Akiyoshi

Akiyoshi

Toshiko Akiyoshi (jap. 穐吉 敏子 bzw. 龝吉 敏子, Akiyoshi Toshiko; * 12. Dezember 1929 in Liaoyang (manchmal wird auch Dalian, China als Geburtsort genannt) ist eine japanische Jazz-Pianistin, Komponistin, Arrangeurin und Bigband-Leaderin.

Sie wird in der Mandschurei geboren, wohin die Familie aus Japan ausgewandert war. Nach Ende des 2. Weltkriegs kehren sie wieder nach Japan zurück. Sie lernt ab 7 Jahren Piano zu spielen und spielt mit 16 in Lokalen für amerikanische Soldaten in Beppu. Als sie Teddy Wilson auf Platten hört, beginnt sie sich für Jazz zu interessieren und lernt durchs Platten-Hören autodidaktisch das Improvisieren. 1952 bildet sie eine eigene Band, u.a. mit Sadao Watanabe. Auf seiner Japan-Tournee 1952 fällt sie Oscar Peterson auf, der sie Norman Granz empfiehlt, der 1953 ihr erstes Album Toshiko´s Piano herausbringt mit der damaligen Oscar Peterson Rhythm Section J. C. Heard (Schlagzeug), Ray Brown und Herb Ellis (Gitarre).

1955 erhält sie ein Stipendium zum Studium am Berklee College of Music in Boston. Gleichzeitig spielt sie im Storyville Club von George Wein, nimmt mit Roy Haynes, Ed Thigpen, Paul Chambers und Oscar Pettiford auf (der auch bisweilen bei ihren Auftritten im Hickory House in New York mitspielte) und spielt 1956 auf dem Newport Jazz Festival. In ihrem Abschlussjahr 1959 heiratet sie den Saxophonisten Charlie Mariano, mit dem sie in mehreren gemeinsamen Bands (Toshiko-Mariano Quartett) bis zu ihrer Scheidung 1967 spielt. 1962 spielt sie mit Charles Mingus (Town Hall Concert), um dann drei Jahre nach Japan zu gehen. Nach der Rückkehr 1965 nach New York City arbeitet sie zeitweise in einer Radio-Serie. 1969 heiratet sie den Saxophonisten und Flötisten Lew Tabackin (geboren 1940 in Philadelphia), mit dem sie ein Quartett gründet und 1972 nach Los Angeles zieht, da Tabackin´s Arbeitgeber, die Fernseh-Tonight Show, dorthin umzog. Beide gründen dort 1973 eine Big-Band aus Studiomusikern, für die Akiyoshi arrangiert und komponiert. Ihr erstes Album Kogun erscheint 1974. Der Name bedeutet 1-Mann Armee und spielt auf die japanischen Soldaten an, die Jahrzehnte nach dem Krieg im Dschungel auf Posten blieben. Gleichzeitig ist das auch nach ihren eigenen Worten die erste ihrer Kompositionen, die versuchte Einflüsse japanischer Musik und deren im Gegensatz zu westlicher Musik „horizontalem“ statt vertikalem Aufbau einzubauen[1]. Das Album Insights von 1976 wird 1978 von Down Beat zum Album des Jahres gewählt. Die Big Band hat sowohl bei Kritikern als auch beim Publikum Erfolg. 1982 ziehen beide nach New York City, wo die Band unter dem Namen Toshiko Akiyoshi Jazz Orchestra neu gegründet wird. Sie bevorzugt als Arrangeurin nach eigenen Worten Small groups with lot of colors, wozu die Verwendung von Vielfach-Instrumentalisten unter den Holzbläsern wie Frank Wess passt. Sie verwendet auch einen fünfteiligen (statt wie üblich vierteiligen) Saxophonsatz und sieht im Schlagzeuger ihrer Bigband eine Schlüsselposition, der bei Bedarf die Verbindung der Blechbläser zu den Saxophonen herstellen muß[2]. Die Band spielt regelmäßig im Birdland, wird aber von Akiyoshi 2003 aufgelöst, da sie keine Big Band-Plattenverträge in den USA bekommen kann. Sie veröffentlicht aber viele Platten in kleinen Gruppen als Pianistin, z. B. Interlude von 1987. Als Komponistin bringt sie neben Bebop Wurzeln klassische Konzertformen und bewusst viele japanische Einflüsse ein. 1999 spielt ihre Big-Band auf dem Monterey Jazz Festival eine Suite zu Duke Ellingtons 100. Geburtstag, 2001 komponiert sie eine Suite Hiroshima -rising from the abyss, die beim Jahrestag des Abwurfs der Atombombe in Hiroshima uraufgeführt wird. Dezember 2006 konnte sie noch einmal einen großen Teil ihrer ehemaligen Bigband-Mitglieder zu einem Konzert anlässlich ihres 60jährigen Bühnenjubiläums in Japan versammeln.

2007 nahm sie ihre Drum conference (eigentlich für japanische Trommler geschrieben) und ihr im Auftrag des Lincoln Center geschriebenes Let freedom swing (nach Texten von Eleanor Roosevelt) mit der SWR-Bigband auf (Doppel CD Let Freedom Swing, Hässler Classic).

Mit Charlie Mariano hat sie eine gemeinsame Tochter Monday Michiru (geboren 1963), die als Sängerin und Schauspielerin arbeitet.

Sie ist in den 1980er Jahren mehrfache Gewinnerin von Down Beat-Kritiker-Polls sowohl für Big-Bands, Komponisten als auch Arrangeure und ist im Bereich Big-Band 14 mal für den Grammy nominiert worden. Sie gilt als eine der führenden Jazz-Komponisten und Arrangeure. 1984 wurde ein Dokumentarfilm über sie gedreht (Jazz is my native language) 2007 erhielt sie die NEA Jazz Masters Fellowship. Sie wurde auch in Japan mit hohen Preisen geehrt. 1986 erhielt sie den Liberty Award der Stadt New York.

Literatur

  • Akiyoshi Life with Jazz, Iwanami Shinsho 1996 (Autobiographie, auf japanisch)
  • Linda Dahl: Stormy Weather. The Music and Lives of a Century of Jazzwomen. London 1984. ISBN 0-7043-2477-6
  • Len Lyons The great Jazz pianists, da capo 1983
  • Gudrun Endress Jazz Podium. Musiker über sich selbst DVA 1980, S. 174-181
  • Gudrun Endress, Interview, Jazz Podium 2008, Heft 4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Interview, Jazz Podium, 2008. Sie erwähnt auch das John Lewis das Stück in Harvard als Beispiel für Weltmusik Einfluss im Jazz behandelte.
  2. Interview, Jazz Podium 2008

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