Eunapios

Eunapios

Eunapios von Sardes (latinisiert Eunapius; * 345/346[1] in Sardes; † nach 414[2]) war ein spätantiker Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Eunapios wurde um 345 in der lydischen Stadt Sardes geboren. Er stammte aus eher ärmlichen Verhältnissen.[3] Zunächst studierte er in Sardes Philosophie und Literatur bei dem neuplatonischen Philosophen Chrysanthius. 361/62 ging er nach Athen, wo er zunächst krank wurde, bis ihn der Arzt Aeschines heilte.[4] Fünf Jahre studierte er in Athen unter seinem Lehrer Prohaeresius, lernte Rhetorik bei Diophantus, Sopolis und Tuscianus. Im Alter von 20 Jahren wurde er in die Eleusinischen Mysterien eingeführt.[5] 366/67 kehrte er schließlich nach Sardes zurück, wo er Rhetoriklehrer wurde.

Er verfasste ein an Dexippus anschließendes Geschichtswerk in griechischer Sprache, welches den Zeitraum von 270 bis in das Jahr 404 n. Chr. abdeckte (in einer ersten Fassung endete es 395 mit dem Tod Kaiser Theodosius’ I.). Das Werk ist uns nur fragmentarisch erhalten; bei Photios, der das Werk noch ganz lesen konnte, war es in 14 Bücher eingeteilt.

Das Geschichtswerk wurde später unter anderem von Zosimos rezipiert, der wie Eunapios dem Christentum feindselig gegenüber stand, sodass beide auch die Regierungszeit Theodosius’ I. sehr kritisch betrachteten. Eunapios stellte denn auch folgerichtig vor allem Julian Apostata in den Mittelpunkt seines Werkes. In einer zweiten, revidierten Fassung (die noch Photios vorlag) hatte Eunapios sein Urteil bezüglich des Christentums jedoch gemildert. Allerdings gibt es auch Überlegungen, wonach Eunapios nur eine Fassung schrieb und Photios eine „bereinigte“ christliche Edition vorlag (vgl. Aaron Baker). Für den Perserkrieg Julians diente Eunapios wohl Oreibasios als Quelle. Über Ereignisse im Westen des Imperiums scheint Eunapios nur schlecht unterrichtet gewesen zu sein; vermutlich zog er auch nur eine überschaubare Anzahl von Quellen für sein Werk heran. Manche Forscher vertreten die Ansicht, dass Eunapios sein Werk sukzessiv nach 380 veröffentlicht hat und Ammianus Marcellinus eventuell Material daraus benutzt haben könnte. Dies ist jedoch umstritten, zumal Ammianus sich wohl wesentlich stärker auf seine eigenen Erfahrungen stützte.

Eunapios verfasste außerdem eine philosophische Biographiensammlung (vitae sophistarum), die von großem kulturhistorischen Wert ist, besonders im Hinblick auf die „heidnische Renaissance“ zu Zeiten Kaiser Julians.

Textausgaben

  • Roger C. Blockley: The fragmentary classicising historians of the later Roman Empire. Eunapius, Olympiodorus, Priscus and Malchus. 2 Bde. Liverpool 1981, 1983 (beinhaltet die Fragmente des Geschichtswerks einschließlich einer englischen Übersetzung).
  • Giuseppe Giangrande (Hrsg.): Eunapii vitae sophistarum. Rom 1956 (kritische Edition der Sophistenviten).

Literatur

  • Aaron E. Baker: Eunapius’ Nea ekdosis and Photius. In: Greek, Roman, and Byzantine Studies 29, 1988, S. 389–402.
  • D. F. Buck: Dexippus, Eunapius, Olympiodorus: continuation and imitation. In: The Ancient History Bulletin 1/2, 1987, S. 48–50 (Online-Version).
  • Jadran Ferluga: Eunapios von Sardes. In: Lexikon des Mittelalters. Bd. 4, Sp. 97f. (mit weiterer Literatur).
  • Arnold Hugh Martin Jones, John Robert Martindale, John Morris: Eunapius 2. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 1, Cambridge University Press, Cambridge 1971, ISBN 0-521-07233-6, S. 296.
  • John H. W. G. Liebeschuetz: Pagan historiography and the decline of the Empire. In: Greek and Roman Historiography in Late Antiquity: Fourth to Sixth Century A.D. Hrsg. von Gabriele Marasco. Leiden 2003, S. 177–218.
  • Robert J. Penella: Greek Philosophers and Sophists in the Fourth Century A. D. Studies in Eunapius of Sardis. Leeds 1990, ISBN 0-905205-79-0.

Weblinks

Anmerkungen

  1. 361/62 war Eunapius 16, wie aus seinem Werk vitae sophistarum hervorgeht (10,1; 10,2,8; 10,3).
  2. Eunapios, Fragmente 87 zeigt, dass er 414 noch am Leben war.
  3. Eunapius, vitae sophistarum 10,1; 10,6.
  4. Eunpaius, vitae sophistarum 10,1; 10,3–14.
  5. Eunapius, vitae sophistarum 6,1; 6,6,3; 6,1–2.

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