Erddruck

Erddruck
Erddruck

Erddruck ist ein Begriff der Geotechnik und ist insbesondere für die Gründung (das Fundament) von Bauwerken bedeutungsvoll. Hinsichtlich der Größe des Erddruckes unterscheidet man zwei Extremfälle:

  • Der aktive Erddruck ist der kleinste Druck, den ein Boden vorgegebener Eigenschaften auf ein Bauwerk (z. B. eine Stützmauer oder eine Gabionenwand) vorgegebener Geometrie ausüben kann. Dieses Minimum wird nur erreicht, wenn das Bauwerk dem Druck in gewissen Grenzen nachgeben kann. Anderenfalls sind die Belastungen höher, man spricht vom erhöhten aktiven Erddruck.
  • Der passive Erddruck ist der größte Erddruck, mit dem ein Boden eine Bauwerkswand stützen kann. Dieses Maximum tritt im Allgemeinen erst bei einer Bewegung des Bauwerkes im Zentimeter- bzw. Dezimeterbereich auf.

Aktiver Erddruck und passiver Erddruck hängen u. a. von folgenden Parametern ab:
Dichte, Konsistenz bzw. innerer Reibungswinkel des Bodens, Abstand von der Oberfläche und Neigung des Geländes, Auflasten (z. B. Gebäude und Fahrzeuge), Neigung der Bauwerkswand und Reibungsbeiwert zwischen Boden und Wand.

Bei sonst gleichen Bedingungen ist der passive Erddruck wesentlich größer als der aktive. Die Komponenten des Erddruckes in horizontaler bzw. vertikaler Richtung werden als horizontaler bzw. vertikaler Erddruck bezeichnet. Von Bedeutung ist weiterhin der Erdruhedruck, der unter anderem für starre und unverschiebliche Bauwerke gilt, die von beiden Seiten verfüllt werden.

Geschichtliches

In Frankreich befasste sich zuerst Vauban nach rationalen Methoden mit der Erddrucklehre für seine Festungs-Stützmauern (nach Jean Kerisel), seine Denkschrift dazu (Profil général de Vauban pour les murs de soutènement), die er seinen Ingenieuren 1667 schickte, ist aber nicht erhalten.

Von Pierre Bullet stammt 1691 der erste Versuch einer Erddrucktheorie. Er nahm damals an, dass die horizontale Kraft aus Erddruck auf eine Mauer so groß sei wie das Gewicht eines reibungsfrei gelagerten Erdkeiles, der unter einem Winkel von 45° hinter der Mauer ansteht und gegen die Wand drückt. Die gleiche Theorie vertrat Bernard de Bélidor in seinem Buch von 1729 La science des ingénieurs.

Pierre Couplet des Tortreaux entwickelte 1729/1730 eine Starrkörper-Theorie des Gewölbes und bestimmte den Erddruck auf Gewölbe und Mauern. Seine Theorie galt bis zur Erddrucktheorie von Coulomb.

Coulomb stellte 1776 eine verbesserte Erddrucktheorie auf. In ihr dient die Coulomb'sche Fließbedingung zur Berechnung des Erddruckes auf Bauwerke.

Im 19. Jahrhundert wurden verschiedene graphische Verfahren (zum Beispiel Karl Culmann, Christian Otto Mohr) entwickelt. In England entwickelte Rankine 1857 eine Erddrucktheorie. Weitere Verbesserungen brachte in Deutschland Heinrich Müller-Breslau an, dessen Erddrucktabellen ab Anfang des 20. Jahrhunderts viel genutzt wurden. In Frankreich gaben Albert Caquot und Jean Kerisel in den 1940er Jahren Erddrucktafeln heraus, die auf nicht ebenen Gleitflächen aufbauten und auch auf passiven Erddruck anwendbar waren.

Siehe auch

Weblinks


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