Faras

Faras
Faras in Hieroglyphen
M17 b S
k
N25 N23

Ibschek
Jbšk [1]

Faras.gif
Phrs (Pharas)
in meroitischer Schrift

Christian Nubia.png
Lage von Faras in Nubien (oben links)
Faras (Sudan)
Red pog.svg
Lage von Faras in Sudan
Übersichtskarte des Gebietes Wadi Halfa Salient

Faras (auch Pachoras, Alternativschreibung: Pharas). Der altägyptische Name Ibschek bezieht sich auf das Gebiet von Faras und den/die Hathorfelsen.[1] Der Ort Faras lag in Unternubien, etwas nördlich des zweiten Nilkataraktes, im heutigen Sudan (Wadi Halfa Salient) überflutet vom Nubia-See, nahe der Grenze zu Ägypten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im ägyptischen Mittleren Reich stand hier eine ägyptische Grenzfestung, die vielleicht den Namen Ineq-tawy (Der die beiden Länder vereinigt) trug. Eine sichere Zuweisung konnte jedoch bislang nicht vorgenommen werden.[2] Im Neuen Reich wurde ein Tempel der Hathor und ein Tempel des Tutanchamun errichtet. In meroitischer Zeit hieß der Ort Phrs und war Hauptstadt der Provinz Akin. Aus dieser Zeit sind Gräber und ein palastartiges Gebäude erhalten.

Nach dem Zusammenbruch des meroitischen Reiches wurde der Ort Hauptstadt von Nobatia, deren Herrscher nicht weit von Faras entfernt, in Ballana, bestattet worden sind. Als das Reich von Nobatia im Jahr 543 das Christentum als Staatsreligion annahm, wurde kurze Zeit später Nobatia von dem Reich Makuria erobert und die Hauptstadt zog nach Dongola.

In Faras, dass nun Pachoras hieß, residierte nun ein Eparch (Statthalter). Es war auch der Amtssitz eines Bischofs, der der Jurisdiktion des monophysitischen, koptischen Patriarchats in Ägypten unterstellt war. Die Stadt erlebte einen Aufschwung. Es wurden zahlreiche Paläste und Kirchen errichtet. Das 13. und 14. Jahrhundert war die Zeit des Niedergangs. Es wurde eine arabische Zitadelle errichtet. Im 19. Jahrhundert war der Ort nur noch ein Dorf mit dem Namen Faras-in-Diffi. Der Ort ist seit Mitte der 1960er Jahre im Nasserstausee versunken.

Erforschung

Archäologische Ausgrabungen fanden 1908-1909 von der Universität Pennsylvania statt. 1909-1912 wurden von einer Expedition aus Oxford die Nekropolen untersucht. Im Jahr 1961 begann eine polnische Mission unter Leitung von Kazimierz Michałowski im Rahmen der UNESCO-Rettungsaktion in Faras zu graben. Diese fand eine mittelalterliche Kathedrale mit über 200 Inschriften und mehr als 120 gut erhaltenen Wandmalereien.

Stadtbild

Die Stadt war von einer in kuschitischer Zeit errichteten Festungsmauer umgeben. Ihre beiden Zugänge, das Westtor und das Flusstor, wurden in den 1920er Jahren von F. L. Griffith freigelegt. Sie besaßen rechteckige Torvorbauten, deren Eingänge an einer Seite lagen. Die Wände bestanden aus behauenen Sandsteinquadern, die mit ungleich hohen Lagenfugen und relativ senkrechten Stoßfugen vermauert waren. Diese Vorbauten mit gewinkelten Zugangswegen wurden für befestigte Siedlungen in Nubien charakteristisch, die in christlicher Zeit, ab dem 6. Jahrhundert gegründet wurden: Ikhmindi, Sabagura, Kalabscha und Sheik Daud. Deren Mauerwerk war ebenfalls leicht geschrägt, aber wesentlich sorgloser aus Bruchsteinen hochgezogen.[3]

Faras besaß mehrere Kirchen, ihre Ruinen wurden in teilweise schlechtem Zustand ausgegraben. Neben der Kathedrale waren dies die Mastabakirche, die Kirche des Nordkloster (auch als Kirche auf der Zitadelle bekannt), die völlig zerstört vorgefundene Große Kirche, die Kirche am Südhang und die Kirche am Flusstor (Rivergate Church).

Kathedrale

Hauptartikel: Kathedrale von Faras

Die Kathedrale wurde in den Jahren 1961 bis 1964 ausgegraben. Es lassen sich drei Bauphasen unterscheiden, die wiederum mit der Tätigkeit von drei Bischöfen in Verbindung gebracht werden können. Es handelt sich um Aetios (um 620), Paulos (um 700) und Petros (um 1100). Der erste Bau aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts war etwa 24,5 × 14,5 Meter groß und hatte drei Schiffe. Es gab zahlreichen Bauschmuck aus Stein. Diese Kirche wurde 707 ausgebaut und auf 24,5 × 24 Meter erweitert. Es wurden Seitenkapellen errichtet. Der Bau erhielt Granitsäulen. Kurz vor 1100 wurde der Bau nochmals verändert. Die Granitsäulen wurden durch Pfeiler aus Ziegeln ersetzt. Viele Wandmalereien stammen aus dieser Bauphase. Spätestens seit dieser Zeit war die Kathedrale der Muttergottes (Maria Pachoras) geweiht. Die Kirche wurde im 14. Jahrhundert aufgegeben. Die Malereien der Kathedrale stellen die größte Sammlung mittelalterlicher christlicher Malerei aus Nubien dar. Sie sind im Stil mit byzantinischen Malereien verwandt und datieren meist ins 10. und 11. Jahrhundert. Sie sind heute im Nationalmuseum in Khartum und im Muzeum Narodowe in Warschau ausgestellt.

Bildbeispiele für die Kunst aus Faras

Siehe auch

Literatur

  • Hans Bonnet: Faras. In: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. 3. unveränderte Auflage. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-937872-08-6, S. 181f.
  • Kazimierz Michałowski: Faras. Die Kathedrale aus dem Wüstensand. Benzinger, Einsiedeln u. a. 1967.
  • Wilfried Seipel (Hrsg.): Faras. Die Kathedrale aus dem Wüstensand. Kunsthistorisches Museum u. a., Wien u. a. 2002, ISBN 3-85497-042-0 (Ausstellungskatalog).

Weblinks

 Commons: Faras – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Rainer Hannig: Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch. (2800–950 v. Chr.). von Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-1771-9, S. 1110.
  2. Rainer Hannig: Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch. (2800–950 v. Chr.). von Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-1771-9, S. 1114.
  3. Friedrich Wilhelm Deichmann, Peter Grossmann: Nubische Forschungen. Deutsches Archäologisches Institut. Gebr. Mann Verlag, Berlin 1988, ISBN 3-7861-1512-5, S. 102, 172–178 (Archäologische Forschungen 17).
22.231.466666666667

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Faras — Faras, known in ancient times as Pachoras, was a major city in Lower Nubia in modern Egypt. The site of the city was flooded by Lake Nasser in the 1960s, and is now permanently underwater. Before this flooding, extensive archeological work was… …   Wikipedia

  • făraş — FĂRÁŞ, făraşe, s.n. Obiect casnic în formă de lopată cu coadă scurtă, în care se adună cu mătura gunoiul, se strânge jarul etc. [var.: foráş s.n.] – Din tc. faraş. Trimis de LauraGellner, 07.05.2004. Sursa: DEX 98  făráş s. n., pl. făráşe Trimis …   Dicționar Român

  • Faras — site archéol. de Nubie; anc. cap. du royaume de Nobatia. églises monumentales …   Encyclopédie Universelle

  • faraş — sif. və zərf <ər.> Vaxtından, mövsümündən qabaq, tez əkilən. Faraş əkin. – Aqronomlar deyirlər ki, faraş səpin yaxşı olur. Ə. Vəl.. Faraş səpilmiş reyhan iyi adamı valeh edir. M. C.. // Mövsümündən, vaxtından qabaq doğulan (ev heyvanları… …   Azərbaycan dilinin izahlı lüğəti

  • Faras — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Patronyme Ahmed Faras, un ancien footballeur marocain. Toponyme Faras, un site archéologique de Nubie dans l actuel Soudan. Catégorie : Homonymie …   Wikipédia en Français

  • Faras — Sp Fãras Ap Faro L Argentina (Buenos Airių p ja); Brazilija (Amapos v ja); Kanada (Jukono teritorija); kyš. Š Kolumbijoje …   Pasaulio vietovardžiai. Internetinė duomenų bazė

  • Faras — Sp Fãras Ap Faro L mst. ir apyg., Portugalija …   Pasaulio vietovardžiai. Internetinė duomenų bazė

  • Faras Al Sahra Hotel Apartment — (Дубай,ОАЭ) Категория отеля: Адрес: Rolla Street, Бур Дубай, Дубай, ОАЭ …   Каталог отелей

  • Faras (Soudan) — Pour les articles homonymes, voir Faras. Faras Ville d Égypte antique Localisation Région Nubie …   Wikipédia en Français

  • Faras —    Modern Arabic name for a site in Nubia, Greek name Pachoras, south of Abu Simbel in modern Sudan. The earliest remains appear to date to the Meroitic Period, as blocks of Thutmose III found here are now known to have been reused from Buhen.… …   Ancient Egypt

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”