- Fangschuß
-
In der Jägersprache wird als Fangschuss derjenige Schuss bezeichnet, welcher abgegeben wird, um waidwundes, also schwer verletztes oder nicht unmittelbar tödlich getroffenes Wild zu erlegen. Der Fangschuss steht oft am Ende einer Nachsuche.
Der Jäger führt zu diesem Zweck eine Fangschusswaffe (in der Regel eine großkalibrige Pistole oder einen Revolver), also eine Kurzwaffe mit sich. Die Munition für einen Fangschuss muss (laut Bundesjagdgesetz) mindestens 200 Joule Energie an der Mündung aufweisen, um das Leiden des Tieres nicht unnötig zu verlängern (in Österreich: min. 250 Joule). Diese Energie wird zwar auch von schwächeren Patronen erreicht, es hat sich aber unter Jägern durchgesetzt, entweder Patronen wie die leistungsfähige .357 Magnum (660 Joule an der Mündung), die .44 Magnum (1000 Joule an der Mündung) und die .444 Taurus (1200 Joule an der Mündung) in Revolvern oder aber die .454 Casull (mit 2400 Joule an der Mündung), die 9 mm (bis zu 560 Joule) und die .45 ACP (bis 590 Joule) in Pistolen zu verwenden. Häufig werden Geschosse mit hoher Stoppwirkung wie beispielsweise Hohlspitzkonstruktionen verwendet. Diese Hohlspitzgeschosse waren bis zur Einführung des neuen Waffengesetzes am 1. April 2003 verboten, weshalb ein weiches Teilmantel-Geschoss empfohlen wurde, da es eine sehr hohe Stoppwirkung hat. Aus Revolvern werden auch Bleigeschosse verschossen. Die aus Pistolen häufig verschossenen Vollmantelgeschosse sind weniger geeignet.
Allerdings ist es in der Jägerschaft umstritten, die oben genannten Waffen/Patronenkombinationen zu benutzen. Es wird hier auf die erhöhte Gefährlichkeit, die sich aus der Kurzläufigkeit der Kurzwaffen ergibt, sowie auf den erhöhten Trainingsbedarf hingewiesen. Deshalb ziehen viele Nachsuchespezialisten den Repetierer, meist in der Ausführung als Stutzen mit relativ kurzem Lauf, für den Fangschuss vor. Hier ist insbesondere das System Mauser 98 zu nennen, das robust und sehr zuverlässig ist. Die verschossenen Projektile übertreffen die Bewegungsenergie der Kurzwaffenpatronen um ein Vielfaches, z. B. 8 × 57 IS (ca. 3900 Joule an der Mündung).
Bei Schalenwild wird der Fangschuss in der Regel auf den Träger oder das Haupt abgegeben, um einerseits den Tod schnell herbeizuführen und dem Tier auf diese Weise längere Leiden zu ersparen, andererseits um möglichst wenig Wildbret zu zerstören.
Im Englischen und Französischen wird der Fangschuss mit "coup de grâce" bezeichnet. Allerdings ist damit auch das Verkürzen der Leiden von Menschen in Kriminalfilmen (z.B. Heat) gemeint. "Le Coup de Grâce" ist der Titel eines 1939 veröffentlichten Romans von Marguerite Yourcenar, der von Volker Schlöndorff unter dem Titel "Der Fangschuß" (1976) verfilmt wurde, bei dem am Ende eine auch in psychologisch aussichtsloser Situation Gefangene im baltischen Bürgerkrieg von 1919 erschossen wird.
Siehe auch: Hirschfänger
Wikimedia Foundation.