- Fürststift Kempten
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Das Fürststift Kempten, auch Fürstäbtliche Residenz Kempten genannt, ist ein ehemaliges Benediktinerkloster in Kempten (Allgäu) in Bayern in der Diözese Augsburg.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das der Heiligen Maria, St. Gordian und St. Epimachus geweihte Kloster wurde 752 durch Audogar (als Sippenklostergründung) gegründet.
Kaiser Heinrich IV. bestätigte 1062 die Reichsunmittelbarkeit des Klosters. Schon früh erlangte es ein Herrschaftsgebiet, in dem es ab 1213 auch die Grafen- und Vogteirechte besaß, die vorher von den Staufern ausgeübt worden waren. Kaiser Karl IV. erhob das Kloster zum Fürststift. Bis zur Auflösung 1803 war es zweitgrößtes geistliches Territorium in Ostschwaben.
Bestimmt wurde die Geschichte des Fürststifts durch ständige Auseinandersetzungen mit der Stadt Kempten, die seit 1289 reichsfrei war. Die Gegensätze verschärften sich ab 1525, nachdem die Stadt sich völlig vom Fürststift frei gekauft hatte und 1527 protestantisch geworden war.
Stift und Stiftskirche wurden im Dreißigjährigen Krieg 1632 durch schwedische Truppen niedergebrannt. Von 1651 an wurde das Stift als erste monumentale Barockklosteranlage Deutschlands neu errichtet. Fürstabt Romanus Bernhard Christoph Giel von Gielsberg berief den Vorarlberger Baumeister Michael Beer, der Residenz und Stiftskirche im Barockstil entwarf; die Grundsteinlegung war am 16. April 1652. 1654 trat der Graubündener Baumeister Johann Serro Beers Nachfolge an. Der Rohbau war 1656 beendet, der Hauptbau der Residenz wurde mit einer Sakristei zwischen Residenz und Kirche 1670 abgeschlossen. Die Arbeiten an den Türmen der Kirche wurden 1673 unvollendet abgeschlossen.
Die Ausstattung der fürstäbtlichen Wohnräume im Südflügel erfolgte erst 1732 bis 1742 unter Abt Anselm Reichlin von Meldegg. Künstlerischer Leiter war der Kemptener Franz Georg Hermann, als Bildhauer zeichneten Ägid Verhelst, als Stuckateur Johann Georg Üblhör für die Ausstattung der Residenz verantwortlich.
Im Jahr 1780 wurde die Orangerie fertiggestellt.
1803 wurden Kloster und Fürststift im Zuge der Säkularisation aufgelöst.
Nach der Auflösung kamen 94 Bilder aus der fürstlichen Sammlung nach München. Das Archiv wurde ins Allgemeine Reichsarchiv übernommen. Ein Teil der Bibliothek ging nach Augsburg, viele Bücher verkamen auf dem Dachboden des Klosters. Überreste erhielt später das Kloster Metten.
Die ehemalige Stiftskirche dient heute als Pfarrkirche der Pfarrei St. Lorenz, die Räume der Residenz werden heute von Staatsanwaltschaft sowie Amts- und Landgericht genutzt.
Die Prunkräume der Residenz sind im Rahmen von Führungen zu besichtigen.
Liste der Äbte von Kempten
- Audogar I. 773-796
- Theothun 796-798 ?
- Agapetus von Harthorn 8??-817
- Totto I. 817-840
- Erkenbert Möringer 840-854
- Konrad I. von Kalbsangst 854-857
- Gerung Amberger 857-862
- Ringrim 862-865
- Caroman 865-867
- Lantfried I. von Hattenweil 867-876
- Salomon 876-888
- Waldo von Freising 889-892
- Friedrich I. Gremlich von Ochsenbach 892-910
- Burkhard I. Rizner von Hattenhofen 910-927
- Theobald I. Preitfelder von Aichstetten 927-928
- Adalbert I. Landfuhrer von Sulgau 928-930
- Irminhard 930
- Agilolf 930-940
- Ludwig Friedsamer von Rauns 940-941
- Egilbert von Richsluss 941
- Ulrich I. von Dillingen 941-962
- Alexander Fordresser von Eck 962-972
- Giselfried I. 972-983
- Rudolf I. 983-993
- Stephan Taradur von Erbach 993-1012
- Eberhard I. Hartensteiner von Wineden 1012-1013, † 1044
- Burkhard II. 1013-1026
- Eberhard I. Hartensteiner von Wineden 1026-1044 (erneut)
- Giselfried II. Preitblath von Mühlhausen 1044-1048
- Landolf Reinstetter von Hoheneck 1048-1049
- Berthold I. von Tannenfels 1049-1061
- Otenus 1061-1064
- Heinrich I. Dornstich von Alt-Ravensburg 1064-1073
- Konrad II. Neubrunner 1073-1075
- Adalbert II. 1078-1089
- Eberhard II. 1089-1092
- Ulrich II. Lindagrun von Ochsenbach 1092-1094
- Eberhard III. 1094-1105
- Mangold 1105-1109
- Hartmann 1109-1114
- vakant
- Totto II. von Crisheim 1125-1127
- Friedrich II. Festenberger 1127-1138
- Friedrich III. von Klingenstein 1138-1142
- Robert Konrad von Scheideck 1142-1144
- Eberhard IV. 1144-1147
- Fredeloch Vorbürger von Helmstorff 1147-1150
- Friedrich IV. von Helmishofen 1150-1155
- Adalbert III. 1155-1164
- Hartmann II. 1164-1166
- Lantfried II. 1166-1185
- Berthold II. Hochberger 1185-1197
- Heinrich II. 1197- ?
- Werner von Kalbsangst ? -1208
- Rudolf II. Wolfgang von Königsegg 1208-1213
- Heinrich III. von Burtenbach 1213-1224
- Heinrich IV. von Sömmerau 1224-1234
- Arnold 1234-1235
- Gebhard Orteck 1235-1237
- Friedrich V. von Münster 1237-1239
- Theothun II. Birkh von Felsberg 1239-1240
- Overger Randecker 1240-1242
- Hartmann III. Mulegg 1242-1251
- Hugo 1251-1253
- Ulrich III. Nordlinger 1253-1255
- Ruprecht I. 1255-1268
- Eberhard IV. Burgberger 1268-1270
- Rudolf III. von Hoheneck 1270-1284
- Guido Ritzner 1284-1286
- Konrad III. von Gundelfingen 1286-1302
- Hartmann IV. von Rauns 1302-1315
- Wilhelm 1315-1320
- Heinrich V. Unrein von Hirsendorf 1320-1331
- Burkhard III. Bürck von Hasenweiler 1331-1346 zusammen mit
- Konrad IV. 1333-1346 zusammen mit
- Gerwig I. von Helmshofen 1333-1336
- Heinrich VI. von Oberhofen 1346-1347
- Randger Feldeck von Roggenfurt 1347-1356 (erster Fürstabt)
- Heinrich VII. von Mittelsburg 1356-1382
- Friedrich VI. von Hirschdorf 1382-1405 zusammen mit
- Pilgrim I. von Nordholz 1382-1386
- Friedrich VII. von Laubenberg 1405-1434
- Pilgrim II. von Wernau 1434-1451
- Gerwig II. von Sulmentingen 1451-1460
- Johann I. von Wernau 1460-1481
- Johann II. von Rietheim 1481-1507
- Johann Rudolf von Raitenau 1507-1523
- Sebastian von Breitenstein 1523-1536
- Wolfgang von Grünenstein 1536-1557
- Georg von Gravenegg-Burchberg 1557-1571
- Eberhard V. von Stein 1571-1584
- Adalbert IV. von Hoheneck 1584-1587
- Johann Erhard Blarer von Wartensee 1587-1594
- Johann Adam Renner von Allmendingen 1594-1607
- Heinrich VIII. von Ulm-Langenrhein 1607-1616
- Johann Eucharius von Wolffurt 1616-1631
- Johann Willibald Schenk von Castell 1631-1639
- Romanus Bernhard Christoph Giel von Gielsberg 1639-1673
- Bernhard Gustav Adolf von Baden-Durlach 1673-1677 (Kardinal)
- Rupert I. von Bodman 1678-1728
- Anselm Reichlin von Meldegg 1728-1747
- Engelbert von Syrgenstein 1747-1760
- Honorius Roth von Schreckenstein 1760-1785
- Rupert II. von Neuenstein 1785-1793
- Castolus Reichlin von Meldegg-Amtzell 1793-1803
Siehe auch
Literatur
- Birgit Kata u.a. (Hrsg.): Mehr als 1000 Jahre: Das Stift Kempten zwischen Gründung und Auflassung 752 – 1802. Allgäuer Forschungen zur Archäologie und Geschichte, 1. Friedberg, 2006
Weblinks
Commons: Fürststift Kempten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Klöster in Bayern: Kloster Kempten (Haus der Bayerischen Geschichte)
- Kempten, Fürstabtei: Territorium und Verwaltung bei historisches-lexikon-bayerns.de
- Kempten, Fürstabtei: Politische Geschichte (Spätmittelalter) bei historisches-lexikon-bayerns.de
- Justiz.bayern.de
47.72836111111110.312833333333Koordinaten: 47° 43′ 42″ N, 10° 18′ 46″ OKategorien:- Ehemaliges Benediktinerkloster in Bayern
- Kloster (8. Jahrhundert)
- Reichsabtei
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- Historisches Territorium (Bayern)
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