5. Dezember: August Arnold, deutscher Geschichtsphilosoph und Staatswissenschaftler (* 1789)
- 5. Dezember: Friedrich Christoph Dahlmann, deutscher Historiker und Staatsmann (* 1785)
- 14. Dezember: George Hamilton Gordon, britischer Politiker (* 1784)
- 16. Dezember: Charles James McDonald, US-amerikanischer Politiker (* 1793)
- 17. Dezember: Désirée Clary, schwedische Königin (* 1777)
Weblinks
Commons: 1860 – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Jahr (19. Jahrhundert)
- 1860
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