Fachakademie für Sozialpädagogik Maria Stern Nördlingen

Fachakademie für Sozialpädagogik Maria Stern Nördlingen
Fachakademie für Sozialpädagogik Maria Stern Nördlingen
Gebäude der Fachakademie und der Realschule Maria Stern
Schulform Berufsbildende Fachakademie
Gründung 1906
Ort Nördlingen
Land Bayern
Staat Deutschland
Koordinaten 48° 50′ 56″ N, 10° 29′ 19″ O48.848910.488614Koordinaten: 48° 50′ 56″ N, 10° 29′ 19″ O
Träger Schulwerk der Diözese Augsburg
Schüler etwa 220
Lehrer etwa 27
Leitung Frau Dr. Sigrid Christeiner
Website mariastern.prowide.de

Fachakademie für Sozialpädagogik Maria Stern Nördlingen des Schulwerks der Diözese Augsburg ist eine private, staatlich anerkannte, berufsbildende Ausbildungsstätte für Erzieher und Erzieherinnen. Ihr Träger ist seit 1975 das Schulwerk der Diözese Augsburg (Bistum Augsburg), das von Bischof Josef Stimpfle ins Leben gerufen wurde. Gegründet wurde die Schule von den Sternschwestern, die seit über 140 Jahren in Nördlingen in der Erziehung und Bildung junger Menschen tätig sind[1]. Sie kann auf eine über 100-jährige Tradition zurückblicken und ist somit eine der ältesten konfessionell gebundenen Fachakademie für Sozialpädagogik Bayerns.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliche Entwicklung und Gegenwart

Am 7. Mai 1906 genehmigte die Königl. Regierung von Schwaben und Neuburg die Eröffnung eines Seminars für Kindergärtnerinnen in Nördlingen unter der Trägerschaft der Franziskanerinnen von Maria Stern, einer Ordensgemeinschaft, die 1258 in Augsburg gegründet wurde.

In einem einjährigen Kurs sollten Kindergärtnerinnen für Familien und in einem zweijährigen Kurs Kindergärtnerinnen als Leiterinnen von Kindergärten ausgebildet werden. Ferner wurden noch Kinderpflegerinnen und Hortnerinnen für ihren Beruf vorbereitet. In folgende Unterrichtsfächer gliederte sich die Kindergärtnerinnenausbildung:

Erziehungslehre, Kinderpsychologie, Kindergartenlehre, Anleitung zur Einrichtung, Leitung und Verwaltung von Kindergärten, Gesundheitslehre und Schulhygiene, Jugend- und Volksliteratur, Naturkunde, Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre, Haushaltungs- und Gartenkunde, Turnen, Bewegungsspiele und Jugendspiele für die größeren Kinder, Beschäftigungsunterricht, Modellieren, Zeichnen, Nadelarbeit, praktische Anleitungen, Übungen und Lehrproben im Kindergarten, Gesang, Stimmbildungs- und Vortragsübungen, Bügeln, Wahlfächer: Fremdsprachen, Klavier- und Violinspielen und Stenographie. Für die Kindergartenleiterin ist die Erlernung eines Instrument Pflichtfach[2].

Das Seminar bildete nicht nur den klostereigenen Nachwuchs aus, es war auch offen für weltliche katholische Bewerberinnen, zumal es seinerzeit in der öffentlichen katholischen Kleinkindererziehung (dazu gehörten Bewahranstalten, Kleinkinderschulen und Kindergärten, die nach der Methode Fröbels arbeiteten) an ausgebildetem Personal mangelte.

1928 wurde die Kindergärtnerinnenausbildung mit der Ausbildung zur Hortnerin in einem zweijährigem Lehrgang zusammengefasst. Folgend nannte sich die Ausbildungsstätte Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar Maria Stern Nördlingen.

In der Zeit der Nazi-Diktatur war das klösterliche Seminar dem Misstrauen des Staatsapparates besonders ausgesetzt. Die unterrichtenden Klosterschwestern wurden immer wieder auf ihre Loyalität dem Staat gegenüber überprüft.

Am 11. Februar 1941 verfügte das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus:

Die konfessionell gebundenen sozialpädagogischen Seminare sind im Laufe dieses Jahres in die Hand eines öffentlichen körperschaftlichen Schulträgers überzuleiten... Die Leiterinnen... ist mitzuteilen, daß mit Beginn des Schuljahres 1941/42 Neuaufnahmen nicht mehr stattfinden dürfen.

Ein Widerspruchsversuch der Schulleiterin, Sr. M. Xaveria Kiechle, blieb erfolglos, das Seminar musste mit Ende des Schuljahres 1941/42 nach 35-jähriger Tätigkeit seine Tore schließen[3]. Gleichzeitig wurde auch der Seminarkindergarten aufgelöst und das Schulgebäude in ein Lazarett umgewandelt.

Nach Kriegsende stellte das Kloster Maria Stern Nördlingen an die Militärregierung von Frankfurt den Antrag auf Wiedereröffnung des Kindergärtnerinnenseminars Maria Stern Nördlingen. Bereits am 17. November 1945 kam das benötigte Approval for the reopening of the seminary for kindergarden teachers. Neun Tage später wurde die Ausbildung im Seminar mit 13 Schülerinnen offiziell wieder aufgenommen. 1946 wurde ein 2. Seminarkindergarten angegliedert und 1950 ein Seminarhort eröffnet.

Der Ausbildungsstätte, die 1968 zur Fachschule für Sozialpädagogik und 1973 zur Fachakademie für Sozialpädagogik umgewandelt wurde, erlangte schnell einen guten Ruf, weit über die Grenzen der Stadt und der heimatlichen Region hinaus. Die wachsende Anzahl von Bewerberinnen führte zu einer permanenten Raumnot, die 1986 mit einem Neubau eines umfassenden klösterlichen Bildungszentrums, das heute die Fachakademie für Sozialpädagogik, eine Realschule, eine Kinderkrippe, einen Kindergarten und einen Hort umfasst, behoben wurde.

2001 erhielt die zweizügig geführte Fachakademie für Sozialpädagogik Maria Stern Nördlingen erstmals eine weltliche Führung. Zum Schuljahresende wurden die Schwestern des Klosters Maria Stern Nördlingen aus der Fachakademie feierlich verabschiedet. Im gleichen Jahr erfolgte die Umwandlung des bisherigen einjährigen Vorpraktikums zum zweijährigen Sozialpädagogischen Seminar, das mit der Berufsbezeichnung Staatlich geprüfte/r Kinderpfleger/in endet.

Die Bildungsinstitution nimmt am europäischen Bildungsprogramm Leonardo da Vinci teil, dadurch kann sie jährlich ca. 30 Studierenden einen Auslandsarbeitsaufenthalt in Österreich, Irland oder England ermöglichen. Ferner finden Kontakte zwischen Studierenden der Fachakademie und Studentinnen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt statt [4].

Bei Erfüllung der vorgeschriebenen Aufnahmebedingungen (siehe dazu: Fachakademie für Sozialpädagogik) ist die Fachakademie für Sozialpädagogik Maria Stern Nördlingen offen für alle Bewerber/innen, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit.

2009 wurde die Bildungsinstitution mit dem Rieser Kulturpreis ausgezeichnet[5].

Leitbild

Das Leitbild der Schule beruht auf der Grundüberzeugung eines christlichen Welt- und Menschenbildes. Neben der Vermittlung wissenschaftlich fundierter Lehrinhalte und der Förderung von Fach- und Sachkompetenz ist die Persönlichkeitsbildung der Studierenden ein besonderes Anliegen der katholischen Bildungsstätte[6].

Schulleiterinnen/Schulleiter

  • 1906 Auguste Rösch
  • 1906-1924 Sr. M. Leonardine Werb
  • 1924-1931 Sr. M. Gertrudis Fackler
  • 1931-1935 Sr. M. Xaveria Kiechle
  • 1935-1938 Sr. M. Alfonsa Horle
  • 1938-1942 Sr. M. Xaveria Kiechle
  • 1945-1958 Sr. M. Xaveria Kiechle
  • 1958-1961 Sr. M. Wigberta Keßler
  • 1961-1981 Sr. M. Rosa Spengler
  • 1981-2000 Sr. M. Alexandra Druckmiller
  • 2000-2001 Sr. M. Sigrid Ritzer
  • 2001-2002 Siegfried Fuchs (kommissarisch)
  • ab 2002 Dr. Sigrid Christeiner

Literatur

  • Johanna Huber: Der Beruf der Kindergärtnerin, in: Kinderheim 1920/H. 2, S. 41-49
  • Manfred Berger: Recherchen zur Ausbildungssituation der Kindergärtnerin im Dritten Reich, in: Unsere Jugend 1985/H. 11, S. 433-442
  • Manfred Berger: Vorschulerziehung im Nationalsozialismus, Weinheim 1986
  • Arbeitsgemeinschaft für Bayerische Fachakademien für Sozialpädagogik (Hrsg.): Kindergärtnerinnen-Seminare Fachschulen und Fachakademien für Sozialpädagogik in Bayern. Chronik, o. O. 1986, S. 78-79
  • Arbeitsgemeinschaft katholischer Fachakademien für Sozialpädagogik in Bayern (Hrg.): 1974 bis 2004 - 30 Jahre Arbeitsgemeinschaft katholischer Fachakademien für Sozialpädagogik in Bayern. Festschrift und Chronik, o. O. 2004, S. 38-39
  • Fachakademie für Sozialpädagogik Maria Stern Nördlingen (Hrsg.): 1906 bis 2006 100 Jahre ErzieherInnen-Ausbildung in Nördlingen, Nördlingen 2006

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.pg-noerdlingen.de/index.php/jubilaeum-750-jahre.html
  2. Huber 1920, S. 45
  3. vgl. Berger 1985, S. 436 ff. u. 1986, S. 183 ff.
  4. Den Übergang vom Kindergarten in die Grundschule glätten, Erzieherinnen und Grundschullehrer wollen sich stärker vernetzen, Meldung zum Studentenaustausch vom 8. Februar 2008 auf innovations-report.de, gesehen 2. November 2009
  5. Der Sieger steht fest: Kulturpreis für die Fachakademie in Donau-Zeitung, Augsburger Allgemeine, vom 10. Mai 2009, gesehen 12. August 2009
  6. siehe dazu: http://mariastern.prowide.de/index.php/plain/willkommen/leitbild__1

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