- Historische Provinzen Frankreichs
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Die Provinzen (französisch provinces, Sg. province) sind die territorialen Einheiten, in die Frankreich bis 1789 gegliedert war.
Inhaltsverzeichnis
Status
Viele Provinzen entsprechen ehemals selbständigen Territorien, die im Laufe der Zeit auf verschiedenem Wege Teil der Krondomäne (Domaine royal) der französischen Könige geworden waren: an die französische Krone zurückgefallene oder von dieser eingezogene Lehen, durch Personalunion mit der französischen Krone vereinigte Territorien oder Gebiete fremder Staaten, die an Frankreich abgetreten oder von diesem annektiert wurden. Einen Sonderstatus hatte der zu Frankreich gehörende Teil des Königreiches Navarra (Royaume de Navarre), der auch als Niedernavarra (Basse-Navarre) bekannt ist. Dieser war zwar faktisch eine der Provinzen Frankreichs, formalrechtlich jedoch ein mit Frankreich nur in Personalunion verbundenes selbständiges Königreich, weshalb die Könige von Frankreich bis 1789 den Titel König von Frankreich und von Navarra (roi de France et de Navarre) führten.
Die Provinzen unterstanden zwar einer gemeinsamen Zentralregierung, behielten jedoch ihren jeweiligen auf Gewohnheitsrecht (coutumes et privilèges) beruhenden eigenständigen Rechtsstatus. Einzelne Gebiete innerhalb einer Provinz konnten wiederum eigene Gewohnheitsrechte besitzen und damit Provinzen innerhalb dieser Provinz bilden. Daher ist eine abschließende Aufzählung aller Provinzen kaum möglich. Von Seiten der zentralen Verwaltung wurden für verschiedene Zwecke verschiedene territoriale Verwaltungseinteilungen verwendet, die sich zudem von Zeit zu Zeit änderten, so dass auch auf dieser Grundlage keine einheitliche Liste erstellt werden kann.
Zu den wichtigsten rechtlichen Unterschieden gehörte die unterschiedliche Organisation der Steuererhebung. In der Mehrzahl der Provinzen, den sogenannten pays d'élections, waren lokale gewählte Vertreter, die sogenannten élus, für die Steuererhebung zuständig. In den sogenannten pays d'États existierte eine provinziale Ständeversammlung, die auch für die Steuerbewilligung zuständig war, wenn auch die französischen Könige bestrebt waren, die politische Rolle der Provinzialstände ebenso wie diejenige der Generalstände des gesamten Königreiches möglichst weit zu beschränken. In den im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts an den französischen Staat angegliederten sogenannten pays d'imposition gab es weder Provinzialstände noch élus, sondern die Steuererhebung lag direkt in den Händen der königlichen Intendanten.
Entwicklung der Institutionen
Gouvernements
Als Verwaltungseinheiten der Zentralregierung bestanden seit dem 14. Jahrhundert die sogenannten gouvernements. Sie standen unter Leitung eines Gouverneurs, der meist aus dem Hochadel stammte. Die Gouvernements dienten zu Beginn in erster Linie militärischen Zwecken, übernahmen jedoch im Laufe der Zeit auch zahlreiche zivile Aufgaben. Da die adeligen Gouverneure von den absolutistischen Königen jedoch als potentielle oppositionelle Kräfte angesehen wurden, versuchten diese deren Macht einzuschränken. 1661 bestimmte Ludwig XIV., dass sich die Gouverneure nur noch für begrenzte Zeiträume mit Einwilligung des Königs in ihren gouvernements aufhalten durften.
Die Zahl der gouvernements schwankte im 15. und 16. Jahrhundert zwischen 3 und 12, ein gouvernement umfasste zu dieser Zeit gewöhnlich mehrere Provinzen. Unter Ludwig XIII. erhöhte sich die Zahl der gouvernements im 17. Jahrhundert auf knapp 40, so dass ihr Gebiet jetzt oft dem einer einzelnen Provinz entsprach. 1776 wurde ihre Zahl auf 39 festgelegt, davon 32 große Gouvernements (grands grouvernements) und 7 kleine Gouvernements (petits grouvernements), die Enklaven innerhalb der großen bildeten.
Généralités und Intendances
Als Bezirke der Finanzverwaltung wurden in Frankreich im Jahre 1542 die recettes générales oder généralités geschaffen. Zunächst gab es 16 von diesen, im Laufe der folgenden Jahrhunderte erhöhte sich ihre Zahl bis 1784 auf 36. Die Gebiete der généralités entsprachen nur teilweise denen von Provinzen. In größeren Provinzen existierten oft mehrere généralités, während mehrere kleinere Provinzen zu einer généralité zusammengefasst waren. Die recettes générales unterstanden jeweils einem receveur général, dem ein trésorier de France, zuständig für die königlichen Güter, und ein général des finances, zuständig für die direkten und indirekten Steuern, zur Seite standen. Für die Finanzkontrolle waren seit 1555 die maîtres de requêtes zuständig.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erhielten die Maîtres des requêtes den Titel von Polizei-, Justiz- und Finanzintendanten und königlichen Kommissaren (intendant de police, justice et finance et commissaire départi du roi). Sie hatten seit dem Ende des 17. Jahrhunderts ihren Sitz auf Dauer in der généralité, für die sie zuständig waren. Die Intendanten, die jederzeit abberufbare direkte Vertreter des Königs waren, wurden faktisch zu den Leitern der staatlichen Verwaltung auf dem ihnen unterstehenden Territorium und übernahmen damit die Aufgaben, die früher von den Gouverneuren wahrgenommen worden waren. Oft kümmerten sie sich darüber hinaus auch um die wirtschaftliche Entwicklung des Gebietes. Da die Zuständigkeitsbereiche der Intendanten im allgemeinen den généralités entsprachen, werden diese oft auch als généralités-intendances bezeichnet. In einzelnen Fälle deckten sich die Gebiete von généralités und intendances allerdings nicht: So gab es im Languedoc zwei généralités (in Toulouse und Montpellier), aber nur eine intendance (in Montpellier).
Auflösung der Provinzen
Während der Französischen Revolution erklärten die Abgeordneten der einzelnen Provinzen in der Nationalversammlung im Jahre 1789 den Verzicht auf die ererbten Privilegien ihrer Provinzen, die als unvereinbar mit der Gleichheit aller Bürger angesehen wurden. Die Nationalversammlung beschloss die Auflösung der Provinzen und ihre Ersetzung durch die Départements, die im Gegensatz zu den Provinzen alle dieselbe Größe und denselben Status haben sollten. Bei der Benennung der neugebildeten Départements wurde bewusst auf die Verwendung von Namen der bis dahin bestehenden Provinzen verzichtet, stattdessen wurden sie größtenteils nach Flüssen und Gebirgen benannt.
Die Provinzen sind seitdem keine politischen Einheiten mehr, ihre Namen leben jedoch als geographische Bezeichnungen fort. Bei der Benennung der heutigen französischen Regionen wurde wieder auf die Namen der historischen Provinzen zurückgegriffen, wenn das Gebiet der Region weitgehend einem historischen Territorium entsprach. Da die Grenzen einer Region sich jedoch an denen der Départements ausrichten, decken sie sich nur in wenigen Fällen genau mit den Grenzen der ehemaligen Provinzen.
Provinzen mit Jahr der Angliederung an die Krondomäne
Provinz untergeordnete Provinzen Hauptorte der Provinzen Jahr der endgültigen
Angliederung
an die KrondomäneAngoumois Angoulême 1515 Anjou Angers 1480 Besugeois Mauges Artois Arras 1659 (Pays d') Aunis La Rochelle 1371 Auvergne Clermont-Ferrand 1531 bzw. 1610 Béarn Pau 1594 (zusammen mit Niedernavarra) Beaujolais Beaujeu Berry Bourges 1100 Boulonnais Boulogne 1477 (zusammen mit der Picardie) Bourbonnais Moulins 1531 Bretagne Rennes 1532 Clos-Poulet Cornouaille Quimper Goëllo Léon Lesneven Penthièvre Poher Trégor Burgund (Bourgogne) Dijon 1477 Autunois Auxerrois Auxerre Auxois Semur-en-Auxois Bassigny Langres Châlonnois Bresse Bourg Bugey Belley Charollois Charolles Dijonnais Mâconnais Pays de Gex Gex Valromey Saint-Rambert (Principauté de) Dombes Trévoux 1762 Champagne Troyes 1285 Brie champenoise Meaux Perthois Remois Reims Senonais Sens Vallage Joinville Dauphiné Grenoble 1349 Baronnies Briançonnois Champsaur Diois Gapençais Graisivaudan Embrunais Valentinois Viennois Elsass (Alsace) Straßburg (Strasbourg) 1681 Oberelsass (Haute-Alsace) Sundgau Belfort Unterelsass (Basse-Alsace) Flandern (Flandres) Lille 1668 (zusammen mit Hennegau) Flandre maritime Flandre wallonne Grafschaft Foix (Comté de Foix / Pays de Foix) Foix 1589 Donnezan Artigues Forez Saint-Étienne Franche-Comté Besançon 1678 Gascogne Auch 1453 (zusammen mit Guyenne und Labourd) Agenois Agen Armagnac Auch Bigorre Tarbes Comminges Saint-Bertrand Condomois Condom Couserans Saint-Lizier Estarac Mirande Grave Lomagne Lectoure (Pays de) Marsan Mont-de-Marsan Quatre-Vallées Sarrancolin Guyenne Bordeaux 1453 (zusammen mit Gascogne und Labourd) Bordelais Bazadois Bazas Chalosse Saint-Sever Lannes Périgord Périgueux Quercy Cahors Rouergue Rodez Hennegau (Hainaut) Valenciennes 1668 (zusammen mit Flandern) Cambrésis Cambrai Île-de-France Paris (ursprüngliche Krondomäne) Beauvaisis Beauvais Brie française Lagni Gâtinais français Nemours Hurepoix Melun Laonnois Laon Mantois Mantes Quart de Noyon Soissonnois Soissons Vexin français Pontoise Valois Crépy Korsika (Corse) Bastia 1768 (Terre de) Labourd Bayonne 1453 (zusammen mit Guyenne und Gascogne) Languedoc Toulouse 1271 Gévaudan Mende Velay Le Puy Vivarais Viviers Limousin Limoges 1250 Lothringen (Lorraine) Nancy 1766 Barrois Bar-le-Duc Lyonnais Lyon 1312 Plat pays de Lyonnais Stadt Lyon (Ville de Lyon) Franc-Lyonnais Genay, ab 1665 Neuville Maine Le Mans 1481 Marche Guéret 1531 Combrailles Niedernavarra (Basse-Navarre) Saint-Palais 1594 (zusammen mit Béarn) Nivernais Nevers 1669 Normandie Rouen 1450 Avranchin Pays d'Auge Bessin Bayeux Pays de Bray Campagne de Caen Pays de Caux Caudebec-en-Caux Cotentin Hiémois le Houlme Lieuvin Beuzeville, Épaignes, Lieurey, Thiberville Campagne du Neubourg Pays d’Ouche L’Aigle, Bernay, Breteuil-sur-Iton, Conches, Rugles Roumois Elbeuf, Brionne Campagne de Saint-André Vexin normand Quillebeuf Orléanais Orléans 1626 Blésois Blois Pays chartrain Dunois Châteaudun Gâtinais orléanais Montargis Vendômois Vendôme Perche Mortagne-au-Perche Perche-Gouët Perche Vendômois Thimerais Picardie Amiens 1477 (zusammen mit dem Boulonnais) Amienois Ponthieu Abbeville Santerre Péronne, Montdidier, Roye Thiérache Guise Vermandois Saint-Quentin Vimeu Saint-Valery Poitou Poitiers 1369 Provence Aix-en-Provence 1481 Roussillon Perpignan 1659 Cerdagne française Mont-Louis Conflent Saintonge Saintes 1371 (Vallée de) Soule Mauléon 1510 Touraine Tours 1584 Trois-Évêchés (Drei Bistümer) Bistum Metz Metz Bistum Toul Toul Bistum Verdun Verdun Liste der Gouvernements
Die folgende Liste enthält die 39 im Jahre 1789 bestehenden Gouvernements mit den jeweils zu ihnen gehörenden Provinzen.
Gouvernement zugehörige Provinzen Anjou Anjou Artois Artois Aunis Aunis Auvergne Auvergne Béarn Béarn, Soule, Niedernavarra Berry Berry Boulonnais Boulonnais Bourbonnais Bourbonnais Bretagne Bretagne Burgund (Bourgogne) Burgund Champagne Champagne Dauphiné Dauphiné Dombes Dombes Elsass (Alsace) Elsass Flandern und Hennegau (Flandre et Hainaut) Flandern, Hennegau Grafschaft Foix (Comté de Foix) Grafschaft Foix Franche-Comté Franche-Comté Guyenne und Gascogne (Guyenne et Gascogne) Guyenne, Gascogne, Labourd Île-de-France Île-de-France (ohne Paris) Korsika (Corse) Korsika Languedoc Languedoc Limousin Limousin Lothringen (Lorraine) Lothringen Lyonnais Lyonnais Maine Maine Marche Marche Nivernais Nivernais Normandie Normandie Orléanais Orléanais Paris Paris (Teil der Île-de-France) Picardie Picardie Poitou Poitou Provence Provence Roussillon Roussillon Saintonge und Angoumois (Saintonge et Angoumois) Saintonge, Angoumois Saumurois Saumurois Toul Toul Touraine Touraine Verdun und Metz Verdun, Metz Liste der Généralités
In der nachfolgenden Liste werden die unmittelbar vor der Französischen Revolution bestehenden Généralités mit den zugehörigen Provinzen aufgeführt.
Sitz der Généralité Gründungsjahr
der Généralitézugehörige Provinzen Steuerrechtlicher Status Agen, später Bordeaux 1542 Guyenne (teilweise) pays d'élections Aix 1542 Provence pays d'États Alençon 1636 Normandie (teilweise) pays d'élections Amiens 1542 Picardie (teilweise), Boulonnais, bis 1754 auch Artois pays d'élections Auch 1716 Gascogne pays d'élections Bastia 1768 Korsika Bayonne 1784 Labourd Besançon 1676 Franche-Comté pays d'imposition Bourges 1542 Berry, Marche (teilweise) pays d'élections Caen 1542 Normandie (teilweise) pays d'élections Châlons-sur-Marne 1542 Champagne, Brie, Sedan pays d'élections Dijon 1542 Burgund pays d'États Grenoble 1542 Dauphiné pays d'États Issoire, später Riom 1542 Auvergne pays d'élections La Rochelle 1694 Aunis, Saintonge, Angoumois (teilweise) pays d'élections Lille 1691 Flandern, ab 1754 auch Artois pays d'imposition Limoges 1558 Limousin, Marche (teilweise), Angoumois (teilweise) pays d'élections Lyon 1542 Lyonnais, Forez, Beaujolais pays d'élections Metz 1552 die drei Bistümer (Trois-Évêchés) Metz, Toul und Verdun Montauban 1635 Guyenne (teilweise), bis 1716 auch Gascogne pays d'élections Montpellier 1542 Languedoc (teilweise) (einschließlich Gévaudan und Vivarais) pays d'États Moulins 1587 Bourbonnais, Marche (teilweise), Nivernais (teilweise) pays d'élections Nancy 1737 Lothringen pays d'imposition Orléans 1558 Orléanais, Nivernais (teilweise) pays d'élections Paris 1542 Île-de-France (größtenteils), Picardie (teilweise) pays d'élections Pau 1784 Béarn, Soule, Niedernavarra, Bigorre, Quatre Vallées, Pays de Marsan, Grafschaft Foix pays d'États Perpignan 1660 Roussillon pays d'imposition Poitiers 1542 Poitou pays d'élections Rennes 1552 Bretagne pays d'États Rouen 1542 Normandie (teilweise) pays d'élections Soissons 1595 Île-de-France(teilweise), Picardie (teilweise) pays d'élections Straßburg (Strasbourg) 1689 Elsass pays d'imposition Toulouse 1542 Languedoc (teilweise) pays d'États Tours 1542 Touraine, Maine, Anjou, Saumurois pays d'élections Trévoux 1762 Dombes pays d'élections Valenciennes 1678 Hennegau pays d'imposition Kategorien:- Historisches Territorium (Frankreich)
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