- Fakelaki
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Fakelaki (griechisch φακελάκι, auch Fakellaki (φακελλάκι), „kleiner Umschlag“) ist eine in Griechenland geläufige Bezeichnung für eine bestimmte Form der Korruption. Dabei wird dem Empfänger diskret ein Geldbetrag in einem Umschlag überreicht, um bestimmte Vorteile zu erzielen oder gar erst Gehör zu finden. Ursprünglich bezeichnete das Fakelaki indes nur ein Geldgeschenk oder ein Dankeschön.
Weit verbreitet sollen Fakelakia im Gesundheitswesen sein: Der Arzt werde vom Patienten bestochen, um die Behandlung zu beschleunigen oder zu verbessern.[1] Auch in anderen Teilen des öffentlichen griechischen Lebens würden Fakelakia gereicht, beispielsweise bei Behörden zur Beschleunigung von Verwaltungsprozessen (z.B. bei Bauanträgen), bei der technischen KFZ-Überwachung oder bei Führerscheinprüfungen.[2]
In Griechenland wird die Unsitte des Fakelaki schon seit Jahren öffentlich kritisiert.[3][4][5][6] Auch wird über Einzelfälle berichtet, in denen korrupte Empfänger hart bestraft wurden.[7] Die griechische Sektion von Transparency International schätzte, dass 2009 von griechischen Privatpersonen 787 Mio. Euro Bestechungsgelder gezahlt wurden.[8] Das wären umgerechnet auf 10,8 Millionen Einwohner 72,87 Euro pro Kopf pro Jahr.
Das Fakelaki ist lediglich eine (1) spezielle Form der Korruption; gleichwohl wurde der Begriff insbesondere in deutschsprachigen Medien in Veröffentlichungen über Ursachen der seit 2009 wahrgenommenen griechischen Finanzkrise zu einem Topos,[9][10][11][12][13][14] während der in Griechenland ebenso geläufige, indes phonetisch weniger markante Begriff Rousfeti (griechisch ρουσφέτι von türkisch rüşvet[15] „Bestechungsgeld“) kaum Erwähnung findet. Der griechische Parlamentspräsident Filippos Petsalnikos kritisierte 2010 diese Berichterstattung als übertrieben und erklärte, er habe noch nie ein Fakelaki gegeben und würde dies aus Überzeugung auch nie tun.[16]
Einzelnachweise
- ↑ Kathimerini: Patient blogs hospital graft (englisch) vom 30. Mai 2007
- ↑ spiegel.de: Korruption in Griechenland: Ein Fakelaki voller Scheine vom 10. März 2010
- ↑ Eleftherotypia: Unheilbare Krankheit Fakelaki (griechisch) vom 16. April 2006
- ↑ To Vima: Auch die Sekretärinnen nehmen “Fakelaki“ (griechisch) vom 17. Februar 2008
- ↑ Eleftherotypia: Das Fakelaki lebt – die Gesundheit liegt im Koma (griechisch) vom 9. Januar 2009
- ↑ ant1online.gr: Griechenland Weltmeister im Fakelaki (griechisch) vom 14. November 2008
- ↑ athina984.gr In Serres wurde 2008 ein Arzt zu 18 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt, weil er 400 Euro für eine Behandlung forderte (griechisch) vom 18. September 2008
- ↑ zeit.de: Abkehr von den Fakelaki vom 6. Mai 2010
- ↑ spiegel.de: Die Macht der Fakelaki vom 28. Dezember 2009
- ↑ Der Standard: Jede Menge Fakelaki in Griechenland vom 11. Februar 2010
- ↑ mainpost.de: Mit einem Fakelaki geht alles vom 2. März 2010
- ↑ 20min.ch: Der Briefumschlag unter dem Tisch vom 2. März 2010
- ↑ wdr.de: Problem “Fakelaki“ vom 3. März 2010
- ↑ radio-kreta.de: Karikatur zum Thema vom 14. März 2010
- ↑ Γεώργιος Μπαμπινιώτης (Georgios Babiniotis): Λεξικό της Νέας Ελληνικής Γλώσσας (Lexikon der Neugriechischen Sprache). Β' Έκδοση Auflage. Κέντρο Λεξικολογίας, 2005, ISBN 960-86190-1-7, S. 1555.
- ↑ focus.de: Haben Sie Fakelaki gegeben? vom 8. März 2010
Kategorien:- Sozialethik
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