- Aktivbox
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Unter Aktivbox oder Aktivlautsprecher wird meistens eine integrierte Einheit aus Lautsprecher und Verstärker in einem Gehäuse (Box) verstanden (englisch powered speakers); der Gegensatz ist eine Passivbox, die keinen Verstärker beinhaltet.
Im ursprünglichen Sinne werden damit Lautsprechersysteme mit aktiven Frequenzweichen bezeichnet, wobei häufiger der Begriff Aktivlautsprecher verwendet wird. Durch die zunehmende Verbreitung von Breitbandsystemem mit eingebautem Verstärker wurde der Begriff auch auf solche Systeme ohne aktive Frequenzweiche ausgedehnt.
Inhaltsverzeichnis
Interner Aufbau
Der integrierte Verstärker benötigt eine Stromzufuhr, weshalb Aktivboxen immer mit Netzteil oder Batterien benutzt werden müssen. Ein Vorteil ist, dass kein zusätzlicher Verstärker für ein angeschlossenes Gerät (Soundkarte, CD-Spieler, usw.) notwendig ist.
Bei Mehr-Wege-Aktivboxen kann die notwendige Frequenzweiche sowohl aktiv als auch passiv ausgelegt sein. Bei einfacheren Systemen wird tendenziell eher eine passive Frequenzweiche (einfacher Aufbau, nur ein Verstärker notwendig), bei komplexeren bzw. professionellen Systemen dagegen eher eine aktive Weiche (höherer Leistungswirkungsgrad, höhere Qualität) benutzt. Beide Ausführungen können auch kombiniert werden (z. B. aktive Trennung zwischen Tiefton- und Mittel-/Hochtonbereich, später passive Trennung zwischen Mittel- und Hochton-Bereich).
Vor- und Nachteile
Die Relevanz der Vor- und Nachteile hängt teilweise vom Verwendungszweck ab:
Vorteile:
- Leichte Handhabung, da ein oder mehrere zusätzliche Geräte (Verstärker) entfallen.
- Genaue Anpassung des Verstärkers auf die verwendeten Lautsprecher
- Genaue Leistungsdimensionierung des Verstärkers auf den Lautsprecher.
- Beschädigungen von Verstärker bzw. Lautsprecher durch Fehlanpassungen bzw. Überlastungen werden allgemein vermieden
- Geringere Kosten als Kombination von Passivbox und Verstärker möglich, da die nicht unerheblichen Kosten für die passive im Leistungsbereich liegende Frequenzweiche eingespart werden kann.
- Frequenzgangabweichungen des Lautsprechers können leicht durch entsprechende Filter bereits auf Linepegelniveau korrigiert werden. Gegenüber Passivkonzepten können dabei sogar schmalbandige Frequenzgangeinbrüche des Lautsprecherchassis aufholend (verstärkend)linearisiert werden.
- Über Rückkoppelungsschaltungen kann das tatsächliche Verhalten das Lautsprechers kontrolliert und Abweichungen entgegengewirkt werden (Beispiel: Motional Feedback).
- Durch geringen räumlichen Abstand zwischen Lautsprecher und Verstärker (Endstufe) können die Leistungsverbindungen sehr kurz gehalten werden. Dieses kann eine höhere Klangqualität zur Folge haben.
Nachteile:
- Geringere Flexibilität, Verstärker und Lautsprechereinheit(en) können nicht einzeln gewechselt werden.
- Bei Ausfall eines Teiles (Lautsprecher oder Verstärker) muss die gesamte Einheit ausgetauscht werden.
- Höhere Kosten bei vielen gleichartigen Lautsprechern, da jede Box einen eigenen Verstärker besitzt.
Verwendungsbereich
Am häufigsten werden Aktivboxen zu folgenden Zwecken benutzt:
- Im professionellen Tonstudiobereich als auch beim Rundfunk
Monitor-Lautsprecher, Studiolautsprecher als hochqualitativer Einzellautsprecher
- Durch die genaue Abstimmung zwischen aktiver Frequenzweiche, Verstärker und Lautsprecher sowie zusätzliche Kontrollmöglichkeiten wie Motional Feedback sind allerhöchste Klangqualitäten möglich.
- PC- und ähnliche Lautsprechersysteme
- Die einfache Handhabung, sowie der geringe Preis durch meistens sehr einfache Chip-Verstärker mit wenigen Watt bilden den Hauptvorteil. Häufig ist der Verstärker in einer der Lautsprecherboxen integriert, die andere(n) sind als einfache Passivboxen angeschlossen.
- Mobile Beschallungsanlagen
- Hier ist der größte Vorteil, dass keine weiteren Geräte wie externe Verstärker oder Frequenzweichen aufgebaut und eingestellt werden müssen. Außerdem wird die Beschädigungsgefahr durch Überlastungen verringert.
- Zusätzlicher Aktiv-Subwoofer im Tonstudio- als auch Heimbereich
- Bei vielen Stereo-Geräten ist der Einsatz eines zusätzlichen Subwoofers im Bass-/Tiefbassbereich konstruktiv nicht vorgesehen. Damit können neben dem Verstärker für die erhöhten Leistungsanforderungen im Tieftonbereich noch weitere Signalanpassungen vorgenommen werden:
- Frequenzweiche zur Herauslösung des Bass-Frequenzbereiches
- Pegelanpassung zum Anschluss an die Lautsprecherausgänge eines Verstärkers ohne passenden Subwoofer-Ausgang
- Zusammenführung von Stereo-Signalen zu eine Monosignal
- Phasen-/Pegeleinstellung zur Anpassung an die weiteren Lautsprecher
- Diese sind daher in vielen Aktivsubwoofern als Funktion vorhanden.
- Bei Heim-Kino-Geräten ist meistens ein geeigneter Anschluss für einen Subwoofer vorhanden; hier bliebe als einzige Anforderung der zusätzliche Verstärker.
Geschichte
Einige der ersten Aktivboxen waren Monitor-Lautsprecher von JBL. 1964 stellte JBL den Lautsprecherverstärker SE401 Stereo Energizer vor. Durch dessen Einbau konnte ein beliebiges Paar Monitorlautsprecher in ein Paar aus einer Aktivbox und einer von dieser betriebenen Passivbox umgewandelt werden.
Die ersten Lautsprecher mit aktiver Frequenzweiche waren die 1967 eingeführten OY von Klein und Hummel.[1]
Ein frühes Beispiel für einen Studiomonitorlautsprecher mit Bi-Amping und Aktivweiche ist der Altex 9846B aus dem Jahr 1971. Dieser verbindet die passive Lautsprecherbox Altex 9846-8A mit dem neuen 771B Bi-Amp-Verstärker. Dieser stellt 60 Watt für den Tieftöner und 30 Watt für den Hochtöner bereit.
Mehrdeutigkeit des Begriffs „Aktivlautsprecher“
Als „Aktivlautsprecher“ werden häufig auch die Lautsprecherboxen bei einem System aus aktiver Frequenzweiche, mehreren externen oder internen Verstärkern und Lautsprecherboxen bezeichnet, auch wenn sie keinen integrierten Verstärker haben.
Weiterhin bestehen einige Aktivsysteme aus getrennten oder zumindest trennbaren Verstärker- und Lautsprecherboxen, die jedoch fest aufeinander eingestellt sind.
Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Aktivlautsprecher bezog sich nicht auf integrierte Verstärker, sondern auf die Unterscheidung zwischen passiver und aktiver Frequenzweiche.
Literatur
- Ekkehard Scholz: Aktive Lautsprecherboxen selbst gebaut. 3. Auflage, Franzis Verlag GmbH, München, 1991, ISBN 3-7723-2073-2
Weblinks
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