Autonomer Kreis der Tschuktschen

Autonomer Kreis der Tschuktschen
Subjekt der Russischen Föderation
Autonomer Kreis der Tschuktschen
Чукотский автономный округ
Чукоткакэн автономныкэн округ
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Föderationskreis Ferner Osten
Fläche 721.481 km²
Bevölkerung 50.530 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 0,07 Einwohner/km²
Verwaltungszentrum Anadyr
Offizielle Sprachen tschuktschisch, russisch
Ethnische
Zusammensetzung
Russen (51,9 %)
Tschuktschen (23,5 %)
Ukrainer (9,22 %)
Eskimos (2,85 %)
Ewenen (2,61 %)
(Stand: 2002)[2]
Gouverneur Roman Kopin
Gegründet 10. Dezember 1930
Zeitzone UTC+11
Telefonvorwahlen (+7) 427xx
Postleitzahlen 689000–689999
Kfz-Kennzeichen 87
OKATO 77
Website www.chukotka.org
Lage in Russland

Der Autonome Kreis der Tschuktschen (russisch Чукотский автономный округ/ Tschukotski awtonomny okrug, tschuktschisch Чукоткакэн автономныкэн округ), auch Tschukotka genannt, ist eine Verwaltungseinheit (Autonomer Kreis) in Russland.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Tschukotka umfasst den äußersten Nordosten Russlands. Es wird durch die Beringstraße von Alaska getrennt. Die Oberfläche ist vorwiegend bergig und besitzt Mittelgebirgscharakter. An den Küsten gibt es mehr oder weniger ausgedehnte Tiefländer (z.B. das Tschaun-Tiefland). Die Bergländer rechnet man zum Ostsibirischen Bergland. Sie umfassen unter anderem den Nordteil des Korjakengebirges, das Anjuigebirge, das Anadyrgebirge bis zur Tschuktschen-Halbinsel, wo im Kap Deschnjow der östlichste Punkt Russlands bzw. Asiens liegt. Zum Kreis gehören auch mehrere größere Inseln, wie das UNESCO-Weltnaturerbe-Gebiet Wrangelinsel und die Insel Aion.

Der Kreis liegt fast vollständig nördlich der Baumgrenze und wird von Tundra bedeckt. In den höheren Bergregionen geht sie in eine Frostschuttwüste über. Lediglich in den südlichsten Gebieten des Kreises findet man in geschützten Lagen niedrig wachsende Bäume.

Das Klima ist rau. Die Jahresdurchschnittstemperaturen liegen zwischen -5 und -10 °C. Der Winter beginnt im September und endet erst im Mai. Wärmster Monat ist der Juli mit etwa 9 °C, kältester der Januar mit -25 °C, Tiefsttemperaturen von unter -40 °C sind möglich. Stürme sind zu jeder Jahreszeit möglich und erreichen oft Orkanstärke.

Bevölkerung

Tschukotka ist abgelegen und äußerst dünn besiedelt. Infolge des Rückgangs des Goldabbaus hat es in den 1990er-Jahren etwa um die Hälfte seiner Einwohner, vor allem Russen, durch Abwanderung nach Zentralrussland eingebüßt. Die indigenen Ethnien sind jedoch, wie in den meisten Gebieten Sibiriens und des Fernen Osten, trotzdem noch in der Minderheit.

Die folgende Tabelle zeigt die Zeitentwicklung der Gesamtbevölkerung und ihrer Zusammensetzung nach Nationalitäten, dabei sind die oberen fünf als indigen zu betrachten, die unteren vier als europäische Kolonisatoren:

Absolutzahlen
in Tausend
1939 1959 1970 1979 1989 2002 (*)
insgesamt 21,5 46,7 101,2 139,9 163,9 53,8
Tschuktschen 12,1 (56,3 %) 10,0 (21,4 %) 11,0 (10,9 %) 11,3 (8,1 %) 11,9 (7,3 %) 12,6 (23,4 %)
Inuit 1,1 (2,3 %) 1,1 (1,1 %) 1,3 (0,9 %) 1,5 (0,9 %) 1,5 (2,85 %)
Ewenen 0,8 (3,8 %) 0,8 (1,8 %) 1,1 (1,0 %) 1,0 (0,7 %) 1,3 (0,8 %) 1,4 (2,6 %)
Tschuwanen 0,9 (0,6 %) 1,0 (1,8 %)
Jukagiren 0,185 (0,4 %)
Russen 5,2 (24,1 %) 28,3 (60,7 %) 70,5 (69,7 %) 96,4 (68,9 %) 108,3 (66,1 %) 27,9 (51,9 %)
Ukrainer 0,6 (2,7 %) 3,5 (7,6 %) 10,4 (10,3 %) 20,1 (14,4 %) 27,6 (16,8 %) 5,0 (9,2 %)
Weißrussen 0,6 (1,2 %) 1,7 (1,6 %) 2,4 (1,7 %) 3,0 (1,9 %) 0,5 (1,0 %)
Tataren 0,5 (1,1 %) 1,6 (1,6 %) 2,0 (1,4 %) 2,3 (1,4 %) 0,5 (1,0 %)

Verwaltungsgliederung

Die heutige Verwaltungsgliederung in einen Stadtkreis und sechs Rajons besteht seit 2008, als am 30. Mai die vormaligen Rajons Iultin und Schmidtowski (mit der Wrangelinsel) zum Rajon Wostotschny („Ostrajon“) und die Rajons Anadyrski und Beringowski zum Rajon Zentralny („Zentralrajon“) vereinigt wurden. Am 18. November 2008 erhielten die beiden Rajons wieder die Namen jeweils eines der alten Rajons: der Ostrajon wurde zum Rajon Iultin und der Zentralrajon zum Rajon Anadyr.

Den Rajons sind insgesamt 7 Stadt- und 37 Landgemeinden unterstellt.

Verwaltungsgliederung seit 2008
(Nummern der Rajons in der ersten Tabellenspalte)
[A 1] Rajon/
Stadtkreis
Einwohner[3] Fläche
(km²)
Bevölkerungs-
dichte
(Ew./km²)
Stadt-
bevölkerung
Land-
bevölkerung
Verwaltungssitz Weitere Orte[A 2] Anzahl
Stadt-
gemeinden
Anzahl
Land-
gemeinden
  Anadyr 11.777 21 561 11.777     1
1 Anadyr 9.048 287.509 0,03 4.775 4.273 Ugolnyje Kopi Beringowski 2 11
2 Bilibino 7.696 174.652 0,04 5.277 2.419 Bilibino   1 5
3 Iultin[A 3] 5.897 143.600 0,04 3.434 2.463 Egwekinot Mys Schmidta 2 7
4 Prowidenija 4.234 27.286 0,16 2.558 1.676 Prowidenija   1 5
5 Tschaunski 5.341 58.091 0,09 4.434 907 Pewek   1 3
6 Tschukotski 4.598 30.247 0,15 4.598 Lawrentija   6

Anmerkungen:

  1. Nummer des Rajons (in alphabetischer Reihenfolge der Namen im Russischen)
  2. Siedlungen städtischen Typs bzw. Stadtgemeinden
  3. einschließlich Wrangelinsel (auf der Karte nicht gezeigt)

Städte und städtische Siedlungen

Im Autonomen Kreis der Tschuktschen gibt es drei Städte und fünf Siedlungen städtischen Typs.

Stadt*/Städt. Siedlung Russischer Name Rajon Einwohner[3]
Anadyr* Анадырь Stadtkreis 11.777
Beringowski Беринговский Anadyr 1.408
Bilibino* Билибино Bilibino 5.277
Egwekinot Эгвекинот Iultin 2.340
Mys Schmidta Мыс Шмидта Iultin 1.094
Pewek* Певек Tschaunski 4.434
Prowidenija Провидения Prowidenija 2.558
Ugolnyje Kopi Угольные Копи Anadyr 3.367

Die in den 1990er-Jahren noch existierenden städtischen Siedlungen (vorwiegend Bergarbeitersiedlungen) Aliskerowo, Baranicha, Iultin, Komsomolski, Krasnoarmeiski, Leningradski, Schachtjorski, Walkumei und Wstretschny sind inzwischen von ihren Bewohnern verlassen worden und somit zu Geisterstädten geworden.

Geschichte

Die russische Besiedlung begann im 17. Jahrhundert gegen heftigen Widerstand der Tschuktschen, der bis ins frühe 20. Jahrhundert anhielt. Im Jahr 1930 wurde der Autonome Kreis gegründet.

Politik

Im Dezember 2000 wurde Roman Abramowitsch mit 92 % aller Stimmen zum neuen Gouverneur gewählt und im Oktober 2005 in diesem Amt bestätigt. Er begann, selbstfinanzierte Lebensmittel, Fertighäuser aus Kanada und Treibstoff in den Autonomen Kreis zu verschiffen. Während sich Abramowitsch bei der einheimischen Bevölkerung aufgrund dieser Maßnahmen hoher Beliebtheit erfreute, sicherte sein Amt dem in London lebenden Oligarchen den Schutz vor Strafverfolgung (politische Immunität). In neuen russischen Presseberichten über den reichsten Mann des Landes heißt es aber auch vielfach, dass der damalige Präsident Wladimir Putin ihn gebeten habe, sich auf diese Weise um die rückständige Region zu kümmern. Allein die jährlich entrichteten Steuern von Abramowitsch würden den Regionalhaushalt um ein Vielfaches übersteigen. Im Juli 2008 trat Abramowitsch als Gouverneur von Tschukotka zurück; als Nachfolger wurde Roman Kopin ernannt.

Als Grenzgebiet zu den Vereinigten Staaten ist Tschukotka für Ausländer nur mit Sondergenehmigung zu bereisen. Diese muss vom Gouverneur erteilt werden.

Wirtschaft

Wichtigster Wirtschaftszweig ist immer noch der Goldabbau, obwohl dieser in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Die derzeit laufenden Investitionen von Kinross Gold, einer kanadischen Bergbaufirma, werden in den nächsten Jahren wahrscheinlich wieder zu einem Anstieg der Goldproduktion führen. Die traditionellen Wirtschaftszweige der Tschuktschen und anderen indigenen Ethnien sind Rentierzucht, Pelzfang und auch die Jagd auf Meeressäugetiere.

Kultur

Einer der wenigen im Ausland bekannten Intellektuellen war der 1930 in Uelen geborene und 2008 verstorbene Schriftsteller Juri Rytchëu, dessen Werke eine Vorstellung vom Leben der indigenen Völker geben.

Weblinks

 Commons: Tschukotka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Predvaritel'nye itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Rosstat, Statistika Rossii, Moskau 2011, ISBN 978-5-902339-98-4 (Vorläufige Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010; russisch; Download).
  2. Naselenie po nacional'nosti i vladeniju russkim jazykom po sub"ektam Rossijskoj Federacii. In: Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2002 goda. Rosstat, abgerufen am 1. November 2011 (XLS, russisch, Ethnische Zusammensetzung und Kenntnis der russischen Sprache nach Föderationssubjekt, Ergebnisse der Volkszählung 2002).
  3. a b Einwohnerzahlen 2010 beim Föderalen Dienst für staatliche Statistik Russlands (Berechnung per 1. Januar; Exceldatei)

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