- Sägewerk
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Sägewerke (regional auch Sägemühle, Sagi (CH), Schneidemühle oder Brettsäge genannt) sind Wirtschaftsbetriebe, die der Aufarbeitung des von der Forstwirtschaft angelieferten Rundholzes zu Brettern, Kanthölzern und Balken dienen.
Inhaltsverzeichnis
Produkte und Prozesseinheiten
Die Produkte werden auch Schnittholz (Schnittware) genannt. Der Einschnitt erfolgt überwiegend an Gattersägen, aber auch an Band- und Kreissägen. Heutzutage werden auch vermehrt Profilzerspaner eingesetzt.
Geschichtlich sind Sägewerke etwa ab dem 4. Jahrhundert überliefert. Angetrieben wurden sie früher meist durch ein Wasserrad, später durch Dampfmaschinen oder Dieselmotoren und heute üblicherweise mit Elektromotoren.
Ein Sägewerk besteht im Wesentlichen aus folgenden Prozesseinheiten:
- Rundholzplatz – Anlieferung und Lagerung des Rundholzes
- Rundholzsortieranlage – Entrindung, elektronische Vermessung und Sortierung des Rundholzes
- Einschnittlinie – Das Herz des Sägewerks. Hier wird das Rundholz zu Schnittholz verarbeitet. Als Hauptmaschinen wurden und werden traditionell Gattersäge und Bandsägen verwendet. Moderne Anlagen nutzen leistungsfähige Zerspaner-Kreissägen-Kombinationen, Profilspaner oder Gatter-Kreissägen-Kombinationen.
- Schnittholzsortierung – Kanthölzer, Bohlen, Bretter und anderes mehr werden hier elektronisch vermessen und nach Abmessung und Qualität sortiert.
- Paketier- beziehungsweise Stapelanlage – Das Schnittholz wird hier für die Lagerung oder Trocknung zu so genannten Luftstapeln oder zu fertigen Versandpaketen zusammengetragen.
- Trockenanlage – In Trockenkammern wird das Schnittholz auf die für die Weiterverarbeitung und -verwendung geforderte Holzfeuchtigkeit gebracht.
- Das Hauptprodukt ist Schnittholz, das zu Brettschichtholz, Konstruktionsvollholz (KVH), Massivholzplatten, Hobelware, Profilholz weiterverarbeitet oder sägerauh zu diversen Bauzwecken (Dachkonstruktionen, Dachschalungen, Außenschalungen, diverse Bauzwecke) verwendet wird.
Die anfallenden Sägenebenprodukte werden ebenfalls weiterverwertet:
- Rinde wird zu Heizzwecken verbrannt (Biomasse) oder in Rindenmulch verwandelt.
- Sägespäne, Sägemehl und Absiebungen werden als Rohstoff in der Faserplattenindustrie verwendet oder zu Pellets gepresst.
- Hackgut (Hackschnitzel) und Kappholz geht hauptsächlich in die Papierindustrie zur Zellstoffherstellung oder wird ebenfalls zu Heizzwecken verbrannt oder verpresst zu Pellets.
- Hobelspäne werden als Kleintiereinstreu verwendet.
Grundsätzlich wird zwischen Laub- und Nadelholzsägewerken unterschieden. Gravierender Unterschied ist das Einschnittverfahren, welches beim Laubholz deutlich aufwändiger ist.
Die größten Laubholz-Sägewerke Deutschlands betreibt die Pollmeier Massivholz GmbH & Co. KG. Ihren Hauptsitz hat das Unternehmen in Creuzburg und betreibt zwei weitere Sägewerke in Malchow und Aschaffenburg. Jährlich werden an den drei Standorten weit mehr als 600.000 Festmeter Buchen-Rundholz eingeschnitten.
Über das größte Nadelholzsägewerk Europas verfügt die Ilim Nordic Timber in Wismar. Auf zwei Profilierlinien von LINCK HVT werden jährlich 2,2 Millionen Festmeter Rundholz im Mehrschichtbetrieb verarbeitet. Die Vorschubgeschwindigkeit der Linie I beträgt maximal 150 Meter pro Minute, die der Linie II maximal 160 Meter pro Minute.
Gemessen an der Produktionskapazität ist der finnisch-schwedische Konzern Stora Enso Timber das zweitgrößte Forstunternehmen der Welt. Das Unternehmen betreibt 25 Sägewerke in elf Ländern, in denen 7,5 Millionen Kubikmeter Schnittholzprodukte verarbeitet werden.
Geschichte
Die Sägemühle von Hierapolis war eine römische wassergetriebene Steinsägemühle in Kleinasien (heutige Türkei) aus dem 3. Jh. n. Chr. Die Wassermühle ist die erste bekannte Maschine, bei der eine Drehbewegung mithilfe von Kurbelwelle und Pleuelstange in eine lineare Bewegung umgesetzt wurde.[1]
Weitere römische Steinsägemühlen, die mit Kurbel und Pleuelstange, aber ohne Zahnradgetriebe arbeiteten, wurden in Gerasa (Jordanien) und Ephesus (Türkei) ausgegraben. Beide Mühlen stammen aus dem 6. Jh. n. Chr.[2]
Ein schriftliches Zeugnis, aus dem der antike Betrieb von wassergetriebenen Marmorsägen in der Nähe von Trier hervorgeht, findet sich in Ausonius' Gedicht Mosella aus dem späten 4. Jh. n. Chr. Eine etwa zur gleichen Zeit verfasste Textstelle im Werk des Heiligen Gregor von Nyssa deutet auf die Existenz von Marmorsägemühlen auch im anatolischen Raum hin, so dass eine weite Verbreitung solcher industriellen Mühlen im Spätrömischen Reich anzunehmen ist.[3]
Der Vorläufer der Sägemühle ist die Grubensäge, hier wurde der Stamm von zwei Personen mittels einer vertikal laufenden Säge zerteilt. Später wurden hierfür auch entsprechende Konstruktionen errichtet (siehe auch Underdog (Soziologie)).
Literatur
- Edgar Finsterbusch, Werner Thiele: Vom Steinbeil zum Sägegatter; Ein Streifzug durch die Geschichte der Holzbearbeitung. Leipzig 1987, ISBN 3-343-00275-5
- Jürgen Gaebeler: Volkskundlich-historisches Sammelsurium Sägemühlen - Sägen. Deutscher Betriebswirte Verlag, Gernsbach 2002
- Jürgen Gaebeler: Die Frühgeschichte der Sägemühlen als Folge der Mühlendiversifikation, 2. Auflage, Verlag Kessel, Remagen-Oberwinter 2006, ISBN 3-935638-20-5
- Tullia Ritti, Klaus Grewe, Paul Kessener: "A Relief of a Water-powered Stone Saw Mill on a Sarcophagus at Hierapolis and its Implications", in: Journal of Roman Archaeology, Bd. 20 (2007), S. 138–163
- Andrew Wilson: "Machines, Power and the Ancient Economy", in: The Journal of Roman Studies, Bd. 92 (2002), S. 1–32
- Grewe, Klaus: "Die Reliefdarstellung einer antiken Steinsägemaschine aus Hierapolis in Phrygien und ihre Bedeutung für die Technikgeschichte. Internationale Konferenz 13.−16. Juni 2007 in Istanbul", in: Bachmann, Martin (Hrsg.): Bautechnik im antiken und vorantiken Kleinasien, Byzas, Bd. 9, Istanbul 2009, ISBN 978-975-807-223-1, S. 429–454
Einzelnachweise
- ↑ a b Ritti, Grewe, Kessener (2007), S. 161
- ↑ Ritti, Grewe, Kessener (2007), S. 149–153
- ↑ Wilson (2002), S. 16
Weblinks
Commons: Sägewerk – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienKategorien:- Forstwirtschaft
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