Freak Brothers

Freak Brothers

The Fabulous Furry Freak Brothers sind die Helden einer gleichnamigen Comicserie (1968–1992) des amerikanischen Zeichners Gilbert Shelton. Die Geschichten beleuchten den Alltag von drei Aussteigern (bzw. Hippies oder Freaks) und die alternative Szene im San Francisco der späten 1960er bis frühen 1990er Jahre auf humorvolle und satirische Weise.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Veröffentlichung

Gestartet wurde die Underground-Comicserie The Fabulous Furry Freak Brothers 1968 in dem Untergrund Magazin Rip Off Press. Zeichner der Serie, die die Abenteuer dreier langhaariger Mitglieder der Hippie- und Drogen-Subkultur zum Inhalt hatte, war der US-Amerikaner Gilbert Shelton. Die Publikation der einzelnen Geschichten, deren Länge von einer Seite bis zu mehreren Dutzend variierte, verstreute sich nach dem Einstellen der Rip Off Press auf unterschiedliche Zeitschriften und Magazine. Neue Freak-Brothers-Geschichten sowie Wiederholungen von alten erschienen unter anderem im Playboy, dem Magazin High Times und der Reihe Rip Off Comix. Autor Shelton entwickelte bis 1992 Abenteuer mit seinen drei Hauptfiguren. An der Serie beteiligt waren darüber hinaus Dave Sheridan (1974 bis 1982) und Paul Mavrides (seit 1978); punktuell darüber hinaus auch der deutsche Comiczeichner und Buchautor Gerhard Seyfried. Als Unterreihe der Freak Brothers veröffentlicht wurde zeitweilig auch die Serie Fat Freddys Kater.

Die Serie erschien in diversen Editionen und wurde in verschiedenen Zusammenstellungen neu aufgelegt. Auf der Berlinale 2006 lief der Animationsfilm Grassroots, eine filmische Zusammenfassung einiger Freak Brothers-Abenteuer. Als deutsche Kooperationsfirma hat der Verleih X Filme die Produktion in ihr Sortiment aufgenommen.

Inhalt

Im Mittelpunkt der Serie stehen die drei "Freak Brothers" Phineas, Freewheelin´ Franklin und Fat Freddy, deren Lebensinhalt sich vorwiegend um Sex und die Frage der Beschaffung von Drogen jeglicher Couleur dreht. Ergänzt wird die in San Francisco angesiedelte WG der drei Subkultur-Figuren durch Fat Freddys Kater, der im Verlauf der Reihe eigene Abenteuer in einer eigenen Sub-Serie durchleben durfte. Die im typischen, teils slapstickhaften, teils jedoch liebevoll ausgearbeiteten Underground-Comicstil der Sechziger dargestellten Antihelden weisen trotz ihrer gemeinsamen Vorliebe für Drogen, Sex und möglichst wenig Arbeit charakterlich unterschiedliche Züge auf:

  • Phineas, der wohl Intelligenteste der Truppe, fungiert als "Cheftheoretiker" und markiert den typischen Aussteiger-Szeneintellektuellen. Geschrieben mutet der Name "graecophon" an, spricht sich jedoch "fine ass", z.g.D. "feiner Arsch" oder "Baby-Popo". Tatsächlich gehen bei Phineas Bart, Haare und Augenbrauen nahtlos ineinander über. Die Augen wirken "davormontiert".
  • Der eher impulsive, aus dem Bauch heraus agierende Tatmensch Freewheelin´ Franklin hingegen ist das Herz der Truppe. Sein Auftreten mit Jeans, Stiefeln, Schnauzbart und Cowboyhut spiegelt Motorrad-Rocker-Mentalität wider wie sie von Hopper und Fonda verkörpert wurden und zur damaligen Zeit unglaublich populär war. Sein Name lässt sich sowohl als "der frei fahrende" als auch als der "frei drehende", bzw. "Leerlauf" Franklin lesen, z.g.D.: Persönlichkeitstypus "professioneller Amokläufer".
  • Zum wohl beliebtesten "Freak Brother" avancierte allerdings der Genussmensch Fat Freddy, der außer seiner Vorliebe für Cannabisprodukte auch dem guten Essen und Trinken nicht abgeneigt ist. Er entwickelt im Laufe der Zeit eine ausgeprägte Persönlichkeit die zwar kaum Skrupel aufweist, wenn es um das Erreichen von Genußgelegenheiten geht, der aber bestimmte Grenzen nicht überschreitet.
  • Mit Fat Freddies Cat wurde das Spektrum der Komik des Werks nach und nach erheblich erweitert. Durch Sheltons immer ausgefeilter werdenden Zeichenstil hat der Kater eine durchweg pantomimische Ausdrucksweise die in vielen Situationskomiken zur Anwendung kommt, anfangs nur als Ausschmückung, später auch als eigene Strips.

Neben den aufgeführten Figuren treten in der Serie weitere typische Exponenten und Feindbilder der Subkultur auf: der notorische Norbert als Undercover-Spitzel des Drogendezernats, das Wunderwarzenschwein, Freewheelin´ Franklins Landkommune-Vetter und andere. Der Inhalt der Geschichten dreht sich in pointierter Form um die Organisation des Alltags, die Beschaffung und den Konsum von Drogen sowie andere subkultur-typische Aktivitäten wie Reisen, den Besuch von Landkommunen, Rockfestivals, Partys und so weiter. Dominierte in den ersten Jahren der Reihe sowohl inhaltlich als auch zeichnerisch ein vergröberter, holzschnitthafter Persiflage-Stil, wurde die Serie mit den Jahren sowohl in Bezug auf die thematisierten Inhalte als auch in der Gestaltung der Comics ein Stück weit "arriviert". Der Niedergang der Hippie-Kultur und das Aufkommen anderer, zum Teil konträr orientierter Aussteiger- und Jugendkulturen wie etwa Punk und Disco führte schließlich auch zu Umbrüchen in der Comic-Szene: Auch die klassischen Underground-Comiczeichner mussten zur Kenntnis nehmen, dass unkonventionelle Comic-Reihen Anfang der 1980er nicht mehr automatisch "Underground" waren, sondern vielmehr zum Lebensalltag vieler junger (und auch älterer) Erwachsener dazugehörten.

Veröffentlichungen in Deutschland

In der Bundesrepublik Deutschland wurden die ersten Bände mit Geschichten der Fabulous Furry Freak Brothers von dem in Nürnberg ansässigen UPN Volksverlag herausgebracht. Die Volksverlag-Veröffentlichungen beinhalteten sowohl einzelne Heftchen als auch Sammelbände mit einem größeren, um die 100 Seiten liegenden Volumen. Zwischen 1975 und 1979 verlegte auch der zur gleichnamigen Ladenkette gehörende Verlag Zweitausendeins zwei Sammelbände mit unterschiedlichen Folgen und Episoden der Freak-Brothers. Ab 1987 editierte der Berliner Rotbuch Verlag die Reihe neu und veröffentlichte in den folgenden Jahren insgesamt fünf Paperback-Bände. Einen systematischen, auch zusätzliche Infos zur Entstehung der Serie beinhaltenden Versuch startete 2003 der in Neustadt an der Weinstraße angesiedelte BSE Verlag, der eine stufenweise Werkedition mit rund 4 Bänden pro Jahr anvisierte.

Ins Deutsche übersetzt wurden die Freak Brothers wie auch die Werke anderer amerikanischer Undergroundzeichner und -autoren wie Robert Crumb (Fritz the Cat, Mr. Natural) und Bill Griffith (Zippy the Pinhead, The Toad/Der Kröterich), vor allem von Gerhard Seyfried und Harry Rowohlt; Seyfrieds Arbeit besitzt wie gewöhnlich eine größere Fähigkeit, natürlich klingende deutsche Umgangssprache zu erzeugen, und weist dabei eine bessere Sachkenntnis der im Deutschen verbreiteten Termini technici im Zusammenhang von Drogen und anderen Freizeitaktivitäten der anarchistischen bzw. autonomen Szene auf, während Rowohlts Übersetzungen besondere Stärken aufweisen, sobald Hochsprache, etwa in Form von Literaturzitaten oder juristischen Formulierungen, ins Spiel kommt.

Hauptreihe

  • Freak Brothers (1971, Rip Off Press)
  • Die 128 Seiten der Fabulous Furry Freak Brothers & ihrer Freunde (1975, Zweitausendeins)
  • Die 7te Reise der Fabulous Furry Freak Brothers (1979, Zweitausendeins)
  • Comics für Erwachsene Band 5: Die Freak Brothers (1982, Volksverlag)
  • Die Freak Brothers (1982, Volksverlag)
  • Die Freak Brothers räumen ab (1982, Volksverlag)
  • The Fabulous Furry Freak Brothers (1987–1993, Rotbuch, 5 Bände)
  • The Fabulous Furry Freak Brothers (1989, Gutenberg)
  • The Fabulous Furry Freak Brothers, Wunderwarzenschwein und andere Stories aus den Sechzigern (1989, Rotbuch)
  • The Best of The Fabulous Furry Freak Brothers (1992, Rotbuch)
  • The Fabulous Furry Freak Brothers (ab 2003, BSE Verlag)

Fat Freddys Kater

  • Fat Freddys Kater (1978, Zweitausendeins)
  • Fat Freddys Kater (1983, Volksverlag)
  • Fat Freddys Kater (1986/1990, Rotbuch, 2 Bände)
  • Fat Freddy's Kater und der Rattenfänger von Hameln (1993, Rotbuch)

Kompilationen mit unterschiedlichen Serien

  • Mixed Pickles (1988–1989, Semmel Verlach, 2 Bände)

Weblinks


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