Eugen Victor Herrigel

Eugen Victor Herrigel

Eugen Victor Herrigel (* 20. März 1884 in Lichtenau (Baden); † 18. April 1955 in Partenkirchen) war ein deutscher Philosoph, der maßgeblich zur Bekanntheit des Zen in Europa beitrug. Sein bekanntestes Werk ist Zen in der Kunst des Bogenschießens (1948).

Leben

Herrigel studierte bis 1909 an der Universität Heidelberg evangelische Theologie. 1913 promovierte er in Philosophie bei Wilhelm Windelband und Emil Lask mit einer Arbeit über Die Logik der Zahl. Nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg wurde er von Heinrich Rickert mit der Herausgabe der Schriften Lasks beauftragt. 1922 habilitierte er sich mit Urstoff und Urform, einer Arbeit in der Tradition des Neukantianismus.

Von 1924 bis 1929 lehrte Herrigel an der Kaiserlichen Tôhoku-Universität im japanischen Sendai Philosophie. Im selben Zeitraum wurde er Schüler bei Awa Kenzo (阿波 研造; 1880–1939), einem Shadō-Lehrer. Awa entwickelte während Herrigels Aufenthalt in Japan einen neuen und sehr eigenwilligen Stil des Kyūjutsu: daishadõkyõ (die „Große Lehre vom Weg des Schießens“), eine esoterisch-mystische Lehrtradition. Es war diese „Große Lehre vom Weg des Schießens“, auf die sich Herrigel berief, wenn er Zen meinte – obwohl Awa Zeit seines Lebens nie Zen praktizierte. Dennoch glaubte Herrigel, in der von ihm gelernten Wegkunst die spirituelle Wurzel japanischer Kultur entdeckt zu haben, was nach seinem Verständnis der Schriften D. T. Suzukis nahezu gleichbedeutend mit Zen sein musste.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Juli 1929 war Herrigel Professor für Philosophie an der Universität Erlangen. Im selben Jahr hatte er aber noch mit Die metaphysische Form. Eine Auseinandersetzung mit Kant eine umfassende Arbeit bei der Tôhoku-Universität eingereicht, die ihm dafür im März 1930 den ersten Doktortitel (Bungaku hakushi) der juristisch-philosophischen Doppelfakultät verlieh, damals eine äußerst seltene akademische Ehrung.

1937 trat Herrigel in die NSDAP ein und verfasste in den folgenden Jahren diverse Schriften, in denen er u.a. vermeintliche Gemeinsamkeiten in deutschen und japanischen Tugenden darstellte und darunter solche wie Opferbereitschaft für das Vaterland, Furchtlosigkeit vor dem Tod und unbedingten soldatischen Gehorsam zum Wohle des eigenen Volkes pries. 1938 wurde er Prorektor und 1945 Rektor der Universität Erlangen.

Zurück aus Japan veröffentlichte Herrigel bis auf Zen in der Kunst des Bogenschießens keine philosophisch bedeutenden Schriften mehr. Das Werk ist eine um „Völkisches“ bereinigte Version eines von ihm 1936 gehaltenen Vortrags (abgedruckt in der Zeitschrift Nippon). Diese Schrift wurde allerdings äußerst erfolgreich (1953 erfolgte eine Übersetzung ins Englische und 1956 sogar ins Japanische) und trug, trotz vieler systematischer Missverständnisse, zum populären Bild des Zen in der (vor allem westlichen) Moderne mit bei.

Herrigel war zweimal verheiratet. Seine erste Frau kam mit ihm im Mai 1924 nach Japan und starb dort nach eine schweren Erkrankung im Juli 1924. Seine spätere Frau Gusty L. Herrigel reiste ihm nach Japan nach. Sie beschäftigte sich mit Ikebana und schrieb das Buch Zen in der Kunst des Blumen-Weges. Am 20. Juni 1929, vor ihrer Rückreise wurde ihr der 2. Dan, ihrem Mann der 5. Dan, in Kyūdō verliehen.[1]

Weblinks

Quellen

  1. http://kyu-do.de/download/Herrigel_Kyudo.pdf (pdf)

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