Freya-VfR Memel

Freya-VfR Memel

Freya-Verein für Rasensport (VfR) Memel bzw. Klaipeda war ein deutscher Sportverein im so genannten Memelland, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrfach seine staatliche Zugehörigkeit wechselte.

Geschichte

1922, kurz vor der Inbesitznahme des so genannten Memellandes durch Litauen, wurde der Sportklub „Freya“ Memel gegründet. P. Kwauka, zu dieser Zeit Mitglied der Sportabteilung des MTV Memel, berichtet in seinem unveröffentlichten Manuskript „Leben und Erleben“ (zitiert nach Fugalewitsch, siehe Quelle): „Einer unserer Fußballer, dem es mehr um Klassenpolitik als um Sport ging, gründete 1922 den Arbeitersportverein ‚Freya’.“

Ob „Freya“ auch dem reichsdeutschen Arbeiter-Turn- und Sportbund angehörte – die anderen Memeler Sportvereine blieben in ihren angestammten deutschen Fachverbänden oder traten diesen bei –, ist unbekannt. In der „litauischen Zeit“ des Memellandes machte er jedoch unter dem Namen „Freya Klaipeda“ – die Litauer hatten die Stadt Memel in Klaipėda umbenannt – im Spielbetrieb der Balten-Republik mit. Gekickt wurde ab der ersten Saison 1924 in der Klaipeda-Gruppe im litauischen Meisterschaftsbetrieb. Seinen größten Erfolg errang der Verein in der Spielzeit 1925, als er Meister der genannten Gruppe wurde. (Ob er in der anschließenden Endrunde um die litauische Meisterschaft als deutscher Verein nicht teilnahm / nicht teilnehmen durfte oder scheiterte, geht aus den Quellen nicht hervor.)

Als 1931 erstmals eine eingleisige Nationalliga in Litauen an den Start ging, war „Freya“ als einziger „deutscher“ Club dabei. In dieser Spielzeit sicherte er sich mit dem 3. Rang seine beste Platzierung. In der folgenden Saison ging der Verein als „Freya-VfR Klaipeda“ an den Start. Der schon genannte P. Kwauka: „Als sich der VfR Memel auflöste und seine Mitglieder 1931 der Freya beitraten, nannte er sich ‚Freya’-Verein für Rasensport.“ Trotz der Verstärkung stieg der Fusionsverein in der Spielzeit 1931 als Siebter (von acht Mannschaften) ab und kehrte auch nie mehr in die höchste litauische Liga zurück. Das Gründungsjahr des VfR ist unbekannt. Er ist wahrscheinlich etwa zur selben Zeit ins Leben gerufen worden wie die Freya, denn er taucht 1924 und 1925 in den Tabellen der „Klaipeda-Gruppe“ auf.

Hatte Freya-VfR bis dahin immer im Schatten der Spielvereinigung gestanden, so änderte sich das spätestens nach der Rückgabe des Memellandes an das Deutsche Reich: Der ehemalige Arbeiterverein mit den Clubfarben Grün-Weiß schaffte als einziger Verein aus Memel den Aufstieg in die Gauliga Ostpreußen – allerdings nur für ein Jahr. Zwölf Spiele mit zwölf Niederlagen sowie ein Torverhältnis von 6:63 waren seine katastrophale Ausbeute in der Gauliga-Spielzeit 1940/41.

Seine Heimspiele trug der Club auf dem Neuen Städtischen Sportplatz aus, der ein Fassungsvermögen von 6.000 Zuschauern besaß. Dieser Platz hat eine interessante Geschichte: Zu Beginn der zwanziger Jahre verfügte die Stadt Memel lediglich über einen alten Sportplatz an der „Wieners Promenade“, der der wachsenden Zahl von Sportlern und Vereinen nicht mehr gerecht wurde. Um die finanziellen Mittel für einen Neubau zu beschaffen, wurden 1922 und 1923 Sportwochen abgehalten. Während der Memeler Sportwoche 1925 konnte dann der neue Sportplatz auf dem alten „Plantagenfort“ eingeweiht werden. Dieser Platz war 1930 erstmals Austragungsort eines Fußball-Länderspiels: Litauen gewann mit 4:0 gegen Estland. 1927, 1929 und 1932 fanden dort die litauischen Leichtathletik-Meisterschaften statt.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 erlosch auch Freya-VfR Memel.

Quellen

  • Algird Fugalewitsch „Eine vergleichende Darstellung der deutschen Sportvereine des Memelgebietes und den Sportvereinen der deutschen Minderheit in Litauen von 1918 bis 1945“, Schriftliche Hausarbeit zur Erlangung des Grades eines Magister Artium (M.A.) der Philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel 1995
  • Hardy Grüne: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs 7. Vereinslexikon. Agon-Sportverlag, Kassel 2001, ISBN 3-89784-147-9.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • VfR — („Verein für Rasensport“ oder „Verein für Rasenspiele“) ist Namensbestandteil folgender Sportvereine: VfR Aalen, Sportverein in Aalen, Baden Württemberg VfR Achern, Sportverein in Achern, Baden Württemberg VfR Baumholder, Sportverein in… …   Deutsch Wikipedia

  • VfB Freya Memel — Freya Verein für Rasensport (VfR) Memel bzw. Klaipeda war ein deutscher Sportverein im so genannten Memelland, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrfach seine staatliche Zugehörigkeit wechselte. Geschichte 1922, kurz vor der… …   Deutsch Wikipedia

  • Spielvereinigung Memel — Die Spielvereinigung (SpVgg) Memel / Spielvereinigung (SpVgg) Klaipeda war ein deutscher Sportverein im so genannten Memelland, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrfach seine staatliche Zugehörigkeit wechselte. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • SpVgg Memel — Die Spielvereinigung (SpVgg) Memel / Spielvereinigung (SpVgg) Klaipeda war ein deutscher Sportverein im so genannten Memelland, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrfach seine staatliche Zugehörigkeit wechselte. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • SpVgg Klaipeda — Die Spielvereinigung (SpVgg) Memel / Spielvereinigung (SpVgg) Klaipeda war ein deutscher Sportverein im so genannten Memelland, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrfach seine staatliche Zugehörigkeit wechselte. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Spielvereinigung Klaipeda — Die Spielvereinigung (SpVgg) Memel / Spielvereinigung (SpVgg) Klaipeda war ein deutscher Sportverein im so genannten Memelland, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrfach seine staatliche Zugehörigkeit wechselte. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Gauliga Ostpreußen — Die Gauliga Ostpreußen war eine von 16 obersten Fußballligen, die nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 in Deutschland gegründet wurden. In ihr wurde der ostpreußische Teilnehmer an der Endrunde zur deutschen Meisterschaft… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”