- Feuerketten
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Ein Poi (Māori: „Ball“, Plural als Singularetantum ohne "s": Poi) ist ein Spielgerät zum Spinning [1], mit dem auch die dazugehörige Teildisziplin des Jonglierens bezeichnet wird.
Poi bestehen aus zwei (Leucht-) Körpern (sog. Heads), die mit Griffen oder Fingerschlaufen durch je eine Kette oder ein Seil miteinander verbunden sind. Umgangssprachlich werden Poi im Plural auch als Pois bezeichnet, obwohl der Plural von Poi unregelmäßig gebildet wird. Beim Spielen wird in jeder Hand ein Poi durch Ausnutzung der Zentrifugalkraft in möglichst abwechslungsreichen Kreisbahnen um den Körper geschwungen. Ziel ist es, die Flugbahnen beider Poi möglichst kunstvoll zu kombinieren. Es gibt auch Artisten, die in einer Hand zwei Poi kontrollieren können. Viele Spieler streben nach einer Übungsphase ohne Feuer an, mit brennenden Poi alleine oder vor Publikum aufzutreten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Poi haben ihren Ursprung bei den Māori in Neuseeland. Der traditionelle Māori-Stil ist etwa tausend Jahre alt. Die Frauen führten mit ihnen Tänze auf, bei denen die auf Brautschau befindlichen Männer das Reaktions- und Koordinationsvermögen der tanzenden Frauen beurteilen konnten. Der Ur-Poi war eine Erfindung der Frauen und bestand aus zwei gleichlangen Ästen, die an ihren Enden mit Flachs verbunden waren. Die anderen Enden legte man ins Feuer und brachte diese zum Brennen, um in der Dunkelheit einen Effekt zu erzielen. Der Poi entwickelte sich ständig weiter und bekam im Laufe der Zeit Verzierungen aus Tierhaar oder Federn, die man an Bällen befestigte, woher der Name (Poi = Ball) stammt. Der Poi war ein Utensil der Frauen und wurde entgegen einer beliebten Legende nachweislich niemals als Waffe genutzt, da Frauen in kriegerischen Handlungen nicht mit einbezogen wurden. 400 Jahre später entwickelte sich auf Okinawa ein ähnlicher Gegenstand, das Nunchaku, das ausschließlich dem Kampf gewidmet war.
Gegenwart
Das Freizeitspiel mit den Feuerketten wurde gegen 1996 in Thailand (Ray Lei Beach, Krabi) und parallel dazu in Australien (Byron Bay, NSW) populär [2]. Heute finden sich vereinzelte Poi-Spieler auf der ganzen Welt, die sowohl mit den Übungs-Varianten, als auch mit Feuerpoi spielen. Häufig treffen sich diese mit anderen Feuerkünstlern (Devilstick-Spieler, Feuerschlucker, Keulenschwinger) auf Mittelalterfesten oder schwingen ihre Poi zur elektronischer Tanzmusik auf Goa- oder Tekno-Partys. In größeren Städten Deutschlands, wie Berlin oder Hamburg, gibt es regelmäßige Treffen und Workshops, sogenannte Conventions. Auch in anderen Länder hat Poi viele Anhänger gefunden: von Tokio bis New York begeistert Poi immer mehr Menschen.
Es gibt verschiedene Poi-Künstler, die als Solisten oder in Ensembles auftreten – meist mit Feuershows und Schwarzlicht-Vorführungen . Einige professionelle Poi-Tänzer treten mittlerweile auch mit LED-Poi auf – auch Glowball genannt. Die leuchtenden Poi üben durch das bunte Farb- und Form-Spiel eine ganz eigene Faszination aus. Außerdem gibt es zu den schon etablierten Show-Bereichen, wie u.a. Zirkusse, Altertumsmärkte und Festivals, vereinzelte Poi-Performer, die verschiedene Tanzstile, wie z.B. Klassischen Tanz oder Bollydance, mit Poi-Tanz kombinieren. Sie schaffen damit eine Symbiose aus Tanz, Bühnenbild und Kostüm und bereichern die Poi-Welt auf eine ganz eigene Weise.
Technik
Als Feuerpoi bzw. Feuerketten oder Feuerseile werden die an den Enden mit Dochtband versehenen Versionen bezeichnet (Bild 2), die mit brennenden Flüssigkeiten wie vorzugsweise Lampenöl bzw. Petroleum in Brand gesetzt werden und bei Veranstaltungen zum Einsatz kommen (Bild 1). Es existieren auch Varianten mit Knicklichtern und batteriebetriebenen Leuchtbällen (sog. Leucht- oder Glow-Poi, Bild 4) oder fluoreszierenden Stoffbändern, mit denen in den auf Goa-Partys häufig installierten Schwarzlicht-Dekorationen gespielt wird. Diese häufig verwendeten Varianten (Bild 5) werden mit einem kleinen Sandsack oder einem Tennisball am Ende einer Schnur oder Kette befestigt und auch mit bunten Bändern aus normalem Stoff versehen (auch als Drachenschwanz oder Schweif bezeichnet). Daneben werden auch relativ einfache Poi, z. B. aus Tennisbällen oder Leuchtbällen in langen Socken oder aufgeschnittenen Strumpfhosen verwendet, die als Socken-Poi bezeichnet werden.
Figuren
Grundsätzlich ist die Anzahl der möglichen Figuren mit zwei Poi nahezu unbegrenzt. Es gibt wenigstens sechs Ebenen, auf denen man spielen kann. Je nachdem, wo die Poi schwingen, gibt es zwei Wandebenen (vor oder hinter dem Spieler), zwei Radebenen (seitlich rechts und links) sowie die Boden- und Dachebene (Poi schwingen parallel zum Boden oder zur Decke). Des Weiteren kann man die Poi im Gleichtakt schwingen oder im Ungleichtakt, sowie fast jede Figur vor- und rückwärts spielen. Dadurch wird die tatsächliche Anzahl der sog. moves nur von der Geschicklichkeit und dem Koordinationsvermögen des Spielers begrenzt.
Anfänger können innerhalb weniger Stunden die grundlegenden Parallelschwünge vor und neben dem Körper in einer Richtung mit einem einfachen symmetrischen Überkreuzmuster lernen. Der Lernerfolg ist daher zu Beginn am größten. Nach etwa 40 Stunden können auch etwas kompliziertere Bewegungsabläufe, z. B. parallel hinter dem Körper, beherrscht werden. Einzelne Schwünge in beliebiger Kombination vor und hinter dem Körper in asymmetrischer Gestaltung miteinander flüssig zu kombinieren erfordert monatelanges bis jahrelanges Training. Fang- und Stoppmoves, z. T. mit bewusster Kettenverwicklung und einhändiger Performance beider Pois in entgegengesetzte Richtungen, ist für professionelle Poi-Spieler, zumeist im Rahmen von Artistengruppen oder als Trainer, möglich.
Weave
Der einfache Weave (2-Beat- oder 3-Beat-Weave (Bild 6)) gehört zu den leicht erlernbaren Figuren. Hierbei werden die Poi zuerst um 180° versetzt rechts und links neben dem Körper geschwungen. Dann wechselt ein Poi auf die Seite des anderen und vollzieht dabei eine halbe Drehung (1. Beat). Gleichzeitig schwingt der zweite auch eine halbe Drehung weiter und wechselt dann mit dem ersten zusammen ebenfalls die Seite (2. Beat). Der erste vollendet dann seine Drehung und wechselt alleine zurück (3. Beat). Nun beginnt dasselbe von vorn und wird abwechselnd auf beiden Seiten vollführt.
Beim Weave sieht es von der Seite aus, als würden beide Poi eine Linie bilden, die um ihren Mittelpunkt rotiert. Es gibt viele Varianten, wobei die häufigsten der 3-, 5-, 7-Beat-Weave vor dem Körper und hinter dem Rücken, vorwärts und rückwärts sind. Ein Beat zählt jeweils mit einer halben Drehung auf der gleichen Seite. Die menschliche Anatomie erlaubt bis zu maximal 11 Beats vor dem Seitenwechsel [3].
Turn
Turns sind Richtungswechsel der Poi. Es wird zwischen scheinbaren und echten Turns unterschieden. Bei den scheinbaren vollführt der Körper eine Drehung, was den Anschein erweckt, als würden die Poi in die andere Richtung schwingen, obwohl sie dies nicht tun. Bei den echten Turns werden entweder durch gezieltes Ziehen und Schleudern die Poi aus ihrer Laufebene gerissen oder ihnen wird durch einfaches Ausstrecken der Arme soviel Drehimpuls entzogen, dass sie keine ganze Umdrehung mehr schaffen und zurück laufen.
Butterfly
Die Schwierigkeit des Butterfly ist etwas höher als beim Weave, aber in der Grundform vor dem Körper immer noch Anfängerlevel. Beim Butterfly werden die Poi entgegengesetzt in einer Ebene vor oder hinter dem Spieler geführt (Bild 4). Dabei sind die Hände dicht beieinander, so dass das entstehende Muster mit dem Flügelschlag eines Schmetterlings zu vergleichen ist (daher der Name). Für Anfänger scheint es oft ein Problem, da die Poi häufig zusammenstoßen, aber nach einiger Zeit ist dies dann die Ausnahme. Beim großen Butterfly gehen die Arme weit auseinander (es wird mit ausgestreckten Armen gespielt) und die Poi wirken quasi als Verlängerung der Arme. Der Butterfly kann mit am vielseitigsten variiert werden. Fortgeschrittene Figuren, die auf dem Butterfly basieren, verlaufen abwechselnd vor und hinter dem Körper oder versetzt zueinander.
Die meistgespielten Varianten fortgeschrittener Spieler (in Kombination gespielt):
- Butterfly über Kopf, der normale Butterfly wird über den Kopf geführt und dort weitergespielt
- alternativer Butterfly, die Poi werden abwechselnd über den Kopf und/oder hinter den Rücken geführt
- Butter-Weave, der Butterfly wird neben dem Körper geführt und wie beim Weave werden abwechselnd die Seiten getauscht
- Thread-the-Needle, die Hände gehen abwechselnd nach vorn/hinten
- 90° Butterfly, die Hände werden so bewegt, dass das Muster um 90° versetzt ist
Alle eben genannten Moves lassen sich auch rückwärts oder teilweise versetzt und mit einem Schlag mehr auf jeder Seite spielen.
Windmill
Die Windmill als Grundfigur lässt sich vom Schwierigkeitsgrad mit dem Butterfly vergleichen. Hierbei werden die Poi in gleicher Richtung vor dem Körper geschwungen. Nun wechselt ein Poi hinter den Kopf oder Rücken. Die geschieht nun abwechselnd.
Die häufigsten Varianten sind:
- 3-Beat Windmill, 3-Beat Weave als Windmill
- Große Windmill, die Arme gehen weit auseinander und die Poi wirken als Verlängerung
- Weave-to-Mill, beim Weave wird eine 90° Drehung vollzogen und im Windmill weiter gemacht
- Cork Screw, Windmill in Horizontaler Ebene
Auch diese Moves lassen sich rückwärts spielen.
Flower
Flower-Figuren sind, obwohl sie keine Überlagerung der Flugbahnen bilden, nicht einfach zu spielen. Die Arme werden langsam vertikal kreisend mit oder gegen die Spielrichtung bewegt, während die Poi in die gleiche Richtung oder entgegengesetzt weiterschwingen. Die doppelte Kreisführung ergibt insbesondere mit Leuchtmitteln eine schöne Figur. Flowers werden häufig als Zwischenbewegungen gespielt und erfordern eine hohe feinmotorische Kontrolle, da die Kreise ständig an anderer Stelle neu stabilisiert werden müssen und insbesondere im sog. Antispin-Modus, die doppelte Gegenläufigkeit von Arm- und Poi-Drehrichtung eine hohe Konzentration erfordert.
Wrap
Wraps sind ebenfalls eine Art, die Laufrichtung der Poi zu ändern. Dabei führt der Spieler einen oder beide Poi so an den Arm oder ein Bein, dass sie sich kurz umwickeln und mit genug Schwung in die andere Spielrichtung zurückdrehen.
Bei sogenannten Airwraps bildet ein Schnittpunkt der Schnüre den Rotationsmittelpunkt der Kreisbahnen. Dabei verkleinert sich zwar der Radius der Kreise, die Laufrichtung ändert sich dabei aber nicht.
Mit Feuerpoi besteht bei diesen Arten von Tricks grundsätzlich die Gefahr, schwere Verbrennungen bei unglücklichen Verhakungen durch das Umwickeln der Extremitäten zu verursachen.
Sonstige
- Buzzsaws sind Bewegungen, bei denen die Poi zwischen den ausgestreckten Armen parallel zueinander gedreht werden.
- Hyperloops sind bestimmte Airwraps, bei denen sich die Schnüre oder Ketten der Poi bei gleicher Laufrichtung ineinander verdrehen und anschließend wieder auflösen.
- Ein-Hand Butterfly: der Butterfly wird in einer Hand gespielt und gehalten (eher selten).
- Isolations Durch Vorwegnahme der Drehbewegung wird der Drehpunkt zum Gewicht hin verschoben, z. B. bei der Buzzsaw Isolation. Dabei bewegen sich idealerweise die Hände auf den gleichen Bahn wie der jeweilige Poi.
- Inversions Wie Isolations, jedoch durchdringen die Arme jeweils die Kreisebenen des anderen Poi.
- Werfen/Fangen: Dabei werden die Poi einzeln oder zusammen geworfen und wieder gefangen. Richtungswechsel sind möglich.
- Hybrids bezeichnet eine Mischform von Tricks, z. B. ein Poi isoliert und der andere verlängert außen die Linie.
- Stalls: Hierbei bleibt ein Poi kurz auf der Stelle stehen und wird meistens in die entgegengesetzte Richtung weiter gedreht.
Kognitionsentwicklung
Schon länger bekannt ist, dass eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit unmittelbar mit Intelligenz zusammenhängt. Bereits eine Studie der Forscher Reed und Jensen 1993 zeigte, dass die Intelligenz eine positive Korrelation mit der Reaktionszeit aufweist, d. h. Probanden mit guter Reaktionsfähigkeit hatten hohe Intelligenz. [4]
Jonglage, und damit auch das Spinning, aktiviert durch das abwechselnde Arbeiten mit linker und rechter Hand und das Überkreuzen der Gesichtsmitte beide Gehirnhälften. Es werden neue Verknüpfungen gebildet, neue „Nervenstraßen“ gebaut, die bei regelmäßiger Beschäftigung mit Poi-Spielen ausgebaut werden können. Diese neuangelegten Nervenbahnen können hilfreich sein beim Erlernen anderer Inhalte oder Fertigkeiten, wie dem Spielen eines Instruments, lesen und schreiben oder im Beruf. Das Kindesalter ist die wichtigste Prägephase des Gehirns. Bittmann (2002) belegt jedoch erstmals, dass die Entwicklung des Gehirns durch körperliche Aktivität zeitlebens beeinflusst wird und damit auch dessen Funktionsweise. Und obwohl die neuronale Plastizität in der Kindheit am höchsten ausgeprägt ist, sind auch zirkuspädagogische Wirkungsweisen auf die motorische und kognitive Entwicklung belegt.[5] Poi spielen fördert neben der Reaktionsfähigkeit darüber hinaus die Beidhändigkeit und die für eine kognitive Leistungssteigerung so wichtige die Auge-Hand-Koordination. Das gilt allgemein auch für die einfache Form der Jonglage mit Bällen und wurde in einer Studie der Universitäten Regensburg und Jena nachgewiesen.[6]
Doch auch auf einem anderen Feld finden sich interessante Ansätze. In seinem Buch „Zen in der Kunst des Jonglierens“ [7] beschreibt Dave Finnigan, ein weltweit bekannter Jongleur, seine Erfahrungen während eines mehrmonatigen Jongliercamps in einem ehemaligen taiwanesischen Kloster. Ziel des Jonglierens ist es, ein Muster aufrecht zu erhalten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei im Loslassen: Statt mit den Augen den Bällen zu folgen schauen gute Jongleure dorthin, wo die Bälle beim Flug ihren höchsten Punkt erreichen oder, wie im Falle des Poi-Spiels, versuchen die durch die Fliehkraft merkliche Position des Poi zu in der Führhand zu erspüren. Mit der Zeit lernt der Spieler, die Bälle mit dieser Information blind zu führen und vertraut auf die Gesetze der Physik, die genau vorschreiben, welchen weiteren Weg der Ball nehmen wird.
Jonglieren kann so zu einer speziellen Form von Meditation werden: Man konzentriert seine gesamte Aufmerksamkeit auf ein mehr oder weniger einfaches, dafür aber vollkommen periodisches und meist sehr symmetrisches Muster, das man völlig kontrollieren kann. Zum Vorausplanen oder Zurückschauen bleibt keine Gelegenheit, wenn man an der Grenze seiner Fähigkeiten jongliert, muss man sich voll auf das Muster und dessen aktuellen Zustand konzentrieren. So ist es möglich, sich eine Zeit lang gedanklich völlig aus dem Alltag zu bewegen und innere Ruhe zu entwickeln.
Gefahren
Übungspoi stellen kein ernsthaftes Verletzungsrisiko dar. Da Feuerpoi oder Medusenpoi (Medusenpoi sind mit einem Körper aus Gummi versehen und eignen sich für Vorübungen zum Feuerspiel genauso wie bei starkem Wind im Freien) mit Ketten befestigt sind, bergen diese zwar ein minimales Risiko von Kratzwunden, dies allerdings nur, wenn es sich nicht um Kugelketten, sondern um gelötete Gliederketten handelt, die durch ungeübte Führung in Körperkontakt kommen und bei leichter Bekleidung zu oberflächlichen Kratzern führen können. Zudem ist auch bei vielen Spielgeräten das Gewicht am Ende aus harten Materialien gefertigt (insb. LED-Poi), was bei sehr hoher Spielgeschwindigkeit ein gewisses Risiko für Prellungen bei Körpertreffern darstellt. Anfänger erleiden grundsätzlich Körpertreffer, die je nach Spieltempo mehr oder weniger schmerzhaft sein können. Besonders schmerzhaft kann dabei die sog. „Butterfly-Figur“ für Männer werden, da die Gewichte ca. den Abstand von Drehpunkt zu Genital, bzw. rückwärts den Abstand Drehpunkt zu Gesicht haben. Daher wird Anfängern von erfahrenen Poi-Spielern geraten, mit weichen, leichten Poi zu beginnen und die Drehgeschwindigkeit niedrig zu halten. Dies habe auch ein schöneres Bild durch ein besseres Spielgefühl zur Folge.
Feuerpoi gehören hingegen zu den gefährlicheren artistischen Sportarten. Es besteht insbesondere bei Feuerpoi, die von Anfängern gespielt werden, eine zum Teil hohe Verletzungsgefahr für Spieler und Publikum. Allerdings sei das Feuerspiel nach Aussage langjähriger Poi-Spieler bei Beachtung der Sicherheitsbestimmungen nicht ganz so gefährlich, wie es den Anschein hat, da die Verweilzeit bei einem Körperkontakt nicht lang genug sei, um Verbrennungen zu verursachen. Es könne allerdings vorkommen, dass sich brennende Poi unglücklich über den Extremitäten verwickeln, den Spieler ins Gesicht treffen oder herabfallen und das austretende brennende Fluid die Haare in Brand steckt. Daher sollte nur mit tropfnassen Haaren oder Kopfbedeckung Feuerpoi gespielt werden. Auch zu viel Brennstoff, der durch die Fliehkräfte ausgeschleudert wird, kann zu ernsten Verbrennungen bei Spieler und Publikum führen. Aus diesem Grund werden die Performance-Geräte vor dem Spiel von verantwortungsbewussten Spielern mit einem Überzug, der sog. „Shake-off-can“ ausgeschleudert, um überschüssiges Lampenöl vor dem Anzünden zu entfernen. Dadurch vermeidet man zusätzlich einen rutschigen Boden und Umweltschädigungen an Boden.
Grundsätzlich empfiehlt sich beim Spiel mit Feuer-Poi eine Grundausstattung von Löscheimer, einer tropfnassen Löschdecke sowie eines überprüften Kohlendioxidlöschers oder Schaumlöschers, außerdem Brandsalbe und Verbandmaterial. Von ABC-Pulver-Löschmitteln ist bei Personenbrand aus Gründen der Verkrustung des Löschmittels auf der Haut dringend abzuraten. Spieler, die mit Feuer-Poi auftreten möchten, sollten sich daher unbedingt um entsprechende Vorsorge und einen Helfer bemühen, der das Publikum auf Distanz hält und bei einem Zwischenfall sachkundig und routiniert eingreift bzw. zuruft, z. B. wenn kleine Brandherde an der Kleidung evtl. vom Spieler selbst nicht rechtzeitig erkannt und ausgeschlagen werden. Aus diesen und weiteren rechtlichen und gesundheitlichen Gründen ist das Feuerspiel nur für geübte Spieler mit langer Erfahrung (über 200 h) und sicherer Führung zu empfehlen, selbst wenn die einfachen Figuren scheinbar bereits beherrscht werden.
Die getragene Kleidung sollte unbedingt frei von Kunststoffen sein, weil diese leichter entflammbar sind als Baumwolle oder Leinen.
Eine Sachkundeprüfung für Feuerkünstler zum Umgang mit Brandmitteln und den speziellen Eigenarten der Spielgeräte ist derzeit in Europa nicht möglich.
Namen
Als Gattungsbegriff für die Übungs-Poi mit Drachenschwanz haben sich z. T. der von der Firma „Active People“ verwendete Produktname Kiwido oder der von der Firma "poi-store.de" verwendete Name Meteorpoi etabliert. Ein weiterer Name für Poi ist der vor allem im spanischen Sprachraum gebräuchliche Begriff Carioca. Sehr vereinzelt wird vor allem für das Spiel mit Kindern oder älteren Menschen im deutschsprachigen Raum auch mit eingedeutschten Begriffen für die Figuren gearbeitet. So z. B. durch Klaus Scheuermann, dessen Bücher durchgängig von ihm geprägte Eigennamen verwenden. [8]
Fußnoten
- ↑ Poi Spinning: A Jam-packed Guide (Broschiert) von Michal Kahn, Lucy J. Batchelor ISBN 1-898-59119-9
- ↑ Info aus http://www.poiforum.de/ von thaitom6@hotmail.com und von http://www.firetom.com
- ↑ Gerald Richter auf http://www.feuershow.de/ unter "Tutorials/Poi/selbe Richtung/7b Weave
- ↑ Reed TE, Jensen AR: Choice reaction time and visual pathway nerve conduction velocity both correlate with intelligence but appear not to correlate with each other: Implications for information processing. Intelligence. 17 (1993) 191–203
- ↑ Bittmann F: Zirkuspädagogik und die Entwicklung des Kindes. Zirkuspädagogische Ansätze haben eine große Bedeutung für die motorische und kognitive Entwicklung. Corax. 5 (2002) 4–7
- ↑ Draganski B, Gaser C, Busch V, Schuierer G, Bogdahn U, May A: Neuroplasticity: changes in grey matter induced by training. Nature. 427 (2004) 311–2
- ↑ Dave Finnigan: Zen in der Kunst des Jonglierens. O. W. Barth Bei Scherz, Bern 1993, ISBN 3-502-64201-X
- ↑ Schwingen nach Noten von Klaus Scheuermann ISBN 3-926-29212-1
Weblinks
- Literatur über Poi in Bibliothekskatalogen: DNB, GBV
- Poi-Jonglage als Kognitionsentwicklung
- Poi-Spieler (deutsch) als Hauptthema
- online Flash Poi-Kurs
- Lernvideos für Anfänger
- Poi in Schulen, Therapie und Pädagogik
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