Ernst Fuhry

Ernst Fuhry

Ernst Fuhry (* 23. November 1903 in Worms; † 28. April 1976 ebenda) gilt als eine Persönlichkeit des deutschen Fußballs im Zusammenhang mit den Idealen der bündischen Jugend (katholischer Ausprägung). Er war der erste „Reichsführer“ der katholischen Quickborn-Jungenschaft und Führer der katholisch-bündischen „Märkischen Jungenschaft“ in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Geburt und Ausbildung

Ernst Fuhry wurde 1903 in Worms geboren. Schon in seiner Jugend war er in Worms sportlich aktiv gewesen, zunächst im Bereich Leichtathletik und Schwimmen. In seiner Heimatstadt absolvierte er eine Banklehre, nachdem er 1919 auf Wunsch seines Vaters die Schule verlassen hatte. Während der Inflationszeit setzte er sein schmales Gehalt schnell in Bücher um und bildete sich somit im Selbststudium fort. Schon 1921 hob er in Worms einen Sportverein aus der Taufe, die Schwimmervereinigung "Poseidon". 1925 gab er seinen Beruf auf und begann ein Studium an der Kunstgewerbeschule in München. Der Schriftkünstler Fritz Helmuth Ehmcke wurde dort sein maßgeblicher Lehrer und Förderer.

Aktivitäten beim DFB und in der Jugendbewegung

Seit 1927 gab es die Zeitschrift Süddeutsche Sportjugend mit Sitz in Nürnberg, herausgegeben vom Süddeutschen Fußball- und Leichtathletikverband. Deren Schriftleiter Philipp Schindel war ein Sportkamerad Fuhrys aus Wormser Tagen – er empfahl Fuhry die nunmehr seit April 1929 in Berlin herausgegebene und in Deutsche Sportjugend umbenannte Zeitschrift anzuvertrauen.

Neben den Aktivitäten im DFB engagierte sich Fuhry stark in Kreisen der bündischen Jugend, insbesondere deren katholischer Ausprägung. 1930 wurde er auf der Burg Rothenfels, einem Zentrum der Erneuerung der katholischen Liturgie und kirchlichen Praxis um Romano Guardini, zum ersten Reichsführer der katholischen Quickborn-Jungenschaft gewählt. Noch im Dritten Reich blieb er, so lange es möglich war, Führer der katholisch bündischen Märkischen Jungenschaft in Berlin.

Die Zeitschrift des DFB bot ihm Möglichkeiten, seine literarischen Talente zu entfalten, ebenso aber seine künstlerische Ausbildung anzuwenden. Für die Jugendbewegung verfasste er zahlreiche Texte und Lieder, die auch heute z. T. noch in der katholischen Pfadfinderschaft bekannt sind, so z. B. das später von Alf Zschiesche vertonte „Kameraden, auf die Pferde“. Seine grafische Ausbildung konnte er ebenfalls in der Jugendarbeit zur Geltung bringen. Und neben alledem war er noch erfolgreicher Fußballtrainer. Dabei versuchte er das von ihm Spartaner genannte Team durch Disziplin für Körper und Geist zu einer intelligenten, „körperlosen“ Spielweise zu erziehen. Dies erregte schon damals Aufsehen. Er war aber damit erfolgreich und hatte bald einen guten Ruf als Fußballfachmann. Vermutlich 1934 konnte er das Fachbuch Fußballfibel für den DFB herausbringen.

1935 gab Fuhry für den DFB das Buch Kampf und Sieg, Junge! - Das Sportbuch des deutschen Jungen. heraus. Nach der „Gleichschaltung“ in der NS-Gesellschaft erschien hier ein Buch, das trotz Hitlerfoto und „Worten des Führers“ in Aufmachung und Inhalt sowie bei der Auswahl der Mitwirkenden Form und Geist der bündischen Jugendverbände und der Pfadfinderschaft wiedergab. 1938 durfte das Werk nicht mehr erscheinen.[1] (In der Sowjetischen Besatzungszone gehörte es nach 1945 auch zu der „auszusondernden Literatur“).

Entwurf von Ernst Fuhry

Nach dem Krieg überarbeitete er das DFB-Emblem in der Form, wie es bis 1995 verwendet wurde und auch im heutigen noch erkennbar ist. In Nordhorn an der niederländischen Grenze – dorthin hatte es ihn inzwischen von Berlin aus verschlagen – entfaltete er nunmehr Aktivitäten als Fußballtrainer und Organisator. Er entwarf auch 1947 das Vereinsemblem des SV Eintracht Nordhorn.[2] Wie hoch sein Ansehen als Fachmann war, zeigt, dass er 1965 gemeinsam mit Sepp Herberger in der ARD zur „Hohen Schule des Fußballs“ interviewt wurde.[3] 1971 erschien noch einmal in Worms von ihm selbst im Eigenverlag herausgegeben Spiegelbilder des Sports. Von der vielfältigen Bedeutung der Leibesübungen für den Menschen und sein Leben. 1954 wurde von Ernst Fuhry ein Schussverstärker für Fußballschuhe beim Deutschen Patentamt angemeldet.[4]

Gleichzeitig betrieb er sein grafisches Werk bis ins hohe Alter weiter – das Wormser Stadtarchiv besitzt seinen diesbezüglichen Nachlass bis 1980.

Sportliche Erfolge in Nordhorn

Ernst Fuhry war an der Gründung mehrerer Nordhorner Fußballvereine beteiligt, unter anderem der „Weißen Elf“ (1974 fusioniert mit VfL Nordhorn).[5]

Seit 1946 war Fuhry Trainer in Nordhorn. Größter sportlicher Erfolg war der Aufstieg der Nordhorner Eintracht in die Oberliga Nord (damals höchste deutsche Spielklasse) in der Saison 1954/55 mit Nationalspieler Alfred Post.[6] Im März 1957 wurde Fuhry als Trainer entlassen. 1959 stieg die Nordhorner Mannschaft wieder aus der Oberliga ab.

Zitate von Fuhry

  • Sportsiege sind zwar schön, aber sie sind nicht mit den viel weniger umjubelten Siegen zu vergleichen, die gegen Hunger, Armut und Krankheit in der Welt oft in Verlassenheit errungen werden müssen. Es gibt eine Rangordnung der Werte. Der Sport und seine Siege stehen, so attraktiv sie sind, nicht an der Spitze der Tabelle. (Ernst Fuhry in den Siebziger Jahren).
  • Sport ist eine Schule des Charakters, ein Fegefeuer der Reinigung und Prüfstand des höheren Menschen – vorausgesetzt, daß er von uns dazu gemacht wird. Er erfüllt seine tiefste Mission, wenn unsere Jungen aus jedem Spiel redlicher und ritterlicher hervorgehen, als sie hineingegangen sind. (Zeitungszitat von 1965, dem Internetarchiv des Rot-Weiss Damme entnommen.)
  • Man kann nicht immer das Glück haben, Erster zu werden; doch hinter sich selbst darf man nicht zurückbleiben.

Werke

  • Spiegelbilder des Sports, Worms 1971
  • Fussball-Fibel, Berlin : Weidmann, 1951
  • Kampf und Sieg, Junge!, Berlin : Verl. Dt. Fußball-Bund, 1937

Literatur

  • Der gute Geist von Eintracht. In: Der Spiegel. Nr. 22, 1959 (online).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fussball unterm Hakenkreuz: der DFB ... - Google Bücher
  2. Genau vor 50 Jahren:
  3. http://www.tvprogramme.net/view_tag.php?tag=1965-12-13
  4. http://www.dpma.de/docs/wm/de910395.pdf
  5. In den Sechziger Jahren wandte sich Fuhry einem Projekt zu, dass erneut die Ideale seines Lebens zusammenführen sollte: der „Weißen Elf“. Er verstand sie als vorbildliche Jugendmannschaft, die den Sport auch vor dem Hintergrund der katholisch-bündischen Ideale Fuhrys praktizieren sollte. „Weiß“ hieß also rein, sauber. Die schon in Quickborn hochgehaltene Alkohol- und Nikotinabstinenz war gefordert, ebenso entfalteten sich zum Sport Zeltlageraktivitäten u. v. m. Mit der Zeit entwickelte sich die „Weiße Elf“ aber zu einem gewöhnlichen Sportverein und fusionierte schließlich mit dem Nordhorner Verein VfL.
  6. http://www.abendblatt.de/extra/service/944949.html?url=/ha/1955/xml/19550704xml/HA152006K83K5C07.TXT.xml (Link nicht mehr abrufbar)

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