- Eskimo
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Eskimo ist die umgangssprachliche Sammelbezeichnung für die arktischen Völker im nördlichen Polargebiet, deren Siedlungsgebiet sich von der Tschuktschen-Halbinsel Nordostsibiriens über die Beringstraße und die arktischen Regionen Alaskas und Kanadas bis nach Grönland erstreckt. Eskimo war ursprünglich eine reine Fremdbezeichnung, die von den Betroffenen heute zumeist als abwertend abgelehnt wird. Die heute stattdessen oft verwendete, als politisch korrekt angesehene Bezeichnung Inuit ist nicht für alle Eskimovölker und Eskimosprachen anwendbar, da „Inuit“ streng genommen nur eine Inuktitut sprechende Volksgruppe umschließt. Andere eskimoische Volksgruppen tragen dagegen eigene Namen, die sich aus ihrer jeweiligen Sprache herleiten.
Die von Inuit gegründete Nichtregierungsorganisation „Inuit Circumpolar Council“ bemüht sich zwar seit Jahren, den Begriff „Eskimo“ durch „Inuit“ zu ersetzen. Nachdem das Wort „Inuit“ jedoch z. B. in der Sprache der Yupik nicht vorkommt, kann sich diese Volksgruppe nicht mit der Bezeichnung „Inuit“ identifizieren. Die Inupiat sind nach wie vor stolz darauf, zum „großen Volk der Eskimos“ zu gehören. Als genereller Ersatz für den Begriff „Eskimo“ hat sich „Inuit“ infolgedessen im nordwestlichen Kanada, in Alaska und auf der Tschuktschen-Halbinsel bislang nicht durchgesetzt. Selbst die in Inuit-Besitz befindliche, international durch den Vertrieb von Inuit-Kunst bekannte Kooperative von Cape Dorset im Territorium Nunavut nennt sich seit ihrer Gründung unverändert „West Baffin Eskimo Cooperative (kurz: WBEC)“.
Etymologie
Obwohl ihre Siedlungsgebiete geographisch weiträumig und nicht zusammenhängend sind, zeichnet die zu den Eskimos zählenden Volksgruppen eine bemerkenswert einheitliche Kultur und enge Sprachverwandtschaft aus, doch macht die gewöhnlich „Mensch“ bedeutende Eigenbezeichnung auch Unterschiede deutlich. In Südalaska nennen sich die Ureinwohner „Yupik“, in Nordwestalaska „Inupiat“, im Mackenziegebiet „Inuvialuit“, in Nord- und Nordostkanada „Inuit“ und auf Grönland „Kalaallit“. „Eskimo“ ist eine ursprünglich von Cree- und Algonkin-Indianern verwendete Sammelbezeichnung für die mit ihnen nicht verwandten Völker im nördlichen Polargebiet. Das Wort soll sich nach Auffassung von Ives Goddard (R. H. Ives Goddard, III) an der Smithsonian Institution etymologisch aus dem Cree-Wort „aayaskimeew“ = „Schneeschuhmacher“ (englisch: „Snowshoe netters“) herleiten.[1].
Der Linguist Jose Mailhot aus Québec, der die Sprache Innu-Montagnais beherrscht, veröffentlichte 1978 eine Untersuchung, in der er den Begriff aus dieser Sprache ableitet und mit „Menschen, die eine andere Sprache sprechen“ (englisch: „people who speak a different language“) übersetzt.[2]
Die frühere linguistische Herleitung aus der Sprache der Anishinabe „ashkipok“ = Rohfleischesser (englisch: „eaters of raw meat“) gilt heute als widerlegt und lässt sich daher nicht mehr vertreten. Diese frühere Worterklärung führte bei den Inuit zur Ablehnung des Wortes „Eskimo“, da sie „Rohfleischesser“ als abwertend empfanden.
Verbreitung
Die Gesamtzahl der eskimoischen Arktisbewohner wird heute auf etwa 160.000 geschätzt. In Grönland leben etwa 50.000, in Kanada etwa 60.000 – davon im Territorium Nunavut etwa 30.000, im übrigen Kanada, vor allem in den Nordwest-Territorien, im Gebiet Nunavik (Nord-Québec) und in Labrador, zusammen ebenfalls etwa 30.000 – und in Alaska etwa 30.000. Weitere 10 bis 20.000 leben in Tschukotka (nordöstliches Sibirien). Je nach Region führen diese Menschen unterschiedliche Bezeichnungen: „Inuit“ in Nord- und Nordostkanada, „Inuit“ und spezieller „Kalaallit“ auf Grönland, „Yupik“ (auch „Yuit“) auf der sibirischen Tschuktschen-Halbinsel und auf der St.-Lorenz-Insel vor Alaska, „Inupiat“ in Westalaska, „Inuvialuit“ (auch „Inuvialiut“) in Nordalaska und Nordwestkanada. Zu den Eskimos gehören überdies die mit den Yupik nahe verwandten „Alutiiq“ („Sugpiaq“).
Einzelnachweise
- ↑ Mark Israe: Eskimo. Abgerufen am 6. Jan.2009 (englisch).
- ↑ José Mailhot: L'étymologie de „esquimau“ revue et corrigée. In: Études/Inuit/Studies. 2, Nr. 2, 1978, ISSN 0701-1008, S. 59–69.
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