- Fronde
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Mit dem Begriff Fronde (deutsch: die Schleuder) wird eine komplexe Abfolge von Aufständen und Bürgerkriegen bezeichnet, die Frankreich zwischen 1648 und 1653 erschütterten. Kontext war der seit 1635 offen ausgetragene Krieg gegen Spanien und die Habsburger, der mit wechselndem Glück das Königreich erschöpfte sowie die Regentschaft Annas von Österreich, während der die Königsmacht geschwächt wurde. Gemeinhin wird zwischen zwei Phasen unterschieden: die fronde parlementaire (1648–1649), während der das Parlament von Paris, die Stadt Paris und Teile des Volkes sich gegen die Kriegssteuererhebung und für ein stärkeres Mitspracherecht des Parlaments erhoben; die fronde des princes (1650–1652), durch die die „Prinzen von Geblüt“ versuchten, Einfluss über die Regierung der Regentin auszuüben. Zum Teil damit verbunden war die Fronde von Bordeaux (1648–1653).
Inhaltsverzeichnis
Der Begriff Fronde
Der Begriff fronde entstand um das Jahr 1648. Ursprünglich bezeichnete er eine Wurfschleuder, mit der Kinder spielten. Davon leitete sich das Verb fronder ab, das in der Politik verwendet wurde, um gegen den königlichen Hof oder die Regierung gerichtete Meinungsäußerungen zu beschreiben. In den späten 1640er Jahren wurden dann allgemein alle Angehörigen der Parlements, die gegen die Regierung opponierten, als frondeurs bezeichnet. Ende des Jahres 1651 erschienen schließlich Flugblätter, in denen die politischen Ereignisse seit 1648 insgesamt mit dem Wort fronde beschrieben wurden und bis zum Ende des 17. Jahrhunderts hatte sich der Begriff in der Historiographie fest etabliert. Heute versteht man neben den historischen Ereignissen zwischen 1648 und 1653 unter fronde eine Gruppe unorganisierter Oppositioneller gegen eine Regierung oder allgemein die Ablehnung einer Autorität. [1]
Vorgeschichte
Die Fronde hatte ihre Ursachen vor allem in den sozialen und politischen Entwicklungen in Frankreich während der Regierungszeit König Ludwigs XIII. (1610–1643), als dessen erster Minister seit 1624 Kardinal Richelieu (1585–1642) fungierte.[2] Richelieu verfolgte zunächst das Ziel, die Zentralgewalt der Krone zu stärken und danach zu einer aggressiveren Außenpolitik überzugehen. Für beide Zwecke benötigte er in erster Linie ein stabiles Finanzsystem. Das alte System zur Steuereintreibung durch die hochadeligen Gouverneure der Provinzen hatte sich als ineffektiv erwiesen. Richelieu entsandte deshalb 1634 Intendants in die Provinzen, welche der Krone direkt unterstanden und über alle Vollmachten zur Steuereintreibung verfügten. Obwohl die Intendants die Gouverneure ergänzen und nicht ersetzen sollten, hatte ihre Einrichtung zur Folge, dass die Bureaux des finances jeder Provinz, welche die finanziell-administrativen Aufgaben bisher wahrgenommen hatten bis August 1642 allmählich aufgelöst wurden. Der in ihnen beschäftigte Amtsadel verlor damit an Prestige und Einkommen und wurde zu einem erbitterten Gegner jener Politik der Krone.[3]
Mit Frankreichs Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) und dessen Kriegserklärung an Spanien (→ Französisch-Spanischer Krieg (1635–1659)) stiegen die finanziellen Ausgaben erheblich an. Diese hatten 1624, bei der Ernennung Richelieus zum Ersten Minister, noch 4,6 Millionen Thaler betragen, waren aber mit dem Kriegseintritt 1635 auf 16,5 Millionen Thaler gestiegen, bevor sie nach dem Tod des Kardinals 1643 19,4 Millionen Thaler erreichten.[4] Diese wurden hauptsächlich durch die Erhöhung der Taille, der einzigen direkten königlichen Steuer, gedeckt, da eine Ausweitung der Besteuerungsbasis zu viel Zeit in Anspruch genommen und innere Unruhen riskiert hätte. Diese Steuer entfiel fast ausschließlich auf die Bauernschaft und machte im Jahre 1639 mit 42 Millionen Livres bereits 54 Prozent des königlichen Gesamthaushaltes aus.[5] Diese Belastungen führten in den Provinzen zu einigen Bauernrevolten, welche in manchen Fällen, wie in der Normandie (1639), sogar mit Einsatz von Militär niedergeschlagen wurden.
Geschichte
Unter der Regentschaft der Mutter des jungen Ludwigs XIV., Anna von Österreich, und der Regierung ihres unbeliebten Ministers, Kardinal Mazarin, kam es ab 1648 zu Aufständen vor allem in und um Paris. Ziel war es, unter Ausnutzung eines Momentes der Schwäche der Monarchie, die Feudalrechte des Adels und die Einspruchsrechte des Parlaments wiederherzustellen, die unter Ludwig XIII. († 1643) und seinem Minister Kardinal de Richelieu († 1642) stark beschnitten worden waren.
Die Fronde begann als Fronde parlementaire mit einem Aufstand des Volkes von Paris am 6. August 1648, das die Freilassung einiger kurz vorher verhafteter hoher Richter forderte, die seit Mai im Namen des Parlaments offene Opposition gegen Mazarin und seine Finanzpolitik betrieben hatten. Die königliche Familie und ihr engeres Personal flüchtete nach Saint Germain und lebte dort unter ärmlichen Umständen, bis die Armee, die unter der Führung von Louis II. de Bourbon, prince de Condé Paris belagerte, im März 1649 den Frieden von Rueil erzwang. Wenige Monate später jedoch wuchs der Konflikt zwischen Louis II de Bourbon, der sich Hoffnungen auf den Platz von Mazarin gemacht hatte, und dem Königshof. Condé versuchte, die richterliche Opposition wiederzubeleben, was ihm nur zum Teil gelang, und wiegelte auch andere Vertreter des Hochadels auf, darunter den noch lebenden jüngeren Bruder Ludwigs XIII. Als Mazarin Condé Anfang 1650 verhaften ließ, zogen dessen Anhänger aus dem Hochadel Truppen in den Provinzen zusammen und zettelten Aufstände an: Es war der Beginn der Fronde des Princes. Condé wurde freigelassen und Mazarin ging ins Exil zum Kölner Erzbischof nach Brühl (1651).
Nach seinem Fortgang zerstritt sich die Opposition ziemlich rasch, und Condé verließ seinerseits Paris, um andere Unzufriedene und sogar Spanien in den Machtkampf hineinzuziehen. Tatsächlich gelang es ihm 1652, Paris mit Beihilfe von Innen einzunehmen, doch erhob sich sehr bald die Bürgerschaft der Stadt gegen ihn, so dass er Anfang 1653 nach Spanien flüchtete. Die Königinmutter, der junge König und der Hof, die erneut geflohen waren, kehrten zurück. Auch Mazarin, der aus der Ferne weiter seine Fäden gezogen hatte, konnte zurückkehren, die letzten Bastionen der Aufständischen einnehmen und ihre hochstehenden Anführer bestrafen. In der Regel wurden sie aus Paris verbannt.
Er hatte somit Ludwig XIV. die absolute Herrschaft gesichert. Dieser setzte denn auch, als er nach Mazarins Tod 1661 im Alter von 23 Jahren die Alleinherrschaft übernahm, alles daran, den Adel und die Parlements weiter zu entmachten und ihre Vertreter mit Pensionen, Ehrenprivilegien und Hofämtern ruhig zu stellen und an sich zu binden. Auch konnte der Krieg gegen Spanien bis zum Pyrenäenfrieden 1659 fortgesetzt werden.
Einzelnachweise
- ↑ Eine detaillierte Geschichte des Begriffs bietet: Hubert Carrier: Le mot Fronde – Sens et implications, in: Formation et aspects du vocabulaire poltitique français, XVIIe–XXe siècles, Paris 1968; Vgl. Klaus Malettke: Wirtschaftliche, soziale und politische Aspekte der Fronde (1648–1653), in: ders. (Hrsg.): Soziale und politische Konflikte im Frankreich des Ancien Régime, Colloquium-Verlag, Berlin 1982, S. 27f
- ↑ Zum Leben und Wirken des Kardinals Richelieu, siehe: Carl J. Burckhardt: Richelieu (3 Bde.), Verlag Georg D. W. Callway, München 1965. Zu Ludwig XIII., siehe: Alanson Lloyd Moote: Louis XIII - The Just, University of California Press, Berkeley/ California 1989.
- ↑ Yves-Marie Bercé: The Birth of Absolutism - A History of France 1598–1661, London 1996, S. 137–139
- ↑ Eine tabellarische Übersicht der französischen Militärausgaben von 1618 bis 1648 findet sich in: Geoffrey Parker (Hrsg.): The Thirty Years War (2. Aufl.), London/ New York 1997, S. 135
- ↑ Yves-Marie Bercé: The Birth of Absolutism - A History of France 1598–1661, London 1996, S. 136
Literatur
- Yves-Marie Bercé: The Birth of Absolutism – A History of France 1598–1661, Macmillian Press Ltd, London 1996, ISBN
- Eckart Birnstiel: Die Fronde in Bordeaux 1648–1653, Verlag Peter Lang, New York/ Bern/ Frankfurt am Main 1985. (= Schriften zur europäischen Sozial- und Verfassungsgeschichte, Bd.3) ISBN 3-8204-8480-9
- Richard Bonney: Cardinal Mazarin and the Great Nobility during the Fronde, in: English Historical Review 96 (1981), Bd. 381, S. 818–833
- Hubert Carrier: Le mot Fronde – Sens et imlications, in: Formation et aspects du vocabulaire poltitique français, XVIIe–XXe siècles, Paris 1968. (= Cahier de Lexicologie, Bd. 13)
- Paul Rice Doolin: The Fronde, Harvard University Press, Cambridge 1935. (= Harvard Historical Studies, Bd. 39)
- Sharon Kettering: Patronage and Politics during the Fronde, in: French Historical Studies 14 (1986), Heft 3, S. 409–441.
- Klaus Malettke: Wirtschaftliche, soziale und politische Aspekte der Fronde (1648–1653), in: ders. (Hrsg.): Soziale und politische Konflikte im Frankreich des Ancien Régime, Colloquium-Verlag, Berlin 1982. (= Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Bd. 32)
- A. Lloyd Moote: The Revolt of the Judges - The Parlement of Paris and the Fronde 1643–1652, Princeton University Press, Princeton/ New Jersey 1971, ISBN 0-691-05191-7
- Geoffrey Parker (Hrsg.): The Thirty Years War (2. Aufl.), Routledge, London/ New York 1997, ISBN 0-415-12883-8
- Alexander Rubel: Eine Frage der Ehre. Die Fronde (1648–1653) im Spannungsfeld von Adelsethos und Literatur , in: Francia 32/2 (2005), S. 31–57
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