Warschau

Warschau
Warschau
Wappen von Warschau
Warschau (Polen)
Warschau
Warschau
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Masowien
Landkreis: Kreisfreie Stadt
Fläche: 517,2 km²
Geographische Lage: 52° 13′ N, 21° 2′ O52.21666666666721.033333333333Koordinaten: 52° 13′ 0″ N, 21° 2′ 0″ O
Höhe: 103 m n.p.m
Einwohner:

1.720.398
(31. Dez. 2010)[1]

Postleitzahl: 00-001 bis 04-999
Telefonvorwahl: (+48) 022
Kfz-Kennzeichen: WA, WB, WD, WE, WF, WH, WI, WJ, WK, WN, WT, WU, WW, WX, WY
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Chopin-Flughafen Warschau
Gemeinde
Gemeindeart: Stadtgemeinde
Fläche: 517,2 km²
Einwohner:

1.720.398
(31. Dez. 2010) [2]

Bevölkerungsdichte: 3326 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 1465011
Verwaltung (Stand: 2009)
Stadtpräsident: Hanna Gronkiewicz-Waltz
Adresse: ul. Koszykowa 6a
00-564 Warszawa
Webpräsenz: www.um.warszawa.pl
Warschau
Ulica Mokotowska im Bezirk Śródmieście

Warschau (polnisch Warszawa [varˈʃava] anhören?/i) ist die Hauptstadt und die größte Stadt Polens. Nach Einwohnern gesehen ist die Stadt die zehntgrößte der Europäischen Union. Sie liegt an der Weichsel (Wisła) in der Woiwodschaft Masowien, hat über 1,7 Mio. Einwohner und ist Zentrum eines Agglomerationsraums mit Orbitalstädten wie Pruszków, Grodzisk Mazowiecki, Żyrardów, Wołomin, Otwock, Legionowo u. a. mit rund 3,5 Mio. Einwohnern.

Warschau ist eines der wichtigsten Verkehrs-, Wirtschafts- und Handelszentren Mittel- und Osteuropas und auch von großer politischer und kultureller Bedeutung. In der Stadt befinden sich zahlreiche Universitäten, Theater, Museen und Baudenkmäler. Das Stadtgebiet Warschau gliedert sich in insgesamt 18 Stadtbezirke, unter denen Śródmieście (Stadtmitte) die eigentliche Innenstadt ausmacht.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Warschau ist an der mittleren Weichsel, im Urstromtal der Weichsel, sowie der Mittelmasowischen Senke auf durchschnittlich 100 Metern über dem Meeresspiegel gelegen. Die Stadt breitet sich beiderseits der Weichsel in etwa gleichgroßer Entfernung von den Karpaten und der Ostsee aus – jeweils ca. 350 km. Der historische Stadtkern liegt am linken (westlichen) Weichselufer auf einem langgezogenen Weichselkliff Skarpa Wiślana, das relativ steil etwa 15 bis 30 m über die Weichsel emporragt. Eine erste Brücke verband die beiden Ufer bereits im 16. Jahrhundert, was die Ausdehnung der Stadtbebauung auf das rechte Weichselufer, das Praga genannt wird, begünstigte. Im Stadtgebiet gibt es mehrere eiszeitliche Moränenhügel sowie von Menschenhand geschaffene Anhöhen. Die Weichsel ist im Gebiet von Warschau schiffbar und die Stadt verfügt über einen Binnenhafen auf dem rechten Weichselufer.

Klima

Warschau liegt in der Übergangszone vom maritimen zum kontinentalen Klima. Die Durchschnittstemperatur liegt bei ca. 8 °C, wobei im Januar durchschnittlich etwa –3 °C und im Juli 19 °C gemessen werden. Die Sommer sind warm und können heiß werden, die Winter sind kühl und teilweise auch sehr kalt. Das Warschauer Klima ist trocken, die Summe der jährlichen Niederschlagsmenge übersteigt nicht 550 mm. Eine dicke Schneeschicht ist in den Wintermonaten keine Seltenheit und die Gewässer in den Parkanlagen sowie die Weichsel können vollständig zufrieren.

Warschau
Klimadiagramm (Erklärung)
J F M A M J J A S O N D
 
 
22
 
0
-5
 
 
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2
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19
8
 
 
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22
11
 
 
73
 
24
13
 
 
59
 
23
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49
 
18
9
 
 
38
 
12
4
 
 
37
 
6
0
 
 
35
 
2
-3
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: World Meteorological Organisation Die klimatologischen Daten basieren auf den monatlichen Durchschnittswerten von 1971–2000
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Warschau
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 0,4 1,9 6,8 13,1 19,3 21,9 23,6 23,4 17,9 12,3 5,5 1,9 Ø 12,3
Min. Temperatur (°C) −4,8 −4,0 −1,0 3,1 8,1 11,3 12,9 12,3 8,6 4,4 0,3 −2,8 Ø 4
Niederschlag (mm) 22,1 22,0 28,1 34,8 50,7 71,3 73,2 59,0 49,0 38,2 36,6 34,6 Σ 519,6
Regentage (d) 15 14 13 12 12 13 13 12 12 13 14 16 Σ 159
T
e
m
p
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a
t
u
r
0,4
−4,8
1,9
−4,0
6,8
−1,0
13,1
3,1
19,3
8,1
21,9
11,3
23,6
12,9
23,4
12,3
17,9
8,6
12,3
4,4
5,5
0,3
1,9
−2,8
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
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s
c
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l
a
g
22,1 22,0 28,1 34,8 50,7 71,3 73,2 59,0 49,0 38,2 36,6 34,6
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez


Quelle: World Meteorological Organisation Die klimatologischen Daten basieren auf den monatlichen Durchschnittswerten von 1971–2000

Stadtgliederung

Seit der letzten Verwaltungsreform im Jahre 2002 ist Warschau wieder eine einheitliche Stadtgemeinde, die gleichzeitig den Status eines Powiats hat. Man kann diesen Status etwa mit dem einer kreisfreien Stadt in Deutschland vergleichen. Vorher war Warschau ein aus mehreren unabhängigen Gemeinden (gminy) bestehender relativ loser Kommunalverband. Jetzt gliedert sich die Stadt in 18 Stadtbezirke (dzielnice), die aber einer wesentlich gestärkten gesamtstädtischen Verwaltung recht stark untergeordnet sind. Die meisten der neuen Bezirke sind aus den alten Gemeinden hervorgegangen. Es gibt hierbei jedoch zwei Ausnahmen:

  1. Die alte Gemeinde Centrum wurde aufgelöst und in sieben Bezirke aufgeteilt. Hier kehrte man zu der Einteilung und Benennung zurück, die bis Anfang der neunziger Jahre existiert hatte und die weitgehend aus Vorkriegszeiten stammte.
  2. Die ehemalige Umlandgemeinde Wesoła wurde zeitgleich mit dem Inkrafttreten der Verwaltungsreform eingemeindet und bildet jetzt den gleichnamigen Bezirk der Stadt Warschau.
Verwaltungsgliederung von Warschau seit 2002

Die derzeitigen Bezirke Warschaus sind (Stand der Daten: 30. Juni 2006):[3]

Name Fläche in km² Bevölkerung Bevölkerungsdichte in Ew./km²
Bemowo 25,0 107.197 4288
Białołęka 73,0 76.999 1055
Bielany 32,3 135.307 4189
Mokotów 35,4 226.911 6410
Ochota 9,7 91.643 9448
Praga Południe 22,4 185.077 8262
Praga Północ 11,4 73.207 6422
Rembertów 19,3 22.688 1176
Śródmieście 15,6 134.306 8609
Targówek 24,2 122.872 5077
Ursus 9,4 47.285 5030
Ursynów 43,8 143.935 3286
Wawer 79,7 66.094 829
Wesoła 22,6 20.749 918
Wilanów 36,7 15.188 414
Włochy 28,6 39.778 1391
Wola 19,3 142.025 7359
Żoliborz 8,5 49.275 5797

Geschichte

Name

Möglich, dass Kaufleute aus Thorn eine im heutigen Stadtteil Solec (der sich südöstlich unterhalb des Weichselkliffs an den Stadtteil Powiśle anschliesst) gelegene Siedlung aus bislang unbekanntem Grund „Warszowa“ oder „Warszewa“ nannten, wovon sich der heutige polnische Name Warschaus „Warszawa“ herleitet.[4] Nach anderen Quellen bezieht sich der Name auf ein Dorf (an bislang unbekannter Stelle im heutigen Stadtgebiet), das vor dem Bau Warschaus (heute die Altstadt) nach seinem Eigentümer Warsz[5] „Warszowa“ genannt wurde.[6]

Der Name kann auch auf die prußischen Stämme der Sudauer-Jatwinger und Galinder deuten, die hier siedelten, bevor die Masowier in diese Region eindrangen. In der Gründungs-Legende vom Fischer Wars und seiner Frau Sawa kann demnach ein wahrer Kern stecken: Der Name deutet auf Fischerei, denn in der altpreußischen Sprache ist „warza“ das Fischwehr und „saw“ ein Fischerboot mit einem durchlöcherten Kasten zum Aufbewahren der Fische. (vgl. Warschausee, umbenannt in Roschsee (Roś) nördlich von Johannisburg[7]).

Siehe auch: Geschichte Polens

Frühe Piastenzeit

Wo heute das Schloss Ujazdowski steht, stand schon im 12. Jahrhundert eine Burg.

Die erste befestigte Siedlung auf dem Gebiet Warschaus war Stare Bródno aus dem 9. Jahrhundert. Hier befanden sich eine Wallburg und ein Dorf. Diese Siedlung wurde Ende des 11. Jahrhunderts aufgegeben. Auf dem Weichselkliff am linksseitigen Weichselufer entstand im 12. Jahrhundert eine neue befestigte Anlage – Jazdów, einer der Sitze der masowischen Herzöge –, die etwa in der Gegend des heutigen Schloss Ujazdowskis lag und 1262 von den Litauern unter Mindaugas zerstört wurde. Daneben bestanden kleinere Ansiedlungen in Kamion, Gocław und Solec. Sie alle lagen im von westslawischen Stämmen besiedelten Gebiet Masowien, das im 10. Jahrhundert von dem polnischen Herzog Mieszko I. aus der Dynastie der Piasten erobert wurde. Die wichtigste Stadt in Masowien war zu dieser Zeit das ca. 100 Kilometer weichselabwärts gelegene Płock, das auch kurzzeitig im 11. Jahrhundert die Hauptstadt Polens unter Władysław I. Herman war. Nach dem Tod von Bolesław III. Schiefmund wurde in Polen die Senioratverfassung eingeführt, wobei das Staatsgebiet unter den Söhnen Boleslaw III. Schiefmunds aufgeteilt wurde und der jeweils Älteste das Seniorat über die Juniorherzöge hatte. Masowien kam an dessen zweitältesten Sohn und seit 1146 Senior Bolesław IV., der die Linie der masowischen Piasten begründete und das Land von Płock regierte.

Senioratsverfassung

Der Schlossplatz mit dem Königsschloss und Blick auf die Johanneskathedrale

Die Aufteilung Polens in Senioratsherzogtümer 1188 schwächte das Land und die Einfälle der Ruthenen und Litauer gingen bis nach Masowien. Daraufhin wurde der Handelsweg, der vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee führte, vom Westlichen Bug auf das linke Weichselufer verlegt. Dies führte zu einer wirtschaftlichen Blüte der Warschauer Siedlung Jazdów, in der auch die masowischen Herzöge eine ihrer Burgen errichteten. Jazdow wurde 1262 von den Litauern zerstört und die Bewohner von Jazdów errichteten ihre Siedlung drei Kilometer nördlicher in der heutigen Warschauer Altstadt von neuem. Auch der Herzog von Masowien Bolesław II. Mazowiecki gab die Burg in Jazdów (heute befindet sich dort das Schloss Ujazdowski) auf und errichtete ein Schloss innerhalb der Altstadt (das heutige Warschauer Königsschloss). Sein Hauptsitz blieb aber Płock. Zwischen 1281 und 1321 wurde Warschau dann die ersten Male urkundlich erwähnt, obwohl die Lokationsurkunde nicht mehr erhalten ist. 1334 verlieh Trojden I. Warschau das Kulmer Stadtrecht und viele Kaufleute aus Thorn siedelten sich in der Stadt an. 1339 fand in Warschau ein bedeutender Rechtsstreit zwischen Kasimir III. von Polen und dem Deutschen Orden statt und 1356 wurde durch Siemowit III. das erste Kloster des Augustiner-Ordens in Warschau gegründet. Zu dieser Zeit entstanden die meisten Gebäude in der Altstadt, allen voran die gotische Johanneskathedrale und das Schloss der masowischen Herzöge, das spätere Königsschloss.

Herzogtum Masowien und polnisches Lehen

Hauptartikel: Herzogtum Masowien
Reste der Mauer (1350)

Mit der Wiedervereinigung Polens durch König Władysław I. Ellenlang 1320 wurde die Senioratverfassung endgültig aufgehoben. Gleichwohl gehörte Masowien zu diesem Zeitpunkt nicht zu Polen, wurde jedoch um die Mitte des 14. Jahrhunderts polnisches Lehen. Es zerfiel weiter in drei Einzelherzogtümer Płock, Rawa und Czersk. Warschau gehörte zu letzterem. Die Warschauer Altstadt wurde 1350 mit einem ersten und 1380 mit einem weiteren Mauerring umgeben. Um 1380 entstand auch nördlich der Altstadt ebenfalls am Weichselufer die Warschauer Neustadt, die 1408 das Kulmer Stadtrecht erhielt. Janusz I. der Ältere verlegte 1413 die Hauptstadt des masowischen Herzogtums Czersk von Czersk nach Warschau. Nach der polnisch-litauischen Union von 1386 entwickelte sich Warschau dank der zentralen Lage zwischen den beiden Hauptstädten Krakau und Wilna sehr schnell. Insbesondere die Regierungszeit von Fürst Janusz I. von 1374 bis 1429 war eine erste Blütezeit Warschaus. Aus dieser Zeit sind mehrere gotische Gebäude und Kirchen in der Alt- und Neustadt erhalten geblieben. Bemerkenswert ist u. a. das gotische Portal des Bürgerhauses am Marktplatz der Altstadt mit der Hausnummer 21. 1454 wurden zur Regierungszeit von Bolesław IV. die St.-Anna-Kirche und das Bernardinerkloster südlich des Krakauer Tors erbaut. 1469 wurden die Privilegien der jüdischen Gemeinde, die seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts in Warschau existierte, von den masowischen Fürsten bestätigt. Mit dem Aussterben der jeweiligen Piastenherzöge kamen Rawa 1462, Płock 1496 und Czersk-Warschau 1526 direkt an Polen, wobei die letzten masowischen Fürsten wahrscheinlich 1524 (Stanislaus I.) und 1526 (Janusz III.) auf Geheiß der polnischen Königin Bona Sforza vergiftet wurden. Beide sind neben ihrem Lehrer Stanislaus aus Strzelec in der Johanneskathedrale bestattet. Die prächtigen Renaissancegrabplatten der beiden Fürsten und des Kanonikers wurden von ihrer Schwester Fürstin Anna Odrowaz gestiftet. Nach ihr ist auch die St.-Anna-Kirche benannt, da sie das Bernardinerkloster großzügig unterstützte.

Polnisch-Litauische Adelsrepublik

Warschau. Stich aus dem Jahr 1656
Warschau. Ölgemälde von Bernardo Bellotto, gen. Canaletto, aus dem Jahr 1770
Louis de Silvestre: August der Starke – Porträtgemälde etwa aus dem Jahr 1718

Mit dem Anschluss an Polen erhielt das Warschauer Bürgertum von Sigismund I. viele Handelsprivilegien, die die Entwicklung der Stadt beschleunigten. Mit der Wiedererlangung Danzigs und des Weichseldeltas 1466 durch Polen wurde die Weichsel der wichtigste polnische Handelsweg für den Export und Import nach und aus Westeuropa. Das an der Weichsel gelegene Warschau profitierte wirtschaftlich sehr davon. Nach dem Tod Sigismunds I. verlegte seine Witwe Bona Sforza 1548 ihren Hof vom Krakauer Wawel ins Schloss Ujazdowski in Warschau. Ihr Sohn Sigismund II. August regierte Polen-Litauen jedoch weiterhin von Krakau aus, obwohl er immer öfter in Warschau zu Gast war. 1569 und 1573 wurde in der Union von Lublin bzw. den Articuli Henriciani festgelegt, dass das polnische Parlament Sejm in Warschau tagen und die Königswahl in Kamion bzw. Wola vor den Toren Warschaus stattfinden sollte. So wurden in Kamion Heinrich von Valois 1573 und in Wola 1574 Stephan Báthory und 1587 Sigismund III. Wasa zu polnisch-litauischen Königen gewählt. Auch die Abnahme des Lehnseides der preußischen Herzöge wurde seit Stephan Báthory vor der St.-Anna-Kirche in Warschau statt auf dem Krakauer Marktplatz vollzogen. Nach dem Brand des Krakauer Wawels 1596 entschloss sich Sigismund III. Wasa aus dem schwedischen Hause Wasa die Residenz der polnischen Könige nach Warschau zu verlegen, weil er zugleich König von Schweden war und Ambitionen auf den Moskauer Zarenthron hegte. Der Umzug wurde in Etappen vollbracht und das Schloss der masowischen Herzöge seit 1598 von italienischen Baumeistern zum polnischen Königsschloss ausgebaut. Nach der Rückkehr vom erfolgreichen Feldzug nach Moskau 1611 blieb Sigismund III. Wasa endgültig in Warschau. Gleichwohl blieb Krakau rechtlich weiterhin Hauptstadt, da es keinen Rechtsakt gab, der den Umzug legalisieren würde. Warschau stand bis 1795 nur der Titel des Königssitzes zu. Mit der Erlangung der Rolle der Hauptstadt begann für Warschau eine Blütezeit im Frühbarock unter der Dynastie der Wasas, die bis zur Zerstörung der Stadt durch die Schweden 1655 andauerte. Nach dem Brand der Altstadt 1607 wurde diese im manieristischen Stil wieder aufgebaut. Warschau wuchs im 16. Jahrhundert weit über die mittelalterlichen Stadtmauern der Alt- und Neustadt hinaus und hatte über 50.000 Einwohner. Es entstanden neue Stadtviertel beiderseits der Weichsel. Um 1568 bis 1573 entstand die erste über 500 m lange Weichselbrücke auf 18 Pfeilern. Es war eine der längsten Brücken im damaligen Europa. 1648 erhielt Praga, der Stadtteil auf dem rechten Weichselufer, die Stadtrechte. Andere Stadtviertel (jurydyka) waren Privateigentum einzelner Magnaten, reicher Kleinadeliger (Szlachta), Geistlicher und Klöster. Sie waren von der städtischen Gerichtsbarkeit ausgenommen. Sie entstanden zahlreich um die neuen frühbarocken Paläste des Adels, der die Nähe zum Königshof suchend von Krakau herzog. Die Magnaten stifteten auch zahlreiche frühbarocke Kirchen und Klöster. 1597 kamen z. B. die Jesuiten nach Warschau. Sigismund III. Wasa ließ das Königsschloss das Schloss Ujazdowski und den Kazimierzpalast im frühbarocken Stil um- und ausbauen. Entlang der Krakauer Vorstadt entstanden am Königsweg die prachtvollsten Paläste des Adels Koniecpolski-Palast, Potocki-Palast, Krasicki-Palast etc. Als eines der luxuriösesten Palais Europas galt der 1641 errichtete Ossoliński-Palast. 1637 eröffnete Władysław IV. das erste dauerhafte Theater im Königsschloss und ließ 1643 für seinen 1632 verstorbenen Vater Sigismund III. Wasa auf dem Schlossplatz die Sigismundssäule errichten, das erste profane Denkmal Warschaus. Seit 1661 erschien in Warschau die erste polnische Tageszeitung, der „Polnische Merkur“. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts war Warschau eines der führenden Zentren der frühen Neuzeit in Europa. In den Jahren 1655–1657, während des Zweiten Nordischen Krieges, wurde Warschau von den Schweden, Brandenburgern und Siebenbürgern zerstört. Die reichen Paläste wurden ausgeraubt und niedergebrannt und die geplünderten Kunstschätze und Bücherbestände nach Schweden verschifft. Die Verwüstungen war so groß, dass diese Jahre als die Schwedische Sintflut in die Geschichte der Stadt eingingen und der 23. Juni als Festtag zur Erinnerung an den Rückzug der feindlichen Truppen 1657 begangen wurde. Aus der Wasa-Zeit sind gleichwohl wertvolle frühbarocke Baudenkmäler aus dem 17. Jahrhundert erhalten geblieben oder rekonstruiert worden, wie z. B. das Königsschloss, das Schloss Ujazdowski, die Jesuitenkirche und die Dominikanerkirche sowie das Gianotti-Palast in der Altstadt. Die Wasa-Zeit endete 1668 endgültig mit der Abdankung von Johann II. Kasimir.

Eine erneute Blütezeit begann für Warschau unter der Herrschaft Jan Sobieskis ab 1673, der vor allem als großzügiger Mäzen und Kunstliebhaber die südlichen Stadtteile ausbauen ließ. Er folgte dem nur fünf Jahre in Warschau regierenden Michael I Korybut Wiśniowiecki. Ab 1677 baute Sobieski das Wilanów-Palast an dem nach Süden verlängerten Königsweg im Versailler Stil mit einem großen französischen Garten. 1687 stiftete er ebenfalls im Süden Warschaus die Antoni-Padewski-Kirche als Votum für den Sieg bei Wien 1683. Sobieski holte zwei der genialsten europäischen Baumeister des Hochbarock nach Warschau, Tylman van Gameren und Andreas Schlüter, sowie zahlreiche Künstler, unter denen vor allem Jan Reisner zu erwähnen ist. Sobieskis Ehefrau Marysieńka baute ab 1692 den nach ihr benannten Stadtteil Marymont mit einem der damals weltweit größten Handelszentren Marywil, an dessen Stelle sich heute das Große Theater und der Theaterplatz befinden. In dieser Zeit entstanden unter der Anleitung von Tylman van Gameren auch der Krasiński-Palast, das Ostrogski-Palast, die Sakramentinnenkirche, die Kapuzinerkirche und die Karmeliterkirche.

Nach dem Tod von Sobieski 1696 und der Wahl Augusts II. 1697 begann die Sachsenzeit. Diese Zeit der sächsischen Könige begann für Warschau sehr unglücklich mit dem Großen Nordischen Krieg ab 1702. Während dieses Krieges und des später folgenden Polnischen Thronfolgekriegs ab 1734 wurde Warschau erneut von schwedischen bzw. russischen Truppen besetzt und zerstört. Zuletzt verflocht August III. Polen in den Siebenjährigen Krieg ab 1756. In der sächsischen Zeit unter August II. und August III. wurde ab 1713 die Sächsische Achse mit dem Sächsischen Palais, dem Brühlschen Palais und dem Sächsischen Park senkrecht zum Königsweg geschaffen. 1726 wurde der Sächsische Park für die Öffentlichkeit geöffnet. 1740 entstand das Collegium Nobilium, eine Aristokratenschule der Piaristen, aus der die Warschauer Universität hervorgehen sollte. 1748 wurde die Warschauer Oper eröffnet. Auch die Palais an der Senatorska- und der Miodowa-Straße (z. B. das von Ephraim Schröger erbaute Palais Lelewel) gehen auf die Sachsenzeit zurück. Die Wettiner holten hervorragende Dresdner Baumeister und Künstler, wie Johann Georg Plersch und Johann Sigmund Deybel, und die Mode für Meissner Porzellan an den Warschauer Hof. Diese gestalteten Warschau im Stil des Spätbarock und Rokoko um. 1732 führte August II. eine der größten Militärparaden auf den Czerniaków-Feldern vor Warschau zu Ehren seiner Tochter Anna Orzelska, für die er auch das Blaue Palais errichten ließ, durch. Aufgrund der großen Verwüstungen in den zahlreichen Kriegen ging die Sachsenzeit dennoch als eine der schwärzesten Perioden in die Warschauer Geschichte ein.

Zur erneuten Blütezeit kam es während der polnischen Aufklärung unter Stanislaus August Poniatowski ab 1764, der viele Warschauer Gebäude im klassizistischen Stil umbauen bzw. errichten ließ. Unter seiner Herrschaft wurde Warschau zu einem der bedeutendsten Zentren der Aufklärung und des Klassizismus in Europa. Er verlängerte den Königsweg südlich der Krakauer Vorstadt um die Neue Welt und gründete dort neue „Jurydykas“. Südlich des Schlosses Ujazdowski ließ er den Łazienki-Komplex mit vielen Gärten und Schlössern erbauen. Zahlreiche Paläste aus der Stanislaus-Zeit finden sich auch an der Długa- und der Senatorska-Straße. Unter seiner Zeit hatte Warschau mehr als 150.000 Einwohner und war damit eine der größten Städte in Europa. Er begann seine Regierungszeit sehr ambitioniert. Bereits im ersten Regierungsjahr 1765 gründete er die Ritterschule, die Münzerei und das Große Nationale Theater in Warschau unter der Regie von Wojciech Bogusławski. Seit 1770 wurde die Stadt neu geordnet und alle Straßen erhielten Straßennamen und Hausnummern. Ab 1772 wurde der Łazienki-Komplex umgebaut. Ab 1776 wurde die Altstadt durch eine weitere Weichselbrücke mit dem rechts der Weichsel gelegenen Stadtteil Praga verbunden. Ab 1773 hatte das erste Bildungsministerium der Welt, die Kommission für Nationale Erziehung, ihren Sitz in Warschau und zwischen 1788 bis 1792 tagte im Warschauer Königsschloss der Große Sejm, der am 3. Mai 1791 die erste moderne Verfassung Europas verabschiedete. Dem war 1789 die sogenannte Schwarze Prozession vorausgegangen, in der die Städte mehr politische Mitspracherechte verlangten. Sie führte schließlich zur Einbeziehung der Stadtverfassung vom 20. April 1791 in die Verfassung vom 3. Mai 1791. Für Warschau hatte dies unter anderem zur Folge, dass die Jurydykas aufgehoben und dass eine einheitliche Stadtverwaltung eingeführt wurde. Daher ist auch der 21. April (der Tag, an dem Warschau die Städteverfassung ratifizierte) der Stadtfeiertag. Die Verfassung vom 3. Mai 1791 hatte zur Folge, dass russische und preußische Truppen 1792 Polen besetzten und das Land 1793 zum zweiten Mal geteilt wurde. Ein zunächst erfolgreicher Aufstand in Warschau unter der Führung des Schustermeisters Jan Kilińskis innerhalb des ganzpolnischen Kościuszko-Aufstandes, an dem die ganze Bevölkerung Warschaus regen Anteil nahm, wurde 1794 niedergeschlagen und Polen 1795 zum dritten Mal geteilt. Die russischen Truppen Suworows veranstalteten 1794 nach der Schlacht bei Warschau ein Massaker unter der Bevölkerung des rechtsufrigen Stadtteils Praga. Dabei kamen mehrere Zehntausend Zivilisten ums Leben. Nach der Abdankung Stanisław August Poniatowskis, der 1798 in Grodno verstarb, wurde Warschau 1796 von preußischen Truppen besetzt und für 11 Jahre Sitz der neuen preußischen Provinz Südpreußen, die Warschau, Posen und Kalisz umfasste. Die Bevölkerungszahl sank rapide auf 115.000 Einwohner 1806 und die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich. 1800 gründete Stanisław Staszic die Polnische Wissenschaftsakademie (Polska Akademia Nauk) in Warschau, die bis heute ihren Sitz im Staszic-Palast an der Krakauer Vorstadt hat.

Herzogtum Warschau

Denkmal von Józef Antoni Poniatowski vor dem Präsidentenpalast

Nach dem Frieden von Tilsit wurde 1807 aus den beiden preußischen Teilungsgebieten von 1793 und 1795 – mit Ausnahme von Danzig – das Herzogtum Warschau mit Warschau als Hauptstadt gebildet. 1807 erhielt es eine neue liberale Verfassung und der polnische Sejm wurde nach zwölf Jahren Unterbrechung wieder in Warschau einberufen. Im selben Jahr trat ein der polnischen Rechtstradition angepasster Code Napoleon (Code civil) in Kraft, eines der ersten zusammengefassten Zivilrechtsbücher Europas. Als Grundlage für den 1964 erlassenen Kodeks Cywilny prägt der Code Civil bis heute die polnische Zivilrechtsordnung. Der Neffe des letzten polnischen Königs, General Józef Antoni Poniatowski, baute die polnische Armee in Warschau wieder auf, die bald schon 200.000 Mann zählte. Nach der Schlacht von Raszyn 1809 gegen die Habsburger wurde das österreichische Gebiet der Dritten Polnischen Teilung mit Krakau Bestandteil des Herzogtums. Dessen Truppen beteiligten sich 1812 am Russlandfeldzug Napoleons sowie im Jahr darauf an der Völkerschlacht bei Leipzig, in der Józef Poniatowski den Tod in der Elster fand. Er wurde danach in der Kathedrale des Wawel-Schlosses in Krakau feierlich als Nationalheld bestattet. Poniatowski wurde zur Symbolfigur des Herzogtum Warschaus, obwohl er nicht Herzog war, sondern nur der Oberbefehlshaber der Armee. Die Warschauer gaben ihm bereits Anfang des 19. Jahrhunderts ein Denkmal in Auftrag, das vom berühmten dänischen Bildhauer des Klassizismus Bertel Thorvaldsen angefertigt wurde. Nach dem Wiener Kongress und der Neuordnung Europas 1814/15 wurde das Herzogtum Warschau aufgehoben.

Kongresspolen

Erstürmung des Arsenals 1830
Belvedere – hier begann der Novemberaufstand
Chopin-Denkmal im Łazienki-Park

Nach dem Wiener Kongress wurde Warschau die Hauptstadt des Königreiches Polen (Kongresspolen), das vom russischen Zaren in Personalunion mit Russland regiert wurde. Es erhielt 1817 eine relativ liberale Verfassung, und der polnische Sejm in Warschau hatte weitgehende Befugnisse. Die Exekutivmacht lag beim Statthalter Großfürst Konstantin, dem Bruder des Zaren Alexander I. (Russland).

1816 wurde auf Grundlage des Collegium Nobilium von 1740 die Warschauer Universität, ein Jahr später die Warschauer Wertpapierbörse als erste moderne polnische Wertpapierbörse (1818 wurde eine Wertpapierbörse in Krakau errichtet) gegründet. Bereits seit dem 17. Jahrhundert ist der börsenmäßige Handel mit Wertpapieren (v. a. Wechsel) in Warschau belegt. Auch in anderen polnischen Handelsstädten (Danzig, Krakau, Posen, Lemberg etc.) bestand unregelmäßiger Börsenhandel seit dem Mittelalter, der von niederländischen und italienischen Kaufleuten nach Polen gebracht wurde. Doch die erste Börse mit einer öffentlich-rechtlichen Börsenordnung war die besagte Warschauer Wertpapierbörse von 1817.

In dieser Zeit setzte auch die Industrialisierung in Warschau ein, und die ersten großen Fabriken entstanden in der Stadt. Außerhalb der Tore wurde 1792 der Powązki-Friedhof angelegt, eine der größten und schönsten Nekropolen des 19. Jahrhunderts, und 1825 wurde unter Führung von Antonio Corazzi mit dem Bau des Großen Theaters, des damals größten in Europa, begonnen. Hier spielten u. a. Helena Modrzejewska und Pola Negri.

In den 1810/20ern lebte und konzertierte der junge Frédéric Chopin in Warschau, der in der Nähe der Stadt in den Gutshof der Familie seiner Mutter Żelazowa Wola geboren wurde. Bereits zu Anfang der 1820er Jahre wurde klar, dass der Zar sich nicht an die Verfassung halten würde und autokratisch über seinen Statthalter zu regieren gedachte. Dies änderte sich auch nach dem Dekabristenaufstand in Russland 1825 nicht.

1830 wurde bekannt, dass der Zar polnische Truppen gegen die Revolutionäre in Belgien einsetzen wollte. So brach am 30. November 1830 mit der Erstürmung des Belvederepalastes (Belweder) in Warschau durch Aufständische der Novemberaufstand los. Der Großfürst Konstantin musste nach wenigen Tagen aus der Stadt fliehen, und der polnische Sejm setzte den Zaren als polnischen König ab. Der Aufstand hatte in den ersten Monaten Erfolg, und die russischen Truppen mussten Warschau und das Umland räumen. Nach über einem Jahr Krieg mussten jedoch die Aufständischen kapitulieren. Mit der großen Emigration flohen ca. 30.000 Warschauer und andere Kongresspolen nach Westeuropa und in die USA. Zu ihnen gehörten unter anderem Frédéric Chopin und Adam Mickiewicz.

1832 wurde die Verfassung und der Sejm aufgehoben, und es begann eine Zeit der politischen Repressalien. Im selben Jahr wurde als Antwort auf den Novemberaufstand nördlich der Neustadt die Zitadelle, die auch ein Gefängnis für politische Gefangene enthielt, errichtet. In der sich anschließenden romantischen Epoche wurde Warschau ausgebaut.

Seit 1840 erreichte die Eisenbahn Warschau, und bald war eine erste Verbindung nach Wien fertiggestellt. Während des Völkerfrühlings 1848 blieb es in Warschau, anders als in den preußischen und österreichischen Teilungsgebieten, relativ ruhig, denn die Verschwörer, die einen gesamtpolnischen Aufstand planten, wurden zuvor verhaftet. In dieser Zeit wurde auch die Textilindustriestadt Łódź etwa 80 km südwestlich von Warschau in Kongresspolen an der Eisenbahnstrecke nach Wien aufgebaut und stieg bald zu einer der führenden Industriemetropolen Europas auf.

Im Januar 1863 brach der Januaraufstand gegen das Zarenregime los. In einem Partisanenkrieg konnten die Warschauer zwei Jahre lang Widerstand leisten, bis sie Ende 1864 aufgeben mussten. Das Königreich Polen wurde endgültig aufgelöst und Russland einverleibt. Somit wurde Warschau nach Moskau und St. Petersburg die drittgrößte Stadt im Zarenreich. Der Wegfall der Zollgrenze zu Russland brachte einen rasanten Wirtschaftsaufschwung, der bis zum Ersten Weltkrieg andauerte.

Das wirtschaftliche Zentrum der Stadt verlagerte sich vom Königsweg auf die westlich von ihm gelegene prächtige Marszałkowska-Straße. 1866 fuhr die erste von Pferden gezogene und 1908 die erste elektrische Straßenbahn in Warschau. Hier entstanden zahlreiche repräsentative Miets- und Handelsgebäude sowie Kultureinrichtungen im Stil des Historismus, der Sezession und des Eklektizismus.

Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs ist dieser Teil der Stadtgeschichte vollständig verloren gegangen. Reste der historischen Bebauung des 19. Jahrhunderts findet man in der Lwowska-Straße und teilweise in den Ujazdowski- und Jerusalem-Alleen.

Ab 1881 wurde ein modernes Kanalisationssystem gebaut. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die beiden Fortgürtel der Warschauer Festung. 1900 errichtete man das prächtige Gebäude der Warschauer Philharmonie im Jugendstil, in der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Ignacy Paderewski und Jan Kiepura auftraten. 1867 wurde die doppelte und erste weibliche Nobelpreisträgerin Marie Skłodowska-Curie in der Neustadt geboren. Der Zeit des Warschauer Positivismus hat vor allem der Schriftsteller Bolesław Prus in seinen dem Realismus treuen Romanen ein Denkmal gesetzt. Allen voran ist hier der Roman „Lalka“ zu nennen, in dem Prus den Werdegang und den Fall eines Warschauer Unternehmers beschreibt. Ein anderer Vertreter des Warschauer Positivismus, Henryk Sienkiewicz, erhielt 1905 den Literaturnobelpreis. Er wurde später in einer Krypta der Warschauer Kathedrale bestattet. Auch Teodor Józef Korzeniowski (Pseudonym Joseph Conrad) wohnte im 19. Jahrhundert in Warschau (Neue Welt 47). Im selben Jahr fand als Reaktion auf den verlorenen Krieg Russlands gegen Japan und den Blutsonntag in St. Petersburg eine kurze sozialistische Erhebung statt, die von Rosa Luxemburg, die aus einer jüdischen Familie in Zamość (südliches Kongresspolen) stammte und in Warschau aufgewachsen war, mitorganisiert wurde. Um die Jahrhundertwende waren 36 % der Warschauer Wohnbevölkerung Juden.[8] 1909 waren 36,9 % Juden, 2,4 % Protestanten und 0,4 % Mariaviten.[9] Ein Jahr nach Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Warschau von deutschen Truppen besetzt und geplündert. Ein vorläufiger Regierungsrat eines von Deutschland und Österreich abhängigen Satellitenstaates wurde in Warschau eingesetzt. Im selben Jahr wurde die Warschauer Universität wiedereröffnet. Nach der Oktoberrevolution in Russland musste dieses im Friedensvertrag von Brest-Litowsk auf die Gebiete aus den Teilungen Polens im 18. Jahrhundert verzichten.

Zweite Republik

Einmarsch deutscher Kavallerie 1915

Im Ersten Weltkrieg nahmen deutsche Truppen am 5. August 1915 Warschau ein. Die russische Armee hatte bei ihrem Abzug noch strategische Gebäude und Brücken niedergebrannt. Warschau wurde unter der deutschen Okkupation Hauptstadt des bis 1918 bestehenden Generalgouvernements Warschau mit Hans von Beseler als Generalgouverneur und Ernst Reinhold Gerhard von Glasenapp als Polizeipräsident. 1916 hatte Warschau bereits über eine Million Einwohner. Das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn errichteten ein provisorisches Königreich Polen mit der Hauptstadt in Warschau und stellten der polnischen Bevölkerung ein unabhängiges Polen in Aussicht.

Nach der Niederlage der Mittelmächte 1918 wurde diese Vision auch von den Westmächten unterstützt und die deutsch-österreichischen Truppen in Warschau wurden entwaffnet. Der Tag, an dem Marschall Piłsudski in Warschau eintraf, der 11. November 1918, gilt als der Unabhängigkeitstag Polens und Beginn der Zweiten Polnischen Republik.

1920 drohte die Rote Armee, Warschau im polnisch-sowjetischen Krieg einzunehmen. Sie konnte jedoch durch Marschall Piłsudski durch das „Wunder an der Weichsel“ vom 13. bis 16. August 1920 zurückgedrängt werden. Seit dieser Zeit war Warschau wieder die Hauptstadt des erneut unabhängigen Polens. An der Aleje Ujazdowskie (seitdem Regierungs- und Botschaftsviertel) wurden in den 1920er Jahren ein neues Sejm-Gebäude sowie verschiedene Ministerienpaläste und Botschaften errichtet. In derselben Zeit wurde auf dem Pole Mokotowskie der erste polnische Flughafen eingeweiht.

In der Zwischenkriegszeit erlebte Warschau erneut einen Bauboom, und das kulturelle Leben blühte auf. Es wirkte u. a. der spätere Nobelpreisträger Czesław Miłosz. Die Warschauer Bohème dieser Zeit ist unter anderem in den Bildern von Józef Rapacki festgehalten worden. 1926 kam es im Zuge des Piłsudski-Maiputsches zu Straßenkämpfen in Warschau, die auf der Poniatowski-Brücke anfingen. Nachdem jedoch ziemlich früh klar wurde, dass die amtierende Regierung unter Stanisław Wojciechowski weder in der Armee noch in der Stadtbevölkerung einen Rückhalt hatte, gab sie nach zwei Tagen auf.

Unter Stadtpräsident Stefan Starzyński (seit 1934 im Amt) erlebte Warschau eine kulturelle Blütezeit. Warschaus Flughafen Okęcie erhielt nationale und internationale dauerhafte Flugverbindungen. Das Straßenbahn- und Busnetz wurde ausgebaut, und neue Straßenzüge in den Außenbezirken entstanden. 1939 hatte Warschau bereits über 1.350.000 Einwohner.

Im September 1939 kam es zum Angriff deutscher Truppen auf Polen (Beginn des Zweiten Weltkrieges). Im Verlauf des Konflikts wurde die Stadt Warschau Zentrum erbitterter Kämpfe. Die Reste der in der Schlacht an der Bzura geschlagenen polnischen Armee verschanzten sich im Stadtgebiet und verteidigten dieses zäh. Kurz darauf wurde Warschau von deutschen Truppen vollständig eingeschlossen, nachdem diese die Front am Narew durchbrochen hatten und nun auch im Osten von Warschau standen. Während dieser schweren Kämpfe wurde das Stadtgebiet von Warschau, insbesondere die Außenbezirke, sowohl von deutscher Artillerie beschossen als auch aus der Luft bombardiert. Hierbei fanden weit mehr als zehntausende Zivilisten den Tod. In diesem ersten Abschnitt des Zweiten Weltkrieges in Warschau verlor die Stadt rund 10 % ihrer Bebauung, das zerbombte Warschauer Königsschloss brannte aus. Am 28. September 1939 musste Warschau kapitulieren und wurde von deutschen Truppen besetzt. Der Stadtpräsident Stefan Starzyński wurde von der Gestapo verhaftet und 1943 im KZ Dachau ermordet.

Deutsche Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg

Das zerstörte Warschau im Januar 1945
Wiedererrichtete Altstadt

Am 28. September 1939 marschierten deutsche Truppen in Warschau ein und eine über fünfjährige verheerende Besatzungszeit brach an. Der Terror der Besatzer traf von Anfang an auf einen entschiedenen Widerstand weiter Teile der Bevölkerung. Der organisierte Widerstand nahm verschiedene Formen an, von geheimen Bildungseinrichtungen sowie kleinen und großen Sabotagen bis zu Attentaten. Warschau war von Beginn der Besatzung an das Zentrum des Polnischen Untergrundstaates mit der Geheimverwaltung der Londoner Exilregierung und der Heimatarmee.

Warschauer Ghetto

Hauptartikel: Warschauer Ghetto

Nach der Besetzung Warschaus durch die deutsche Wehrmacht wurden die Juden der Stadt und der Umgebung seit dem November 1940 im Warschauer Ghetto – dem zweitgrößten jüdischen Ghetto im besetzten Europa (nach Łódź) – eingesperrt, von wo mindestens 300.000 jüdische Bürger Warschaus deportiert und ermordet wurden. 1941 wurde für Juden die Ghettopflicht eingeführt und das Verlassen des Ghettos sowie jegliche Hilfe für die jüdischen Warschauer unter Todesstrafe gesetzt. Gleichwohl konnten die Organisation Żegota sowie viele Privatleute hunderte Juden vor dem Tod retten.

Am 18. April 1943 kam es zum Aufstand im Warschauer Ghetto unter der Führung von Mordechaj Anielewicz und Marek Edelman, als Reaktion auf die Liquidierung des Ghettos durch die SS. Am 8. Mai 1943 nahmen sich die meisten jüdischen Anführer im Versteck in der Miła-Straße 18 das Leben. Einigen jüdischen Einheiten (unter anderem Marek Edelman) gelang die Flucht zum polnischen Untergrund. Eine Folge des Ghettoaufstandes war, dass von der SS am 16. Mai 1943 die Große Synagoge in Warschau zerstört, ein ganzes Stadtviertel niedergebrannt und die meisten der überlebenden Juden im KZ Treblinka ermordet wurden. International wurde dieser Widerstand gegen die deutsche Besatzung aufmerksam registriert.

Warschauer Aufstand

Hauptartikel: Warschauer Aufstand
Denkmal des Warschauer Aufstandes

Der Warschauer Aufstand, getragen von der polnischen Heimatarmee, begann am 1. August 1944 unter der Führung von Tadeusz Bór-Komorowski. Er war die größte Erhebung gegen die Okkupanten im besetzten Europa während des Zweiten Weltkrieges. Fast die gesamte verbliebene Stadtbevölkerung beteiligte sich an den Kriegshandlungen, deren Ziel ein von Nazideutschland und der Sowjetunion unabhängiges Polen sein sollte. In den ersten Augusttagen wurden die polnischen Medien und eine Pfadfinderpost wiederhergestellt und die Erhebung hatte zunächst Erfolg, als sich die deutschen Truppen aus weiten Teilen der Innenstadt zurückziehen mussten. Aufgrund mangelnden Nachschubs jedweder Form kam der Aufstand schnell in eine kritische Situation. Die der Wehrmacht zu diesem Zeitpunkt weit überlegene Rote Armee war am rechten Weichselufer stehen geblieben und leistete dem Widerstand keine Unterstützung. Außerdem verweigerten die Sowjets den Westalliierten Flugplätze, von denen aus sie mehr Hilfsgüter und Waffen hätten einfliegen können. Die Heimatarmee musste am 2. Oktober 1944 kapitulieren. Im Warschauer Aufstand, der überwiegend durch Einheiten der Waffen-SS niedergeschlagen wurde, kamen fast 200.000 polnische Soldaten und Zivilisten ums Leben. Als Repressalie wurde die Mehrzahl der noch vorhandenen Gebäude auf dem linken Weichselufer von den deutschen Truppen planmäßig gesprengt und Warschau weitgehend zerstört. Die überlebende Bevölkerung wurde in Konzentrationslager oder zur Zwangsarbeit deportiert.

Volksrepublik

Kulturpalast

Am 17. Januar 1945 marschierte die Rote Armee in eine Ruinenstadt ohne Einwohner ein. Die befreite Bevölkerung kam zum großen Teil nach Warschau zurück. Den Soldaten der Heimatarmee blieb jedoch eine Rückkehr verwehrt. Viele mussten emigrieren. Die Stadtverwaltung wurde von der sich bildenden kommunistischen Partei eingesetzt. Bald wurde der Beschluss gefasst, Warschau detailgetreu wieder aufzubauen. 1945 wurde ein Fonds für den Wiederaufbau Warschaus gegründet. Bereits im Februar 1945 nahm eine Kommission unter der Leitung von Roman Piotrowski die ersten Rekonstruktionsarbeiten auf. Die Altstadt, die Neustadt und die Krakauer Vorstadt wurden ab 1946 bis 1953 in einer als Meisterleistung gewürdigten historischen Rekonstruktion wieder aufgebaut und dafür 1980 als Weltkulturerbe der UNESCO ausgezeichnet. Die Aufbauarbeiten stellen bis heute weltweit die größte geplante Rekonstruktion einer Bebauung dar. Gleichzeitig wurde auch die Bebauung der Straßenzüge Miodowa, Długa und Senatorska sowie der Plätze Teatralny und Bankowy rekonstruiert. Die Arbeiten orientierten sich dabei zu einem großen Teil an Gemälden des italienischen Malers Bernardo Bellotto (Canaletto), der im 18. Jahrhundert viele Stadtpanoramen Warschaus geschaffen hatte. 1947–1949 wurde unter Teilen der Altstadt der Tunnel der „Ost-West-Arterie“ gebaut. 1971 entstand ein Komitee zum Wiederaufbau des Warschauer Königsschlosses unter der Leitung von Stanisław Lorentz. Der Wiederaufbau des Schlosses wurde in den 1970er und 1980er Jahren durchgeführt. Der Wiederaufbau Warschaus dauert auch heute noch an. In den nächsten Jahrzehnten sollen die Königsgärten rekonstruiert werden und der Brühlsche und Sächsische Palast wiedererrichtet werden. Gleichwohl werden die allermeisten Gebäude des alten Warschaus nicht mehr neu entstehen können. Die heutigen Straßenzüge verlaufen weitgehend anders als vor 1939. Die reiche Sezessionsarchitektur der Marszałkowska-Straße und der Jerusalemer Alleen ist unwiederbringlich verloren. Mehrere Stadtteile entstanden im realsozialistischen Stil. Von 1952 bis 1955 wurde der Warschauer Kulturpalast errichtet, das damals zweithöchste Gebäude Europas. Daneben wurden die Stadtviertel Marienstadt und Marszałkowska Dzielnica Mieszkaniowa (MDM) im realsozialistischen Stil (wieder) errichtet. Die Blütezeit dieser Stilrichtung in Polen datiert auf die Jahre von 1949 bis 1955 und verschmolz in ihrer Warschauer Abwandlung mit der polnischen Architektur der 1930er Jahre, die wiederum stark von dem Warschauer Klassizismus beeinflusst war. Lange Zeit verschmäht wird die Architektur des Sozrealismus in jüngster Zeit allmählich wiederentdeckt. Stadtansichten dieses Stils malte u. a. Helena Krajewska.

1955 wurde in Warschau der Warschauer Pakt unter dem Diktat der Sowjetunion geschlossen. Im selben Jahr fand hier das Weltjugendfestival statt. Als Reaktion auf den Polnischen Oktober 1956 wurde Władysław Gomułka zum Ersten Parteisekretär ernannt; die Zeit des Stalinismus ging zu Ende. Gomułka hielt im selben Jahr am Defiladenplatz eine Rede vor über einer Million Menschen, die den ersehnten Umbruch einläuten sollte. Im März 1968 kam es zu einer Studentenrevolte, die von dem Verbot der Aufführung des Theaterstücks Totenfeier von Adam Mickiewicz in Warschau ausgelöst wurde. Dies war der Beginn des Endes der Ära Gomułka, der 1970 von Edward Gierek abgelöst wurde. Neben dem Brief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtskollegen 1965 war Willy Brandts Kniefall von Warschau am 7. Dezember 1970 vor dem Mahnmal für den Ghettoaufstand 1943 einer der wichtigsten Eckpfeiler für die deutsch-polnische Aussöhnung. 1976 wurde in Warschau das KOR (Komitee zur Verteidigung der Arbeiter) gegründet, aus dem später die Gewerkschaft Solidarność hervorgehen sollte, die am 10. November 1980 beim Woiwodschaftsgericht in Warschau registriert wurde. Entscheidende Bedeutung für den Untergang des Kommunismus hatte der Papstbesuch Johannes Paul II. am 2. Juni 1979 in Warschau, der mitursächlich für die Gründung der ersten unabhängigen Gewerkschaft im Ostblock war, sowie seine Messe vor über einer Million Warschauern auf dem Defiladenplatz im Jahr 1987. Mit der Ausrufung des Kriegsrechts durch General Jaruzelski am 13. Dezember 1981 wurde Warschau von motorisierten Spezialeinheiten (ZOMO) mit Panzern und schwerem Kriegsgerät besetzt. Nach der Solidarność-Bewegung in den 1980er Jahren kam es 1988 zu den berühmten Gesprächen am Runden Tisch in Warschau, die im April 1989 zu den ersten freien Wahlen in einem Warschauer-Pakt-Staat führen. Die Sejm- und anschließend die Präsidentschaftswahlen wurden von der Solidarność und Lech Wałęsa gewonnen.

Dritte Republik

Warschauer Innenstadt

Mit dem Gesetz über den Warschauer Verwaltungsaufbau vom 18. Mai 1990 wurde die Warschauer Selbstverwaltung wiedereingeführt und am 27. Mai 1990 wurde nach über 50 Jahren wieder ein Stadtparlament gewählt. Zum Präsidenten von Warschau wurde Stanisław Wyganowski gewählt, der bereits seit Januar 1990 diese Funktion vorläufig innehatte. Am 7. April 1991 wurde nach einem halben Jahrhundert die Warschauer Wertpapierbörse als zweite Kapitalmarktinstitution dieser Art in einem ehemaligen Ostblockstaat wiedereröffnet, die sich in den folgenden Jahren zu der führenden Börse in Ostmitteleuropa entwickelte. Sie bekam – was durchaus auch Symbolcharakter hatte – ihren Sitz in dem Gebäude der ehemaligen Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei und zog später in ein neuerrichtetes Gebäude an der Aleje Ujazdowskie. 1994 wurden elf Stadtteile aus dem Stadtgebiet gebildet und 1995 wurde das erste Teilstück der U-Bahn in Betrieb genommen. 2002 wurde das Gesetz über den Warschauer Verwaltungsaufbau modernisiert, so dass Warschau wieder eine einheitliche Gemeinde der Woiwodschaft Masowien mit 18 Untereinheiten wurde. In den 1990er Jahren entstanden viele moderne Wolkenkratzer und Bürogebäude im Zentrum und Stadtteil Wola und Warschau wurde zum führenden Finanzzentrum in Ostmitteleuropa.

Gegenwart

Wie andere Zentren Mitteleuropas auch profitiert Warschau von der Wende 1989. Die Stadt beansprucht den Titel größte Baustelle Europas, denn in der Innenstadt sind in den letzten Jahren viele Läden, Einkaufszentren, Bürohochhäuser und Freizeitmöglichkeiten geschaffen worden. Warschau hat sein Blockbauten-Image abgelegt und ist nun neben Frankfurt, London, Rotterdam und Paris die „höchste“ Stadt Europas.

Warschau ist der größte Investitionsschwerpunkt in Polen. In der Stadt entstehen neue Bürohochhäuser, beispielsweise der 1999 fertiggestellte 208 m hohe Warsaw Trade Tower, die dem 234 m hohen Kulturpalast (erbaut 1955) in der Skyline den Platz streitig machen.

Warschau ist Sitz verschiedener Universitäten, darunter der Warschauer Universität und der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität. Zudem ist Warschau seit 2005 Sitz der Europäischen Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen (FRONTEX).

Eine Panoramaaufnahme des heutigen Warschau
Eine Panoramaaufnahme des heutigen Warschau

Politik

Stadtverwaltung

Auf gesamtstädtischer Ebene gibt es einen Stadtpräsidenten (prezydent miasta). Dieser wird vom Volk direkt, zeitgleich mit den landesweit stattfindenden Kommunalwahlen alle vier Jahre, gewählt. Gleichzeitig wird auch ein Stadtrat (rada miasta) gewählt. Der Stadtpräsident ist der höchste Repräsentant Warschaus nach innen und außen. Er ist außerdem Chef der städtischen Verwaltung und verwaltet im Namen der Stadt und unter der Aufsicht des Rates das Eigentum der Stadt. Er beruft die wichtigsten Amtsträger der Stadt, darunter seine eigenen Stellvertreter, die, jeweils für bestimmte Sachbereiche zuständig, mit ihm zusammen den Magistrat (zarząd miasta) bilden, und wirkt bei der Berufung der Bezirksbürgermeister (burmistrz dzielnicy) mit. Der Rat hat die Kompetenz, das vom Stadtpräsidenten vorgeschlagene Budget der Stadt zu billigen bzw. abzulehnen sowie innerhalb des Rahmens der allgemeinen Gesetze normative Akte für Warschau zu erlassen. In Warschau gibt es 409 Stadträte in den Verwaltungen der 18 Stadtbezirke sowie weitere 60 Stadträte im Stadtrat (Rada m. st. Warszawy).

Städtepartnerschaften

Kultur

Theater

In Warschau gibt es etwa 30 das ganze Jahr durch arbeitende Theater. Die beiden wichtigsten sind das 1765 gegründete Nationaltheater (Teatr Narodowy) sowie die Staatsoper Opera Narodowa im Teatr Wielki von 1833, die die lange Warschauer Theatertradition verkörpern. Darüber hinaus sind die heute wichtigsten Schauspielhäuser: Teatr Studio, Teatr Polski, Teatr Rozmaitości und Teatr Ateneum. Populäre Musicals wie Phantom of the Opera werden im Teatr Roma gespielt.

Berühmte Warschauer Theaterregisseure: Jerzy Grzegorzewski, Grzegorz Jarzyna, Adam Hanuszkiewicz.

Berühmte Warschauer Theaterschauspieler: Gustaw Holoubek, Daniel Olbrychski, Zbigniew Zapasiewicz, Krystyna Janda, Andrzej Seweryn.

Museen

Frédéric-Chopin-Museum im Ostrogski-Palast

In Warschau gibt es zahlreiche Museen, private wie auch staatliche. Die meisten wurden während des Zweiten Weltkrieges zerstört und in der Nachkriegszeit wiederaufgebaut, wobei große Teile der Museumsbestände dem Krieg zum Opfer fielen oder bis heute verschollen sind.

Das größte Warschauer Museum ist das Nationalmuseum (Muzeum Narodowe w Warszawie) mit seinen Filialen im Warschauer Königsschloss, im Łazienki-Palais, im Królikarnia-Palast und im Wilanów-Palast. Es ging aus dem am 20. Mai 1862 eröffneten Museum der Schönen Künste hervor und wurde 1916 in Muzeum Narodowe umbenannt. 1926 begann der Bau des heutigen Gebäudes an den Jerusalemer Alleen (Aleje Jerozolimskie). 1932 eröffneten die ersten Ausstellungen dekorativer Kunst in den beiden zuerst fertiggestellten Gebäudeflügeln. Am 18. Juni 1938 wurde der Gesamtbau offiziell eingeweiht. Heute besitzt das Museum rund 780.000 Werke in Sammlungen des Altertums, der polnischen und ausländischen Malerei, Bildhauerei sowie des Kunsthandwerks. Hervorzuheben sind insbesondere die sakrale Kunst (zahlreiche gotische Altäre aus ganz Polen) und die Sammlung der Gemälde von Stanisław Wyspiański, Józef Mehoffer und Jacek Malczewski. Die ausländische Kunst ist in mehrere Sammlungen unterteilt, in die niederländische, flämische, holländische, italienische, französische und deutsche Sammlung mit Werken von Sandro Botticelli, Francesco Solimena, Rembrandt van Rijn, Willem Claeszoon Heda, Élisabeth Vigée-Lebrun, Claude Joseph Vernet, Joachim von Sandrart, Hans Dürer, Angelika Kauffmann, Fabritius, Greuz u.v.a. Das Highlight der Sammlung der italienischen Meister ist die Madonna von Botticelli. Das berühmte Gemälde „Schlacht bei Grunwald“ von Jan Matejko befindet sich auch in der Sammlung der polnischen Kunst des 19. Jahrhunderts. Außerdem verfügt das Museum über eine große Münzsammlung sowie eine archäologische Abteilung, in der zahlreiche Fundstücke polnischer Archäologen aus Griechenland, Ägypten und Rom ausgestellt sind. Der interessanteste Teil der Ausstellung sind die weltweit einzigartige Sammlung der frühchristlichen Wandmalereien aus Faras (Sudan).

Im Königsschloss befindet sich eine große Sammlung von Stadtansichten von Bernardo Bellotto und historischen Gemälden von Jan Matejko. Im zum Königsschloss gehörenden Palast unter dem Blechdach wird die europaweit größte Ausstellung von orientalischen Teppichen aus dem 17. Jahrhundert gezeigt. Historische Malerei mit zahlreichen barocken und klassizistischen Gemälden gibt es im Wilanów-Palast zu sehen.

Im Łazienki-Komplex in der Alten Orangerie befindet sich die größte Sammlung polnischer Bildhauerkunst aus fünf Jahrhunderten. Moderne polnische Skulpturen vor allem von Xawery Dunikowski werden dagegen im Królikarnia-Palast ausgestellt. Im Wilanów-Komplex befindet sich das weltweit älteste und anerkannteste Plakatmuseum in Wilanów mit Werken von Alfons Mucha, Andy Warhol, Pablo Picasso. Hier wird auch die weltberühmte Warschauer Plakat-Biennale organisiert. In der Orangerie des Wilanów-Palastes gibt es zudem eine Ausstellung von barockem Kunsthandwerk.

Das Historische Museum der Stadt Warschau zeigt in mehreren miteinander verbundenen Gebäuden am Altstadtmarkt die Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner. Besonders beachtenswert ist die Sammlung des Kunsthandwerks.

Das Museum der Warschauer Erzdiözese besitzt eine sehr interessante Sammlung von sakraler Kunst und religiösem Kunsthandwerk vom Mittelalter bis zur Moderne.

Das Museum der Literatur hat zahlreiche Andenken an polnische Schriftsteller aller Epochen, von Textrollen aus dem Mittelalter bis zu ganzen Gabinetts von bedeutenden Literaten des 20. Jahrhunderts. Hervorzuheben sind die Erinnerungsstücke an Juliusz Słowacki, Henryk Sienkiewicz und Stefan Żeromski.

Das Ethnologische Museum beherbergt Kunst der Folklore und Volkskunst aus Polen und dem Ausland.

Das Museum der Archäologie stellt Exponate von prähistorischen und mittelalterlichen Ausgrabungen aus ganz Polen aus.

Im Geologischen Museum gibt es eine Sammlung von Mineralien und Steinen aus Mitteleuropa.

Das Museum der Evolution zeigt eine Sammlung von Dinosaurierskeletten, die von polnischen Palaeontologen in der Wüste Gobi gefunden wurden.

Das Museum der Erde verfügt über eine der größten Bernsteinsammlungen der Welt.

Das Museum der Polnischen Armee wurde 1920 von Józef Piłsudski gegründet. Es beherbergt eine der größten Militariasammlungen Polens mit Exponaten aus über tausend Jahren polnischer Militärgeschichte. Außenstellen des Museums sind das Militärtechnik-Museum sowie ein Informationszentrum über die Ermordung von zehntausenden polnischen Offizieren, Lehrern und Kulturträgern durch den sowjetischen NKWD im Jahr 1941 in den Wäldern um Katyn.

Aus Anlass des 60. Jahrestages des Warschauer Aufstandes wurde am 31. Juli 2004 das Museum des Warschauer Aufstandes (Muzeum Powstania Warszawskiego) eröffnet.

Das Museum der Unabhängigkeit zeigt die Geschichte der Polnischen Freiheitsbewegung vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Abteilungen des Museums befinden sich auch im ehemaligen Pawiak-Gefängnis und auf der Zitadelle (X. Pavillon).

Das Frédéric-Chopin-Museum stellt persönliche Gegenstände des berühmten Komponisten im Ostrogski-Palast aus.

Das Ignacy-Paderewski-Museum ist diesem großen Komponisten und Politiker gewidmet.

Das Maria-Skłodowska-Curie-Museum ist der polnischen Nobelpreisträgerin für Chemie und Physik gewidmet. Es befindet sich im Geburtshaus der Wissenschaftlerin.

Das Museum Asiens und des Pazifiks beherbergt die folklorischen Ausstellungen „Asien“, „Nusantara“ und „Dong Nam“.

Die vom Ehepaar Porczynski gestiftete Sammlung Johannes Pauls II. im Gebäude der ehemaligen Polnischen Nationalbank und Börse zeigt europäische Gemälde des Barock.

Das Museum des Kunsthandwerks und der Präzision beherbergt eine interessante Sammlung von Kunsthandwerk.

Das Museum der Gilde der Gerber besitzt zahlreiche Exponate von Kunst aus Leder.

Das Theatermuseum im Großen Theater zeigt die Geschichte des Theaters in Polen.

Das Jägereimuseum befindet sich im Łazienki-Park.

Im Feldwebelhaus ebenfalls im Łazienki-Park befindet sich das Museum der Polnischen Emigration mit dauerhaften und wechselnden Ausstellungen.

Das Museum der Technik beherbergt viele Exponate aus der Zeit der Industrialisierung, u. a. zahlreiche Oldtimer.

Das 1978 gegründete Karikaturmuseum ist das erste Museum dieser Art auf der Welt. Es wurde von dem berühmten polnischen Karikaturisten und Satyriker Eryk Lipiński gegründet und beherbergt im Gartenhaus des Primaspalastes Karikaturen aus aller Welt sowie wechselnde Ausstellungen.

Das Museum des Jüdischen Historischen Institutes zeigt die Kunst der polnischen Juden, die Geschichte der jüdischen Bevölkerung Warschaus, ihrer Religion, ihrer Kultur und ihres Untergangs während des Zweiten Weltkriegs.

Das Museum der Geschichte der polnischen Juden soll 2011 eröffnet werden.

Siehe auch: Kategorie: Museum in Warschau

Galerien

Die wichtigsten Galerien mit wechselnden und dauerhaften Ausstellungen sind die Galeria Zachęta, das Zentrum für Zeitgenössische Kunst (Centrum Sztuki Współczesnej) im Schloss Ujazdowski, Galerie Foksal, Galerie XXI, Galerie Test, Galerie Zapiecek und die Galerie Kordegarda.

Musik

Seit 1927 wird in der Warschauer Nationalphilharmonie der Internationale Chopin-Wettbewerb veranstaltet.

Sehenswürdigkeiten

Altstadt

Hauptartikel: Warschauer Altstadt
Zakrzewski-Seite des Marktplatzes
Königsschloss von Osten
Johanneskathedrale; dahinter die Jesuitenkirche
Marktplatz vor 1939

Die Warschauer Altstadt wurde als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet. Der repräsentativste Platz der Altstadt ist der große dreieckige Schlossplatz. Ursprünglich wurde seine Südseite durch das Krakauer Tor begrenzt, von dem nur noch eine gotische Brücke übrig geblieben ist. Die Ostseite bildet die Westfassade des Königsschlosses (Zamek Królewski), die Nordwestseite des Schlossplatzes wird von der Häuserfront der Altstadt eingenommen. Unterhalb des Schlossplatzes verläuft seit 1949 der Tunnel der Trasa W-Z. In der Mitte des Platzes steht die 1643/44 aufgestellte Sigismundssäule (Kolumna Zygmunta).

Die Geschichte des Königsschlosses reicht weit zurück, denn der Schlosshügel ist seit über 8.000 Jahren bewohnt und eine erste Burg errichteten die Herzöge von Masowien gegen Ende des 13. Jahrhunderts. Es folgten weitere Umbauten der Gotik und Renaissance. Das jetzige frühbarocke Gebäude mit dem 60 m hohen Uhrturm stammt aus den Jahren 1598 bis 1619. Der Flügel zur Weichsel dagegen aus dem Rokoko. Im Inneren dominieren Elemente des Klassizismus. Das Schloss brannte 1939 während der Bombardierung Warschaus aus und wurde 1944 von der Wehrmacht gesprengt. Nach dem Krieg blieb die Ruine bestehen und wurde 1971–1988 aus Spendenmitteln originalgetreu rekonstruiert.

Östlich unterhalb des Schlossplatzes neben dem Königsschloss befindet sich der spätbarocke Palast unter dem Blechdach, der nach dem Material seines Daches benannt wurde. Er wurde von 1698 bis 1701 als Stadtresidenz der Lubomirskis errichtet. Später diente er als Residenz des Königs Stanislaus II. August. Der Palast wurde nach dem Warschauer Aufstand niedergebrannt und 1948–1949 wiederaufgebaut.

Historischer und geografischer Mittelpunkt der Altstadt ist der prächtige Marktplatz (Rynek), in dessen Mitte die Skulptur der Flussjungfrau Syrenka steht. Seit dem Mittelalter befand sich in der Mitte des Platzes das Rathaus, das 1817 abgerissen wurde. Der Marktplatz selbst wurde im 13. Jahrhundert auf einer Fläche von 90 × 73 Meter angelegt und vor allem von Kaufleuten und Handwerkern bewohnt. Später siedelten sich auch viele Künstler um ihn herum an. Der Großteil der Patrizierhäuser wurde nach dem Stadtbrand von 1607 wiederaufgebaut, wobei sich gotische Elemente vor allem in den Fundamenten erhalten konnten. Die Sgraffitomalereien und die Polychromien an einigen Häusern wurden nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg von Jan Seweryn Sokołowski rekonstruiert. Dabei war die Ostseite, die auch Brass-Seite genannt wird, am meisten zerstört, so dass einer Rekonstruktion der Abriss einiger Fundamente vorausgehen musste. Dagegen blieb auf der Nordseite, der Dekert-Seite, die meiste alte Bausubstanz erhalten. In der ganzen Häuserzeile befindet sich das Historische Museum der Stadt Warschau. Besonders schön treten hier das Baryczka-Haus und das Haus zum Negerlein hervor, dessen Renaissancefassade von Santi Gucci stammt. Die West- oder Kołątaj-Seite besticht vor allem durch eine Neorenaissancewanduhr und das Haus zum Frieden und zur Gerechtigkeit. Die berühmteste Ansicht des Marktplatzes bietet die Südseite (Zakrzewski-Seite), die vom Turm der Jesuitenkirche überragt wird. Besondere Beachtung verdienen hier das Haus zum Löwen und die Sonnenuhr von Tadeusz Przypkowski. Die zwei Brunnen aus dem 18. Jahrhundert wurden in den 1970er Jahren wiederhergestellt.

Vom Marktplatz aus führen jeweils zwei Seitenstraßen in alle Himmelsrichtungen. Die nördliche Nowomiejska-Straße führt zur Barbakane, einer massiven Verteidigungsanlage auf einer gotischen Brücke um das Neustädter Stadttor, die im 15. Jahrhundert von Jan Baptysta errichtet wurde. Die prächtige Świętojańska-Straße führt nach Südosten zum Schlossplatz.

An dieser Straße befindet sich die Johanneskathedrale. Sie stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, wurde aber in den folgenden Jahrhunderten umgebaut. Zuletzt wurde sie, dem Zeitgeist des 19. Jahrhunderts entsprechend, im Stil der englischen Neugotik umgestaltet, wodurch ihr historisches Aussehen zerstört wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bauwerk bis auf die Fundamente verwüstet, lediglich der alte, niedrige Glockenturm blieb teilweise erhalten. Da die Kirche von Grund auf rekonstruiert werden musste, entschied man sich, sie als Neuschöpfung in Anlehnung an die Masowische Gotik neu erstehen zu lassen.

Gleich daneben steht die der Muttergottes geweihte Jesuitenkirche, die von 1609 bis 1629 im Übergangstil des Manierismus zum Barock erbaut wurde. Außerdem ist das im Renaissancestil gehaltene Haus zum Schiff eine weitere Sehenswürdigkeit an der Świętojańska-Straße. Weitere repräsentative Bürgerhäuser, wie das Haus zu den Tauben, Haus mit der Christus-Statue oder das Burbach-Patrizierhaus, finden sich an den Straßen Szeroki Dunaj (Breite Donau – ehemaliger Bach innerhalb der Altstadt), Wąski Dunaj (Schmale Donau), der Piwna-Straße, der Brzozowa-Straße und der Rycerska-Straße. An der Piwna-Straße befindet sich die 1356 erbaute Martinskirche mit einem gotischen Chor und einer barocken Fassade. Steil zur Weichsel hinab führt die malerische Ulica Kamienne Schodki (Steinerne Treppengasse), die zum ehemaligen Weißen Tor führte. Der Kanonikerplatz im Osten der Altstadt wird von manieristischen Bürgerhäusern gesäumt, die ursprünglich dem Kanoniker Orden gehörten. In seiner Mitte steht die 1646 gegossene Warschauer Erzglocke. Ein besonders schöner Blick auf die Altstadt bietet sich vom Pragaer Weichselufer.

Neustadt

Neustädter Marktplatz nach Canaletto 1770 mit der Sakramentinnenkirche

Die Neustadt (Nowe Miasto) schließt sich im Norden an die Altstadt an und liegt ebenfalls auf einer Uferdüne an der Weichsel. Sie wurde im 14. Jahrhundert außerhalb der Stadtmauern angelegt. Die Neustadt wurde, nachdem sie im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört wurde, zusammen mit der Altstadt in den frühen 1950er Jahren wiederaufgebaut. Das Zentrum ist der dreieckige Neustädter Marktplatz. Er besaß so wie der Altstädtische Markt ein Rathaus, das 1818 abgebrochen wurde.

An der Südseite des Platzes befindet sich die von 1688 bis 1692 von Tylman van Gameren zu Ehren des Siegers der Schlacht am Kahlenberg (1683), König Jan Sobieski errichtete barocke Sakramentinnenkirche des heiligen Kasimir. Sie diente während des Warschauer Aufstandes als Lazarett. Während eines Bombenangriffs der deutschen Luftwaffe fanden hunderte Verwundete, Ärzte und Krankenschwestern den Tod, als ihre Kuppel einstürzte.

Die älteste Neustädter und eine der ältesten Warschauer Kirchen ist die gegen Anfang des 15. Jahrhunderts erbaute spätgotische Marienkirche, deren charakteristischer Turm über dem Weichselpanorama thront. Daneben gibt es drei weitere ursprünglich gotische Kirchen, die jedoch in der Barockzeit umgebaut wurden – die Franziskaner-, die Paulaner- und die Dominikanerkirche. Der barocke Adelspalast der Magnatendynastie Sapieha, der Sapieha-Palast, überragt den nördlichen Teil der Neustadt. Als besonders schön gelten die Straßenzüge der Ulica Freta und der Ulica Mostowa. In einem Haus an der ersteren wurde im 19. Jahrhundert die zweifache Nobelpreisträgerin Marie Curie geboren. An der letzteren steht das Brückentor aus der Renaissance, das zur ersten Warschauer Weichselbrücke aus dem 16. Jahrhundert führte. Im ehemaligen Mostowski-Palast in der Ulica Kościelna befindet sich seit dem Jahr 2004 das 5-Sterne-Hotel Le Regina.

Königsweg

Hauptartikel: Warschauer Königsweg
Der Beginn des Königsweges am Schlossplatz 1770

Der Warschauer Königsweg (Trakt Królewski) beginnt am Königsschloss und führt in südlicher Richtung etwa 10 km lang bis zur Stadtresidenz Wilanów König Jan Sobieskis und ist eine der längsten Repräsentationsstraßen der Welt. Er setzt sich aus mehreren repräsentativen Straßenzügen zusammen, der Krakauer Vorstadt, der Neuen Welt und den Ujazdowski-Alleen (von Norden nach Süden). Der Königsweg verläuft entlang der Weichsel und bildete zusammen mit der senkrecht zu ihm verlaufenden Sächsischen Achse die Hauptachse der urbanen Entwicklung Warschaus. Er wurde bereits zu Beginn der Stadtgeschichte bebaut und verband die ehemalige Siedlung Jazdów mit der Altstadt. Nachdem Königin Bona Sforza Anfang des 16. Jahrhunderts auf den Fundamenten der Burg Jazdów ein Schloss errichtete und sich dort nach dem Tod ihres Ehemannes König Sigismund I. niederließ, entstand an dem Weg vom Krakauer Tor zum Schloss Ujazdowski eine dauerhafte Bebauung. Der Königsweg war eine der ersten Warschauer Straßen, die gepflastert wurden. Im Gegensatz zur engen Altstadt wurde dieser Teil der Stadt weiträumig angelegt und es dominieren weiträumige Gärten und Parkanlagen sowie große Paläste und Wohnhäuser. Seinem Ruf als Prachtstraße werden auch die vielen Regierungs- und Verwaltungsgebäude in ehemaligen Adelspalästen gerecht, die den Königsweg säumen. Weite Teile sollen in den nächsten Jahren für den Straßenverkehr gesperrt und mit ihren zahlreichen Geschäften zur Flaniermeile ausgebaut werden.

Krakauer Vorstadt

Hauptartikel: Krakowskie Przedmieście
St.-Anna-Kirche

Die Krakauer Vorstadt beginnt am Königsschloss und führt neben dem Koniecpolski-Palast (Amtssitz des Präsidenten) bis zum Staszic-Palast. Am nördlichen Ende der Krakauer Vorstadt befand sich im Mittelalter das Krakauer Tor. Heute steht hier markant die Sigismundssäule auf dem Schlossplatz. Die ersten Gebäude der Krakauer Vorstadt wurden während des Krieges zerstört und im Zuge des Baues der Unterführung Ost-West nicht wieder aufgebaut. Heute ist der Turm der St.-Anna-Kirche, von dem sich ein schönes Panorama auf die Stadt bietet, das nördlichste Gebäude der Krakauer Vorstadt. Die St.-Anna-Kirche ist eine Synthese aus gotischem, barockem und klassizistischem Baustil. Sie wurde 1454 von der masowischen Fürstin Anna Mazowiecka zu Ehren ihrer Namenspatronin für den Bernhardiner-Orden gestiftet. Der Chor, das Sternengewölbe und der Saal im Kirchenkloster sind im Stil der Gotik gehalten und überstanden spätere Umbauten. In der Renaissance wurde sie nach Westen ausgebaut und im 17. Jahrhundert barockisiert. Stanisław Kostka Potocki und Chrystian Piotr Aigner haben 1788 eine spätbarocke Fassade mit Skulpturen von Jakob Monaldi und Franz Pinck entworfen. Aigner hat später 1819–1821 auch die klassizistische Kolonnade entworfen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche nur zu einem geringen Teil zerstört. Infolge des Baus des Ost-West-Tunnels drohte sie jedoch beschädigt zu werden und die Böschung musste mit Pfählen aus Eisenbeton gestützt werden. Heute wird die St.-Anna-Kirche als Universitätskirche von der Hochschulgemeinde genutzt. Zu den wichtigsten Palais in der Krakauer Vorstadt zählen das 1686 von Tylman van Gameren errichtete Palais Czapski, das 1693 von Józef Piola erbaute Palais Potocki und das 1660 geschaffene Jan II Kazimierz Palais.

Nowy Świat

Die Nowy Świat (Neue Welt) beginnt am Staszic-Palast und führt über das Rondo de Gaulle bis zum Platz der Drei Kreuze. Sie ist eine der beliebtesten Flanier- und Einkaufsmeilen Warschaus. Hier befinden sich das Kossakowski Palais, das Palais Sanguszko und Branicki-Palast. Auf dem Rondo de Gaulle steht eine künstliche Palme. Hier kreuzen sich die Nowy Świat und die Jerusalemer Alleen, die zur Poniatowski-Brücke führen. Am Rondo stand vor dem Ersten Weltkrieg das Palais Opalinski, an dessen Stelle 1928 bis 1931 der Sitz der Nationalen Wirtschaftsbank von Rudolf Świerczyński erbaut wurde. Das Gebäude gilt als eines der besten Beispiele der Architektur der Zwischenkriegszeit in Polen. Am Ende der Nowy Świat steht auf dem Platz der Drei Kreuze die Aleksander-Kirche von Chrystian Piotr Aigner.

Aleje Ujazdowskie

Branicki-Palast
Hauptartikel: Aleje Ujazdowskie

Die Aleje Ujazdowskie beginnen am Platz der Drei Kreuze, in dessen Mitte die Alexanderkirche steht. Südöstlich zweigt die Wiejska-Straße ab, an der sich die Regierungsgebäude des Sejm und Senat befinden. Die eigentlichen Aleje Ujazdowskie zweigen vom Platz der Drei Kreuze direkt nach Süden ab und gehen schon bald in eine Parklandschaft über. Insbesondere an der östlichen Seite befinden sich die wichtigsten Parkanlagen Warschaus. Der Łazienki-Park, mit seinen Hauptattraktionen, dem Łazienki-Palast und dem Chopin-Denkmal, sowie der Palast Belweder (Belvedere) liegen an den Aleje Ujazdowskie. In der nahen Umgebung gibt es den 1896 geöffneten Ujazdowski-Park mit dem Schloss Ujazdowski, wo sich heute das Zentrum für zeitgenössische Kunst befindet.

Paläste

Seit dem 16. Jahrhundert verlegten viele Magnatenfamilien ihren Hauptsitz nach Warschau, wo der Sejm tagte und die Königswahl stattfand. Wer an der großen Politik teilhaben wollte, musste vor Ort anwesend sein. Obwohl Warschau in der Adelsrepublik nie Hauptstadt wurde, sondern stets „nur“ Königssitz und Sejmstadt war, wurden hier die politisch wichtigen Entscheidungen getroffen. Insofern blieb die Hauptstadt Krakau nach 1611 nur formell Hauptstadt. Viele der repräsentativen Paläste wurden entlang der Hauptachsen der Stadt (Königsweg, Sächsische Achse, Ulica Senatorska, Ulica Miodowa, Ulica Freta) im Stil des Barock und Klassizismus errichtet. Einige der größten Paläste mit ausgedehnten Gartenanlagen entstanden etwas außerhalb der Hauptstraßen, wie zum Beispiel der Krasiński-Palast und der Wilanów-Palast. Zu den wichtigen Palais Warschaus zählen auch:

  • Das Palais der Bazylianer ist ein spätbarocker Palast in der nähe der ehemaligen Altstadtmauer. Es diente zeitweise als orthodoxes Kloster der Bazylianer.
  • Das Palais der Krakauer Bischöfe von 1619 wurde kurz nach der Verlegung der Hauptstadt nach Warschau unweit des Königsschlosses erbaut.
  • das Palais Bogusławski wurde um 1807 für Wojciech Bogusławski, den Direktor der Warschauer Nationaltheaters, erbaut.
  • Das Palais Cukrowników wurde im 19. Jahrhundert im neoklassizistischen Stil errichtet.
  • Das Palais Dąbrowski wurde im barocken Stil errichtet.
  • Das Palais Humański stammt aus der Zeit vor 1729 und wurde zeitweise von den Piaristen genutzt.
  • Das Palais Jabłoński wurde von Jakub Fontana und Domenico Merlini von 1773 bis 1785 errichtet und diente ab 1817 als Rathaus, nachdem das mittelalterliche Rathaus auf dem Marktplatz der Altstadt abgetragen wurde.
  • Das Leszczyński Palais ist ein ursprünglich barocker und heute klassizistischer Palast, der 1650 bis 1654 von Giovanni Battista Gisleni erbaut und 1823 bis 1825 von Antonio Carazzi umgebaut wurde. Seit dem 19. Jahrhundert befand sich dort die Finanzverwaltung der Stadt. Heute ist hier das Rathaus.
  • Der Lubomirski-Palast wurde Ende des 17. Jahrhunderts von Tylman van Gameren errichtet und von Jakub Fontana umgebaut. Nach dem Wiederaufbau wurde das Palais 1970 um die eigene Achse auf Schienen gedreht.
  • Das Malachowski-Palais ist ein von Jakub Fontana um 1750 errichtetes Gebäude.
  • Das Palais Felix Potocki ist ein um 1700 erbauter Palast, der heute das Finanzministerium beherbergt.
  • Das Palais Mniszech stammt aus dem Jahre 1716 und wurde von Burkhard Christoph von Münnich erbaut.
  • Der Mostowski-Palast wurde durch den mehrfachen Ausbau eines um 1735 errichteten Palais geschaffen und später von Antonio Carazzi umgestaltet.
  • Der Młodziejowski-Palast stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde um 1770 von Jakub Fontana umgebaut.
  • Das Palais auf dem Berg hat Alfons Kropiwnicki von 1836 bis 1838 errichtet.
  • Das Ostrogski-Palast wurde von Tylman van Gameren um 1681 auf den Fundamenten eines palazzo in fortezza gebaut. Heute befindet sich hier das Frédéric-Chopin-Museum.
  • Das Palais unter den vier Winden stammt von Tylman van Gameren, der es um 1675 auf den Fundamenten eines älteren Palastes errichtete.
  • Das Palais Potkański ist 1771 bis 1773 von Domenico Merlini gebaut worden und beherbergt heute das Dekanat der Wirtschaftswissenschaften der Warschauer Universität.
  • Der Palast des Primas von Polen wurde von 1593 bis 1612 erbaut und nach der Zerstörung durch die Schweden 1655 von Jozef Fontana 1666 bis 1676 sowie von Tylman van Gameren wiederaufgebaut. Am Palais arbeiteten später auch J.Ch. Ceroni und Simon Gottlieb Zug.
  • Der Przebendowski-Palast stammt etwa von 1729, wurde vermutlich von J. S. Deybel errichtet sowie von Simon Gottlieb Zug umgebaut.
  • Das Palais Raczyński wurde von Jakub Schultzendorff von 1702 bis 1704 gebaut und von Jan Chrystian Kamsetzer umgestaltet.
  • Das Palais Sierakowski von Jakub Kubicki wurde vor 1784 errichtet und dient jetzt als Schule.
  • Das Palais Sianiawski wurde vor 1784 errichtet und später von S. Zawadzki und F. A. Lessl umgebaut.
  • Der Szlenkier-Palast stammt von 1881 und wurde von Witold Lanci entworfen. Er beherbergt heute die Botschaft Italiens.
  • Das Jägerpalais entwarf François Arveuf 1897.
  • Das Śleszyński-Palais hat 1826 Antonio Corazzi erbaut.

Kirchen und Synagogen

Heiligkreuzkirche
Karmelitenkirche
Visitantinnenkirche
St.-Anna-Kirche

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts entstanden in Warschau die ersten gemauerten Kirchen. Kaum eine der gotischen und Renaissancekirchen hat jedoch die Verwüstungen durch die Schweden im Ersten Nordischen Krieg 1655 bis 1660 unbeschadet überstanden. Nach dem Krieg wurden die zerstörten Kirchen wiederaufgebaut und im Zuge der Ausdehnung des Stadtgebiets nach Süden neue errichtet. Dieser großen Bautätigkeit verdankt Warschau seine zahlreichen Kirchen des Hochbarock und des Klassizismus, die heute das Stadtbild prägen. Bedeutendster Baumeister des Warschauer Barocks war Tylman van Gameren. Im Stil des Klassizismus schufen Domenico Merlini, Chrystian Piotr Aigner und Simon Gottlieb Zug. Auch die Neorenaissance und Neugotik hinterließen in Warschau zahlreiche Sakralbauten. Während der russischen Besetzung im 19. Jahrhundert wurden zahlreiche orthodoxe Kirchen in Warschau errichtet, von denen sich bis heute nur zwei erhalten konnten. Die meisten wurden nach der polnischen Unabhängigkeit 1918 abgerissen oder im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Auch die vielen einstigen Synagogen stammten aus dem 19. Jahrhundert, zwei davon sind erhalten (siehe Nożyk-Synagoge).

Viele der Warschauer Gotteshäuser wurden 1944 schwer beschädigt oder gesprengt, wurden aber nach dem Krieg rekonstruiert.

Die Große Synagoge (Warschau) wurde am Ende des Aufstandes im Warschauer Ghetto am 16. Mai 1943 gesprengt. Die Pragaer Synagoge wurde 1961 abgerissen.

Gotik und Renaissance

  • Die Johanneskathedrale ist die älteste erhaltene Kirche Warschaus, seit 1798 Kathedrale und in ihrer heutigen gotischen Form eine Rekonstruktion der 1950er Jahre. Auch wenn sie um 1390 im Stil der masowischen Backsteingotik erbaut wurde, unterlag ihr Aussehen, besonders die Fassade, in der Folgezeit vielen Veränderungen. In ihrem Inneren befindet sich unter anderem das klassizistische Grabmal des Marschalls des Großen Sejms Stanisław Małachowski von Bertel Thorvaldsen.
  • Die gotische Marienkirche in der Neustadt wurde um 1400 von der masowischen Fürstin Anna gestiftet. 1581 wurde der wuchtige Glockenturm vollendet. Im 19. Jahrhundert wurde das Innere des Kirchenbaus neugotisch restauriert und es kam eine neoromanische Fassade hinzu. Die Umgestaltungen wurden ab 1905 und beim Wiederaufbau nach den Beschädigungen 1944 behoben.
  • Direkt neben dem Dom steht die Jesuitenkirche, die von 1609 bis 1629 als Sanktuarium der Gnädigen Mutter Gottes, der Patronin Warschaus, errichtet wurde. Nach ihrer Sprengung 1944 wurde sie originalgetreu im Stil der Renaissance und des Manierismus rekonstruiert. In ihrem Innern ist noch die ellipsenförmige Kuppel, die den Chor verdeckt, erhalten.

Barock

1661 wurde der Wiederaufbau abgeschlossen, der der Kirche ihre heutige Form verlieh. Die 1825 angebaute neugotische Eingangshalle wurde bei der Rekonstruktion der Kirche nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs nicht wieder aufgebaut. Im Innern findet sich ein stuckatiertes Lubliner Gewölbe.

  • Die barocke St.-Antonius-Kirche der Bernhardiner von 1635 in Mokotów wurde nach der Zerstörung durch die Schweden von 1687 bis 1693 von Tylman van Gameren neu erbaut.
  • Die kleine barocke St.-Antonius-Kirche der Reformatoren am Nordrand des Sächsischen Gartens stammt aus den Jahren 1668–1680.
  • Die St.-Benon-Kirche der Redemptoristen wurde im 17. Jahrhundert von der deutschen Gemeinde errichtet.
  • Am Giebel der Kapuzinerkirche zur Verklärung des Herrn (kościół Przemienienia Pańskiego) prangt das Wappen Johann III. Sobieskis und weist auf ihre Bedeutung als Votivkirche für seinen Sieg in der Schlacht am Kahlenberg hin. In der schlichten Kirche, die von 1683 bis 1694 an der ul. Miodowa im frühbarocken Stil errichtet wurde, werden das Herz Johann Sobieskis und die Urne Augusts des Starken in der von Joachim Daniel von Jauch geschaffenen Gruft aufbewahrt.
  • Mit dem Bau der barocken Visitantinnenkirche (kościół Wizytek; Opieki świętego Józefa) wurde 1728 begonnen, wegen Geldmangels und dem Einsturz des Dachs konnte er aber erst 1761 abgeschlossen werden. Die wohlproportionierte turmlose Fassade wurde bis 1763 von Ephraim Schröger ausgeführt. Sehenswert ist auch die Barock- und Rokokoausstattung (u. a. Schiffskanzel), da die Kirche als eine der wenigen in Warschau den Krieg nahezu unbeschadet überstand.
  • Die Heiligkreuzkirche der Missionare ist eine der größten Warschauer Kirchen und Grabstätte vieler berühmter Persönlichkeiten. Hier ruht unter anderen auch das Herz von Frédéric Chopin. Ihr nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebauter barocker Korpus stammt aus den Jahren 1679–1696, im spätbarocken-klassizistischen Stil wurden 1725–1737 die Turmhelme und 1756 die Fassade hinzugefügt.
  • Auf dem Neustädter Marktplatz wurde 1688–1692 die Sakramentinnenkirche St. Kasimir (kościół Sakramentek św. Kazimierza) als Votivkirche für den Sieg über die Türken in der Schlacht am Kahlenberg errichten. Tylman van Gameren entwarf sie als hochbarocken Zentralbau mit Kuppel. Ihre barocke Ausstattung fiel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.
  • 1353 wurde die Augustinerkirche St. Martin (kościół św. Marcina) samt Kloster gegründet. Der heutige spätbarocke Bau entstammt dem 18. Jahrhundert.
  • Die doppeltürmige Paulinerkirche Heiliggeist in der Neustadt wurde 1707–1717 im Stil des Spätbarock errichtet. Die Paulinermönche von Jasna Góra bauten die Kirche nach dem 1. Schwedischen Krieg wieder auf; heute ist sie Startpunkt der Wallfahrer nach Częstochowa.
  • Die spätbarocke Feldkathedrale des Polnischen Heeres (Katedra Polowa Wojska Polskiego) ersetzte 1701 einen hölzernen Vorgängerbau.
  • Die Karmelitenkirche Mariä Himmelfahrt und Josef des Karmaliters (kościół karmelitów) wurde als Stiftung König Władysław IV. Wasas von 1661 bis 1681 erbaut. Die ungewöhnliche Fassade von Ephraim Schröger kam 1762–1780 im Übergangsstil des Barock zum Klassizismus hinzu. Wegen der geringen Schäden im Zweiten Weltkrieg diente die Kirche bis zum Wiederaufbau der Johanneskathedrale als Domkirche und es konnten sich große Teile der barocken Ausstattung, wie die barocke Gruppe Vermählung Marias mit Josef von Jan Jerzy Plersch, sowie eine reiche Stuckausarbeitung des Gewölbes erhalten.

Klassizismus

Dreifaltigkeitskirche
  • Die Bauarbeiten der Franziskanerkirche (kościół św. Franciszka) in der Neustadt begannen 1679 im barocken Stil und zogen sich bis 1788 hin, als die klassizistische Fassade vollendet wurde.
  • Am Rande der Altstadt liegt die ukrainisch-katholische Kirche Mariä Himmelfahrt (cerkiew Wniebowzięcia NMP) der Basilianer. Domenico Merlini schuf diesen klassizistischen Bau mit seiner Palastfassade 1782–1784.
  • Am Theaterplatz neben dem Jabłonowski-Palais befindet sich die St.-Andreas-Kirche (kościół św. Andrzeja), deren ursprünglicher Bau aus dem Jahre 1722 stammt und 1819 durch die klassizistische Fassade von Chrystian Piotr Aigner ergänzt wurde. Das schwer beschädigte Gotteshaus wurde 1953 abgetragen. 1999 erfolgte die originalgetreue Rekonstruktion der Fassade, das Kirchenschiff wurde verkürzt wiederaufgebaut.
  • Südlich des Schlossplatzes befindet sich die St.-Anna-Kirche. Sie wurde im 15. Jahrhundert im gotischen Stil neben dem Bernhardinerkloster errichtet, aus dieser Zeit konnte sich ein gotisches Sterngewölbe im Zugang zur Sakristei und der Chor erhalten. Spätere Umbauten verliehen der Kirche ein bis heute erhaltenes, reiches barockes Gepräge; gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die klassizistische Fassade errichtet.
  • Die evangelisch-augsburgische Dreifaltigkeitskirche (kościół św. Trójcy) wurde von Simon Gottlieb Zug in den Jahren 1777 bis 1781 im klassizistischen Stil errichtet. Der zentrale Innenraum wird von einer 58 Meter hohen, im Innern mit Kassettenverkleidung und Opaion dem Pantheon nachempfundenen Kuppel überspannt.
  • Die Alexanderkirche (kościół św. Aleksandra) wurde 1818–1825 nach Plänen Chrystian Piotr Aigners errichtet. Der kuppelbekrönte Zentralbau wurde 1886–1895 im Neorenaissancestil umgebaut und mit einer Doppelturmfassade versehen. 1944 wurde die Kirche schwer beschädigt und im Zuge des Wiederaufbaus wurden die An- und Umbauten entfernt und das ursprüngliche klassizistische Aussehen rekonstruiert.

Historismus

  • Die mauretanisch-neoromanische Nożyk-Synagoge von 1898 bis 1902, wurde vom Ehepaar Nożyk gestiftet.
  • Die neoromanische St.-Augustinus-Kirche in Wola von Edward Cichocki und Józef Huss wurde von 1891 bis 1896 errichtet.
  • Der Frontturm der neugotischen evangelisch-reformierten Kirche wird von einem vielfach durchbrochenen Helm bekrönt. Das Gotteshaus wurde 1866–1880 von Adolf Loewe in der Nähe des Bankplatzes erbaut.
  • Mit der Erlöserkirche, der Backsteinkirche St. Michael und Florian (kościół świętego Michała i świętego Floriana) von 1887 bis 1904 – die heute als Kathedrale des Bistums Warschau-Praga dient – und der St.-Stanislaus-Kostka-Kirche schuf Józef Pius Dziekoński weitere neugotische Sakralbauten.
  • Henryk Marconi schuf in Warschau einige Neorenaissancebauten, wie die St.-Anna-Kirche (kościół św. Anny) (1857–1870) in Wilanów, die St.-Karl-Boromäus-Kirche (kościół św. Boromeusza) von 1841 bis 1849 und die Allerheiligenkirche von 1861.
  • Die orthodoxe St.-Maria-Magdalena-Kirche von 1867 bis 1869 ist die Hauptkirche der orthodoxen Christen in Polen.
  • Im 19. Jahrhundert wurde die Aron-Serdyner-Synagoge errichtet.
Siehe auch: Kategorie: Sakralbau in Warschau

Parkanlagen

Łazienki-Park

Der älteste Warschauer Park sind die 600 Jahre alten Königsgärten am Warschauer Königsschloss aus der Renaissance. Sie liegen unterhalb der klassizistischen Ostfassade und der Kubicki-Arkaden des Schlosses auf der Weichselseite und nehmen eine Fläche von 6 ha ein. Nach den Kriegszerstörungen werden sie derzeit rekonstruiert. Mit 43 ha ist der Park um den Palast in Wilanów der größte Barockgarten in Warschau. Mit dem Bau der Magnatenpaläste im Barock entstanden viele private Parkanlagen, die seit dem 18. Jahrhundert schrittweise für die Öffentlichkeit freigegeben wurden.

Der größte Warschauer Park ist der Łazienki-Park an den Ujazdowski-Alleen aus dem 18. Jahrhundert, der im englischen Stil um den Łazienki-Palast im ehemaligen Tiergehege auf einer Fläche von fast 80 ha entstand. Er gehört zu den schönsten Parkanlagen Europas und umfasst auf hügeligem Terrain mehrere Palais, künstliche Seen, Kanäle und Kaskaden, Brücken, Altanen, Pavillons, Skulpturen sowie ein antikes Theater auf der Insel. Am südlichen Ende befindet sich das Schloss Belweder, das Sitz der russischen Statthalter und der polnischen Präsidenten bis 1995 war. Der Park wurde von König Stanislaus August Poniatowski errichtet, der ihn teilweise selbst entworfen hat. Seit 1818 wird ein Teil des Parks von der Universität Warschau als Botanischer Garten genutzt. Zu weiteren wichtigen Gebäuden im Park gehören die Alte und die Neue Orangerie (Pomarańczarnia) von 1774 bis 1778, bzw. 1860/61, der Myślewicki-Palast und der Sybillentempel. Im Sommer finden am Chopin-Denkmal Klavierkonzerte statt.

Der Łazienki-Palast wurde vom klassizistischen Architekten Domenico Merlini und Jan Chrystian Kamsetzer an Stelle eines kleineren Barockschlosses, das Tylman van Gameren im 17. Jahrhundert für die Magnatenfamilie Lubomirski entworfen hatte, errichtet. Er gilt als eines der schönsten klassizistischen Schlösser in Europa. Um das Schloss wurde ein künstlicher See angelegt und das Schloss durch zwei Arkadenbrücken mit dem Festland verbunden. An der Nordseite wurden eine Bootanlegestelle und eine als Fontäne konzipierte Sonnenuhr errichtet. Im Inneren erhielt das Schloss eine Ausstattung im chinesischen Stil. Es war die Sommerresidenz des letzten polnischen Königs Stanislaus August Poniatowski, der einmal in der Woche führende Philosophen und Künstler hier zu seinen Donnerstagsgesprächen einlud. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss von den deutschen Besatzern geplündert und in Brand gesetzt. In der Volksrepublik wurde es restauriert, so dass es seitdem als Museum genutzt wird und folgende Räumlichkeiten besichtigt werden können: Bachuszimmer, Badeanstalt, Ballsaal, Portraitzimmer, Salomonsaal, Rotunde mit Herrscherportraits, Bildergalerie, Kapelle, sowie der Saal der Donnerstagsgespräche im Erdgeschoss und die privaten Königsgemächer im ersten Stockwerk. Es ist eines der beliebtesten sonntäglichen Ausflugsziele der Warschauer.

Siehe auch: Kategorie:Parkanlage in Warschau

Plätze

Theaterplatz

Einige wichtige Plätze liegen abseits der urbanen Hauptentwicklungsrouten. Hierzu gehören der Piłsudski-Platz, der Teil der Sächsischen Achse war, der Theaterplatz, der Bankenplatz, der Defiladenplatz, der Platz auf dem Hügel des Warschauer Aufstandes und der Platz der Verfassung.

Gedenkstätten

Grabmal des unbekannten Soldaten
Mahnmal zum Gedenken an den Aufstand im Warschauer Ghetto

Aufgrund der oft tragischen Stadtgeschichte gibt es in Warschau sehr viele Gedenkstätten an Opfer von Fremd- und Gewaltherrschaft. Hierzu gehören vor allem das Grabmal des unbekannten Soldaten, das Warschauer Ghetto-Ehrenmal, das Denkmal des Warschauer Aufstandes, der X. Pavillon in der Zitadelle, Pawiak sowie zahlreiche kleinere Gedenktafeln und -steine, auf die der aufmerksame Besucher an fast jeder Straßenkreuzung trifft.

Friedhöfe

Die Warschauer Friedhöfe sind als Zeitzeugen vor allem deswegen so einzigartig, da sie die einzigen Teile der Stadt sind, die im Zweiten Weltkrieg nicht vollständig zerstört wurden. Die ältesten erhaltenen Friedhöfe stammen aus dem 18. Jahrhundert und sind mit wunderschönen Grabmälern aus dem 18. und 19. Jahrhundert bestückt. Hervorzuheben ist der 43 Hektar große Powązki-Friedhof mit Grabstätten vieler berühmter Polen. Der in der Nähe liegende jüdische Friedhof ist einer der größten Europas.

Befestigungsanlagen

Im 19. Jahrhundert errichtete die russische Besatzungsmacht zunächst die Zitadelle und in Folge zwei Gürtel von Befestigungsanlagen (im Wesentlichen Artillerieforts) um Warschau und baute die Stadt so zur Festung Warschau aus, da sie einen Angriff westeuropäischer Großmächte befürchtete. Ähnlich verfuhren die Österreicher mit Krakau und Przemyśl sowie Deutschland mit Lötzen und Toruń, da sie jeweils einen russischen Angriff voraussahen. Im Ersten Weltkrieg kamen diese Bastionen teilweise zum Einsatz. Neben der Zitadelle sind einige dieser Warschauer Forts (sowie die Festung Modlin, die zum „Polnischen Festungsdreieck“ gehörte) erhalten geblieben und können besichtigt werden.

Architektur des Sozialistischen Realismus

Die Architektur des Sozialistischen Realismus wird teilweise bis heute als von der Sowjetunion aufgezwungen und fremd empfunden. Mittlerweile wird auch der sozrealistische Baustil als Teil der Architekturgeschichte der Stadt akzeptiert. Was für den künstlerisch und baulich anspruchsvolleren sozrealistischen Stil der 1950er Jahre gilt, kann jedoch nicht für die Plattenbauten der 1970er Jahre gelten, die vor allem in den Außenbezirken entstanden sind.

Der dominanteste sozrealistische Bau in der Innenstadt ist der 1952–1955 erbaute Pałac Kultury i Nauki oder kurz Pałac Kultury (Palast der Kultur und Wissenschaft bzw. Kulturpalast). Er verbindet den Zuckerbäckerbaustil mit Elementen der traditionellen polnischen Architektur, wie der polnischen Attika, ähnelt jedoch in seinem Kubus auch dem Empire State Building in New York. Daneben gelten auch der Platz der Verfassung, das Viertel MDM, Marienstadt und die Ostwand als charakteristische Architekturbeispiele des Sozrealismus. Auch das Parteigebäude der PVAP entstand in diesem Stil. Spätere wichtige Gebäude aus der sozialistischen Zeit weisen einen mehr international ausgerichteten Stil auf, der sich zum Beispiel bei dem von einem schwedischen Architektenbüro entworfenen Novotel Warszawa Centrum (früher: Hotel Forum), dem Hotel Marriott, dem Intraco I Building, dem Intraco II Building und anderen Wolkenkratzern der sozialistischen Zeit manifestierte. Der ehemals größte Basar Europas im Stadion 10-lecia wirkte wie eine Reminiszenz an die frühe Nachwendezeit.

Moderne Architektur

Das Metropolitan von Norman Foster

Seit 1989 vollzog sich eine Wende in der monumentalen Warschauer Architektur und immer mehr „gläserne Gebäude“ entstanden. Den Anfang machte der Blaue Wolkenkratzer (Blue Tower), der Anfang der 1990er Jahre am Bankenplatz an der Stelle der ehemaligen Hauptsynagoge fertiggestellt wurde. Insbesondere seit der Wende legt Warschau immer mehr sein Plattenbautenimage ab und selbst das höchste Gebäude der Stadt, der Kulturpalast, wird langsam von modernen Hochhäusern verdrängt. Die interessantesten modernen Gebäude entstanden entlang der Johannes-Paul-II.-Allee und der Emilia-Plater-Straße westlich des Kulturpalastes. Einzelne hervorragende Architekturbeispiele befinden sich auch außerhalb des Finanzviertels, wie zum Beispiel der Warsaw Trade Tower oder das Metropolitan. Meisterwerke der letzten Jahre sind das Rondo 1-B, die Złote Tarasy (Goldenen Terrassen), das Gebäude des Obersten Gerichtshofes und die neue Universitätsbibliothek. Gebaut wird gerade an dem monumentalen Tempel der Göttlichen Vorsehung im Stadtteil Wilanów, deren Grundstein bereits 1792 gelegt wurde. Interessante zukünftige Projekte sind das Hochhaus Złota 44 von Daniel Libeskind an der Papst-Johannes-Paul-II.-Allee und das Wissenschaftszentrum Kopernikus an der Weichsel. Zudem wird lebhaft über den Wiederaufbau des Sächsischen Schlosses und des Brühlschen Palastes sowie eines Denkmals zu Ehren Johannes Pauls II. auf dem Piłsudski-Platz diskutiert.

Das neue historische Museum soll nach Plänen des Luxemburger Architekturbüros Paczowski et Fritsch über der 6-spurigen Stadtautobahn gebaut werden. Es soll termingerecht zur Fußball-Europameisterschaft 2012 eröffnet werden.[10]

Das nicht wiederaufgebaute Warschau

Hauptartikel: Zerstörung Warschaus
Piłsudski-Platz vor 1926
Jabłonowski-Palast vor 1900

Viele Gebäude konnten nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut werden, insbesondere die ganze Sächsische Achse. Sie stand senkrecht in Ost-West-Richtung auf dem Königsweg, kreuzte sich mit diesem in der Höhe des Hotel Bristol. Zu ihr gehörten der Piłsudski-Platz (vor 1918 Sächsischer Platz, 1939–1945 Adolf-Hitler-Platz, 1945–1989 Platz des Sieges) mit seiner barocken Bebauung (unter anderem orthodoxe Kirche mit Turm bis ca. 1920), das Sächsische Palais, das Brühlsche Palais, der Sächsische Garten und die Paläste der Siedlung hinter dem Eisernen Tor. Von der Bebauung des Piłsudski-Platzes ist nichts übrig geblieben. Heute wird seine Südseite vom Hotel Viktoria und die Nordseite vom modernen Bürogebäude des Stararchitekten Norman Foster Metropolitan gesäumt. Die Ostseite erinnert noch etwas an die Vorkriegszeit, obwohl auch diese Gebäude nach dem Krieg nicht originalgetreu rekonstruiert wurden. Einziger Überrest vom Sächsischen Palais und dem Brühlschen Palais ist ein Teil der Säulenfront, wo sich das Grabmal des Unbekannten Soldaten befindet. Die Vorarbeiten zum Wiederaufbau des Sächsischen Palais begannen mit archäologischen Grabungen 2006.[11] Der Gebäude- und Pflanzenbestand des Sächsischen Gartens ist 1944 fast völlig niedergebrannt. Das Theater und die Orangerie wurden nicht wieder aufgebaut. Nur der Arkadenbrunnen und der Sybillentempel zeugen wieder von der einstigen Pracht. Große Teile des ehemaligen Parkes wurden Bauland und gingen damit für den Park verloren. Das großartige Eiserne Tor und Paläste im Westen gibt es nicht mehr. Der einzige Palast, der teilweise rekonstruiert wurde, ist das Lubomirski-Palast, der 1967 nach dem Wiederaufbau um ca. 90 Grad auf Schienen gedreht wurde, so dass er jetzt die gedachte Sächsische Achse an ihrem jetzigen westlichen Ende verschließt. Ursprünglich führte sie weit in die Siedlung hinter dem Eisernen Tor, wo heute Plattenbauten die repräsentative Bebauung von vor 1939 ersetzten.

Wirtschaft

Allgemein

Goldene Terrassen

Warschau ist das wirtschaftliche Zentrum Polens. Etwa 15 % des polnischen Bruttoinlandproduktes werden in der Stadt erwirtschaftet. Viele ausländische Investoren nutzen Warschau als Ausgangspunkt für Geschäfte in Mittel- und Osteuropa, was an den vielen neuen Bürohochhäusern und Hotels erkennbar ist.

Seit April 1991 gibt es wieder die Warschauer Wertpapierbörse. Die Giełda Papierów Wartościowych w Warszawie (GPW) ist einer der schnellstwachsenden Börsenplätze der Welt und ist die größte Börse im östlichen Mitteleuropa.

Dienstleistungen

Ab 2005 wurde auf einem drei Hektar großen Areal in der Nähe des Zentralbahnhofes (Warszawa Centralna) mit dem Bau des Einkaufszentrums Złote Tarasy (dt.: Goldene Terrassen) begonnen, welches nach einer Bauzeit von 37 Monaten am 7. Februar 2007 eröffnet wurde. Es umfasst eine Nutzfläche von über 200.000 m². Mit 57.000 m² Verkaufsfläche gehört es zu den größten in Osteuropa. Eine Besonderheit ist das 10.000 m² umfassende Atrium, welches von einem wellenartigen Glasdach überspannt wird. In dem Komplex befinden sich zudem ein Kinocenter und ein Parkhaus mit 1.700 Stellplätzen.

Medien

In Warschau haben die polnischen Sender TVN, Telewizja Polska sowie die polnischsprachige Version von VIVA Polska, MTV Polska ihren Hauptsitz. Des Weiteren sendet Polskie Radio i Telewizja und diverse weitere Privatsender aus der Hauptstadt.

Verkehr

U-Bahn-Station am Wilson-Platz
Warschauer Straßenbahn
Most Świętokrzyski (Heiligkreuzbrücke) über die Weichsel

Allgemeines

Warschau ist wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Schnittpunkt der Verkehrswege Paris/LondonBerlin–Warschau–Minsk/Kiew/Moskau und NordeuropaBalkan.

Öffentlicher Personennahverkehr

Im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs verfügt Warschau über ein Bus- und Straßenbahnnetz, das vor allem außerhalb des Zentrums überlastet ist. Das 121 km lange Streckennetz der Warschauer Straßenbahn wird von 27 Linien bedient. Es ist technisch teilweise veraltet und wird zur Zeit modernisiert. Das Busnetz in Warschau setzt sich aus 219 Linien zusammen und bedient ein Streckennetz von ca. 2600 km Gesamtlänge.

Seit April 1995 verkehrt in Warschau eine U-Bahn. Es gibt derzeit nur eine Linie, deren Fertigstellung sich immer wieder verzögert hat. Sie verkehrt zurzeit in Nord-Süd-Richtung vom südlichen zum nördlichen Stadtrand. Die sich im Betrieb befindende Strecke umfasst eine Gesamtlänge von 23 km. Die letzten vier Kilometer mit drei Stationen wurden in der zweiten Hälfte des Jahres 2008 in Betrieb genommen. Für den Regional- bzw. Vorortverkehr gibt es, neben einigen Vorort- und Überlandbussen, die Warschauer Vorortbahn (Warszawska Kolej Dojazdowa).

Seit 1. Juli 2005 ist unter der Bezeichnung S 2 die erste Linie der Warszawska Szybka Kolej Miejska (Warschauer S-Bahn) in Betrieb, die unter Nutzung des Warschauer Mitteltunnels der Eisenbahn in Ost-West-Richtung verläuft.

Eisenbahn

Warschauer S-Bahnzug am Ostbahnhof

Für den Fernverkehr gibt es einen unterirdischen Zentralbahnhof (Warszawa Centralna), die Bahnhöfe Wschodnia (Ost) und Zachodnia (West) und mehrere kleinere Bahnhöfe.

Über ein umfangreiches System von Fußgängertunneln ist der Zentralbahnhof mit den respektiven Stationen der Vorortbahn (Warszawa Śródmieście) und der U-Bahn (Centrum) verknüpft, die einige hundert Meter entfernt liegen. Vom Zentralbahnhof aus verkehren hauptsächlich die Fernzüge in alle polnischen Großstädte sowie die meisten Hauptstädte der Nachbarstaaten wie Berlin, Minsk, Moskau, Kiew, Wien und Prag. Zum Umstieg im Zentralbahnhof auf den Regionalverkehr ist es auf den meisten Verbindungen erforderlich, durch die nicht ausgeschilderten, langen Fußgängertunnel zur Vorortbahn zu gehen oder von einem der anderen Bahnhöfe aus (insb. Zachodnia und Wschodnia, West- und Ostbahnhof) abzufahren.

Der Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke ins Baltikum (Rail Baltica) ist geplant und soll bis 2015 realisiert sein. Die PKP baut derzeit jedoch mit Präferenz die Fernstrecke Warschau–Danzig für höhere Geschwindigkeiten aus und überlässt die Investitionen in Rail Baltica vorerst den Nachbarstaaten, da die hier zu modernisierende polnische Strecke von Warschau nach Białystok ein geringeres Fahrgastpotential besitzt.

Überlandbusse

Geplantes Schnellstraßennetz in Warschau

Warschau besitzt einen großen Busbahnhof direkt am rückwärtigen oberirdischen Ausgang des Zentralbahnhofs. Von dort verkehren hauptsächlich Fernbusse der PKS, die in Polen mit der Bahn gleichwertig angesehen sind. Der Busbahnhof für den Stadtbusverkehr befindet sich auf der Frontseite des Zentralbahnhofs und ist nur über Fußgängertunnel zu erreichen.

Flugverkehr

Chopin-Flughafen Warschau
Derzeitiger Schnellstraßenring Warschaus

Warschau besitzt mit dem Chopin-Flughafen den wichtigsten und größten internationalen Flughafen Polens. Der Flughafen ist der Heimatflughafen der Polskie Linie Lotnicze (LOT). Der Chopin-Flughafen liegt etwa 10 km vom Stadtzentrum entfernt im Ortsteil Okęcie des Stadtbezirks Włochy. Ungefähr 9 Millionen Passagiere werden jährlich am Flughafen abgefertigt. Der Flughafen besitzt vier Terminals.

Der geplante zweite Flughafen namens Flughafen Modlin liegt nördlich von Warschau und soll den Chopin-Flughafen entlasten. Das Datum der Fertigstellung soll von 2011 bis 2012 liegen.

Straßenverkehr

Die polnische Hauptstadt ist an das landesweite polnische Fernstraßennetz angebunden, das Schnellstraßennetz im Raum Warschau befindet sich noch im Aufbau. Derzeit verlaufen die Droga krajowa 2, 7, 8 und die 61 durch die Innenstadt.

Warschau besitzt keine Umfahrungen, daher herrscht viel Verkehr in der Innenstadt. Im Bau und Planung befindet sich die sogenannte Schnellstraßenumfahrung (poln.: Ekspresowa Obwodnica Warszawy) mit einer Länge von ungefähr 85 Kilometern, die den Fernverkehr aus dem Stadtzentrum fernhalten soll. Sie besteht aus den Schnellstraßen S2 (E30), S7 (E77), S8 (E67) und der S17 (E372). Die Schnellstraße S2 soll die Lücke der Autostrada A2 zwischen den Autobahnkreuzen „Warschau-Konotopa“ und „Warschau-Lubelska“ schließen. Die Schnellstraße S79 soll in Zukunft den Chopin-Flughafen mit der Schnellstraßenumfahrung verbinden.

Bildung

Eingangstor zum Hauptgebäude der Warschauer Universität
Theaterakademie Warschau

Als Hauptstadt Polens ist Warschau neben Krakau auch das Bildungszentrum des Landes. In der Stadt studieren ungefähr 255.000 Studenten. Die wichtigsten Hochschulen der Stadt sind:

Im Stadtteil Natolin befindet sich der polnische Campus des College of Europe.

In Warschau gibt es seit 1810 die Frédéric-Chopin-Musikuniversität Warschau und seit 1932 die wichtigste Schauspielschule in Polen – Aleksander-Zelwerowicz-Theaterakademie Warschau. Zahlreiche der berühmtesten polnischen Schauspieler absolvierten hier ihr Studium.

Neben der Polnischen Nationalbibliothek und der Universitätsbibliothek Warschau dient als größte öffentliche Bibliothek auch die Warschauer Stadtbibliothek der literarischen Versorgung der Bürger.

Siehe auch: Kategorie:Hochschule in Warschau

Persönlichkeiten

In der Liste von Persönlichkeiten der Stadt Warschau sind die in der Stadt geborenen Persönlichkeiten aufgeführt sowie solche, die ihren Wirkungskreis in Warschau hatten. Die von der Stadt zu Ehrenbürgern ernannten Persönlichkeiten sind in der Liste der Ehrenbürger von Warschau zu finden.

Verschiedenes

Nach Warschau ist der Asteroid (1263) Varsavia benannt.

Verweise

Siehe auch

 Portal:Warschau – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Warschau

Literatur

Weblinks

Wikinews Wikinews: Kategorie:Warschau – in den Nachrichten

Fußnoten

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 22. Juli 2011.
  2. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 22. Juli 2011.
  3. Offizielle Homepage der Warschauer Stadtverwaltung. (polnisch)
  4. Dem widerspricht die Annahme, dass der Name dieser Ortschaft vermutlich bereits seit dem 11. Jahrhundert wegen des dort von den Piasten-Herzögen betriebenen Salzhandels „Solec“ lautete
  5. vermutlich aus dem Rawicz-Geschlecht tschechischer Abstammung
  6. gem. Maria Lewicka: Architekturatlas der Altstadt von Warschau. Verlag Arkady, Warschau 1992, ISBN 83-213-3573-X, S. 10
  7. Georg Gerullis: Die altpreußischen Ortsnamen. Berlin, Leipzig 1922, S. 197
  8. Ezra Mendelsohn: Juden, in: Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft. Eine vergleichende Enzyklopädie. Herder, Basel und Wien 1969, Bd. III, S. 373
  9. Erich Zechlin: Die Bevölkerungs- und Grundbesitzverteilung im Zartum Polen. Reimer, Berlin 1916, S. 82–83.
  10. Gabriele Lesser: Glashaus aus Luxemburg spaltet die Warschauer. Luxemburger Wort 8. Dezember 2009 06:29 Uhr.
  11. Co ukrywają piwnice Pałacu Saskiego?

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