Flügelfrüchte

Flügelfrüchte
Flügelfruchtgewächse
Dipterocarpus retusus, Illustration

Dipterocarpus retusus, Illustration

Systematik
Überabteilung: Samenpflanzen (Spermatophyta)
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Malvenartige (Malvales)
Familie: Flügelfruchtgewächse
Wissenschaftlicher Name
Dipterocarpaceae
Blume
Shorea roxburghii

Die Flügelfruchtgewächse (Dipterocarpaceae) sind eine Familie in der Ordnung der Malvenartigen (Malvales). Fossilfunde sind mindestens seit dem Tertiär vorhanden: Zum Beispiel Anisopteroxylon und Dryobalanoxylon aus Fundstätten in den zentralen Ebenen von Myanmar in Birma (Mittleres Miozän).

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Sie haben eine überwiegend paleotropische Verbreitung, seltener kommen sie in der Neotropis vor. Einen Schwerpunkt der Artenvielfalt haben sie im indo-malaysischen Raum.

Beschreibung

Es sind meist immergrüne Bäume, manche Arten werfen während der Trockenzeit einen Teil ihre Blätter ab. Manche Arten sind sehr harzhaltig. Es gibt kleine Bäume, aber einige Arten sind in den asiatischen Tieflandregenwäldern die größten Bäume. Typisch für die meisten Arten ist ihr hoher gerader, (mindestens bis 10 m Höhe) unverzweigter Stamm. Oft ist die Rinde rissig. Nebenblätter (Stipeln) sind vorhanden (bei manchen Arten schnell abfallend). Die wechselständigen, gestielten Laubblätter sind einfach, ganzrandig und ledrig.

Die zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten sind fünfzählig, sie sind meistens groß. Pro Blüte gibt es je fünf Kelch- und Kronblätter, meistens 15 (5 bis 110) Staubblätter und zwei bis drei verwachsene (synkarpe) Fruchtblätter. Der Fruchtknoten ist oberständig, jedes Fruchtknotenfach enthält zwei bis vier Samenanlagen. Es werden einsamige Schließfrüchte mit holzigem Perikarp (Nüsse) ausgebildet. Die Kelchblätter bleiben bis zur Fruchtreife erhalten, oft vergrößern sich zwei bis alle fünf während der Reife. Die Früchte sind von den zumeist zwei bis fünf vergrößerten Kelchblättern umhüllt, sie sind die typischen langen Flügel (Namen der ganzen Familie!).

Die Bäume bilden die typischen Brettwurzeln, wie sie bei vielen Tropenbäumen zu finden sind. Manche Arten bilden die oberste Etage der Regenwälder, der untere Teil der Stämme hat selten Zweige, an ihrer Spitze bilden sie meist nur eine spärliche Krone aus. Die Bestäubung erfolgt meist durch Insekten.

Nutzung

Arten dieser Familie dominieren die ursprünglichen asiatischen Regenwälder. Sie bilden Hartholz (auch bekannt als Keruing). Diese Arten sind der Hauptgrund für den Raubbau in den Indo-Malayischen Urwäldern. Ihr Holz macht zum Beispiel 85% des indonesischen Holzexports aus. Man ist bemüht mit diesen Arten wieder aufzuforsten.

Nutzung des oft reichlich produzierten Harzes (in Borneo wird es als „damar“ bezeichnet). Es dient zum Beispiel zum Färben bei Batik und als Bindemittel für wasserlösliche Farben. Dammaharz aus der südasiasischen Art Vateria indica liefert Rohstoff für Bindemittel in Lacken und Firnissen, Einbettungsmittel für mikroskopische Präparate und für Pflaster.

Gurjunbalsam und Gurjunbalsamöl wird gewonnen aus Flügelfruchtbaum-Arten (Dipterocarpus), andere Namen für die Produkte sind: Gardjan- oder Gardschan-Balsam, Ostindischer Kopaivabalsam, Balsamum Gurjunae, Balsamum Copaivae ostindicum, Balsamum Capivi, Balsamum Dipterocarpi, Balsamum Garnae. Man erzeugt eine Höhlung im Stamm des Baumes und zündet darin ein Feuer an. Hierdurch wird das Ausfließen von Gurjunbalsam angeregt. Es ist ein Rohstoff für Parfüm.

Ökologie

Dipterocarpaceen- Wälder auf Borneo (F) weichen Ölpalmenpflanzungen (G) mit irreversiblen Folgen (H)

Mastjahre sind ein Phänomen das bei Arten dieser Familie, allerdings auch in anderen Baum-Familien auftritt. Bäume einer Art blühen gleichzeitig und produzieren über einige Monate Früchte. Das hat weitreichende Folgen für das Ökosystem, denn zu dieser Zeit vermehren sich auch die bestäubenden Insekten rasant, diese die Nahrungsquelle für andere Tiere. Auch die Früchtefresser vermehren sich. In den folgenden Jahren werden keine oder nur sehr wenige Früchte gebildet. Der Vorteil für die Pflanzen ist, dass zwar die Früchtefresser sich sättigen aber trotzdem durch die hohe Zahl genug Samen über bleiben und Sämlingen die das Überleben der Art sichern. Es ist bekannt, dass dieses Phänomen durch die ENSO-Ereignisse (El Niño / Southern Oscillation) ausgelöst wird. Durch das Abholzen der alten fruchtenden Bäume ist dieser Teil des Ökosystems nicht mehr intakt.

Zum Beispiel sind in Höhenlagen von 0 bis etwa 750 m NN die Tiefland-Dipterocarpaceen-Mischwälder die artenreichsten und ökologisch komplexesten Wälder Bruneis, 13 bis 24 % der Bäume sind darin Dipterocarpaceen-Arten.

Systematik

Die Familie der Flügelfruchtgewächse (Dipterocarpaceae) wird gegliedert in drei Unterfamilien und 17 Gattungen mit 680 Arten:

  • Dipterocarpoideae: Mit 13 Gattungen und 650 Arten:
    • Krabak (Anisoptera): Mit 10 Arten.
    • Cotylelobium: Mit sechs Arten.
    • Flügelfruchtbäume (Dipterocarpus): Mit 70 Arten.
    • Dryobalanops: Mit sieben Arten.
    • Hopea: Mit 105 Arten.
    • Neobalanocarpus: Ist eine monotypische Gattung auf der Malaiischen Halbinsel.
    • Parashorea: Mit 15 Arten.
    • Shorea Roxb. ex C.F.Gaertn.: 360 Arten.
      • Salbaum (Shorea robusta Gaertn.f.)
      • Yellow Balau (Shorea laevis Ridl.)
      • Shorea leprosula Miq. und
      • Shorea leptoclados Symington, liefern beide das Meranti-Holz
    • Stemonoporus
    • Upuna: Ist eine monotypische Gattung auf Borneo.
    • Vateria
    • Vateriopsis
    • Vatica: Mit 60 Arten.
Blüten von Monotes kerstingii
  • Monotoideae: Mit zwei bis drei Gattungen und 30 Arten, in Afrika, Madagaskar und Südamerika:
    • Monotes: Mit 26 Arten.
    • Marquesia
  • Pakaraimoideae: Es ist ein monotypisches Taxon mit nur der einen Art:

Literatur

  • Ludwig Kammesheidt: Die Dipterocarpaceen-Wälder Südostasiens. Ökologie, Nutzung und Zukunft eines einzigartigen Naturerbes. Naturwissenschaftliche Rundschau 60(6), S. 285 - 292 (2007), ISSN 0028-1050

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