- Filbig
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Josef Filbig (* 2. November 1891 in Maßbach, Unterfranken; † 3. Oktober 1963 auf Guernsey) war ein Kommunalpolitiker der NSDAP und Oberbürgermeister der Stadt Amberg.
Leben
Geboren als ältester Sohn von 9 Kindern eines Oberweichenwärters strebte Filbig zunächst eine Laufbahn als Lehrer an. Am Ersten Weltkrieg nahm er zunächst als Infanterist, später als Flieger teil und wurde bei einem Flugzeugabsturz schwer verletzt. 1919 wurde er Mitglied des rechtsextremen Freikorps des Ritters von Epp.
Seit 1920 arbeitete Filbig wieder im Schuldienst und veröffentlichte 1923 seine Arbeit über „Untersuchungen über die Entschließung der Zahlvorstellungen im Kinde“. Zusammen mit Eduard Klug gründete er 1922 eine Ortsgruppe der Wehrbewegung „Reichsflagge“, wechselte aber in die davon abgespaltene „Altreichsflagge“. 1924 ging er zum „Völkischen Block“, auf dessen Liste er für den Landtag und den Reichstag kandidierte. Er war lokal einer der führenden Köpfe der NSDAP, deren Ortsgruppenleiter er 1931 in Amberg wurde. Am 3. August 1933 wurde bei einer Stadtratssitzung, an der nur noch NSDAP-Stadträte teilnahmen, der bisherige Oberbürgermeister Eduard Klug – der bereits im Mai dieses Jahres beurlaubt worden war – endgültig abgesetzt und Filbig einstimmig zum ehrenamtlichen Oberbürgermeister gewählt. In dieser Funktion ließ er im Jahre 1934 die 900-Jahr-Feier der Stadt ausrichten. Im gleichen Jahr ließ er „zur Förderung des Frohsinns“ den Faschingsverein „Narrhalla“ gründen. 1936 wurde Filbig hauptamtlicher Oberbürgermeister, und übte dieses Amt bis 1939 aus. Die offizielle Politik des NS-Regimes setzte er kompromisslos um. Bekannt ist, dass er anlässlich der „Reichskristallnacht“ zu den SA-Männern sprach, die dann später die Inneneinrichtung der Amberger Synagoge zerstörten. Er hatte viele Anhänger, auch noch nach Ende des NS-Regimes.
Bei Kriegsbeginn 1939 wurde Filbig als Offizier der Luftwaffe reaktiviert und war fortan nur noch formal Oberbürgermeister von Amberg. Filbig war während des Krieges u. a. als Flugplatzkommandant von Litzmannstadt (Łódź) eingesetzt, und flog im Fronteinsatz 190 Feindflüge. In Amberg fungierte als sein Vertreter im Amt der rechtskundige 1. Bürgermeister Sebastian Regler, der die Stadt am 23. April 1945 kampflos an die US-Armee übergab. Mit dem Ende des NS-Regimes, als dessen Statthalter Filbig tätig war, wurde Filbig von der amerikanischen Militärregierung aus dem Amt entfernt. Mit dem demokratischen Neubeginn war sein Nachfolger im Amt der Gewerkschaftssekretär Christian Endemann (SPD).
Verbittert darüber, dass er weder für seine Tätigkeiten als Studienrat noch als Oberbürgermeister eine Pension erhielt, kandidierte der parteilose Filbig 1952 für die rechtsgerichtete Deutsche Gemeinschaft (DG) erneut bei der Kommunalwahl und wurde nach einem erbittert geführten Wahlkampf in einer Stichwahl mit 64 % der Stimmen demokratisch zum Oberbürgermeister der Stadt Amberg gewählt. Dieses Amt hatte er bis zum 30. April 1958 inne. Er setzte sich in dieser zweiten Amtszeit vor allem für den Wohnungsbau zur Linderung der großen Wohnungsnot ein.
1963 starb Filbig auf Guernsey bei einem Besuch von Kriegsgräbern.
Literatur
- Dieter Dörner: Juden in Amberg – Juden in Bayern. Bodner, Pressath 2003, ISBN 3-937117-01-6
- Dieter Dörner: Juden in Amberg – Niedergang und Neuanfang. Bodner, Pressath 2006, ISBN 3-937117-41-5
- Norbert Flach: Spurensicherung. Amberg und der Landkreis unter dem Hakenkreuz. 2. Auflage. VAS, Frankfurt 1993, ISBN 3888640520
- Hannelore Fleißer: Amberg in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. In: Karl-Otto Ambronn, Achim Fuchs, Heinrich Wanderwitz (Hrsg.): Amberg 1034–1984. Aus tausend Jahren Stadtgeschichte. Ausstellungskatalog. S. 321–348. Amberg 1984, ISBN 3-924707-00-6
Weblinks
- Filbig-Debatte: Schild reicht nicht (Bericht vom 15. September 2006; Zugriff: 24. Juni 2007)
- Zur Person: Josef Filbig (Bericht vom 2. August 2008; Zugriff: 9. August 2008)
- Kandidatenkür (Bericht vom 2. August 2008; Zugriff: 9. August 2008)
- Nur noch Braunhemden im Saal (Bericht vom 2. August 2008; Zugriff: 9. August 2008)
- Als Josef Filbig 1934 den Frohsinn verordnete (Bericht vom 18. September 2004; Zugriff: 12. November 2005)
- Zuletzt nur Mitläufer Bericht vom 2. August 2008; Zugriff: 9. August 2008)
- „Zum Abschluss gab es Amberger Blut“ – Leserbriefe von Zeitzeugen (Bericht vom 7. September 2006; Zugriff: 24. Juni 2007)
- „Wissen zu wenig über Filbigs Rolle“ – CSU-Historiker zur NS-Vergangenheit des Alt-Oberbürgermeisters (Interview vom 5. September 2006; Zugriff: 24. Juni 2007)
Personendaten NAME Filbig, Josef KURZBESCHREIBUNG nationalsozialistischer Kommunalpolitiker GEBURTSDATUM 2. November 1891 GEBURTSORT Maßbach, Unterfranken STERBEDATUM 3. Oktober 1963 STERBEORT Guernsey
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