Friedrich Katzmann

Friedrich Katzmann

Fritz Katzmann (* 6. Mai 1906 in Langendreer; † 19. September 1957 in Darmstadt) – auch Friedrich Katzmann – war ein deutscher SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS und der Polizei.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der gelernte Zimmermann trat 1928 in die NSDAP (Mitgliedsnummer 98.528) und 1930 in die SS (SS-Nr. 3.065) ein. Am 5. Dezember 1930 wurde er zum SS-Scharführer, am 23. Januar 1931 zum SS-Truppführer, am 20. August 1931 zum SS-Sturmführer, am 1. Dezember 1932 zum SS-Hauptsturmführer, am 20. April 1933 zum SS-Sturmbannführer befördert.

Von 1928 bis 1933 war Katzmann arbeitslos, nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde er Ratsherr in Duisburg. Ab 1934 diente er hauptamtlich in der SS. Die Beförderung zum SS-Obersturmbannführer erfolgte am 30. Januar 1934. Vom 4. April 1934 bis zum 21. März 1938 befehligte er die 75. SS-Standarte „Widukind“ an ihrem Standort Berlin.

Am 17. August 1934 wurde Katzmann zum SS-Standartenführer ernannt. Ab 1936 war er Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Berlin. In der gleichen Zeit gehörte er als Beisitzer dem Volksgerichtshof an. Am 21. März 1938 wurde er Kommandeur des SS-Abschnitt VI in Breslau. Am 9. November 1938 wurde er zum SS-Oberführer befördert.

SS- und Polizeiführer von Radom war er vom 30. November 1939 bis zum 8. August 1941. Die Ernennung zum SS-Brigadeführer erfolgte am 21. Juni 1941. Danach war er bis zum 20. April 1943 SS- und Polizeiführer von Galizien mit Sitz in Lemberg (Lwow). Die Beförderung zum Generalmajor der Polizei erfolgte am 26. September 1941, die Ernennung zum SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei am 30. Januar 1943.

Während seines Kommandos in Galizien war er maßgeblich am Holocaust beteiligt, der in der Wannsee-Konferenz organisiert wurde. Mit Unterstützung seines Stabes und der zugehörigen Sicherheitspolizei wurden bis zum Sommer 1943 die meisten Juden in Ostgalizien ermordet. In einem Bericht mit dem Titel „Lösung der Judenfrage im Distrikt Galizien“ vom 30. Juni 1943 an den Höheren SS- und Polizeiführer Friedrich-Wilhelm Krüger des Generalgouvernement beschrieb er detailliert seine Maßnahmen und den dabei auftretenden jüdischen Widerstand:[1]

„Tgb. Nr. 42/43 g.R.-Ch/Fr.
Betr.: Lösung der Judenfrage in Galizien - Bezug: anliegender Bericht -1. Ausfertigung (gebunden).
In der Anlage überreiche ich den Abschlußbericht als 1. Ausfertigung über die Lösung der Judenfrage im Distrikt Galizien mit der Bitte um Kenntnisnahme.
gez.: Katzmann,
SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei“

Auf Seite 14 des Berichts hieß es:

„In der Zwischenzeit wurde die weitere Aussiedlung energisch betrieben, so daß mit Wirkung vom 23. Juni 1943 sämtliche Judenwohnbezirke aufgelöst werden konnten. Der Distrikt Galizien ist damit, bis auf die Juden, die sich unter der Kontrolle des SS- und Polizeiführers in Lagern befinden, judenfrei .
Die noch vereinzelt aufgegriffenen Juden werden von den jeweiligen Ordnungspolizei- und Gendarmerieposten sonderbehandelt. Bis zum 27. Juni 43 waren insgesamt 434 329 Juden ausgesiedelt.“

Weiterhin richtete Katzmann und sein Stab ein Netz von Lagern mit Zwangsarbeitern in Ostgalizien ein, darunter Janowska in Lemberg, in Drogobytsch-Boryslaw und an der Durchgangsstraße IV. Vom 20. April 1943 bis zum 8. Mai 1945 befehligte Katzmann den SS-Oberabschnitt Weichsel/Danzig-Westpreußen im Wehrkreis XX mit Sitz in Danzig. Am 1. Juli 1944 wurde er zum Generalleutnant der Waffen-SS befördert. Unter seinem Kommando stand die Räumung des KZ Stutthof.

Nach Kriegsende

Katzmann erlebte das Kriegsende auf der Insel Fehmarn. Er verschaffte sich einen falschen Ausweis und lebte im Württembergischen unerkannt unter dem Namen „Bruno Albrecht“ weiter. Katzmann wurde durch die SS-Ehemaligenorganisation HIAG unterstützt. Eine geplante Flucht nach Argentinien scheiterte, weil Katzmann schwer erkrankte. 1953 offenbarte Katzmann in Ludwigsburg seine wahre Identität gegenüber einer Krankenschwester, die dieses Wissen aber für sich behielt und erst nach seinem Tode preisgab. 1955 arbeitete Katzmann im Vertrieb eines holzverarbeitenden Betriebes in Wächtersbach (Hessen). Im März 1956 war er als „Bruno Albrecht“ in Darmstadt gemeldet, wo inzwischen seine Familie lebte. Katzmann starb 1957 im Darmstädter Alice-Hospital; seine Identität wurde erst durch den Hinweis der Krankenschwester aufgedeckt.[2]

Literatur

  • Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten. Düsseldorf 1986. ISBN 3-770-00710-7
  • Joseph Wulf: Das Dritte Reich und seine Vollstrecker. Wiesbaden 1989. ISBN 3-598-04603-0
  • Institut für Nationales Gedenken: Lösung der Judenfrage im Distrikt Galizien / Solving the Jewish Question in the District of Galicia. (dt., engl., poln. - der Katzmann-Report)

Weblinks

Fußnoten

  1. zitiert bei Josef Wulf, S. 232.
  2. Thomas Sandkühler: ‚Endlösung’ in Galizien. Bonn 1996. ISBN 3-8012-5022-9, S. 426 – 429

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