- Fellfarben der Hunde
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Die Fellfarbe der Hunde wird wie die Fellfarben anderer Tierarten auch durch verschiedene Gene gesteuert.
In den Artikeln zu den Genloci finden sich jeweils Abschnitte mit eigener Überschrift zum Hund.
Inhaltsverzeichnis
Die Steuerung der Farbstoffproduktion
Es gibt zwei Farbstoffe (Melanine), die im Fell vorkommen: schwarzes Eumelanin und rotes Phäomelanin. Alle von Hunden bekannten Fellfarben entstehen durch unterschiedliche Verteilung dieser beiden Farbstoffe im Fell. Einige Farbgene steuern wann und wo diese Farbstoffe im Fell und in der Haut erscheinen sollen. Am besten erforscht sind von diesen Steuerungsloci der Extension-Locus (E) und der Agoutilocus (A).
Wenn ein Gen die Steuerung der Melaninsynthese betrifft, also festlegt ob und wo welches Melanin produziert werden soll, erkennt man das oft daran, dass alle Farbstoffe produziert werden können, aber an veränderten Stellen auftauchen.
In der folgenden Tabelle ist neben den wichtigsten Daten der Gene auch angegeben wie sich die Farben nennen, die entstehen, wenn das Gen auf die drei Grundfarben der Gene wirkt. Die Gene eines Locus sind jheweils in ihrer Dominanzreihenfolge angegeben, das dominanteste zuerst.
Artübergreifender Genlocus Chromosom Mutation, Allel Farben Agouti CFA24 fawn/sable ay Rehfarben, Sandfarben, gelb oder rötlich mit dunkleren Abzeichen z.B. an der Nase. Teilweise verstreute schwarze Haare vorhanden. Agouti CFA24 wolf sable aw Wildfarbenes Tier bei dem die einzelnen Haare gebändert sind. Agouti CFA24 at Schwarz mit rotem Brand bzw. Lohfarbenen Abzeichen Agouti CFA24 a Rezessives Schwarz Extension CFA5 EM Schwarze Maske Extension CFA5 E Schwarze Fellbereiche möglich Extension CFA5 e Am ganzen Körper Rehfarben, Sandfarben, gelb oder rötlich. Im Fell kann nur Phäomelanin produziert werden, Haut schwarz wenn sie nicht durch ein Leuzismus- oder Albinismusgen aufgehellt ist. K-Locus (siehe Melanismus beim Hund) (Beta-Defensin 103 (CBD103)-Gen) CFA16 kB Dominant schwarze Farbe K-Locus (siehe Stromung beim Hund) CFA16 kbr Bereiche, die bei ky ihre Farbe durch Phäomelanin erhalten würden, erscheinen gestromt K-Locus CFA16 ky Phäomelanin kann produziert werden. Die Wirkung der drei Genloci aufeinander
Im K-Locus ist ky das häufigste Allel und gleichzeitig der Wildtyp. Wenn dieses Allel vorliegt ergeben die Allele des Agouti- und Extension-Locus folgende Farben.
Das Allel für Flammung kbr des K-Locus ist gegenüber dem Allel ky dominant. Also prägt sich die geflammte Zeichnung aus, wenn die Allelkombinationen kbrkbr oder kbrky vorliegen. Je nach den Genen auf Agouti- und Extension-Locus können unterschiedliche Zeichnungen auftreten. Die bei ky hellbraunen Fellbereiche sind jeweils hellbraun schwarz geflammt, während die schwarzen Fellbereiche unverändert schwarz bleiben. Auch hier ist das Allel e des Extension-Locus epistatisch über die Flammung kbr und die Hunde mit der Genkombination ee sind unabhängig vom K-Locus hellbraun.
Das Allel kB für dominant schwarze Farbe ist das dominante Allel des K-Locus. Die Allelkombinationen kBkB, kBkbr oder kBky führen also alle zu demselben Erscheinungsbild. Von den anderen Genloci ist nur das Allel e des Extensionlocus epistatisch über die dominant schwarze Farbe. Wenn kB mindestens einmal vorliegt, ist ein Hund bei fast allen Genkombinationen schwarz, nur ee am Extensionlocus führt zu einer hellbraunen Farbe.
Farbvariationen bei kBkB, kBkbr oder kBky ay, aw, at und a in beliebiger Zusammenstellung EMEM, EME, EMe, EE oder Ee
Schwarzee
Hellbraun ohne dunkle MaskeAlbinismusspektrum: mutierte Enzyme der Melaninsynthese
Zur Produktion der beiden Melanine müssen eine Reihe verschiedener Enzyme, Strukturproteine und Transportmechanismen in der farbstoffproduzierenden Zelle, dem Melanozyt, richtig zusammenarbeiten. Mutationen an Genen der hierfür benötigten Stoffe führen dazu, dass die betroffenen Tiere nicht fähig sind, Melanin zu produzieren oder dass sie nur wenig Melanin produzieren können. Gleichmäßige Aufhellungen der Fellfarbe sind häufig auf Veränderungen von Enzymen der Melaninsynthese zurückzuführen. Mutationen am Anfang des Melaninsyntheseweges betreffen sowohl den roten als auch den schwarzen Farbstoff. Sind der schwarze und der rote Farbstoff in unterschiedlichem Maße aufgehellt, liegt das oft daran, dass das Gen gegen Ende der Melaninsynthese eingreift, wo sich die Synthesewege von Eumelanin (schwarz) und Phäomelanin (gelb, braun) schon getrennt haben.
Manche Mutationen in diesem Bereich wie das Merlegen führen dazu, dass sich in den Melanozyten giftige Stoffwechselzwischenprodukte ansammeln, so dass die Zellen dadurch absterben.
Artübergreifender Genlocus Chromosom Mutation, Allelkombination Bezeichnung, Beschreibung des Erscheinungsbildes Albino-Locus (C), (Okulokutaner Albinismus Typ 1), Tyrosinase-Gen CFA21 ? Es sind (2007) keine Mutationen bekannt, die die Farbe der betroffenen Tiere beeinflussen. Die weiße Farbe bei Doberman Pinschern, Lhasa Apso und Pug sind nicht auf Mutationen des Tyrosinase-Gens zurückzuführen. Braun-Locus (Tyrosinase related protein 1 (TYRP1), Okulokutaner Albinismus Typ 3) CFA11 B Eumelanin ist schwarz (Schwarze Hunde, Hunde mit schwarzer Zeichnung, schwarze Haut bei einfarbig hellbraunen Hunden) Braun-Locus (Okulokutaner Albinismus Typ 3) CFA11 Braun-Gen b (3 Varianten: bs, bd oder bc) Eumelanin: schwarz wird zu braun aufgehellt, die Haut an Nase, um die Augen und unter den Füßen wird ebenfalls zu Braun aufgehellt.
Phäomelanin wird nicht aufgehellt. Das Fell von Hunden mit dem Genotyp e/e bleibt unverändert, jedoch wird die Hautfarbe, an Nase, Augen und Füßen von schwarz zu braun aufgehellt.Silver-Locus CFA10 Merle-Faktor (M) Merle, Tiger, sehr helle Tiere, meist Augenschäden oder Taubheit Silver-Locus CFA10 Merle-Faktor, mischerbig (Mm) Merle, Tiger, gesund, überwiegen Eumelanin wird aufgehellt. Silver-Locus CFA10 kein Merle-Faktor (mm) Nicht aufgehellt, gesund Melanophilin-Gen (MLPH) CFA25 D Nicht aufgehellt Melanophilin-Gen (MLPH) CFA25 Dilute-Gen (d) Hellt schwarz zu "Blau" (engl. Blue) auf, das eigentlich ein grau ist. Phäomelanin wird durch das Gen kaum beeinflusst. Melanophilin-Gen (MLPH) CFA25 Dilute-Gen (d2) Hellt schwarz zu "Blau" (engl. Blue) auf, das eigentlich ein grau ist. Phäomelanin wird durch das Gen kaum beeinflusst. Hautprobleme unbekanntA unbekanntC P nicht aufgehellt unbekanntA unbekanntC p Eumelanin und Phäomelanin zu weiß aufgehellt unbekanntA unbekanntC G allmähliches grauwerden (wie beim Schimmel) unbekanntA unbekanntC g nicht aufgehellt unbekanntA unbekanntC C nicht aufgehellt unbekanntA unbekanntC cch Eumelanin und Phäomelanin aufgehellt unbekanntA unbekanntC ca vollständiger Albinismus unbekanntA unbekanntC I nicht aufgehellt unbekanntA unbekanntC mischerbig: Ii Eumelanin nicht aufgehellt, Phäomelanin aufgehellt unbekanntA unbekanntC i Eumelanin nicht aufgehellt, Phäomelanin fehlt Beispiele für die Auswirkungen der Gene des Albinismusspektrums
Leuzistische Farbgene
Bei Leuzismus wandern während der Embryonalentwicklung die Farbstoffbildenden Zellen (Melanozyten) nicht, in geringerer Anzahl als üblich oder zu spät aus der Neuralleiste aus. Als Verursacher von Leuzismus wurden folgende Gen-Loci bekannt: Endothelin-Rezeptor-B-Gen (EDNRB), das Paired Box Gen 3 (PAX3), SOX10, der Microphthalmie-assoziierter Transkriptionsfaktor (MITF), c-Kit und der Steel-Locus (codiert MGF). Bei vollständigem Leuzismus ist das betroffene Tier völlig weiß, und kann normalfarbene, leicht aufgehellte, blaue oder rote Augen haben. Weniger ausgeprägter Leuzismus führt zu gescheckten Tieren, zu weißen Abzeichen an Kopf und Beinen oder zu Tieren mit weißen Stichelhaaren im sonst normalfarbenen Fell.
Jedes Scheckungsmuster ist auf jeder Grundfarbe möglich.
Ebenso gibt es bei Scheckungen erhebliche individuelle Unterschiede in der Ausprägung der Scheckung: Meist reichen bei demselben Scheckungsgen die Varianten von völlig weißen Hunden bis hin zu Hunden, die zwar das Scheckungsgen tragen aber äußerlich nicht gescheckt erscheinen oder nur einen unauffälligen kleinen Fleck aufgrund dieses Gens haben.
Weiße Abzeichen an Gesicht und Beinen sind bei den meisten Tierarten ebenfalls auf Leuzismus zurückzuführen.
Artübergreifender Genlocus Chromosom Name der Mutation Allgemeine Bezeichnung MITF (siehe Leuzismus) CFA20 S keine Scheckung MITF (siehe Leuzismus) CFA20 si Irish spotting MITF (siehe Leuzismus) CFA20 sp Piebald MITF (siehe Leuzismus) CFA20 sw Weiß mit farbigem Kopf (Extreme white) unbekanntA (Leuzismus) unbekanntC T (ticking) weiß mit braunen Platten und brauner Sprenkelung, braunschimmel mit Platten, schwarzschimmel mit Platten (engl. Belton, Ticked oder je nach Grundfarbe Bluetick, Redtick, Red oder Blue roan) unbekanntA (Leuzismus) unbekanntC t ohne weiß unbekanntA (Leuzismus) unbekanntC R (roan) Es wurde ein Gen "roan" postuliert, für einen Hund mit Weißen Stichelhaaren im farbigen Fell. Vermutlich ist es jedoch identisch mit dem Gen T (ticking) unbekanntA (Leuzismus) CFA9 HH In der frühen Embryonalentwicklung tödlich (letal)[1] unbekanntA (Leuzismus) CFA9 Hh (Harlequin) Harlequinscheckung wenn zusätzlich das Merlegen mindestens einmal vorhanden ist[1] unbekanntA (Leuzismus) CFA9 hh (kein Harlequin) keine Harlequinscheckung[1] unbekanntA (Leuzismus) unbekanntC nicht benannt weiße Unterseite sowohl in homo- als auch in heterozygoter Form des Gens Einfluss der Fellfarbe auf Gesundheit und Verhalten
Die Fellfarbe kann auch Einfluss auf Gesundheit und Verhalten eines Hundes haben. Das liegt daran, daß die Gene, die unterschiedliche Fellfarben hervorrufen, oft auch bei anderen Vorgängen im Körper eine Rolle spielen.
Gesundheit
Sehbehinderungen: Bei Menschen und allen Tierarten führt vollständiger Albinismus zu roten Augen und einer Sehbehinderung, die darauf zurückzuführen ist, dass das Melanin im Auge fehlt. Abgeschwächte Formen des Albinismus wie sie beispielsweise durch das Dilute-Gen hervorgerufen werden, können je nach Ausprägungsgrad zu leichteren Sehbehinderungen führen oder auch keine erkennbaren Auswirkungen auf das Sehvermögen haben. Im Falle des Dilutegens ist beim Hund keine Sehbehinderung bekannt. Leuzismus kann zu ähnlichen Sehbehinderungen führen wie Albinismus. Beim Merle-Syndrom kommen darüber hinaus auch verkleinerte Augäpfel und Fehlbildungen der Linse vor. Obgleich Mutationen des Mikrophtalmielokus (MITF) bei vielen Tierarten zu ähnlichen Fehlbildungen der Augen führen und die Scheckungen "Irish spotting", "Piebald" und "Extreme white" hierdurch hervorgerufen werden, haben die Hunde mit diesen Scheckungen normal ausgebildete Augen.
Taubheit: Leuzismus ist häufig mit Taubheit verbunden. So sind 12-22 % der Dalmatiner auf einem Ohr und 5-9 % beidseitig taub. Es besteht ein Zusammenhang mit den Farbgenen, denn Tiere mit blauer Augenfarbe sind signifikant häufiger von Taubheit betroffen, Tiere mit Plattenzeichnung sind seltener taub[2]. Der Merle-Faktor zählt eher zum Albinismus-Spektrum, jedoch sind Hunde, die für das Gen reinerbig sind, meist auf einem oder beiden Ohren taub.
Hautkrankheiten: Das Dilute-Gen (MLPH) des Hundes ist oft mit Haarausfall und Veränderungen der Haarwurzeln verbunden.
Verhalten
Für den Cocker-Spaniel wurde in mehreren Studien nachgewiesen, daß golden oder rotbraun gefärbte Tiere am aggressivsten sind, schwarze Cockerspaniel liegen in der Mitte und Hunde der Farben Blau- oder Rotschimmel sind am wenigsten aggressiv.[3]
Nomenklatur in der FCI
In der FCI, der größten internationalen Organisation für Hundezucht, existiert seit 2009 eine Nomenklatur für die Bezeichnung der Haarfarben der Hunde. Diese wurde von Bernard Denis in dem Buch Standardized Nomenclature of Coat Colours in Dogs (Standardnomenklatur für die Haarfarben von Hunden) veröffentlicht und von der wissenschaftlichen Kommission der FCI im Juli 2009 als Referenz beschlossen. Sie soll bei Überarbeitungen und Neufassungen von Rassestandards Verwendung finden.[4]
Siehe auch
Zur Genetik von Farben:
Anmerkungen zur Genforschung am Hund
Erkenntnisse dazu, wie genau ein Gen transkribiert, also in Eiweiße übersetzt wird und wie diese Eiweiße dann die Entstehung der Farbstoffe oder andere Vorgänge im Körper steuern und beeinflussen, wurden gewöhnlich am Menschen oder einem der Modellorganismen für die Genforschung gewonnen. Bei den Fellfarben ist der wichtigste tierische Modellorganismus die Zuchtform der Hausmaus, die Farbmaus. Wenn bei einem Pferde-Gen der Artübergreifende Genlocus noch nicht bekannt ist, bedeutet das deshalb immer, dass man nicht weiß, wie das Gen genau arbeitet und deshalb in vielem auf das Wissen angewiesen ist, das schon vor Beginn der Genforschung gesammelt wurde. Bei der Maus wurden bisher etwa 40 verschiedene Gene im Genom lokalisiert, die die Fellfarbe beeinflussen. Beim Pferd sind bis jetzt nur ein Bruchteil davon bekannt, so dass anzunehmen ist dass hinter den Genen, deren Existenz bisher postuliert wurde, ohne den genauen Genort zu kennen eher mehrere Gene stehen als dass ein Gen verworfen werden muss.
- Wenn der artübergreifende Genlocus unbekannt ist, heißt das auch, dass die genaue Funktionsweise des Gens noch nicht bekannt ist
- Dass die Lage eines Gens bekannt ist, aber nicht der artübergreifende Genort oder umgekehrt, kommt beim Hund vor, weil im Gegensatz zum Menschen und zur Maus das Genom noch nicht vollständig sequenziert ist und man deshalb nicht von jedem Gen weiß, wo es liegt.
- Wenn sowohl der artübergreifende Genlocus als auch die Lage des Gens auf dem Chromosom unbekannt sind, stammen die Erkenntnisse über dieses Gen aus der Genforschung ohne Gentechnik. Es ist dann damit zu rechnen dass sich herausstellt, dass mehrere unterschiedliche Gene dieses Erscheinungsbild hervorrufen können oder dass das Gen anders arbeitet als vermutet.
- Vermutlich sind in Wirklichkeit mehrere Mutationen und mehrere Genorte für die unterschiedlichen Ausprägungen der Zeichnung verantwortlich.
Einzelnachweise
- ↑ a b c Clark LA, Starr AN, Tsai KL, Murphy KE.: Genome-wide linkage scan localizes the harlequin locus in the Great Dane to chromosome 9. Gene. 2008 Jul 15;418(1-2):49-52. Epub 2008 Apr 16. PMID 18513894
- ↑ Simone G. Rak, Prof. Dr. O. Distl, Prof. Dr. I. Nolte, Prof. Dr. J. Bullerdiek: Molekulargenetische Untersuchung der angeborenen Taubheit beim Dalmatiner. Gesellschaft zur Förderung Kynologischer Forschung e.V. Bonn
- ↑ Joaquín Pérez-Guisado, Andrés Muñoz-Serrano, Rocío López-Rodríguez: Evaluation of the Campbell test and the influence of age, sex, breed, and coat color on puppy behavioral responses. The Canadian Journal of Veterinary Research, 2008;72:269–277
- ↑ Protokoll der Sitzung des FCI-Vorstands Wien, 28./29. Juli 2009 S. 6
Artikelquellen
Wo nicht anders angegeben stammen die Informationen dieses Artikels aus folgenden beiden Quellen:
- Schmutz SM, Berryere TG: Genes affecting coat colour and pattern in domestic dogs: a review. Anim Genet. 2007 Dec;38(6):539-49. PMID 18052939
- Sheila Schmutz: Dog Coat Color Genetics. Stand 7/2008
Weblinks
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