Family-Office

Family-Office

Der aus dem angelsächsischen Raum stammende Begriff Family Office, auch Family-Office, bezeichnet die (stimmmäßige) Bündelung von Familienbesitz in einer Gesellschaft sowie die von Banken angebotenen Finanzdienstleistungen für diese Kundengruppe. [1]

Inhaltsverzeichnis

Hintergründe

Ursprünglich gründeten sehr vermögende Familien zur optimalen Bewirtschaftung ihrer privaten und unternehmerischen Vermögenswerte und Verpflichtungen eine eigene Gesellschaft.

Der Kunde sollte von einem finanzinstitutionellen "Family Office" Unabhängigkeit, Professionalität und ein umfassendes Dienstleistungsangebot erwarten können. Gegenüber den verschiedenen Finanzdienstleistern und Spezialisten solle ein "professionelles Team" die Interessen seiner Kunden vertreten und ständig nach bestmöglichen Lösungen suchen.

Der Begriff Family Office umfasst so den finanzwirtschaftlichen Vollservice auch über Generationen hinweg, denn gerade Unternehmerfamilien und anspruchsvolle Privatkunden schätzten diesen „Vollservice“. Über viele Jahre bzw. über Generationen hinweg mit den gleichen Ansprechpartnern zu kommunizieren gebe Sicherheit und Vertrauen. Ebenso werden die mit einem Family Office verbundenen Kosten eingespart und durch eine im besten Falle optimierte Kostenstruktur bei den Finanzdienstleistern Risiken minimiert und nachhaltige Lösungen geschaffen.

In Europa gibt es über 4000 Firmen, die Family-Office-Dienstleistungen erbringen, 750 davon widmen sich ausschliesslich den Geschäften einer einzigen Familie, beispielsweise die Jacobs Holding in der Schweiz. Jedes dieser Single-Family-Offices verwaltet Anlagevermögen von mindestens USD 100 Mio. Wobei die empfohlene Mindestgrösse für ein Single Family Office bei mindestens 500 Mio. Schweizer Franken liegt.[2]

Sogenannte Multi-Family-Offices verwalten kleinere Vermögen, in Europa soll es knapp 2000 geben, die im Durchschnitt 10 bis 15 Kunden mit einem Portefeuille von USD 25 bis 50 Mio. betreuen.

In der Schweiz, die in Europa als Zentrum für Family-Offices gilt, sollen zwischen 300 und 400 Family-Offices bestehen, die vor allem eine ausländische Klientele betreuen und beschäftigen im Durchschnitt 20 Mitarbeiter. Ein Dutzend davon verwalten jeweils Einzelvermögen von USD 10 bis 15 Mrd.

Geschäfts- und Privatbanken haben vermehrt begonnen, mit hauseigenen Multi-Family-Offices um die Kundschaft zu werben – in der Schweiz etwa Credit Suisse Trust, HSBC, Julius Bär Family Office oder Pictet Family Office.

Die unabhängigen Family-Offices werfen diesen Bankgeschäftseinheiten vor, nicht die nötige Distanz bei Anlageentscheiden zu haben und vor allem auf Kommissionen erpicht zu sein. Unabhängige Büros hingegen hätten andere Anreizsysteme und verrechneten strikte nach Aufwand, nicht in Prozenten der Anlagen oder Gewinne. [3]

Literatur

  • Steen Ehlern: Global Private Wealth Management: An international study on Private Wealth Management and Family Office Services for Ultra-High Net Worth Individuals. London 2007

Diese Dissertation am Schweizerischen Bankeninstitut der Universität Zürich bietet eine umfassendere Betrachtung der Begriffe Family Wealth, Family Offices, Private Wealth Management und Ultra High Net Worth Individuals (UHNWI).

Bechtolsheim, Christian von und Rhein, Andreas (Hg.): Management komplexer Familienvermögen. Organisation, Strategie, Umsetzung. Wiesbaden 2008

Sonstiges

  • Die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht in Deutschland) stellt ab 30. Juni 2008 ein Merkblatt zur Erlaubnispflicht gemäß § 32 Abs. 1 KWG für Family Offices auf ihrer Homepage (http://www.bafin.de/SharedDocs/Downloads/DE/Service/Merkblaetter/mb__080630__family__offices.html) zur Verfügung. "Die Ausführungen in diesem Merkblatt zur Erlaubnispflicht nach dem Gesetz über das Kreditwesen (Kreditwesengesetz - KWG) geben vermögensverwaltenden Family Offices und deren rechtlichen Beratern die notwendigen Erstinformationen." (Quelle: BaFin)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Die Geldmaschinen der Superreichen, Bilanz, 28. Juli 2004
  2. Multi Family Office ist oft die optimale Lösung, Finanz und Wirtschaft, 10. September 2008
  3. Das Family-Office als Butler der Reichen – Diskretes Geschäft mit Milliardenvermögen, Neue Zürcher Zeitung, 9. Januar 2009

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