Familienchronik

Familienchronik

Eine Familienchronik ist die Darstellung einer Familiengeschichte in zeitlicher Folge.

Im Unterschied zur Ahnenliste, zur Stammliste oder anderen Ergebnisformen der Genealogie ist eine Familienchronik an keine festgelegte Form gebunden. Es gibt deshalb viele verschiedene Darstellungsweisen für eine Familienchronik, je nachdem, ob mehr die vergangenen Generationen oder die noch lebenden Verwandten im Mittelpunkt der Arbeit stehen und welche soziale Stellung, welche Berufe sie hatten und was für Quellen zur Verfügung stehen.

Zum Beispiel kann man unter einer Familienchronik eine Arbeit verstehen, die für einen lebendigen Familienzusammenhang nach innen, d. h. unter den eigenen Verwandten, wirkt. In einer derartigen Chronik werden Familienfotos und wichtige Urkunden der Eltern, Großeltern und Urgroßeltern und ihrer Geschwister gesammelt, d. h. Fotos aus verschiedenen Lebensabschnitten (auch als Kinder) und -umständen, Fotos der Häuser, in denen sie gelebt haben und ähnliches mehr. Alles wird übersichtlich geordnet und beschriftet, auf weiter zurückliegende Generationen nur mit sparsamem Text verwiesen (da zu viele Details aus weit zurückliegender Zeit junge Leute eher abschrecken, als für Genealogie werben). Verbindende Texte können Lebensbilder sein, die wir für unsere Vorfahren und Verwandten verfassen.

Man muss sich dabei vor Augen halten, dass das Alltägliche von heute das Ungewöhnliche und Interessante von morgen sein wird. Die Beschreibung oder Fotografie einer Küche von 1920 oder 1950, der Tagesablauf eines Kindes, ein durchschnittlicher wöchentlicher Speisezettel, eine Aufstellung der monatlichen Ausgaben oder eine Urlaubsschilderung sind 100 oder 150 Jahre später lehrreicher und wichtiger als die fotografierte Pose im besten Anzug. Nicht alle sind wir Schriftsteller, aber im Erfassen und der Darstellung derartiger ausgewählter Details kann sich das Gespür des Familienchronisten für das Wesentliche zeigen, ohne dass die Chronik in Richtung Alltagsgeschichte auszuufern braucht.

Sicherung

Soll die Chronik ein wirklicher Erfolg sein und ihren Zweck erfüllen, dann darf sie kein Unikat bleiben. Die heute allen zugängliche Arbeitsweise mit dem Computer und die Digitalisierung von Dokumenten und Fotos ermöglicht die Herstellung von Familienchroniken mit hohem Anschauungswert und ihre Vervielfältigung. Da die dauerhafte Sicherung von elektronischen Speichern noch nicht gewährleistet ist, sollten auf jedem Fall mehrere Ausdrucke auf Papier angefertigt werden und je ein Exemplar nicht nur den eigenen Kindern, den Geschwistern, den Cousins und Cousinen geschenkt werden, sondern fest gebundene Belegexemplare sollten auch die Deutsche Bibliothek und die Deutsche Zentralstelle für Genealogie erhalten. Werden entsprechende Kapitel in der Arbeit berücksichtigt, so können auch die Verwandten des Ehepartners mit ihrem Teil der Familiengeschichte bedacht werden.

Inzwischen werden im Handel auf CD auch kommerziell erarbeitete Muster für eine Familienchronik angeboten, die mit den vorhandenen Daten und Dokumenten ausgefüllt werden können.

Neben Familienchroniken als ein Ergebnis der Hobby-Familiengeschichtsforschung gibt es selbstverständliche auch professionelle Darstellungen von Familiengeschichte von manchmal hohem schriftstellerischen Rang, wobei dokumentarische Darstellungen in fiktive übergehen können (siehe Familienroman, Familiendrama) oder sogar Stoff für Filme liefern.

Beispiele für Familienchroniken

  • Niall Ferguson: Die Geschichte der Rothschilds: Propheten des Geldes. Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt 2002
  • Lothar Gall: Bürgertum in Deutschland. Berlin: Siedler 1989, ISBN 3-88680-259-0 - die Geschichte der Familie Bassermann
  • Johannes Hohlfeld: Das Geschlecht Oldenburg zur Oldenburg und die Verlegerfamilie Oldenbourg. Eine Familienchronik über 4 Jahrhunderte. München: R. Oldenbourg 1940
  • Rüdiger Jungbluth: Die Quandts: ihr leiser Aufstieg zur mächtigsten Wirtschaftsdynastie Deutschlands. Frankfurt/Main: Campus 2002, ISBN 3-593-36940-0
  • Percy Ernst Schramm: Neun Generationen. Dreihundert Jahre deutscher "Kulturgeschichte im Lichte der Schicksale einer Hamburger Bürgerfamilie (1648 - 1948). Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1963
  • Olof von Randow: Die Randows - eine Familiengeschichte, Reihe "Deutsches Familienarchiv", Neustadt/Aisch: Degener-Verlag 2001

Literatur

  • Maria Simon: Familien-Berufs-Chroniken - eine Quelle genealogischer und interdisziplinärer Forschung. Familiengeschichtliche Blätter und Mitteilungen Nr. 29 (2000) S. 457-474

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