Ernst Hanfstängel

Ernst Hanfstängel
Ernst Hanfstaengl (1934)

Ernst Franz Sedgwick („Putzi“) Hanfstaengl (* 2. Februar 1887 in München; † 6. November 1975 ebenda) war ein deutscher politischer Aktivist und Politiker. Er wurde vor allem bekannt als finanzieller Unterstützer und Freund Hitlers in den 1920er Jahren und als zeitweiliger Pressechef der NSDAP in den 1930ern.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hanfstaengl wurde als Sohn des wohlhabenden deutschen Verlegers Edgar Hanfstaengl und seiner Gattin, Katharina Wilhelmina Heine, in München geboren. Bis 1909 studierte er an der Harvard-Universität.

Nachdem er den Ersten Weltkrieg in den Vereinigten Staaten verbracht hatte, kehrte er 1919 nach Deutschland zurück, wo er sich in München niederließ.

Begeistert von Hitlers Reden, trat er der NSDAP bei und ermöglichte durch Spendensammlungen den Kauf des Völkischen Beobachters als Parteizeitung. Hanfstaengl war beteiligt am gescheiterten Hitlerputsch (1923) und flüchtete anschließend nach Salzburg. Hanfstaengls Ehefrau Helene (geb. Niemeyer) soll Hitler anschließend im Landhaus ihres Mannes in Uffing am Staffelsee versteckt und – nach Hanfstaengls von vielen Historikern als glaubwürdig erachteten Äußerungen – vom Selbstmord abgehalten haben.[1]

Hanfstaengl mit Hitler und Hermann Göring im Sommer 1932

Hanfstaengl war Hitler eng verbunden. 1931 wurde er zum Auslands-Pressechef der NSDAP berufen. Im September 1932 bereitete er ein Treffen zwischen Hitler und dem britischen Staatsmann Winston Churchill – mit dessem Sohn Randolph Churchill er befreundet war – in München vor. Dieses kam aufgrund einer Laune Hitlers in letzter Minute doch nicht zustande. In den nächsten Jahren nutzte Hanfstaengl seine Kontakte, um das Image Hitlers im Ausland zu verbessern. Neben seiner offiziellen Position war ein Großteil seines Einflusses auf seine Freundschaft mit Hitler zurückzuführen, der es genoss, „Putzi“ Hanfstaengls Klavierspiel zuzuhören.

Konflikte mit Joseph Goebbels führten im März 1937 zu Hanfstaengls Flucht nach Großbritannien, wo er mit Beginn des Krieges interniert wurde. Auf Betreiben von Franklin D. Roosevelt wurde er 1942 in die USA überstellt und war dort als politischer und psychologischer Kriegsberater der Alliierten tätig. Von besonderer Bedeutung waren dabei seine persönlichen Erfahrungen mit Adolf Hitler. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte Hanfstaengl nach Deutschland zurück, wo er sein Buch Hitler: The Missing Years (1957) veröffentlichte.

Seine sehr populäre Schrift Hitler in der Karikatur der Welt : Tat gegen Tinte ; Ein Bildsammelwerk (1933), in der Hanfstaengl politische Karikaturen der Gegner der Nationalsozialisten, die aus der Zeit vor der „Machtergreifung“ stammten und Hitler zeigten, gesammelt und kommentiert hatte, wurde in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[2]

Schriften

  • Ernst Hanfstaengl, Amerika und Europa von Marlborough bis Mirabeau, München 1930
  • Ernst Hanfstaengl, „Unheard Witness“; J.B.Lippincott Company, New York 1957; Libary of Congress Catalog Card Number 57-11953
  • Ernst Hanfstaengl, Hitler: The Missing Years; London: Eyre & Spottiswoode, 1957. Arcade Publishing, reprint 1994 (ISBN 1559702729)
  • Ernst Hanfstaengl, Zwischen Weißem und Braunem Haus: Memoiren eines politischen Außenseiters; Piper, München 1970 (ISBN 3492018335)
  • Ernst Hanfstaengl, The Unknown Hitler: Notes from the Young Nazi Party; (ISBN 1903933242)
  • Ernst Hanfstaengl, John Toland (Designer), Hitler; (ISBN 1559702788)

Literatur

  • Martha Dodd: Meine Jahre in Deutschland 1933 bis 1937. Nice to meet you, Mr. Hitler. Eichborn Verlag: Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-8218-0762-8
  • Peter Conradi, Hitler's Piano Player: The Rise and Fall of Ernst Hanfstaengl, Confidant of Hitler, Ally of FDR. ISBN 0-7867-1283-X

Siehe auch (Filme zum Thema)

Einzelnachweise

  1. „Als meine Frau mit fliegender Hast die Treppe zu Hitlers Bodenkammer emporstürmte, trat ihr dieser im Vorraum seines Schlupfwinkels mit gezücktem Revolver entgegen. ‚Das ist das Ende‘, schrie er, ‚Mich von diesen Schweinen verhaften lassen - niemals! Lieber tot!‘ Doch bevor er seinen Worten noch die Tat folgen lassen konnte, hatte meine Frau bereits den wirksamen Jiu-Jitsu-Griff des Polizeimannes aus Boston praktiziert und in hohem Bogen flog der Revolver in ein entfernt stehendes Faß, rasch begraben von einem darin befindlichen Hamstervorrat an Mehl.“, in: Ernst Hanfstaengl, Zwischen Weißem und Braunem Haus: Memoiren eines politischen Außenseiters, München 1970, Seite 6; (ISBN 3492018335)
  2. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-h.html

Weblinks


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