- Feuerwerksmusik
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Die Music for the Royal Fireworks (HWV 351) ist ein 1748 von Georg Friedrich Händel komponiertes Werk. Das Werk wurde am 27. April 1749 bei einem Feuerwerk uraufgeführt. Es ist eine Gelegenheitsmusik von gigantischem Ausmaß.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Wie auch die Wassermusik ist die Feuerwerksmusik durch Zufälle in der Politik entstanden. Der britische König Georg II. wollte wegen des im Oktober 1748 geschlossenen Aachener Friedens zur Beendigung des Österreichischen Erbfolgekriegs eine riesige Feier mit großem Feuerwerk und Musik. König Georg beauftragte Händel damit, eine "Feuer-Musik" für den festlichen Anlass zu schreiben. Das gab dem Stück den englischen Originaltitel Music for the Royal Fireworks.
Die Feier sollte im Londoner Green Park stattfinden, daher ging Händel von einem großen Freiluft-Orchester mit einer typischen Bläser-Streicher-Besetzung aus. König Georg jedoch wollte ein Orchester ausschließlich mit Bläsern und Pauken. Händel aber wollte auch Streicher dazu haben.
Aus den Briefen des Grafen von Montague vom April 1749 geht hervor [1], dass sich Händel erst ganz spät dem Willen des Königs gebeugt hatte.
Generalprobe & Aufführung
Die öffentliche Generalprobe fand am 21. April 1749 in Vauxhall Gardens statt. Das Orchester umfasste 57 Musiker, bestehend aus 24 Oboen, 12 Fagotte, 9 Hörner, 9 Trompeten und 3 Paar Kesselpauken. Die Probe fand vor 12000 Zuschauern statt, die sogar die London Bridge verstopften.[2]
Die große Friedensfeier und damit die Uraufführung der Feuerwerksmusik fand am 27. April 1749 statt. Es waren 101 Salutschüsse als Startsignal für das Feuerwerk und die damit gleichzeitig einsetzende Musik geplant. Die Salutschüsse kamen jedoch nicht wie geplant und so begann die Ouvertüre schon vor dem Feuerwerk. Es ist auch nicht klar, ob die übrigen Sätze wie geplant als Begleitmusik zum Feuerwerk gespielt wurden oder separat, denn das Feuerwerk war aufgrund der Witterung ein kläglicher Misserfolg. Der einzige Grund, dass die Feier nicht zu einem Fiasko wurde, war Händels Musik.
Ein Chronist berichtet, dass das Orchester sogar 112 Musiker umfasste. 40 Trompeten, 20 französische Hörner, 16 Oboen, 16 Fagotte, 8 Paar Kesselpauken und 12 Trommeln. Wobei andere Quellen von 100 Musikern berichten.
Am 27. Mai, genau einen Monat später, führte Händel die Feuerwerksmusik noch einmal im Foundling Hospital auf, diesmal in der von ihm gewollten Fassung. Das Klangbild erschien ihm jedoch nicht harmonisch genug, daher wurde in einer letzten Fassung der Bläserapparat noch einmal reduziert. Das ist die Version, die heute normalerweise gespielt wird. Sie umfasst 12 1.Oboen, 8 2.Oboen, 4 3.Oboen, 3 1.Horn, 3 2.Horn, 3 3.Horn, 3 1.Trompete, 3 2.Trompete, 3 3.Trompete, 8 1.Fagott, 4 2.Fagott, 1 Contrafagott, 1 Paar Kesselpauken und ein voller Streicherapparat.
Einzelne Stücke der Feuerwerksmusik
Ouverture
Die Ouverture ist der Kern der gesamten Komposition und in einer dreiteiligen Da capo-Form gehalten. Sie ist in D-Dur geschrieben und besteht aus 2 unterschiedlichen Themen, die aus 2 ursprünglich vorher komponierten Ouvertüren (F-Dur und D-Dur) stammen. Der erste Teil ist ein Adagio, in einem 4/4-Takt geschrieben und erinnert an eine feierliche Prozession. Der zweite Teil ist in einem lebhaften Allegro (Musik), das von einem 3/4-Takt unterstützt wird. Die beiden ersten Teile sind durch eine mehrtaktige Kadenz (Instrumentalkonzert) getrennt. Die im Allegro "jubilierenden Fanfaren und energisch punktierten Rhythmen"[3] beschließen den Mittelteil, die Überleitung zum dritten Teil ist ein in der parallelen Molltonleiter gehaltenes Lentement. Danach kommt wieder der Anfang des Allegros, der auch gleichzeitig dann wieder der 3. Teil des Da-capos ist.
Bourrée
Die Bourrée ist eine kleinbesetzte (trioartige) Komposition, die vor allem beim Tanzen gespielt wurde. Man kann allerdings nicht mehr sagen, ob sie zum Tanzen oder zum Feuerwerk gespielt wurde. Sie steht in D-Moll.
La Paix
La Paix (Der Frieden) soll als Largo alla Siciliana gespielt werden. Der 12/8-Takt ist der Lieblingstakt von Händels Jugendfreund, dem Neapolitaner Alessandro Scarlatti. Allerdings ist die Melodik nicht durch Neapolitaner gekennzeichnet. Die Tonart D-Dur verweist wieder auf die Ouvertüre.
La Réjouissance
La Réjouissance (hier: scherzhafter Suitensatz) ist als Kontrastprogramm zu den anderen Teilen der Komposition gedacht. Es ist als fröhliche (D-Dur) Militärmusik gedacht. Durchzogen wird das Stück vor allem von herausstechenden Trompetensignalen und Reitermarschmelodien. Es war der Lieblingsteil von König Georg.
Menuett I & Menuett II
Menuett I wird bewusst sparsam gehalten und ist deshalb auch in D-Moll gehalten. Menuett II ist dagegen in D-Dur und deswegen auch deutlich majestätischer. Es wird 3 mal gespielt. Während im ersten Durchlauf Trompeten, Streicher und Pauken spielen, sind es im 2. nur Hörner, Oboen und Fagotte. Dadurch klingt dieser Teil auch sensibler als der erste. Beim abschließenden 3. Durchlauf spielen alle zusammen.
Aufnahmen
Es gibt zahlreiche Tonträgeraufnahmen der Feuerwerksmusik. Bemerkenswert sind zwei Aufnahmen, in denen die besondere Klangwirkung der reinen Bläserbesetzung rekonstruiert wird. Charles Mackerras und das Pro Arte Orchestra London (Pye Records 200 887-315) verwenden moderne Instrumente, Trevor Pinnock und The English Concert (Deutsche Grammophon CD 453 4512) spielen auf "authentischen" Instrumenten.
Das Problem für eine originalgetreue Aufnahme ist allerdings der riesige Orchesterapparat, der dafür erforderlich ist. Aus diesem Grund gibt es auch vergleichsweise wenig Aufnahmen dieses Stückes in Originalbesetzung.Quellen
- ↑ Bärenreiter Taschenpartituren, Feuerwerksmusik, S.3, Z.30-34
- ↑ Gentelmans Magazine, London, 21 April 1749
- ↑ Bärenreiter Taschenpartituren, Feuerwerksmusik, S.3
Literatur
- Ingeborg Allihn (Hrsg): Barockmusikführer Instrumentalmusik 1550-1770, J.B. Metzler, Stuttgart und Weimar und Bärenreiter, Kassel, 2001
- Hans Ferdinand Redlich (Hrsg): Taschenpartituren Feuerwerksmusik, Bärenreiter, Kassel, 1976
- Hans Renner: Reclams Konzertführer, Reclam-Verlag GmbH, Stuttgart, 1959
- Wulf Konold/Eva Reisinger(Hrsg): Konzertführer Barock, Orchestermusik von A-Z, Serie Musik Atlantis, Schott GmbH & Co. KG, Mainz, 2006
- Gerhard von Westerman: Knaurs Konzertführer, Droemersche Verlagsanstalt, München, 1951
Weblinks
Kategorien:- Orchesterwerk
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