Ferdinando Stanley

Ferdinando Stanley
Ferdinando Stanley, 5th Earl of Derby ( * 1559 - † 16. April, 1594

Ferdinando Stanley, 5. Earl of Derby (* 1559; † 16. April 1594). Lord Strange, war ein englischer Adliger mit engen Beziehungen zum Theater der englischen Renaissance

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Ferdinando Stanley, 5. Earl of Derby war einer der vier Söhne von Henry Stanley, 4. Earl of Derby, (1531-1593)[1] und Lady Margaret Clifford (1540-1596), [2] die in der Zeit von 1578 bis zu ihrem Tode 1596 die mutmaßliche Thronfolgerin (heir presumtiv) von Königin Elisabeth war. Sein Bruder William Stanley, 6. Earl of Derby (1561-1642) befand sich zur Zeit von dessen Tod (s.u.) länger auf Reisen in Europa, zuerst in Frankreich am Hof von Navarra, 1578, dann in Spanien, Italien, Ägypten, Palästina, Türkei und Russland. Seine Grosseltern mütterlicherseits waren Henry Clifford, 2. Earl of Cumberland[3] und Lady Eleanor Brandon[4]. Eleanor war das dritte Kind von Charles Brandon, 1. Herzog von Suffolk, und Mary Tudor. Mary war das fünfte Kind von Heinrich VII. (England) und Elizabeth of York.

Lord Strange

Seinen „Schul“-Abschluss erreichte er um 1572 im Alter von 13 Jahren, bevor er sein Studium an der Universität Oxford begann. Er wurde ein Jahr später an den Hof durch Königin Elisabeth berufen („to be shaped in good manners“). Später wurde er in das Parlament[5] (28 Januar 1588/9)‎ als Vertreter seines Vater’s Grafschaft Strange ‎(von Knokyn)‎ als Lord Strange berufen, wo er als „Ferdinando D'no Straunge“ bekannt wurde. 1579 heiratete er Alice Spencer[6], die jüngste Tochter von Sir John Spencer von Althorp und Catherine Kytson.

Er galt – ebenso wie sein Bruder William - als ein wichtiger Förderer der Künste, er liebte Musik, Tanz und Poesie und insbesondere das Theater. Er war der Mentor und Patron vieler Dichter und Schriftsteller wie Robert Greene, Christopher Marlowe, Edmund Spenser und möglicherweise William Shakespeare. Auf Grund vorliegender Quellen muss er Christopher Marlowe gut gekannt haben. Im Rahmen einer Anschuldigung in Flushing berief sich Marlowe explizit auf seine Bekanntschaft mit dem Earl of Northumberland und Lord Strange[7]. („The scholer [Marlowe] sais himself to be very wel known both to the Earle of Northumberland and my lord Strang“). Manche vermuten, dass Shakespeare möglicherweise von Lord Strange in seinen frühen Jahren als Teil der „Lord Strange's Men[8] angestellt gewesen war, als Ferdinando seine Truppe von Akrobaten und Gauklern 1592 auf eine reine Schauspieltruppe umstellte. Um 1590 war seine Truppe mit der der „Admiral's Men[9] alliiert, mit Aufführungen am „The Theatre[10], das im Besitz von „James Burbage[11], dem Vater von Richard Burbage war.

Earl of Derby

Nach dem Tod seines Vaters am 25. September 1593 erbte Ferdinando den Titel eines Earl of Derby. Die „Lord Strange's Men“ wurden entsprechend in „Derby's Men“ umbenannt. Manche Wissenschaftler vermuten, dass Shakespeare mit den Strange's Men sowohl als Schauspieler als auch als Dichter verbunden war. Die Theatergruppe produzierte u.a. Shakespeares Titus Andronicus und die Trilogie von Heinrich VI., Teil 1, 2 und 3[12]. Schrickx ist der Ansicht [13], dass mit Ferdinand, dem König von Navarra, in Shakespeares „Verlorene Liebesmüh“ auf Grund verschiedener Beweisführungen nur Ferdinando Stanley gemeint sein könne. Dies ist aber naturgemäß nie sicher beweisbar.

Ferdinando wird als ein erhabenes Genie angesehen, das bei geschäftlicher Abwesenheit des Vaters früh mit dessen Aufgaben betraut wurde und als Lord Lieutenant von Lancashire und Cheshire fungierte. Er war sowohl ein Dichter wie ein Autor, der die Umgebung herausragender Elisabethanischer Schriftsteller schätzte. Der Dichter Edmund Spenser personifizierte ihn als „Amyntas“[14], und seine Frau als „Amaryllis“[15]. 1610 wurde eine Zusammenstellung englischer Gedichte unter dem Titel Belvedere, or, the Garden of the Muses veröffentlicht; die Stanleys Arbeiten einschlossen, allerdings ohne seine Namensnennung, sodass seine Identität zu großen Teilen eine Vermutung geblieben ist.

Tod

Nach dem Testament von Heinrich VIII. stand Ferdinando hinter seiner Mutter als zweiter in der Erbfolge von Königin Elisabeth. Er starb aber zwei Jahre früher als seine Mutter und neun Jahre früher als Elisabeth.

Um seinen plötzlichen unerwarteten Tod in den späteren Jahren der Regentschaft von Königin Elisabeth am 16. April 1594, (Das Ereignis war von erheblicher politischer Bedeutung), rankten sich früh Gerüchte.[16], [17] [18] insbesondere er sei vergiftet worden (Blei, Arsen? Pilze?). [19], das Gift sei ihm von seinem Pferdepfleger verabreicht worden. Der zeitgenössische Historiker John Stow hat sein elftägiges qualvolles Sterben detailliert aufgezeichnet[20].

Eine Anzahl von Rebellen, die ins Ausland geflohen waren, hatten einen „Richard Hesketh“ zu ihm gesandt, der ihn bedrängte, seinen Anspruch auf den englischen Thron entsprechend seiner Abstammung von Margaret Tudor, der zweiten Tochter von Henrich VII., und jüngerer Schwester von Heinrich VIII. zu vertreten. Von den alten Freunden der Familie, den Katholiken „Heskeths“, war „Richard Hesketh of Aughton“ ausgewählt worden, Ferdinando in jener Angelegenheit anzugehen, die man später die „Hesketh Affäre“ („The Hesketh Affair“) genannt hat. Er wurde zugleich bedroht, falls er sich dieses Projekt nicht zu eigen machte und die Botschaft weitergebe, müsse er bald auf eine erbärmliche Art sterben, wenn er jedoch einwilligte, würde er mächtige Unterstützung erhalten. Ferdinando lehnte dieses Anerbieten vehement ab. Ferdinando starb 5 Monate nach Hesketh’s Tortur und Hinrichtung (im besten Mannesalter) nach einem qualvollen, elftägigem Todeskampf. Hinter Hesketh wurde prinzipiell William Stanley vermutet, wie dies Staatspapiere („state papers“) und Briefe an Sir Ralph Sadler [21] nahe legen. Hesketh vermittelte seine Kenntnis am Galgen. Ferdinandos Ablehnung von Heskeths Aufforderungen, die er Königin Elisabeth mitteilte, und Heskeths Hinrichtung waren zugleich eine Ablehnung gegen William Stanley. Letztlich wird hinter diesem Tod eine Rivalität um die Thronfolge Elisabeths vermutet.

Nachfolge

Aus seiner Ehe mit Alice Spencer erwuchs 1580 seine älteste Tochter, Anne Stanley. Nach dem Vermächtnis von Heinrich VIII. hätte sie 1603 Königin werden sollen. Elisabeth wurde aber von James VI. of Scotland beerbt, dem Nachfahren eines älteren Zweigs von Heinrich VII.

Quellen

  • B. Coward: The Stanleys: Lord Stanley and Earls of Derby, 1385–1672. Manchester University Press, 1983.
  • JJ. Bagley: The Earls of Derby 1485–1985. Sidgwick & Jackson, London 1985.
  • Andrew Gurr: Three Reluctant Patrons and Early Shakespeare. In: Shakespeare Quarterly. 1993

Weblinks

Einzelnachweise und Notizen

  1. http://en.wikipedia.org/wiki/Henry_Stanley%2C_4th_Earl_of_Derby
  2. http://en.wikipedia.org/wiki/Lady_Margaret_Clifford
  3. http://en.wikipedia.org/wiki/Henry_Clifford%2C_2nd_Earl_of_Cumberland
  4. http://en.wikipedia.org/wiki/Lady_Eleanor_Brandon
  5. http://en.wikipedia.org/wiki/Parliament
  6. http://www.duxbury.plus.com/bard/alice/alicetbl.htm
  7. http://www2.prestel.co.uk/rey/flushing.htm
  8. http://en.wikipedia.org/wiki/Lord_Strange%27s_Men
  9. http://en.wikipedia.org/wiki/Admiral%27s_Men
  10. http://en.wikipedia.org/wiki/The_Theatre
  11. http://en.wikipedia.org/wiki/James_Burbage
  12. http://en.wikipedia.org/wiki/Henry_VI%2C_Part_1
  13. W. Schrickx: Shakespeare’s early Contemporaries; The Background of the Harvey-Nash Polemic and „Love’s Labor Lost”. De Nedelrlandsche Boekhandel, Antwerpen 1956
  14. Steven May: Spenser's “Amyntas”: Three Poems by Ferdinando Stanley, Lord Strange, Fifth Earl of Derby. In: Modern Philology. 1972
  15. Kathrine Koller: Identifications in Colin Clout's, Come Home Againe. In: Modern Language Notes. 1935
  16. Camden’s Historie of Elizabeth. Fisher, London 1630, Booke 4, Seite 65
  17. Correspondence, G. Ihler, R. Houppermans, J M Davies, D C Davies: Why did the 5th Earl of Derby die?. In: The Lancet. Band 358, 2001, S. 2988
  18. William Jeffcoate: Why did the 5th Earl of Derby die?. In: The Lancet. Band 357, 2001, S. 1876
  19. expired in the flowre of his youth, not without suspition of poyson, being tormented with cruell paynes by frequent vomitings of a darke colour like rusty yron. There was found in his chamber an Image of waxe, the belly pierced thorow with haires of the same colour that his were, put there, (as the wiser sort have judged, to remove the suspition of poyson). The matter vomited up stayned the silver Basons in such sort, that by no art they could possibly be brought againe to their former brightnesse. [Hier wurde Arsen als Gift vorgeschlagen] No small suspicion lighted upon the Gentleman of his horse, who; as soone as the Earle tooke his bed, tooke his best horse, and fled”.
  20. J. Stow: Annales or a generall chronicle of England. Richard Meighen, London 1631
  21. http://en.wikipedia.org/wiki/Ralph_Sadler

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