- Fertiggericht
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Fertiggerichte sind zumeist von Unternehmen der Lebensmittelindustrie erzeugte Mahlzeiten zum warmen Verzehr, deren Fleischkomponenten (soweit Bestandteil) in der Regel vorgegart sind. Fertiggerichte zeichnen sich dadurch aus, dass es sich um verzehrsfähige Mahlzeiten handelt, die nur noch erhitzt werden müssen. In der Regel handelt es sich um Hauptgericht und Beilagen bzw. um Ein-Komponenten-Mahlzeiten wie Pizza, Eintopf, Suppe etc.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ein Pionier der Fertiggerichte war Gerry Thomas, der 1954 in den USA für das Unternehmen Swanson ein tiefgekühltes Drei-Komponenten-Menü erfand. Es brauchte zur Zubereitung nur im Ofen erhitzt zu werden. Es musste nichts hinzugefügt werden. Dieses Fertiggericht der ersten Generation wurde bis zur Einführung der Mikrowelle in dafür charakteristischen Aluminiumschalen verpackt. Unter dem Namen TV-Dinner wurde das Produkt bereits im ersten Jahr ein durchschlagender Erfolg. Statt der erwarteten 5.000 Exemplare wurden 10 Mio. Einheiten verkauft. 1955 wurde das Unternehmen C.A. Swanson & Sons von der Campbell Soup Company übernommen.
Abgrenzung
Allgemein sollen Fertiggerichte dem Verbraucher die Zubereitung komplett - abgesehen vom Vorgang des Erwärmens - abnehmen. Dabei werden sämtliche Zutaten (typischerweise muss allenfalls Wasser zugefügt werden) bereits beim Hersteller gemischt. Dies stößt an Qualitäts- bzw. Geschmacksgrenzen: Während Tiefkühlprodukte lediglich rasch eingefroren werden müssen, führt die gemeinsame Lagerung - beispielsweise Nudeln mit Sauce in einer Konservendose - zu unerwünschten Reaktionen der Zutaten miteinander ("Es schmeckt nach Dose.").
Bei Halb- oder Teilfertiggerichten dagegen sind die Zutaten bereits zerkleinert und portioniert verpackt. Der Verbraucher muss die Zutaten nach Anleitung mischen und ggf. weitere Zutaten zugeben, die aus praktischen Gründen nicht mitgeliefert werden (beispielsweise Butter) oder nicht für eine längere Lagerung geeignet sind (beispielsweise Hackfleisch). Daraus resultiert einerseits ein deutlich höherer geschmacklicher Anspruch als bei reinen Fertiggerichten, allerdings muss der Verbraucher mehr Zutaten selbst beschaffen und zumindest grundlegende küchentechnische Fertigkeiten mitbringen.
Teilfertiggerichte
Teilfertiggerichte bedürfen noch der Zugabe von Komponenten wie z. B. Wasser. Auch die verzehrfähigen Einzelkomponenten von Mahlzeiten gehören zu den Teilfertiggerichten. Frühe Beispiele für Teilfertiggerichte waren Justus von Liebigs Fleischextrakt von 1852 oder die Erbswurst des Berliner Kochs Johann Heinrich Grüneberg aus dem Jahr 1867. In England gab es bereits rund 100 Jahre früher einen getrockneten Fleischextrakt in Würfelform für Reisende, der „tragbare Suppe“ (portable soup) genannt wurde. Er wurde jedoch nicht kommerziell hergestellt, sondern in Privathaushalten. Ein Kochbuch von Hannah Glasse aus dem Jahr 1747 enthält zwei Rezepte hierfür.[1][2]
Convenience
Abzugrenzen von Fertiggerichten (engl.: ready to eat meal) ist der mittlerweile auch im Deutschen gebräuchliche Begriff Convenience oder Convenience Food. Convenience (deutsch: Bequemlichkeit) bezeichnet im Zusammenhang mit Lebensmitteln lediglich einen allgemeinen Trend zur Arbeitserleichterung in der Lebensmittelzubereitung, sowohl im häuslichen als auch im gastronomischen Bereich. Je nach Hersteller werden dabei ganz unterschiedliche Verarbeitungs- und Zubereitungsgrade als Convenience bezeichnet. Ein einheitliches Verständnis dafür gibt es nicht. Abhängig vom Standpunkt werden sowohl das Fertiggericht, als auch ein rohes aber filetiertes Fischfilet oder ein bereits aufgeschnittener Käse von den Anbietern als convenient bezeichnet.
Gründe für die Nachfrage nach Fertiggerichten
Durch Fertiggerichte, die nur noch erhitzt werden müssen, werden dem Verbraucher wesentliche und in Teilen zeitaufwändige Zubereitungsschritte abgenommen. Die Zeitersparnis durch „Fix-Produkte“ und andere Fertigprodukte fällt hingegen bisweilen erheblich geringer aus als häufig angenommen, da zeitintensive Arbeitsschritte wie das Braten von Hackfleisch oder das Schälen von Zwiebeln weiterhin zusätzlich erforderlich sind.
Gründe für die steigende Nachfrage nach Fertigprodukten sind vor allem gesellschaftliche Veränderungen:
- Soziodemografische Trends: z. B. steigende Erwerbstätigkeit beider Elternteile, Alleinerziehendentätigkeit und Auflösung fester Mahlzeitenstrukturen im Familienkreis
- Mangel an Kochkenntnissen, den die Fertignahrungshersteller nutzen, um ein Abhängigkeitsverhältnis aufzubauen
- Wertewandel, z. B. höhere Freizeitorientierung
- Zeitmangel, z. B. durch den zunehmenden Zwang, bei den Arbeitszeiten „flexibel“ sein zu müssen
- Bequemlichkeitsstreben
Die Gastronomie setzt Fertignahrung vor allem aus Kostengründen ein:
- Rationalisierung, der Einsatz von Fertigprodukten senkt Personal- und Materialkosten
- Standardisierung macht Prozessabläufe und damit die (Arbeits-) Kosten planbar
- Angebotsvielfalt: durch die Abnahme wesentlicher Verarbeitungsschritte können Gastronomen ein breiteres Speisensortiment anbieten
Anhang
Quellen
- ↑ A Lady (Hannah Glasse): The Art of Cookery. Made plain and Easy. 1 Auflage. Selbstverlag, London 1747, 6 (Of Soops and Broths.), S. 128 ((hier online), abgerufen am 27. September 2011).
- ↑ Alan Davidson: The Oxford Companion to Food. 2 Auflage. Oxford University Press, Oxford 2006, ISBN 978-0192806819, Portable soup, S. 625.
Siehe auch
Weblinks
Wiktionary: Fertiggericht – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- „Am liebsten fix und fertig“, Stuttgarter Nachrichten, 29. September 2006
Kategorie:- Gericht (Essen und Trinken)
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