Fahrraddraisine

Fahrraddraisine
Handhebeldraisine
Draisine als Schienenfahrrad
Motordraisine KLV 12 der DB, Fränkische Museums-Eisenbahn
Moskwitsch-Draisine der JZ auf der Hauptstrecke Zagreb-Belgrad
Eisenbahn-Draisine Templin – Fürstenberg (Havel)
Dm3652 bei Triengen
ÖBB Draisine im Bahnhof Sigmundsherberg, NÖ ausgestellt

Als Draisine wird ein meist vierrädriges Bahndienstfahrzeug bezeichnet, das mit Hand- oder mit Motorantrieb, als Hilfsfahrzeug zur Inspektion von Eisenbahnstrecken sowie zum Transport von Arbeitern und Werkzeug verwendet wird.

Neuerdings werden stillgelegte Bahnstrecken von Kommunen und/oder privaten Unternehmen gepachtet und mit hand- oder pedalgetrieben Draisinen als Freizeitgerät bestückt und für touristische Zwecke genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Historische Entwicklung

1837 war in Wien ein zweirädriges Schienenfahrzeug als Hilfsfahrzeug für Bahnarbeiter erfunden worden, das auf einer Schiene lief und mit den Füßen abgestoßen wurde, also sehr der damals seit zwanzig Jahren bekannten Drais'schenLaufmaschine“ ähnelte. Deshalb wurde der Name Draisine für alle schienengebundenen Hilfsfahrzeuge übernommen. Das zweispurige mechanisch angetriebene Gefährt, das sich dann einzig für diesen Zweck durchsetzte, geht dagegen wirklich auf Karl Drais zurück. 1842 erprobte er ein solches Fahrzeug in Karlsruhe mit Genehmigung der Staatseisenbahn. Der Antrieb erfolgte über eine Mechanik, die die Mitfahrenden mit ihren Füßen betätigten. Später bauten sich Eisenbahnarbeiter aus alten Fahrrädern teilweise abenteuerliche Gefährte für diese Aufgabe. Auch Fahrradfirmen wie Seidel & Naumann stellten Draisinen her.

Am bekanntesten ist die Handhebeldraisine, eine Bauform, die insbesondere bei amerikanischen Bahnverwaltungen weit verbreitet war: Auf einer Plattform stehend treibt man das Fahrzeug dadurch vorwärts, dass man einen an einer Säule montierten pumpschwengelähnlichen Hebel periodisch auf und ab bewegt. Die Kraft wird dann über eine Kurbelschwinge auf die Räder übertragen. Dieser Typ war und ist ein häufig eingesetztes Requisit in amerikanischen Filmen, vor allem in Slapsticks und Zeichentrickfilmen. In die Literatur wurde sie von Jules Verne eingeführt (Reise um die Erde in 80 Tagen), und bei Edward Gorey ist sie wichtigstes Requisit im Comic The Willowdale Handcar.

Anfangs wurden die Draisinen im kleinen Unterhalt der Strecken eingesetzt (z.B. Streckenwärter). Mit der Einführung des elektrischen Betriebes waren die Motordraisinen sehr beliebt, um Reparaturen an der Fahrleitung auf dem gesamten elektrifizierten Netz der Bahnen vorzunehmen. Hierzu waren sie die ideale Traktion, um die sogenannten Rolleitern wie aber auch leichtes Material an Ort und Stelle zu bringen. Später wurden die Draisinen z. B. bei den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) vorwiegend für einfache, leichte Dienste eingesetzt. Unter anderem wurden sie zum Verteilen der Lohntüten an die Streckenposten (Barrierenwärter, Streckenwärter usw.) verwendet. In neuerer Zeit fanden hauptsächlich Motordraisinen Verwendung. Hierbei wurden oft Straßenfahrzeuge (PKW) zu Schienenfahrzeugen umgebaut; diese Lösung war bei einfachen Betriebsverhältnissen im Ausland öfter zu beobachten. Oft gab es aber auch ganze Serien, die speziell für die bahndienstlichen Zwecke erbaut wurden.

Freizeittourismus mit Draisinen

siehe auch Liste der Draisinenstrecken

In Europa werden in mehreren Ländern stillgelegte Eisenbahnstrecken für den Fremdenverkehr mit Draisinen befahren. In Deutschland gab es schon 2004 ca. 10 Projekte, die Draisinenfahrten anbieten. In der Regel werden Fahrten im Vermietbetrieb auf stillgelegten Eisenbahnstrecken angeboten. Eine sehr Geschichtsträchtige befindet sich im Fläming, die Erlebnisbahn Zossen-Jüterbog, welche einst die Königlich-Preussische-Militäreisenbahn war[1]. Bei den Fahrzeugen werden entweder Handhebeldraisinen (etwa am „Kulturbahnhof Ratzeburg“) oder einfache Fahrraddraisinen (zum Beispiel im Glantal) angeboten.

Bei den verwendeten Fahrzeugen handelt es sich überwiegend um ausgesprochen einfache Konstruktionen. Eine technische Neuentwicklung einer Draisine wurde dagegen im Landkreis Reutlingen von einer Berufsfachschule im Jahr 2003 präsentiert. Das Fahrzeug verfügt über 6 Sitzplätze, die jeweils über eine 7-Gang-Nabenschaltung verfügen. Das Fahrzeug wurde 2006 auf der Ostertalbahn eingesetzt, 2007 auf der Rosseltalbahn (siehe unten). Im Gegensatz zu bestehenden Strecken begleitet ein ausgebildeter Fahrzeugführer die Fahrgäste, da es sich um eine Eisenbahnstrecke handelt, die nach EBO vorgehalten wird.

Für das Glantal konnten nach der Etablierung der Draisinenbahn positive Effekte für den Tourismus in der Region festgestellt werden (Zeitschrift Praxis Geographie 12/2004). In der Schweiz sind zwar einige Draisinen erhalten geblieben, jedoch wird es immer schwieriger, Gleise zu finden, die für einen Einsatz (insbesondere mit Fahrgästen) geeignet sind. Im luzernischen Surental, auf der knapp 9 Kilometer langen Sursee-Triengen-Bahn, ist seit 2005 eine restaurierte Draisine, die (ex SBB) von Zeit zu Zeit anzutreffen und kann von Gruppen bis 11 Personen gemietet werden[2].

Sport

Seit 2004 werden im Rahmen der Deutschen Draisinentage auf der Glantalstrecke im Landkreis Kusel die Deutschen Meisterschaften im Schienenfahrrad-Draisinenfahren in den Disziplinen Handhebeldraisine (6 Personen je Team, Streckenlänge: 20 km), Fahrraddraisine (3 Personen je Team, 20 km) und Sprintrennen (3 Personen je Team, 720 m) ausgetragen. Der Sieger der Disziplin Handhebeldraisine qualifiziert sich für die jährlich im finnischen Haapamäki ausgetragene Draisinen-Weltmeisterschaft dieser Disziplin.

Literatur

  • Annette Coen: Natur und Erlebnis pur. Mit der Draisine durch das Pfälzer Bergland. in: Praxis und Geographie. Westermann, Braunschweig 34.2004,12, S.14-16. ISSN 0171-5178

Einzelnachweise

  1. Erlebnisbahn Zossen-Jüterbog
  2. Dm 3652

Weblinks


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