Furttenbach

Furttenbach
Frontispiz der 1629 gedruckten Architectura navalis von J. Furttenbach

Joseph Furttenbach (auch Joseph Furttenbach d. Ä. zur Unterscheidung von seinem gleichnamigen Sohn; * 30. Dezember 1591 in Leutkirch; † 17. Januar 1667 in Ulm) war ein deutscher Architekt, Mathematiker, Mechaniker und Chronist.

Geboren als 20. Kind eines Forstmeisters und Ratsherrn verbrachte Furttenbach nach Schule und Ausbildung zum Kaufmann ab 1608 mehr als 10 Jahre in Italien (insbesondere in Mailand, Genua und Florenz). Dort befasste er sich eingehend mit Architektur, Gartenkunst, aber auch Theater und Bühnentechnik, Festungsbau und Büchsenmeisterei bzw. Pyrotechnik. Unter anderem kam er in Kontakt mit Galileo Galilei, von dem er das Modell einer endlosen Schraube erhielt. 1620 kehrte Furttenbach nach Leutkirch zurück und lebte seit 1621 in Ulm, wo er in der Leitung eines Handelshauses tätig war. 1623 heiratete er Katharina Strauß. 1627 erschien mit seinem Reisebericht Newes Itinerarium Italiae eines der im Deutschland des 17. Jahrhunderts meistgelesenen Reisehandbücher.

Ausschnitt eines Gemäldes von J. Furttenbach: Feuerwerkh, welches Herr Johann Kouhn, den 26. Augusti Anno 1644 in seinem garten uff dem word, hat abgehen lassen (1645)

Ab 1631 war Furttenbach als Verwaltungsleiter des Ulmer Bauamts für die Instandhaltung von Stadtbefestigung und öffentlichen Gebäuden zuständig, außerdem (spätestens) ab 1636 auch Ratsherr. Er konzipierte in Ulm u. a. ein Krankenhaus, ein Theater nach italienischem Vorbild (u.a. ein Vorgängerbau des heutigen Theaters Ulm), Festungsanlagen, Gärten und ein Brunnenwerk, lieferte jedoch auch Pläne nach außerhalb, so für Kirchen in Augsburg und Schorndorf sowie diverse Schulgebäude. Von seinen zahlreichen Idealentwürfen von Gebäuden und Gärten wurde jedoch nur ein kleiner Teil realisiert. Furttenbach zählte zu den bedeutendsten Ulmer Persönlichkeiten seiner Zeit, dessen Ruf auch weit darüber hinaus ausstrahlte. Sein um 1640 errichtetes Wohnhaus in Ulm (Sterngasse 1, im Zweiten Weltkrieg zerstört) war samt zugehörigem Garten mit Grotten und Wasserspielen eine Sehenswürdigkeit der Stadt, die von zahlreichen Reisenden besucht wurde. Seine Kunstkammer enthielt eine umfangreiche Sammlung von Stichen und Zeichnungen berühmter Bauten sowie Modelle technischer Gerätschaften und Bühnenapparate.

In seinen Schriften versuchte Furttenbach, das gesamte architektonische und technische Wissen seiner Zeit darzustellen. Dazu zählen Architectura civilis (1628), Architectura navalis (1629), Architectura universalis (1635), Architectura recreationis (1640), Architectura privata (1641) und der Mannhaffte Kunstspiegel (1663). Wichtiges Zeitdokument ist außerdem eine seit 1620 geführte Chronik.

Dem Andenken Furttenbachs ist in der Ulmer Weststadt eine Straße gewidmet.

Quellen

  • Höchstetter: Furtenbach, Joseph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 250 f.
  • Herbert Jaumann: Handbuch Gelehrtenkultur der frühen Neuzeit. Berlin/New York, Walter de Gruyter, 2004, ISBN 3110160692 Digitalisat
  • Hans Koepf: Furtenbach, Joseph von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, S. 736 f.
  • Max Kromer: Wasser in jedwedes Bürgers Haus, Ullstein, Frankfurt a.M./Berlin 1962
  • Max Stemshorn (Hrsg.): Der Kunst-Garten. Gartenentwürfe von Joseph Furttenbach (1591-1667). Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1999, ISBN 3-88294-284-3

Weiterführende Literatur

  • Margot Berthold: Josef Furttenbach von Leutkirch, Architekt und Ratsherr in Ulm (1591-1667), in Ulm und Oberschwaben. Zeitschrift für Geschichte und Kunst - Mitteilungen des Vereins für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben, Band 33, Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1953
  • Margot Berthold: Weltgeschichte des Theaters, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1968
  • Gunther Volz: Joseph Furttenbachs Theater in Ulm in Lenz Prütting: Zum Beispiel Ulm. Stadttheater als kulturpolitische Lebensform, Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1991, ISBN 3-88294-161-8

Weblinks


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