Friedrichsruh

Friedrichsruh
Bismarck-Mausoleum in Friedrichsruh
Bahnhof Friedrichsruh, 1. April 1895

Friedrichsruh ist ein Ortsteil der Gemeinde Aumühle, Kreis Herzogtum Lauenburg, in Schleswig-Holstein.

Nach dem Sieg über Frankreich und der Reichsgründung 1871 erhielt Otto von Bismarck den Sachsenwald als Schenkung von Kaiser Wilhelm I. aus seinem Besitz als Herzog von Lauenburg. Bismarck ließ darin eine unmittelbar an der Eisenbahnstrecke Hamburg–Berlin gelegene Gaststätte zum Herrenhaus ausbauen. Noch heute wohnen seine Nachkommen hier. Die Schwarze Au ist in Friedrichsruh zum Schlossteich aufgestaut.

Fürst Otto von Bismarck und seine Gattin fanden ihre letzte Ruhe in einem etwas oberhalb gelegenen Mausoleum, das dem des Gotenkönigs Theoderich in Ravenna nachempfunden ist – wenngleich es weitaus kleiner ist.

Unweit des Mausoleums wurde ein Ehrenmal für die 2.103 gefallenen Marinesoldaten des im Mai 1941 bei dem Unternehmen Rheinübung durch die Royal Navy versenkten Schlachtschiffs „Bismarck“ angelegt.

Der alte Bahnhof von Friedrichsruh ist heute Sitz der bundesunmittelbaren Otto-von-Bismarck-Stiftung und beherbergt dort neben einer öffentlich zugänglichen Bibliothek sowie Seminar- und Arbeitsräumen als Kernstück eine moderne Dauerausstellung zum Thema „Otto von Bismarck und seine Zeit“; das Museum der Familie v. Bismarck findet sich gegenüber dem Schloss. Sehenswert ist auch der Garten der Schmetterlinge, ein Schmetterlingszoo, den die Familie Bismarck in einem Teil des Schlossparks eingerichtet hat.

Geschichte

Auf dem Grund einer alten Försterei im Sachsenwald ließ sich im Jahre 1763 der regierende Graf Friedrich zur Lippe-Biesterfeld ein Jagdhaus errichten. Nach seinem Vornamen benannte er dieses Gebäude Friedrichsruh, und sein Name und seine Titel wurden auf einem Querbalken der Giebelwand dieses reetgedeckten Fachwerkhauses eingemeißelt. Als zum Dorf Aumühle gehöriges „Erbzinshaus, Friedrichsruh genannt“, taucht es in einer topographisch-historischen Beschreibung zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf.

Als Graf Friedrich am 31. Juli 1781 starb, erwarben in der Folge verschiedene Eigentümer das Anwesen: Jean Albrecht Willink (1781), Fam. Rodde (1784), J.A. Willink (1785), Jean de Virq Thalen (1789) und J.D. Baetcke im Jahr 1791.

Schloss Friedrichsruh um 1915

Anfang des 19. Jahrhunderts dann wurde der bisherige herrschaftliche Besitz erneut verkauft und in eine Gastwirtschaft umgewandelt, die nur geringe Gästezahlen verzeichnete, solange sie von Hamburg aus nur durch Pferdefuhrwerke erreichbar war. Dies änderte sich erst mit dem Bau der Eisenbahn HamburgBerlin. Es entstand ein Konkurrenz-Wirtshaus unter dem Namen Das Landhaus. Um mithalten zu können wurde in der Nähe des Jagdhauses ein neues, großes Gasthaus errichtet, das den Namen Frascati erhielt und von den Hamburgern scherzhaft „Freßkathe“ genannt wurde. Dieses wurde vom Blitz getroffen und an seiner Stelle entstand ein neues, größeres Gasthaus, für dessen Errichtung das ursprüngliche Jagdhaus weichen musste.

Als dann der Besitz nach dem Sieg über Frankreich und der Reichsgründung 1871 an Otto von Bismarck überging, ließ sich dieser unter Benutzung der vorgefundenen Baulichkeiten das neue Frascati in ein von der Familie Bismarck bewohntes Schloss umbauen. Das Anwesen wurde Ende des Zweiten Weltkrieges von der Royal Air Force vernichtet, weil man fälschlicherweise den Aufenthalt Heinrich Himmlers dort vermutete, obwohl das Haus deutlich mit einem Rot-Kreuz-Zeichen am Dach versehen war.

1945 war in Friedrichsruh das Feldlager der schwedischen Rettungsaktion der Weißen Busse, die vom Vizepräsidenten des Schwedischen Roten Kreuzes Folke Bernadotte geleitet wurde.

Literatur

  • A.J. Baetcke: Geschichte der Familie Baetcke. Hamburg 1898.
  • W. Dührsen: Lauenburgisches Archiv. Band 2. Mölln 1887.

Weblinks

 Commons: Friedrichsruh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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