Emil Lask

Emil Lask

Emil Lask (* 25. September 1875 in Wadowice, Galizien; † 26. Mai 1915 in Turza-Mała) war ein österreichischer Philosoph der Südwestdeutschen Schule des Neukantianismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Emil Lask wurde als eines von vier Kindern eines jüdischen Papierfabrikanten und einer Lehrerin 1875 in Galizien geboren. Er war der Bruder der Dichterin und kommunistischen Theaterschriftstellerin Berta Lask.

Emil Lask war Schüler Heinrich Rickerts und Wilhelm Windelbands. Nach der Promotion 1902 bei Rickert (Fichtes Idealismus und die Geschichte) und der Habilitation 1905 bei Windelband in Heidelberg (Rechtsphilosophie), wandte er sich Fragen der philosophischen Grundlagenforschung zu. Seine Antrittsvorlesung Hegel in seinem Verhältnis zur Weltanschauung der Aufklärung vertrat eine dezidiert progressive Hegel-Interpretation [1]

Ausgehend von Rickerts Wertphilosophie erhielt sein Denken aber auch wichtige Anstöße aus der Phänomenologie Edmund Husserls. Er entwickelte eine eigenständige philosophische Position, die sich gegen den von Rickert vertretenen Primat des Ethischen in der Logik richtete. Lask begann die Grundlegung seines eigenen philosophischen Systems mit einer Kategorienlehre in seinem Hauptwerk (Die Logik der Philosophie und die Kategorienlehre. Eine Studie über den Herrschaftsbereich der logischen Form, 1911) und einer Urteilslehre (Die Lehre vom Urteil, 1912). Ein Teil von Lasks philosophischen Aufzeichnungen findet sich in dem umfangreichen Nachlassband der Gesammelten Schriften (1923/24).

Bei dieser Grundlegung ist es jedoch geblieben. Er fiel im Ersten Weltkrieg in der Nähe seines Geburtsortes Wadowice in Galizien (Polen).

Bedeutung

Lask gilt als einer der originellsten Philosophen der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts.[2]Ein Aspekt dieser Originalität ist seine Anerkennung Plotins und des Neuplatonismus.

Lask übte einen deutlichen Einfluss auf seinen Freund Georg Lukács aus und, etwa mit seiner radikalen Kritik an der Philosophiegeschichte, auf den jungen Heidegger. Heidegger hatte ebenfalls bei Rickert in Freiburg studierte, bevor er sich Husserl anschloss. Auch der deutsche Rechtsphilosoph Gustav Radbruch berief sich bezüglich der Grundlagen seiner eigenen Rechtsphilosophie explizit auf Emil Lask.

Eugen Herrigel, Schüler und Herausgeber der Gesammelten Werke Lasks, machte ihn als Gastdozent in Japan bekannt.

Werke

  • Die Logik der Philosophie und die Kategorienlehre. Eine Studie über den Herrschaftsbereich der logischen Form, Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), 1911.
  • Lehre vom Urteil, Tübingen: J. C. B. Mohr, 1912. Online Archive

Literatur

  • Hobe: Lask Emil. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1972, S. 32 f. (Direktlinks auf S. 32, S. 33).
  • Holz, Friedbert: Lask, Emil. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, S. 648 f.
  • Glatz, Uwe B.: Emil Lask. Königshausen und Neumann, Würzburg, 2001.
  • Kerler, Dietrich Heinrich: Kategorien-Probleme. Eine Studie im Anschluß an Emil Lask’s „Logik der Philosophie“. Sonderabdruck aus dem „Archiv für systematische Philosophie“. Ulm 1912.
  • Schweitz, Michael: Emil Lasks Kategorienlehre vor dem Hintergrund der Kopernikanischen Wende Kants. In: Kant-Studien. Band 75 (1984), Heft 1-4, Seiten 213–227.

Einzelnachweise

  1. Thomas Rentsch: Lask, Emil. In: Metzler Philosophen Lexikon, Bernd Lutz, Hrsg., J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, 1989, S. 440 – 443.
  2. Soweit wir es heute bereits übersehen können, sind die Systemelemente einer „logischen Mystik“, die L. mit der Freilegung einer logischen Urform und ihrer erkenntnistheoretischen Fundierung in seiner „Lehre vom Urteil“ verbindet, in der modernen Philosophie ähnlich nur in Ludwig Wittgensteins Tractatus-logico-philosophicus (1921) zu finden. Th. Rentsch, a.a.O., S. 442.

Weblinks


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