Fahrradventile

Fahrradventile

Ein Fahrradventil ist ein Rückschlagventil am Fahrradreifen bzw. -schlauch, das zum Befüllen des Reifens mit Druckluft dient.

Inhaltsverzeichnis

Ventiltypen

Es gibt heute drei verschiedene Grundtypen von Fahrrad-Ventilen:

Dunlop-Ventil

Dunlop-Ventil
Synonyme
  • Fahrradventil
  • Blitz-Ventil
  • Wood-Ventil
  • deutsches Ventil
  • DV – Dunlop-Ventil
  • NV – Normalventil

Felgenbohrung

  • ø 8,5 mm

Maximaldruck

  • 6 bar
Dunlop-Ventil

Das Dunlop-Ventil ist in Deutschland und den Niederlanden am weitesten verbreitet. Es findet sich überwiegend an preisgünstigen Fahrrädern. Benannt wurde es nach dem Erfinder John Boyd Dunlop und Gründer des gleichnamigen Reifenherstellers (siehe auch Dunlop (Reifenhersteller)).

Bei den Dunlop-Ventilen muss ein Rückschlagventil mittels des stärkeren Gegendrucks der Pumpe überwunden werden. Früher diente ein Gummischlauch als Rückschlagventil. Diesen Gegendruck zu überwinden, erforderte viel Kraft. Eine Verbesserung stellt ein Ventil mit Kugel dar. Bei diesem lässt sich der Schlauch mit deutlich weniger Kraft aufpumpen. Zur Abgrenzung wurde diese Variante auch Blitz-Ventil genannt. Inzwischen ist wieder der Begriff Dunlop-Ventil verbreitet, denn die alte Bauform mit Schlauch ist praktisch ausgestorben und somit eine Unterscheidung nicht mehr nötig. Charakteristisch ist, dass Dunlop-Ventile in ein Gewinde am Schlauch geschraubt und somit leicht austauschbar sind. Dadurch lassen sie sich allerdings auch leicht stehlen oder sabotieren.

Das Dunlop-Ventil ist noch immer am weitesten verbreitet, die meisten Radfahrer sind damit vertraut. Den Ventileinsatz kann man leicht auswechseln und die Luft kann sehr schnell abgelassen werden.

Die meisten Dunlop-Ventile sind nicht für höhere Drücke als 6 bar geeignet, es gibt aber einige hochdrucktaugliche Ausführungen.

Weil das Ventil zum Aufpumpen nicht mechanisch geöffnet wird, sondern durch die Druckluft (aus der Pumpe), kann man den Luftdruck im Fahrradschlauch nicht messen. Es gibt allerdings Ausführungen, die diesen Nachteil umgehen. Luftpumpen mit eingebautem Manometer zeigen den Druck immerhin während des Pumpens an.

Normalerweise eignen sich Dunlop-Ventile nur für Schläuche mit passender Ventilaufnahme. Seit dem Frühjahr 2007 bietet die Firma Alligator Dunlop-Ventileinsätze an, die auch in Ventilaufnahmen passen, die für Sclaverand- und Schrader-Ventile (siehe unten) konstruiert wurden.


Sclaverand-Ventil

Sclaverand-Ventil
Synonyme
  • Rennradventil
  • Schlauchreifenventil
  • Presta-Ventil
  • Französisches Ventil
  • SV – Sclaverand Ventil

Felgenbohrung

  • ø 6,5 mm

Maximaldruck

  • 15 bar
Sclaverand-Ventil

Das Sclaverand-Ventil (auch französisches Ventil oder Rennrad-Ventil genannt) ist hochdrucktauglich und kam früher ausschließlich bei Rennrädern zum Einsatz. Mittlerweile wird es auch bei Touren- und MTB-Schläuchen verwendet. Das Ventil hat einen kleinen Durchmesser und erfordert deswegen nur eine kleine Bohrung in der Felge; damit ist es besonders für schmale Felgen geeignet. Beim Einsatz in größeren Felgenbohrungen sollte ein Adapter verwendet werden, um einen festen Sitz des Ventils zu gewährleisten und ein Verbiegen oder Abreißen zu verhindern.

Voraussetzung für das Befüllen ist das Aufschrauben der kleinen Rändelmutter, die auf einem Gewindestift sitzt. Da das Ventil im Gegensatz zum Autoventil nicht von einer Feder, sondern durch den Überdruck im Reifen geschlossen gehalten wird, muss es zum Pumpen nicht mechanisch geöffnet werden, sondern öffnet von selbst schon bei geringem Druckunterschied. Die Messung des Drucks während der Pumpenstösse ist dadurch möglich, wenn man eine geeignete Pumpe mit Manometer verwendet. Manometer zum Aufstecken auf das Ventil öffnen den Gewindestift mechanisch, dann ist der wirkliche Reifendruck messbar. Beim Aufsetzen der Pumpe oder des Pumpenkopfes sollte man darauf achten, den Ventilschaft nicht zu verbiegen. Nach dem Aufpumpen muss die Rändelmutter wieder zugedreht werden.

Es sind verschiedene Ventillängen im Angebot, da seit einigen Jahren sogenannte „V-Felgen“ oder Hochprofilfelgen hergestellt werden, die besonders lange Ventile benötigen.

Rennräder können mit herkömmlichen Handpumpen oder an vielen Tankstellen nicht ausreichend stark aufgepumpt werden. Man benötigt Fußpumpen oder spezielle Rennpumpen, um die hohen Drücke (ab 7 bar) zu erreichen.

Regina-Ventil

Das Regina-Ventil ist dem Sclaverand-Ventil sehr ähnlich, wird aber fast ausschließlich in Italien verwendet.[1]

Schrader-Ventil

Schrader-Ventil
Synonyme
  • AV – Autoventil
  • PKW-Ventil

Felgenbohrung

  • ø 8,5 mm

Maximaldruck

  • 4 bar
Schrader-Ventil

Das Schrader-Ventil[2] ist häufig bei Mountainbikes zu finden. Außerdem wird es in Kraftfahrzeugen eingesetzt, daher wird es auch Autoventil genannt.

Beim Aufstecken des Pumpenkopfes oder eines Manometers wird im Ventil ein Stift heruntergedrückt, der es öffnet, so wird das Einströmen der Luft und die Messung des Drucks im Reifen ermöglicht. Handpumpen für Autoventile benötigen deshalb ein Rückschlagventil im Pumpenkopf. Ein Vorteil des Schrader-Ventils ist die Möglichkeit, die Reifen an Tankstellen ohne Verwendung von Adaptern aufpumpen zu können.

Mit einer besonderen Ventilkappe, die auf der Oberseite eine Montageklaue besitzt und dazu umgekehrt aufgesetzt wird, lassen sich Schraderventile einfach ein- und ausbauen und somit auch wechseln. Solche Ventilkappen wurden vor einigen Jahrzehnten standardmäßig mitgeliefert, müssen heute jedoch separat erworben werden.


Ventiladapter

Ventiladapter: (a), (b), (c)

Mittels verschiedener Adapter kann man unpassende Ventile an Luftpumpen bzw. Tankstellenkompressoren anpassen, von links nach rechts (Ventil ⇒ Pumpe):

(a) Sclaverand auf Dunlop

(b) Sclaverand und Dunlop auf Schrader

(c) Schrader auf Dunlop (enthält ein Rückschlagventil)


Literatur

  • Fritz Winkler, Siegfried Rauch: Fahrradtechnik Instandsetzung, Konstruktion, Fertigung. 10. Auflage, BVA Bielefelder Verlagsanstalt GmbH & Co. KG, Bielefeld, 1999, ISBN 3-87073-131-1

Einzelnachweise

  1. http://www.schwalbe.com/ger/de/allgemein/drucken/abstract/?ID_Gesamt=30
  2. Österreichisches Patent für George Herman Ferdinand Schrader, New York City, USA, Nr. 5742B, angemeldet am 14. November 1899, erteilt am 11. November 1901

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