- Fuhrpark der Straßenbahn Graz
-
Die Grazer Straßenbahn, bei der Aufnahme des elektrischen Betriebs 1898/1899 noch aus zwei getrennten Gesellschaften bestehend, die sich erst 1939 endgültig zusammenschlossen, wurde im Lauf ihrer Geschichte was die Größe ihres Streckennetzes und die Anzahl der auf ihm verkehrenden Fahrzeuge betraf stets den Anforderungen durch schwankende Fahrgastzahlen und technische Neuerungen angepasst. So wurden im Zeitraum 1898 bis 1997 insgesamt 551 Fahrzeuge angeschafft, die nach bis zu 60 Einsatzjahren ausgemustert, an andere Unternehmen verkauft oder an Museen vergeben wurden. 21 dieser Fahrzeuge befinden sich im Tramway Museum Graz und sind zum Teil für Sonderfahrten einsetzbar.
Als Besonderheiten unter den Neuanschaffungen dieser Zeit gelten Zukäufe aus Bestandsauflösungen anderer Gesellschaften, so im Jahr 1939 die Übernahme von 11 Triebwagen der Rheinischen Bahngesellschaft AG Düsseldorf, die zum Teil 1909 gebaut worden waren und bis 1963 in Graz zum Einsatz kamen.
Mehr als die Hälfte der Neuanschaffungen bis 1997 waren Beiwagen und technische Fahrzeuge, wobei die ersten 40 Beiwagen 1899 aus modifizierten Wagen der bereits seit 1878 in Graz verkehrenden Pferdestraßenbahn bestanden, um Kosten zu reduzieren. insgesamt 35 offene Güterwagen dienten dem Kohletransport zu den die Bahn mit Strom versorgenden Kraftwerken.
Ab 1963 ersetzte die Grazer Stadtwerke AG (heute Graz AG) als Betreiber der Straßenbahn Graz zunächst ausgemusterte Fahrzeuge wiederum durch Zukäufe älterer Modelle aus anderen Gesellschaften oder durch Modifizierung im Einsatz befindlicher Triebzüge auf neue Anforderungen. Erst 1986 gab es wieder zwölf neue Fahrzeuge, deren Bau für die Straßenbahn Graz veranlasst wurde. Allerdings mussten diese bereits 1999 durch den Einbau eines Niederflur-Mittelteils angepasst werden. Die letzte Fahrzeuganschaffung bestand aus 18 Bombardier Flexity Outlook C-Triebzügen modernster Ausstattung im Jahr 2001. Zusammen mit acht Arbeitsfahrzeugen ergibt sich 2007 ein Bestand von 74 Fahrzeugen, der in den nächsten Jahren den wirtschaftlichen Anforderungen gemäß weiter aufgestockt werden soll. Ferner wird es geplant bis 2010 zu Ausmusterungen kommen, die durch Zukäufe neuer Fahrzeuge kompensiert werden müssen.
Diese wechselvolle, durch viele im Hauptartikel Straßenbahn Graz aufgeführte Faktoren beeinflusste Fahrzeuggeschichte spiegelt sich detailliert in den folgenden Tabellen wider, die auch Hersteller und die Baujahre der einzelnen Fahrzeuggruppen auflisten.
Inhaltsverzeichnis
Bis 1997 ausgemusterte Fahrzeuge der Straßenbahn Graz
Triebwagen
Nummern Hersteller Baujahr Bemerkungen 1-88 Grazer Waggonfabrik 1899-1909 Nachträgliche Plattformverglasung, 1961-1963 ausgemustert 91-98 Hauptwerkstätte 1925–1929 Umbauten aus Beiwagen, Nr. 98 in 90 umgezeichnet, 1963 ausgemustert 101-115 Grazer Wagonfabrik 1912–1913 Umbauten und Neubaukästen, 1963 ausgemustert 116-120 Hauptwerkstätte 1951–1954 Umbauten aus Nr. 80, 83, 87, 88, 1963 ausgemustert 121-12 Grazer Wagonfabrik 1900–1901 Gekaufte Fahrzeuge der Type D der Straßenbahn Wien, 1930 umgebaut, 1961 ausgemustert 121 II Hauptwerkstätte 1954 Umbau aus Nr. 81, 1963 ausgemustert 123-127 Sim/Ringhoffer 1899–1902 Gekaufte Fahrzeuge der Type D1 der Straßenbahn Wien, 1944 umgebaut, 1951 ausgemustert 131-137 Düsseldorf 1909–1913 1939 Von der Rheinbahn gekauft, 1963 ausgemustert 141-144 Uerdingen 1924–1925 1939 Von der Rheinbahn gekauft, 1961 ausgemustert 151-162 MAN 1906 1941 Aus Nürnberg übernommen, 1953 ausgemustert 201-250 SGP Graz 1949–1952 Umbauten zwischen 1967 und 1969, 1989 ausgemustert, Nr. 204 nach Japan verkauft 251-252 SGP Graz 1962 Auf Reservefahrgestellen aufgebaute Fahrzeuge, 1993 ausgemustert 551-571 Duewag 1954–1960 Aus Wuppertal übernommen und umgebaut, 1997 ausgemustert Beiwagen
Nummern Hersteller Baujahr Bemerkungen 1B-40B Verschieden 1920 Umbauten aus alten Fahrzeugen, 1934-1938 ausgemustert 41B-44B Verschieden 1914–1916 1953 Ausgemustert 45B-59B Hauptwerkstätte 1916–1920 Neubauten, basierend auf Plänen alter Fahrzeuge, 1953 ausgemustert 60B-67B Grazer Waggonfabrik 1907 Erste Beiwagen mit Plattformverglasung, 1961 ausgemustert 70B-77B Grazer Waggonfabrik 1908 1929 Umgebaut 80B-112B Grazer Waggonfabrik 1910–1915 1963 Ausgemustert 125B-128B Uerdingen 1944 Einsatz ab 1946, 1971 ausgemustert 151B-157B Grazer Waggonfabrik 1885/1886 Gekaufte Fahrzeuge der Typen t und t2 der Straßenbahn Wien, zwischen 1924 und 1930 umgebaut, 1948-1951 ausgemustert 161B-166B Rohrbacher 1887 Gekaufte Fahrzeuge der Type c2 der Straßenbahn Wien, 1924 umgebaut, 1953 ausgemustert 170B-172B Hauptwerkstätte 1925–1926 Eigenbauten, 170B mit offener Plattform, 171B-172B mit Plattformverglasung, 1961 ausgemustert 181B-188B Grazer Waggonfabrik 197-1928 1961 Ausgemustert 191B-212B Hernals 1872–1873 Gekaufte Fahrzeuge der Type p2 der Straßenbahn Wien, zwischen 1929 und 1931 umgebaut, 1961 ausgemustert 301B-305B Simmering 1900–1903 Gekaufte Fahrzeuge der Type a der Straßenbahn Wien, 1931 umgebaut 1953 ausgemustert 306B-325B Grazer Waggonfabrik 1871–1898 Gekaufte Fahrzeuge der Typen p und s1 der Straßenbahn Wien, zwischen 1931 und 1944 umgebaut, 1946-1953 ausgemustert 401B-450B SGP Graz 1537, 154, 1552, 1561, 1564 Hernals 1871 Gekaufte Fahrzeuge der Type s23 der Straßenbahn Wien, geplante Umbauten erfolgten nicht, 1946 ausgemustert - Anmerkung
- Die unter Beiwagen aufgelisteten Fahrzeugen sind nach dem 1920 eingeführten, neuen Nummerierungsschema nummeriert. Bei allen Fahrzeugen mit dem Vermerk Umbauten aus alten Fahrzeugen stellt das Baujahr das Jahr des Umbaus dar. Einige Fahrzeuge wurden vor den Umbauten ausgemustert und sind nicht in dieser Liste enthalten.
Güter- und Arbeitswagen
Nummern Inbetrienbahne Bemerkungen A1 1930 Thermitschweißwagen Dt1 1949 Drahttrommelwagen E1-E2 1920 Achsbruchwagen Esw1-Esw2 1930 Elektroschweißwagen K1-K16 1916 Offene Güterwagen K17-K33 1944–1946 Offene Güterwagen Ke1-Ke2 1927, 1949 Kehrichtabfurhwagen L1-L4 1920–1926 Offene Güterwagen M1-M4 1944 Milchwagen M1-M4 1925–1948 Materialwagen P1 1925 Schienenstopfprüfwagen S1-S10 1899–1907 Salzwagen S1 1936 Salzlaugenwagen S1-S3 1946 Salzlaugenwagen S4-S5 1961 Salztransportwagen S10-S19 1927–1931 Salzwagen Sch1-Sch7 1925–1950 Schientransportwagen Schw1-Schw3 1925 Schweißgerät-Transportwagen SLG1-SLG2 1972 Schienenlade- und Transportwagen Sk1 1920 Sandkippwagen Sto1 1925 Schienenstopfprüfwagen Tu1 1937 Turmwagen Tu2 1974 Turmwagen Tu3 1943 Turmwagen Elektrische Kleinbahn Graz-Mariatrost
Nummern Baujahr Hersteller Bemerkungen Triebwagen 1-8 1898 Grazer Waggonfabrik Plattform Verglasung 1920, außer TW 5 alle 1941 verkauft 205 1939 Eigenbau 1941 verkauft Beiwagen 1B-4B 1898 Grazer Waggonfabrik 1941 verkauft 5B-6B 1898–1901 Grazer Waggonfabrik 1941 verkauft 7B-8B 1914 Grazer Waggonbarik 1941 verkauft Bahndienstfahrzeuge 1K-3K 1898 Grazer Waggonbarik 1941 ausgemustert Turmwagenanhänger ? Eigenbau ? heute Mariazeller Museumstramway Ab 1963 im Bestand der Straßenbahn Graz
Gebrauchtfahrzeuge und Fahrzeugumbauten
Der Um- und teilweise Neubau von Fahrzeugen in der eigenen Werkstätte hat in Graz ebenso wie die Übernahme gebrauchter Fahrzeuge aus anderen Städten eine lange Tradition, da der Betrieb lange Zeit unter akutem Geld- aber auch Fahrzeugmangel litt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden 36 gebrauchte Züge aus Deutschland beschafft, 17 aus Duisburg (Serie 520) und 21 aus Wuppertal (Serie 550, wobei allerdings einige nach missglückten Testfahrten nicht in den Dienst übernommen wurden). 2007 wurde der Fuhrpark um Züge aus Wien (Serie 290, ex E1) erweitert.
Nach einem Frontalzusammenstoß zweier 260er Mitte der 90er Jahre wurden wie schon in der früheren Geschichte wieder größere Umbauten in der eigenen Werkstatt durchgeführt. Da zur gleichen Zeit die Wuppertaler endgültig zur Ausmusterung anstanden, deren mittlere Wagenkästen und Drehgestelle aber teilweise noch in gutem Zustand waren, reifte die Idee die verunglückten 260er mit Wuppertaler-Mittelteilen zu kombinieren und so äußerst günstig die Kapazität der Fahrzeuge deutlich zu erhöhen. Die zwei Frontteile der Unfallwagen wurden komplett neu angefertigt und zusammen mit Drehgestellen und Mittelteilen der 550er zu neuen Achtachsern zusammengestellt. Das Konzept erwies sich als gelungen – u.a. auch wegen der aus dem geringeren Gewicht resultierenden nun recht kräftigen Motorisierung –, dass noch zwei weitere Wagen umgebaut wurden; diese vier Fahrzeuge bilden heute die Serie 580.
Angespornt durch den Erfolg und die guten Erfahrungen beim Umbau der 580er sowie auch aus dem Bedarf nach zeitgemäßen Niederflurfahrzeugen machte man sich sodann auch daran, die relativ neuen Fahrzeuge der Serie 600 um neue niederflurige Mittelteile zu erweitern. Zwar war in der Konstruktion von SGP bereits der Umbau zu 8-Achsern vorgesehen, die neuen Mittelteile wurden schließlich aber von Bombardier geliefert. Beim Einbau wurden wiederum noch vorhandene Laufdrehgestelle der Wuppertaler verwendet, sodass die 600er im derzeitigen Zustand Bauteile enthalten, deren Entstehung über 40 Jahre auseinander liegt. Bemerkenswert ist auch, dass die Mittelteile etwas länger sind als in der ursprünglichen Konstruktion vorgesehen. Daher war es nötig sie in den Gelenken etwas exzentrisch zu befestigen, um das vorgegebene Lichtraumprofil einhalten zu können.
Quellen
- Hans Sternhart: Straßenbahn in Graz. Verlag Slezak, 1979, ISBN 3-900134-54-5
- Peter Wegenstein: Die Straßenbahn von Graz. Pospischil-Verlag, Bahn im Bild 94, 1994
- Wolfgang Kaiser: Straßenbahnen in Österreich. GeraMond Verlag, 2004, ISBN 3-7654-7198-4
Kategorien:- Liste (Lokomotiven und Triebwagen)
- Verkehr (Graz)
Wikimedia Foundation.