- Famadihana
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Die Famadihana ist eine rituelle Umbettung der Toten auf Madagaskar.
In den traditionellen Dorfgemeinschaften werden die Gebeine der Vorfahren mindestens alle zehn Jahre ausgegraben. Jeder Familienclan (foko) feiert das Fest in einem eigenen Rhythmus. Dabei werden die Toten mit neuen, kostbaren Leichentüchern aus Seide eingekleidet und wieder begraben. Oft wird ein Famadihana veranstaltet, um die Übertretung eines fady wiedergutzumachen. Der sogenannte Ombiasy (eine Art Schamane) analysiert die Gegebenheiten innerhalb der Gemeinschaft und erklärt Angewohnheiten, Plätze, Personen, Tiere, Pflanzen zum Tabu. In der Regel gewinnt der Fady besonders dadurch an Kraft, dass er mit der Ahnenverehrung und den Toten (Razana) unmittelbar verknüpft wird. Das Totenwendungsfest ist der wichtigste Ritus im madagassischen Ahnenkult und dient zugleich zur Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Strukturen auf lokaler Ebene. Der Ombiasy entscheidet, ob und wann dies notwendig ist, indem er einen spirituellen Kontakt mit den Razana (Toten) aufnimmt.
Inhaltsverzeichnis
Ahnenkult auf Madagaskar
Viele Madagassen glauben, dass die Menschen nach ihrem Tod als Razana weiterleben, können sich aber nicht direkt durch Gebet an sie wenden. Dies ist Aufgabe der Ahnen. Ähnlich wie die Heiligen im Katholizismus erfüllen sie eine wichtige Mittlerrolle zwischen den Lebenden und Gott. Wenn einer Familie oder Person Unglück zustößt, kann ein Totenwendungsfest (Famadihana) stattfinden, um die Ahnengeister zu besänftigen. Mittelsmänner sind die Ombiasy, die nach einer langen Ausbildung in mündlich überlieferten Traditionen Meister in Heilpflanzenkunde sind.
Literatur
- Émile Durkheim: Die elementaren Formen des religiösen Lebens. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-518-28725-7 (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 1125).
Siehe auch
Weblinks
- Religion in Madagaskar (Englischer Bericht)
- Text über Fady (Madagaskar)
- Text über Ahnen und Totenkult (Madagaskar)
Kategorien:- Naturreligion
- Religionsethnologie
- Religion (Madagaskar)
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