Flora Hastings

Flora Hastings
William Skelton: Lady Flora Hastings, Öl auf Leinwand, um 1836

Flora Elizabeth Rawdon-Hastings [1], auch bekannt als Lady Flora Hastings (* 11. Februar 1806 auf Loudoun Castle bei Galston, East Ayrshire; † 5. Juli 1839 im Buckingham Palace, London) war eine britische Adlige und Hofdame (Mistress of the Robes) der Victoria von Sachsen-Coburg-Saalfeld, Duchess of Kent.

Deren ungerechtfertigte Vorverurteilung wegen einer angeblichen unehelichen Schwangerschaft löste 1839 die „Flora-Hastings-Affäre“ aus, die der britischen Königin Victoria in der Öffentlichkeit Ansehen und Sympathien kostete.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Lady Flora Hastings Familie stammt aus der schottisch-englischen Aristokratie. Sie war die älteste Tochter von Francis Rawdon-Hastings, 1. Marquess of Hastings (1754–1826), ein britischer General und Generalgouverneur von Indien, und seiner Ehefrau Lady Flora Mure-Campbell (1780–1840), spätere Countess of Loudoun (Peeress in her own right) [2]. Sie erhielt eine umfassende und vorzügliche Ausbildung, sprach mehrere Fremdsprachen und zeigte sich an Literatur, Musik und Malerei interessiert.

Im Februar 1839 machte Lady Flora Hastings, Hofdame der Prinzessin Victoria, Duchess of Kent and Strathearn, auf Königin Victoria und deren Vertraute, die Baronin Louise Lehzen, den Eindruck, sie erwarte ein Kind. Das Gerede über Lady Flora und John Conroy beruhte darauf, dass beide einige Wochen zuvor mit der Tag- und Nachtkutsche von Schottland nach London gereist waren. Der Leibarzt der Königin, Dr. James Clark, schien den Verdacht zu bestätigen, als er im Februar Lady Flora, die wegen ihrer Schwellungen seit einiger Zeit in Behandlung bei ihm stand, aufforderte, sich unbekleidet untersuchen zu lassen. Das begründete er nicht medizinisch, sondern mit dem Hinweis auf Gerüchte am Hofe – so jedenfalls stellte es Lady Flora später dar. Sie wies das Ansuchen Dr. Clarks zunächst zurück, womit sie sich so unvernünftig verhielt wie der Arzt. Eine andere Hofdame, Lady Portman, ließ durch ihren Mann die Duchess wissen, entweder stimme das Gerücht, dann habe Lady Flora zu gehen, oder es stimme nicht, dann müsse es sofort aus der Welt geschafft werden.

Am 17. Februar kam es zur gewünschten Untersuchung. Sie wurde vorgenommen von Sir James Clark und seinem Namensvetter Sir Charles Clark, den Lady Flora benannt hatte. Beide Ärzte stellten eine Unterleibserweiterung fest. Was deren Ursache immer sein mochte: Lady Flora befand sich im Zustand der Jungfräulichkeit, der wurde ihr testiert. Das hielt Sir James Clark nicht davon ab, dem Premierminister gegenüber das alte Doktorenlatein von den berühmten Ausnahmefällen der Empfängnis einer Virgo intacta aufzutischen, womit nicht etwa nur die Gottesmutter gemeint war. Ende Februar begriff Victoria gleichwohl, was sie Lady Flora und sich selbst nun schuldig war, und sie empfing die Hofdame. Auch mit der Duchess of Kent wurde die Sache besprochen und scheinbar bereinigt. Anfang März mochten die Königin und ihr Premierminister, William Lamb, 2. Viscount Melbourne, der zumindest laut Victorias Tagebuch von Lady Floras Schwangerschaft immer noch überzeugt schien, die Hoffnung hegen, die Affäre, in der beide keine gute Figur gemacht hatten, sei vorüber und begraben.

Doch die Familie Hastings war nicht bereit, zu vergeben und zu vergessen. Von Lady Flora erfuhren einige Mitglieder des Clans die Hintergründe, die Art ihrer Behandlung und die kühle Verhaltensweise der Monarchin während der Laufzeit des Gerüchts. Nachdem Lady Floras Mutter ihren Briefwechsel mit dem Premierminister an die toryfreundliche Presse gegeben hatte, war Lord Melbourne öffentlich mit den Vorgängen im Palast in Verbindung gebracht worden. Nur die Geburt eines Kindes von Lady Flora hätte ihn rehabilitieren können, aber dass damit nicht zu rechnen war, hatte sich nun trotz der Inkompetenz der Ärzte herumgesprochen. Man hat versucht, alle Verantwortung an der unheimlichen Art, wie Lady Flora traktiert wurde, auf die Baronin Lehzen als die Urheberin des Gerüchtes von Conroys Vaterschaft zu schieben. Aber die Leichtfertigkeit, mit der Melbourne darüber dachte, und die Herzlosigkeit, die Victoria selbst noch am Sterbebett der Hofdame zeigte, können schlecht geleugnet werden. Am 5. Juli starb Lady Flora Hastings. Die Obduktion ergab ein langwieriges Leberleiden; was der Hofklatsch für Schwangerschaft gehalten hatte, war eine bösartige Geschwulst.

Literatur

  • Karl Heinz Wocker: Königin Victoria. Die Geschichte eines Zeitalters, Heyne München (1989) ISBN 3-453-55072-2
  • Jürgen Lotz: Victoria. Rowohlt Verlag, Reinbek (2000) ISBN 3-499-50627-0
  • Carolly Erickson: Königin Victoria. Eine Biographie, Piper Verlag München (2001) ISBN 3-492-23286-8
  • Paul David Nelson: Francis Rawdon-Hastings, Marquess of Hastings: soldier, peer of the realm, Governor-General of India. – Madison, NJ: Fairleigh Dickinson University Press (2005) ISBN 0-8386-4071-0

Weblinks

Anmerkungen

  1. ThePeerage.com – Flora Elizabeth Rawdon-Hastings
  2. ThePeerage.com – Flora Campbell

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