- Florence Owens Thompson
-
Florence Owens Thompson, (* 1. September 1903 im Indianer-Territorium, Oklahoma, Vereinigte Staaten; † 16. September 1983 in Scotts Valley, Santa Cruz County, Kalifornien), geboren als Florence Leona Christie, wurde weltweit bekannt durch die Fotografie Migrant Mother, die die Fotografin Dorothea Lange von ihr anfertigte und am 10. März 1936 in den San Francisco News unter dem Titel „Ragged, Hungry, Broke, Harvest Workers Live in Squalor“ [1][2] zum Thema der Great Depression (Große Depression) in den Staaten veröffentlichte.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Florence Leona Christie war Tochter einer indianischen Familie vom Stamm der Cherokee. Ihr Vater Jackson Christie saß eine Zeit lang im Gefängnis und verließ ihre Mutter Mary Jane, noch bevor Florence geboren wurde. Ihre Mutter heiratete 1905 Charles Akman vom Stamm der Choctaw. Die Familie lebte von der Landwirtschaft außerhalb von Tahlequah, im Indianer-Territorium der Cherokee Nation, wo heute noch die Mehrheit der Cherokee-Indianer leben. Florence wuchs in dem Glauben auf, dass Charles Akman ihr wirklicher Vater war.[3]
Mit 17 Jahren heiratete sie am 14. Februar 1921, dem Valentinstag, Cleo Leroy Owens, einen 23-jährigen Bauern aus dem Stone County (Mississippi). Um 1925/26 gingen sie mit einem Teil von Cleos Familie und drei Kindern nach Porterville in Kalifornien. Sie fanden Arbeit in verschiedenen Sägewerken der Gegend.
Nach dem Börsenkrach an der Wall Street am 24. Oktober 1929 brach die Wirtschaft zusammen. Infolgedessen wurde 1931 auch Cleo Owens arbeitslos. Auf der Suche nach Arbeit zog die Familie weiter nach Oroville in den Norden Kaliforniens, wo Cleo Owens 1933 mit nur 32 Jahren überraschend an Fieber starb. Nun mit fünf Kindern, wieder schwanger und auf sich alleine gestellt, ging Florence Owens zurück zu ihren Eltern nach Oklahoma. Nach der Geburt ihres dritten Sohnes zog sie mit ihren Kindern, ihren Eltern und weiteren Familienmitgliedern wieder nach Kalifornien, diesmal nach Merced Falls. Auf der ständigen Suche nach Arbeit in der Landwirtschaft zog die Familie über einige Jahre durch Kalifornien, lebte in Lagern und äußerst dürftigen Unterkünften. Das Geld reichte oftmals nicht aus, um die Familie zu ernähren.
1935 traf Florence Owens auf Jim Hill, einen Metzger aus Los Angeles, mit dem sie eine Weile zusammen lebte, was die Anzahl ihrer Kinder auf zehn erhöhte. Sie erinnerte sich später, dass sie zeitweise in Ermangelung einer Unterkunft unter Brücken schlafen mussten. Hill verließ sie, und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges heiratete sie Georg Thompson, den Verwaltungsleiter eines Krankenhauses. Mit ihm kam die Familie schließlich zu einem gesicherten und normalen Leben.
1983 wurde bei Florence Owens Thompson Krebs diagnostiziert. Während der Krebsbehandlung erlitt sie einen Schlaganfall, von dem sie sich nicht mehr erholte. Als sie im Alter von 80 Jahren starb, hinterließ sie 10 Kinder, 39 Enkelkinder und 74 Großenkelkinder.
Migrant Mother
Das wohl bekannteste Foto, das mit der großen Depression in den Vereinigten Staaten in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre in Verbindung gebracht worden ist und wird, ist „Migrant Mother“, am 9. März 1936 von Dorothea Lange als Dokumentarfoto erstellt. Es zeigt die 32-jährige Florence Owens mit ihren drei Kindern, Katherine (4), Ruby (5) und Norma (1), in einer zeltähnlichen Behausung sitzend. Es ist das letzte Foto einer Serie von insgesamt sechs Fotos, das im Unterschied zu den anderen von Dorothea Lange gestellt wurde, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Der Blick von Florence Owens, die Hand zum Gesicht geführt und die wegschauenden, an die Mutter gelehnten Kinder, wohlkomponiert von einer Fotografin, die als Portraitfotografin ihr Geld verdient hatte.[4]
Einen Tag später, am 10. März 1936, erschien das Foto zusammen mit dem Artikel „Zerlumpt, hungrig, pleite. Erntehelfer leben im Elend“ (dt. Übers.) in den San Francisco News. Die Medien des gesamten Landes übernahmen die Geschichte mit dem Foto. In Windeseile war das Bild von Florence Owens in den gesamten Vereinigten Staaten bekannt, dasselbe galt für die Geschichte über die unerträgliche Lebenssituation von tausenden Landarbeitern. Die Regierung schickte ein paar Tage später eine erste Hilfe in Form von Lebensmitteln, die Florence Owens jedoch nicht mehr erreichte. Sie war auf Suche nach Arbeit und Nahrungsmittel bereits weitergezogen.
Für eine Ausstellung im Jahre 1941 wurde auf dem Negativ des Fotos in der unteren rechten Ecke der linke Daumen von Thompson wegretuschiert. Die Umrisse des Daumens sind noch schemenhaft zu erkennen. Im Oktober 2005 wurde eine alte Fassung des Fotos zusammen mit anderen unretuschierten Werken Langes auf einer Auktion für 296.000 Dollar versteigert.
Dorothea Lange wurde mit dem Foto von der „Migrant Mother“ weltberühmt. Das Foto wurde in Ausstellungen gezeigt, in Galerien gehängt, in Printmedien sozialkritischen Artikeln zugefügt und zum Kunstobjekt erklärt. 1998 brachte die Versteigerung eines zeitgenössischen Abzugs fast eine Viertelmillion US-Dollar ein. Heute hängt der 35 mal 27 Zentimeter große Print im J. Paul Getty Museum in Malibu (Kalifornien).
Dorothea Lange wusste bis zu ihrem Tod 1965 nicht, wen sie eigentlich fotografiert hatte. Die Person selbst, mit ihrer eigenen Geschichte, war für sie offenbar uninteressant. Es interessierte sie nur, dem Elend der damaligen Zeit ein emotionales Gesicht zu geben. Dass sie dabei ein ästhetisches Kunstwerk erstellte, war ihr wohl nicht bewusst. Gleichwohl hat das Foto ihr zu Anerkennung, Ruhm und zu finanziellem Vorteil verholfen, worüber sich Florence Owens Thompson später beklagte. Erst zum Ende der 1970er Jahre ging sie über die lokale Tageszeitung Modesto Bee an die Öffentlichkeit und erzählte ihre Story. Seit dieser Zeit hatte das Foto einen zweiten Namen: Florence Owens Thompson.
Entstehungsgeschichte
Die Entstehungsgeschichte des berühmtesten Fotos von Dorothea Lange, „Migrant Mother“, wird unterschiedlich erzählt.
Dorothea Lange 1960:
„Ich sah und näherte mich einer hungrigen und hoffnungslosen Mutter, wie angezogen durch einen Magneten. Ich erinnere mich nicht mehr, wie ich ihr meine Anwesenheit oder meine Kamera erklärte, aber ich erinnere mich, dass sie mir keine Fragen stellte. Ich machte fünf Belichtungen, näher und näher aus der gleichen Richtung. Ich fragte sie nicht nach ihrem Namen oder nach ihrer Geschichte. Sie erklärte mir, dass ihr Alter 32 Jahre war. Sie sagte, dass sie von gefrorenem Gemüse von den umliegenden Feldern gelebt hätten und von Vögeln, die die Kinder getötet hatten. Sie hatte gerade die Reifen ihres Autos verkauft, um Nahrung zu kaufen. Sie saß dort, angelehnt an das Zelt, mit ihren kauernden Kindern um sie herum, und sie schien zu wissen, dass meine Fotos ihr helfen könnten und so half sie mir. Da war eine Art der Gleichheit in der Sache.“Florence Owens Thomsons Enkel Roger Spraque:
„Dann fuhr ein glänzendes neues Auto (es war erst zwei Jahre alt) in den Eingang, stoppte etwa zwanzig Yard vor Florence und eine gut gekleidete Frau kam heraus mit einer großen Kamera. Sie begann Florence zu fotografieren. Mit jedem Bild trat die Frau näher. Florence dachte zu sich selbst: ‚Schenke ihr keine Aufmerksamkeit. Die Frau findet mich malerisch, und will ein Bild von mir machen.‘ Die Frau machte das letzte Bild keine vier Fuß entfernt und sagte dann zu Florence: ‚Hallo, ich bin Dorothea Lange, ich arbeite für die Farm Security Administration, und dokumentiere die Notlage der Wanderarbeiter. Die Fotos werden nie veröffentlicht, das verspreche ich.‘ Florence sagte, ‚Okay, wenn Sie denken, dass es hilft‘. Die Frau drehte sich um, ging weg, stieg in ihr Auto ein und war weg.“Quellen
alle Quellen in englischer Sprache
- www.migrantgrandson.com (Link nicht mehr abrufbar)
- Depression Mother, Famous Pictures Magazine
- Die Geschichte von Florence Owens Thomson, erzählt von Geoffrey Dunn in Photographic license, 2002
- All Things Are Not As They Appear, Published in the Press Dispatch-Petersburg, Indiana September 20 & 26th, 2006 (Link nicht mehr abrufbar)
- Artist Hero: Dorothea Lange by Susannah Abbey
- Quellensammlung zu Dorothea Lange von www.answers.com
- Robert Hariman & John Louis Lucaites, No Caption Needed: Iconic Photographs, Public Culture, and Liberal Democracy, University of Chicago Press, 2007. ISBN 0-226-31606-8
- Neff, Cynthia (20. Oktober 2005): Face of hard times has a big payday. Dorothea Lange's famous 'Migrant Mother' Depression photograph, taken in Nipomo, and others collect almost $300,000 at auction
Referenzen
- ↑ Dorothea Lange’s „Migrant Mother“ Photographs in the Farm Security Administration Collection: An Overview (engl.)
- ↑ Migrant Mother and Academic Freedom (engl.)
- ↑ One of the most famous photos in American history – Dorothea Lange's "Migrant Mother" by Geoffrey Dunn (Link nicht mehr abrufbar) Abs. 20 (engl.)
- ↑ Artfact, Lot 246 : Dorothea Lange (1895-1965) (engl.)
Weblinks
- The pictures at the LOC, Original von „Migrant Mother“ ohne Retusche
- Artikel zum Foto und Reinterpretation eines Bildes (englisch)
- Interview mit Florence Thompson QuickTime Audio Datei - Webseite mit Transkription und Biographie
Kategorien:- US-Amerikaner
- Geboren 1903
- Gestorben 1983
- Frau
Wikimedia Foundation.