Formale Ontologie

Formale Ontologie

Formale Ontologie bezeichnet Projekte ontologischer Theoriebildung, welche sich weitgehend formaler Instrumentarien bedienen, wie sie in den letzten Jahrzehnten in der analytischen Ontologie nach dem sogenannten "ontological turn" entwickelt wurden. Ähnlich wie die formale Logik keine konkreten Gehalte studiert, sondern logische Beziehungen im Allgemeinen, beschreibt die formale Ontologie allgemeine Eigenschaften, Beziehungen, Identifikations- und Identitätskriterien von Objekten überhaupt. Teilweise bilden dabei unsere Urteile über die Strukturen der Wirklichkeit den Ausgangspunkt der Untersuchung.

Zur praktischen Anwendung zur Wissensrepräsentation von einigen Projekten formaler Ontologie vgl. Ontologie (Informatik).

Begriffsgeschichte

Den Begriff formale Ontologie gebrauchte zuerst Edmund Husserl. Nach ihm lässt sich die reine Logik (also jene, welche Anwendungen auf konkrete Sachverhalte logisch vorausliegt) in eine apophantische Logik und eine formale Ontologie gliedern. Erstere ist die Logik der Bedeutungskategorien (Begriff, Satz, etc). Letztere bezeichnet eine formale Theorie der Gegenstände.

Besonders seit den 1980er Jahren werden Theorien der formalen Ontologie auch im Kontext der analytischen Ontologie sowie der Informationswissenschaft entwickelt. Richtungsweisend war hierbei Patrick Hayes. In einem frühen Manifest von 1979 formulierte er das Programm einer Formalisierung des Alltagsverständnisses über die aktuale Welt. Dies weichte er später in Richtung einer formalen Theorie der Strukturen möglicher Welten auf. Diese Versuche sind auch anwendbar auf Probleme der Organisation von Information etwa in umfangreichen Datenbanken.

Literatur

  • R. Ferrario: Who Cares about Axiomatization? Representation, Invariance, and Formal Ontologies, in: Epistemologia, Special Issue on the Philosophy of Patrick Suppes (2) 2006 (online: [1])
  • N. Guarino, C. Welty: A Formal Ontology of Properties, in: R. Dieng, O. Corby (Hrsg.), Knowledge Engineering and Knowledge Management: Methods, Models and Tools. 12th International Conference, EKAW2000. Springer Verlag, 97-112 (online: [2])
  • Boris Hennig: What is formal Ontology? Online-Paper 2006 ([3])
  • Thomas Hofweber: Logic and Ontology, 2004, in: Stanford Encyclopedia of Philosophy, [4] (mit weiterer Literatur und Weblinks)
  • E. Jonathan Lowe: Formal Ontology and the Revival of Metaphysics. In: Matthias Lutz-Bachmann (Hg.): Metaphysik heute - Probleme und Perspektiven der Ontologie. Alber, Freiburg 2007, S. 76-93
  • Uwe Meixner: Einführung in die Ontologie, Wissenschaftl. Buchges., Darmstadt, 2004, ISBN 3-534-15458-4
  • Roberto Poli, P. Simons (Hrsg.): Formal Ontology, Kluwer Academic Press, Dordrecht, 1996.
  • Barry Smith: Basic Tools of Formal Ontology, in: Nicola Guarino (Hrsg.), Formal Ontology in Information Systems, Amsterdam, Oxford, Tokyo, Washington, DC: IOS Press (Frontiers in Artificial Intelligence and Applications), 1998, 19–28 (online: [5])
  • Barry Smith: Beyond Concepts: Ontology as Reality Representation, in: Achille Varzi and Laure Vieu (Hrsg.), Proceedings of FOIS 2004. International Conference on Formal Ontology and Information Systems, Turin, 4-6 November 2004 (online: [6] )
  • Barry Smith: Logic and Formal Ontology, in: J. N. Mohanty / W. McKenna (Hrsg.): Husserl's Phenomenology: A Textbook, Lanham: University Press of America 1989, 29-67 (online: [7])
  • Barry Smith (Hrsg.): Parts and moments. Studies in logic and formal ontology, München u.a. 1982
  • Barry Smith: Kevin Mulligan: Framework for Formal Ontology, in: Topoi, 3 (1983), 73-85 (online: [8] )
  • L. Schneider: Formalised Elementary Formal Ontology, in: ISIB-CNR Technical Report 03/2002 (online: [9])

Weblinks


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