Friedensfahrt

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Logo der 30. Internationalen Friedensfahrt

Die Internationale Friedensfahrt (tschech. „Závod míru“, poln. „Wyścig Pokoju“, frz. und international übliche Bezeichnung: „Course de la Paix“) ist ein Radrennen in Mitteleuropa und war bis zum politischen Umbruch in den ehemaligen Ostblockstaaten 1989 das international bedeutendste Amateur-Radrennen. 2005 fand das Rennen aufgrund finanzieller und organisatorischer Probleme erstmals seit seiner Gründung nicht statt. Auch für 2007 wurde die Friedensfahrt abgesagt, nachdem Hauptsponsor Škoda nicht mehr zur Verfügung stand.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Plakat der Friedensfahrt 1951
Logo Friedensfahrt 1987
156 Fahrer starten 1987 bei der 40. Friedensfahrt in Berlin
Plakat der Friedensfahrt 1955

Die Friedensfahrt wurde 1948 erstmals ausgetragen und fand zunächst zwischen Warschau und Prag statt. Veranstalter waren die Zeitungen Rude Pravo aus Prag und Trybuna Ludu aus Warschau. Ab 1952 wurde das Rennen auch nach Ost-Berlin geführt und verband danach in wechselnder Streckenführung jeweils im Mai die Hauptstädte der drei teilnehmenden Staaten Polen, Tschechoslowakei und DDR. Für die DDR war die Tageszeitung Neues Deutschland Veranstalter. Offizielles Symbol für die Friedensfahrt wurde Picassos weiße Taube.

Der spätere Straßenrad-Weltmeister Täve Schur wurde 1955 der erste Gesamtsieger für die DDR. Ein Jahr später trat erstmals ein Team aus Westdeutschland an. Die erste Etappe für die Bundesrepublik gewann der spätere Bundestrainer Peter Weibel 1976.

Die Friedensfahrt galt bis zur Wende 1989 als die „Tour de France des Ostens“ und war dort ähnlich populär wie diese in Westeuropa.

Die Friedensfahrt wurde weitgehend von den Staatsamateuren der osteuropäischen Länder dominiert. Die ebenfalls teilnehmenden westeuropäischen Nationalmannschaften konnten nur mit Nachwuchsfahrern, die keinen Profistatus hatten, starten.

Einen entscheidenden Einschnitt für die Rundfahrt stellte das Jahr 1989 dar. Der Amateurstatus verlor innerhalb kürzester Zeit seine Bedeutung und wurde schließlich ganz abgeschafft. Die Friedensfahrt geriet in die Krise. Mitte der 1990er Jahre wurde sie zu einem Profi-Rennen umgestaltet und hat sich inzwischen im Kalender des Radsportweltverbands UCI als Rennen der mittleren Kategorie 2.2 etabliert. Sie führt weiterhin durch die klassischen Teilnehmerländer (Polen, Tschechien bzw. Slowakei und Deutschland), berührt die Hauptstädte jedoch nur noch selten.

Der erfolgreichste Teilnehmer ist Steffen Wesemann, der die Friedensfahrt zwischen 1992 und 2003 fünf Mal gewinnen konnte. Je vier Erfolge errungen haben Uwe Ampler (dreimal für die DDR, einmal für das polnische Team „Mroz“) und der Pole Ryszard Szurkowski. Der zweimalige Gewinner Gustav-Adolf Schur, genannt „Täve“, wurde nach 1989 mit großem Abstand zum populärsten Sportler der DDR gewählt.

Aktuelles

Start der 6. Etappe der 58. Friedensfahrt in Dippoldiswalde

Seit 2004 hat der tschechische Radsportverband die Rechte am Namen „Course de la Paix“ somit ist dieser auch hauptverantwortlich für die Durchführung des Rennens. Mit der Nichtaufnahme des Rennens in die neu geschaffene höchste Radsportklasse UCI ProTour 2005 verschlechterte sich die Stellung der Veranstaltung. Finanzielle und organisatorische Probleme – insbesondere die Trennung zwischen dem tschechischen Hauptorganisator Pavel Doležel und seinen deutschen Marketing-Partnern und dem daraus folgenden Verlust wichtiger deutscher Sponsoren – führten im Frühjahr 2005 dazu, dass die Friedensfahrt zunächst verschoben und schließlich ganz abgesagt wurde. Eine Wiederaufnahme des Rennens für 2006 erfolgte mit insgesamt acht Etappen, welche auf den Territorien der Länder Österreich (Start), Tschechische Republik und Deutschland (Ziel) vom 13. bis 20. Mai ausgefahren wurden. Zum ersten Mal war damit Österreich Veranstalterland.

Die 59. Auflage der Friedensfahrt im Jahr 2007 fiel aus. Hauptgrund war der Rückzug des Hauptsponsors Škoda, der zunächst eine Finanzierungssicherung von 500.000 Euro gegeben, diese dann aber im November 2006 zurückgezogen hatte. Daraufhin gab der tschechische Verband bekannt, einen neuen Partner gefunden zu haben. Auch 2008 fand keine Friedensfahrt statt.

Friedensfahrt-Fanfare

Friedenstauben - Wappentier der Internationalen Friedensfahrt

Anfang der 1950er Jahre suchte der DDR-Rundfunk eine geeignete Fanfare für die Friedensfahrt-Berichterstattung und wählte die Rundfunkproduktion des Komponisten Paul Noack-Ihlenfeld. Die Fanfare wurde jeweils zu Beginn der Rundfunkübertragung sowie zu allen Siegerehrungen gespielt und etablierte sich schon bald als markante Erkennungsmelodie der Friedensfahrt. Später wurde sie in der DDR zum Symbol des Radsports allgemein und war wesentlicher Bestandteil bei Massensportbewegungen („Kleine Friedensfahrt“, „Kinder- und Jugendspartakiade“). Die Friedensfahrtfanfare wurde auch mit den Erfolgen des mehrfachen Friedensfahrtsiegers und Sportidols Täve Schur in Verbindung gebracht und war wohl die bekannteste und beliebteste Fanfare der DDR.

Friedensfahrt-Museum

In der Bördegemeinde Kleinmühlingen bei Calbe (Saale) befindet sich das einzige Friedensfahrt-Museum. Initiator dieser Einrichtung ist Horst Schäfer.

Die Grundsteinlegung für das neue Museum wurde am 21. Mai 2005 vollzogen, denn die Räume in denen es untergebracht war, boten nicht mehr genug Stellfläche für die vielen Exponate. Der Trägerverein wird von ehemaligen Radsportgrößen, unter anderen Täve Schur und Klaus Ampler, unterstützt.

Am 24. November 2007 öffnete das Friedensfahrt-Museum seine Türen für die Öffentlichkeit.

Sieger

Profis/Amateure

1977
1987

In einigen Jahren wurden kurze Prolog- und Epilog-Etappen durchgeführt (P und E, Spalte Etappen)

Nr. Jahr Route Länge Etappen Gesamtsieger
1 1948 WarschauPrag 1104 km 7 YUGYUG August Prosinek
1 1948 Prag–Warschau 842 km 5 YUGYUG Alexander Zoric
2 1949 Prag–Warschau 1259 km 8 TCHTCH Jan Vesely
3 1950 Warschau–Prag 1539 km 9 DENDEN Willi Emborg
4 1951 Prag–Warschau 1544 km 9 DENDEN Kay Allan Olsen
5 1952 Warschau–Berlin–Prag 2135 km 12 UKUK Ian Steel
6 1953 Bratislava–Berlin–Warschau 2231 km 12 DENDEN Christian Pedersen
7 1954 Warschau–Berlin–Prag 2051 km 13 DENDEN Eluf Dalgaard
8 1955 Prag–Berlin–Warschau 2214 km 13 DDRDDR Gustav Adolf Schur
9 1956 Warschau–Berlin–Prag 2212 km 12 POLPOL Stanislaw Krolak
10 1957 Prag–Berlin–Warschau 2220 km 12 BULBUL Nentscho Christow
11 1958 Warschau–Berlin–Prag 2210 km 12 NEDNED Piet Damen
12 1959 Berlin–Prag–Warschau 2057 km 13 DDRDDR Gustav Adolf Schur
13 1960 Prag–Warschau–Berlin 2290 km 13 DDRDDR Erich Hagen
14 1961 Warschau–Berlin–Prag 2435 km 13 URSURS Juri Melichow
15 1962 Berlin–Prag–Warschau 2407 km 14 URSURS Gainan Saidchushin
16 1963 Prag–Warschau–Berlin 2568 km 15 DDRDDR Klaus Ampler
17 1964 Warschau–Berlin–Prag 2246 km 14 TCHTCH Jan Smolik
18 1965 Berlin–Prag–Warschau 2318 km 15 URSURS Gennadi Lebedjew
19 1966 Prag–Warschau–Berlin 2340 km 15 FRAFRA Bernard Guyot
20 1967 Warschau–Berlin–Prag 2307 km 16 BELBEL Marcel Maes
21 1968 Berlin–Prag–Warschau 2352 km 14 DDRDDR Axel Peschel
22 1969 Warschau–Berlin 2036 km 15 FRAFRA Jean-Pierre Danguillaume
23 1970 Prag–Warschau–Berlin 1976 km 15 POLPOL Ryszard Szurkowski
24 1971 Warschau–Berlin–Prag 1895 km 14 POLPOL Ryszard Szurkowski
25 1972 Berlin–Prag–Warschau 2025 km 14 TCHTCH Vlastimil Moravec
26 1973 Prag–Warschau–Berlin 2076 km P, 16, E POLPOL Ryszard Szurkowski
27 1974 Warschau–Berlin–Prag 1806 km 14 POLPOL Stanislaw Szozda
28 1975 Berlin–Prag–Warschau 1915 km P, 13 POLPOL Ryszard Szurkowski
29 1976 Prag–Warschau–Berlin 1974 km P, 14 DDRDDR Hans-Joachim Hartnick
30 1977 Warschau–Berlin–Prag 1648 km 13 URSURS Aavo Pikkuus
31 1978 Berlin–Prag–Warschau 1796 km P, 12 URSURS Alexander Awerin
32 1979 Prag–Warschau–Berlin 1942 km P, 14 URSURS Sergej Suchorutschenkow
33 1980 Warschau–Berlin–Prag 2095 km P, 14 URSURS Juri Barinow
34 1981 Berlin–Prag–Warschau 1887 km P, 14 URSURS Shakhid Zagretdinow
35 1982 Prag–Warschau–Berlin 1941 km P, 12 DDRDDR Olaf Ludwig
36 1983 Warschau–Berlin–Prag 1899 km P, 12 DDRDDR Falk Boden
37 1984 Berlin–Prag–Warschau 1689 km P, 11 URSURS Sergej Suchorutschenkow
38 1985 Prag–Moskau–Warschau–Berlin 1712 km P, 12 POLPOL Lech Piasecki
39 1986 Kiew–Warschau–Berlin–Prag 2138 km P, 15 DDRDDR Olaf Ludwig
40 1987 Berlin–Prag–Warschau 1987 km P, 14 DDRDDR Uwe Ampler
41 1988 Bratislava–Katowice–Berlin 2008 km P, 13 DDRDDR Uwe Ampler
42 1989 Warschau–Berlin–Prag 1927 km 12 DDRDDR Uwe Ampler
43 1990 Berlin–SlusoviceBielsko-Biala 1595 km P, 11 TCHTCH Jan Svorada
44 1991 Prag–Warschau 1261 km P, 9 GUSGUS Wiktor Rjaksinski
45 1992 Berlin–KarpaczMladá Boleslav 1348 km P, 9 GERGER Steffen Wesemann
46 1993 TáborNovy Bor 1342 km P, 9 CZECZE Jaroslav Bilek
47 1994 Tábor–Trutnov 1354 km P, 9 GERGER Jens Voigt
48 1995 Česke BudějoviceOberwiesenthalBrno 1379 km P, 10 CZECZE Pavel Padrnos
49 1996 Brno–ŻywiecLeipzig 1703 km P, 10 GERGER Steffen Wesemann
50 1997 Potsdam–Żywiec–Brno 1629 km P, 10 GERGER Steffen Wesemann
51 1998 PosenKarlsbadErfurt 1591 km 10 GERGER Uwe Ampler
52 1999 Znojmo–Polkovice–Magdeburg 1613 km 10 GERGER Steffen Wesemann
53 2000 Hannover–Kudowa Zdroj–Prag 1608 km 10 POLPOL Piotr Wadecki
54 2001 ŁódźPilsen–Potsdam 1611 km 10 DENDEN Jakob Piil
55 2002 České Budějovice–Chemnitz–Warschau 1470 km 10 CZECZE Ondřej Sosenka
56 2003 OlomoucWałbrzych–Erfurt 1552 km 9 GERGER Steffen Wesemann
57 2004 BrüsselBreslau–Prag 1580 km 9 ITAITA Michele Scarponi
58 2006 LinzKarlovy VaryHannover 1296 km 8 ITAITA Giampaolo Cheula

Junioren (seit 2005)

Die Juniorenaustragung läuft unter dem Namen Course de la Paix.

Veröffentlichungen

  • Klaus Huhn: Die Geschichte der Friedensfahrt. 2001, ISBN 3-933544-52-1
  • Kopfsteinpflaster und Asphalt. Radio-Feature des MDR, 1 CD, 1998, Pool Music und Media 4260031180232
  • Die Geschichte der Friedensfahrt. Sportverlag Berlin (DDR), 1954, Sammelband (Ltg.: Brigitte Roszak), ohne ISBN
  • Hagen Boßdorf: Geschichte der Friedensfahrt. Video (VHS), 1997, ISBN 3-328-00770-9
  • Täve Schur (Hrsg.): Friedensfahrt. 1995, ISBN 3-928999-47-8
  • Manfred Hönel: 100 Highlights Friedensfahrt. 1997, ISBN 3-328-00717-2
  • Klaus Huhn: Jedesmal im Mai. 1987, ISBN 3-328-00177-8
  • Tilo Köhler: Der Favorit fuhr Kowalit: Täve Schur und die Friedensfahrt, 1997, ISBN 3-378-01015-0
  • Adolf Klimanschewsky: Warschau, Berlin, Prag: ein Erlebnisbericht von der Friedensfahrt 1952. 1953, Sportverlag Berlin (DDR), ohne ISBN
  • Damals in der DDR., 3 CDs, 2001, BMG 743218855023 (u. a. mit der Friedensfahrt-Fanfare)

Weblinks

Statistik


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