Falsches Dilemma

Falsches Dilemma

Ein falsches Dilemma (auch falsche Dichotomie) ist ein absichtlicher oder unabsichtlicher Fehlschluss, der eine Entscheidung zwischen zwei Möglichkeiten als Notwendigkeit darstellt, also ein Dilemma suggeriert, obwohl weitere Entscheidungsmöglichkeiten existieren.

Ein falsches Dilemma kann absichtlich verwendet werden, zum Beispiel, um eine Wahl zu erzwingen („Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“). Dieser Trugschluss kann aber auch durch unbeabsichtigte Auslassungen von zusätzlichen Möglichkeiten entstehen (z. B. „Ich dachte, wir seien Freunde, aber alle meine Freunde waren auf der Party – nur du warst nicht da.“). Der Philosoph John Searle[1] schrieb: „Soweit eine Unterscheidung nicht rigoros und präzise gemacht wird, ist sie nicht wirklich eine Unterscheidung“, und er besteht sogar darauf, dass „es eine Bedingung der Angemessenheit einer genauen Theorie eines unbestimmten Phänomens ist, dass man genau das Phänomen charakterisiert und zwar als unbestimmt; und eine Unterscheidung bewirkt nichts weiteres als eine Unterscheidung in verwandte, marginale und divergierende Klassen.“ So sind, wenn zwei Alternativen präsentiert werden, diese oft, aber nicht immer, die Extrempunkte einer Reihe von Möglichkeiten. Dies kann die Meinung dahin auf ein übergeordnetes Argument lenken, dass sich die Argumente wechselseitig ausschließen, obwohl sie es nicht tun.

Beispiele

  • „Kollege X ist noch nicht zur Arbeit erschienen, er muss entweder verschlafen oder eine Panne gehabt haben. Ich habe bei ihm angerufen, aber er hat nicht abgehoben, also hat er eine Panne gehabt.“ (Es gibt aber noch eine Unzahl anderer Möglichkeiten.)
  • „Möchten Sie dieses oder lieber jenes kaufen?“ (Verkaufsstrategie von Händlern auf Märkten)
  • „Würden Sie auf den Angreifer schießen oder würden Sie zulassen, dass er Ihre Freundin vergewaltigt?“ (Frage bei der Gewissensprüfung für Kriegsdienstverweigerer)
  • Kreationisten argumentieren oft so: „Entweder ist die Evolutionstheorie vollständig und in allen Einzelheiten korrekt, oder es muss ein Gott existieren.“[2]

Einzelnachweise

  1. John Searle: The Word Turned Upside Down. The New York Review of Books, Band 30, Nummer 16, 27. Oktober 1983
  2. Massimo Pigliucci: Nonsense on Stilts. How to Tell Science from Bunk. University of Chicago Press, 2010, ISBN 9780226667867

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